Narus

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Narus
Rechtsform Inc.
Gründung 1997
Auflösung 2015
Sitz Sunnyvale, Kalifornien, Vereinigte Staaten
Mitarbeiterzahl 150
Branche Überwachungstechnik
Rüstungsindustrie
Website www.narus.com

Narus war der weltgrößte Hersteller von Massenüberwachungstechnologie (englisch mass surveillance). Die Tochtergesellschaft von Boeing entwickelt und vertrieb unter anderem Echtzeit-Analytik-Software für Netzwerke für Signals-Intelligence-Anwendungen (enterprise class Spyware).[1][2] Das Unternehmen kam 2004 in die Medien, als bekannt wurde, dass es in einem Supercomputersystem, der NarusInsight, bei einem Internet-Backbone in San Francisco sämtliche Daten nahezu in Echtzeit für die National Security Agency (NSA) überwacht. Das aktuelle Produkt (2013) Narus nSystem soll nach eigenen Angaben eine Komplettlösung inklusive multidimensionaler Datenbank, Kompression von großen Datenmengen und Forensik-Portal bereitstellen.[3] 2015 wurde die Narus von Boeing verkauft und durch Symantec übernommen.[4]

1997 wurde das Unternehmen von einem israelischen Team unter der Leitung von Ori Cohen, als Vizepräsident für Wirtschaftsförderung und Technologieforschung des Video-Networking Unternehmens VDONet und Stas Khirman in Israel initiiert.[5][6] Beide arbeiten seit März 2013 für die Deutsche Telekom AG.[7]

Seit 2004 ist bekannt, dass Narus ein Zulieferer des US-amerikanischen Geheimdienstes war, damals wurde der ehemalige Direktor der NSA William P. Crowell als Vorstand bei Narus ernannt.[3]

Diagramm der Mithöreinrichtung von der Electronic Frontier Foundation – „Marcus Declaration“-Dokument aus dem Rechtsstreit „Hepting vs AT&T“ von 2006.[8]
Diagramm wie es mutmaßlich installiert war, von der Electronic Frontier Foundation – „Klein Exhibit“-Dokument aus dem Rechtsstreit „Hepting vs AT&T“ von 2007.[8]Abbildung vergrößert und rotiert.

Narus war seit 2010 eine Tochter des US-amerikanischen Rüstungs- und Flugzeugherstellers Boeing.

2015 erfolgte der Verkauf an Symantec mit 65 Ingenieuren und Datenanalysten. Die Lizenzen über die Entwicklungen von Narus verblieben bei Boeing. Symantec wurde ein Vermarktungsrecht eingeräumt.[4]

Narus-Geräte werden für das globale Kommunikationsabhörsystem Echelon eingesetzt, das von den USA, Großbritannien, Australien, Neuseeland und Kanada – der sogenannten Five-Eyes-Gruppe – betrieben wird.

Narus wurde bekannt für die Entwicklung von NarusInsight, einem Supercomputersystem, das beim Internet-Backbone von AT&T in San Francisco installiert wurde. 2006 gab es einen Rechtsstreit zwischen der Electronic Frontier Foundation und AT&T,[9] mit ausgelöst durch den ehemaligen AT&T-Techniker und späteren NSA-Whistleblower Mark Klein. Klein und die Electronic Frontier Foundation konnten nachweisen, dass AT&T es der NSA mit Hilfe von Narus-Technologie gestattete, sämtliche Telefongespräche und IP-Daten direkt an den Backbones auszuleiten. Dazu installierte die NSA nach Kleins Angaben in einem geheimen Raum, Room 641A, im AT&T-Datacenter San Francisco eine Abhörschnittstelle des Typs Narus STA 6400.[3] Ähnliche Systeme waren bereits in Seattle, San José, Los Angeles und San Diego installiert worden.

Narus ist der Hersteller der Technik für das Überwachungsprogramm PRISM der NSA, das durch den NSA-Whistleblower Edward Snowden im Zuge des Überwachungsskandals 2013 bekannt wurde.

Der Bundesnachrichtendienst (BND) soll nach Recherchen des ARD-Magazins Fakt Komponenten der Technik von Narus über die „Gesellschaft für technische Sonderlösungen“ (GTS) mit Sitz in Frankfurt am Main erworben haben.[10] Bereits kurz nach der Unternehmensgründung 2007 war demnach die GTS exklusiver Vertriebspartner von Narus, bei dem der BND 2008 die Technik gekauft haben soll. Wie Andy Müller-Maguhn, Mitglied im Chaos Computer Club und ehemaliger Direktor bei ICANN in der Fernsehsendung erklärte, bietet Narus keine kleinen Überwachungslösungen an. Stattdessen lässt sich mit der hier entwickelten Überwachungstechnologie die komplette Kommunikation eines bestimmten Netzes oder Staates aufzeichnen. Die Bundesregierung antwortete im September 2013 auf eine kleine Anfrage: „Die Sicherheitsbehörden des Bundes setzten keine Produkte der Firmen Narus und Polygon ein.“[11]

Einzelnachweise

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  1. Boeing: Narus. In: Boeing.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. August 2010; abgerufen am 17. September 2011: „A wholly owned subsidiary of The Boeing Company, Narus is headquartered in Sunnyvale, Calif., and supports a global base of government and commercial customers.“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.boeing.com
  2. Narus Networks Private Limited: Private Company Information. In: Bloomberg Businessweek. Abgerufen am 17. September 2011: „Narus Networks Private Limited provides real-time network traffic and analytics software used to protect against cyber attacks and threats aimed at large Internet Protocol networks.“
  3. a b c Holger Bleich: Globaler Abhörwahn - Wie digitale Kommunikation belauscht wird. In: c’t 16/2013. heise, S. 112, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 19. Juli 2013.@1@2Vorlage:Toter Link/heise.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. a b Trefis Team: Symantec Acquires Boeing's Cybersecurity Unit in a Bid to Boost Big Data Capabilities. Abgerufen am 27. September 2021 (englisch).
  5. Video-Interview mit James Bamford, zu seinem Buch The Shadow Factory: The Ultra-Secret NSA from 9/11 to the Eavesdropping on America. In: Democracynow.org, 14. Oktober 2008
  6. Raphael Fogel: Ori Cohen, private eye. In: Haaretz. 11. Juli 2006, abgerufen am 17. September 2011: „It was founded in 1997 by Dr Ori Cohen, Stas Khirman and four other guys in Israel.“
  7. Ori Cohen. Linkedin Corporation, abgerufen am 28. Juli 2013.
  8. a b Ryan Singel: AT&T 'Spy Room' Documents Unsealed - You've Already Seen Them. In: Wired.com, 13. Juni 2007, Dokumente wurden veröffentlicht: http://eff.org/legal/cases/att (SER marcus decl.pdf)
  9. Christoph Dernbach: Wie die Geheimdienste Internet-Daten überwachen. In: impulse.de, 27. Juni 2013
  10. BND selbst im Besitz von Prism-Technik. In: MDR.de, 16. Juli 2013 (PDF)
  11. Deutsche Bundesregierung: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Andrej Hunko, Jan Korte, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 17/14515 –. 2013, S. 17 (bundestag.de [PDF]).