Papierspaltverfahren
Das Papierspaltverfahren ist ein in den 60er Jahren vom Restaurator Günter Müller an der Universität Jena entwickeltes Verfahren mit dem (z. B. durch Tintenfraß) beschädigtes Papier restauriert werden kann. Das Papierspaltverfahren wird nur in schwerwiegenden Fällen angewandt, da es aufwändig (damit kostenintensiv) ist und das Original verändert wird.
Das Verfahren
Das zu restaurierende Blatt Papier wird in ein spezielles Bad gelegt, damit es aufquillt und Schadstoffe aus dem Papier ausgewaschen werden. Dann werden Vorder- und Rückseite jeweils mit einem mit Gelatinekleber behaftetem Trägerpapier beklebt (das Anpressen der Trägerpapiere geschieht in einer hydraulischen Presse). Durch das Aufquellen des Blattes lässt sich dieses auseinander ziehen, und man spaltet so das Blatt in zwei Teile. Nun wird dazwischen ein dünnes, säurefreies und gepuffertes Japanpapier unter hohem Druck geleimt (Calciumcarbonat wirkt als Puffer gegen zukünftig entstehende Säuren). Im letzten Schritt werden die Kaschierpapiere in einem Enzymbad samt Gelatinekleber wieder abgelöst.
Alternativ dazu können die Trägerpapiere etwas angefeuchtet sein, so dass die Feuchtigkeit ins Kunstwerk eindringen kann und es nicht in ein Bad gelegt werden muss.
Geschichtliches
- Die Papierspaltung ist schon im 1901 veröffentlichten "Bookbinding and the care of Book" von Douglas Cockerell erwähnt.
- Bekannt ist diese Restaurierungsmethode vor allem durch die durch Tintenfraß in Mitleidenschaft gezogenen Notenhandschriften Johann Sebastian Bachs.
Literatur
- Robert Schumann: Noten in Not. bild der wissenschaft 8/2000 S. 22-26
- Douglas Cockerell: Der Bucheinband und die Pflege des Buches. Reprint der 2. deutschen Auflage, Leipzig 1925, ISBN 3-88746-382-X, Edition libri rari, Th. Schäfer, Hannover 1998 (allgemein über Buchrestaurierung)
Weblinks
Zur Papierspaltung:
- Jenaer Restaurierungs-Werkstatt
- Von Schimmel, Tintenfraß und Papierspaltereien (Eberhard-Karls-Universität Tübingen)
Weiteres zum Thema Restaurierung: