Michael Schanze
Michael Schanze (* 15. Januar 1947 in Tutzing) ist ein deutscher Schauspieler, Moderator, Sänger, Komponist und Buchautor.
Karriere
Musik
Michael Schanze ist der Sohn des Rundfunk-Orchesterchefs Artur Schanze. Seine musikalische Ausbildung erhielt er im Windsbacher Knabenchor[1] und durch klassischen Klavierunterricht. Nach dem Abitur 1966 gründete er seine Quarter Deck Combo und wurde dabei von einem Plattenproduzenten entdeckt. Der Erfolg der ersten Single Ich bin kein Lord führte zu weiteren Aufnahmen. Mit Ich hab dich lieb, Oh wie wohl ist mir und Wer dich sieht, hat dich lieb platzierte er sich in den deutschen Hitparaden. Zugunsten der ARD-Fernsehlotterie sang er 1978 das Titellied Schalt mal dein Herz auf Empfang. Im Jahr 1982 erhielt er für die mit der deutschen Fußballnationalmannschaft zur Weltmeisterschaft in Spanien eingespielte LP Olé España eine Goldene Schallplatte. Danach folgten vorwiegend musikalische Produktionen für Kinder zu den Themen Verkehrserziehung und Umweltschutz sowie Hörbücher.
Als Komponist war er bereits in den 1970er Jahren für seine Schallplatten-Produktionen tätig. 2014 komponierte er nach Texten von Christian Berg die Musik zu „Eine Weihnachtsgeschichte. Dem geizigen Scrooge geschieht das Weihnachtswunder“. Das Familien-Musical feierte im November 2014 in der Komödie Winterhuder Fährhaus, Hamburg, seine Premiere.
Fernsehen
Im Jahr 1968 holte ihn das Fernsehen erstmals als Nachwuchskünstler zum Talentschuppen des Südwestfunks. Anfang der 1970er-Jahre moderierte Michael Schanze beim Bayerischen Fernsehen für die ARD zwei Jahre lang samstagnachmittags das Wochenend-Journal Mobile. Danach wechselte er zum ZDF[2] und erhielt dort 1972 seine eigene Personality-Show Hätten Sie heut’ Zeit für mich? mit zahlreichen Gaststars und Einzelauftritten. 1973 moderierte er mehrsprachig gemeinsam mit Jean-Pierre Cassel die „Gala du MIDEM“ in Cannes, Europas größte Musikfachmesse, übertragen vom ZDF. Michael Schanze startete 1977 sein Kinder-Quiz 1, 2 oder 3, das er bis zum September 1985 moderierte. Markenzeichen der Sendung wurde ein Finger-Backen-Schnalzer, dem Geräusch nach dann „Plopp“ genannt. Es folgten weitere Showreihen und Einzelsendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Als erster deutschstämmiger Künstler nahm er 1978 mit einer Trampolin-Nummer an der „Gala de l’Union de l’Artistes“ (ein Pendant zu „Stars in der Manege“) im Pariser Cirque d’Hiver teil.
Mitte der 1980er-Jahre wechselte Michael Schanze zur ARD. Dort zeigte er sich in einer mehrteiligen Personality-Show mit dem Titel Die Michael-Schanze-Show und moderierte die WDR-Kinder- und Jugendserie Telefant. Im Jahr 1988 startete der von ihm präsentierte Flitterabend. In dieser regelmäßigen neunzigminütigen Live-Show am Samstagabend spielten frisch vermählte Brautpaare um eine Traumreise in die Flitterwochen. Ab 1991 produzierte er Kinderquatsch mit Michael, dessen Konzept aus Elementen vorangegangener Sendungen entstand.
Im Lauf seiner Fernsehkarriere wurde er mehrfach für seine TV-Arbeit ausgezeichnet. Er bekam unter anderem den Bambi, die Goldene Kamera und den deutschen Fernsehpreis Telestar. Im Jahr 1984 wurde er von der ETMA (European TV Magazines Association) in Cannes als „Bester Kinder-Entertainer Europas“ für 1, 2 oder 3 ausgezeichnet. Nominierungen erhielt er 1996 für den Adolf-Grimme-Preis (Kinderquatsch mit Michael) sowie für die Goldene Rose von Montreux (Wunderland).
Schauspiel
Im Jahr 1970 erhielt Michael Schanze sein Diplom an der Hochschule für Fernsehen und Film München und nahm zusätzlich Schauspielunterricht. Anschließend wirkte er in verschiedenen deutschsprachigen Kino-Produktionen mit. In einer Neuverfilmung des klassischen Stoffes Krambambuli mit dem Titel Sie nannten ihn Krambambuli spielte er 1972 eine Hauptrolle. Im Jahr 2010 war Michael Schanze in einzelnen Folgen der Fernsehserie Dahoam is Dahoam in der Rolle des Jürgen Wiesmüller zu sehen.
Seit 2002 ist Michael Schanze sowohl in Boulevardkomödien als auch in ernsthaften Rollen auf deutschen Bühnen zu sehen. Regisseur und Intendant Hellmuth Matiasek holte ihn 2007 als Gagler in Carl Orffs Astutuli zu den Festspielen im Kloster Andechs. Für die Darstellung des Milchmann Tevje in Anatevka erhielt Michael Schanze im Sommer 2012 bei den Bad Hersfelder Festspielen den Zuschauerpreis als beliebtester Darsteller (Silberner Ring). Von Dezember 2012 bis Juli 2014 spielte er an der Oper Chemnitz die Rolle des Zirkusdirektor Obolski in Das Feuerwerk – O mein Papa. 2013 kehrte er als Käpt’n Andy im Musical Show Boat zu den Bad Hersfelder Festspielen zurück. Im gleichen Jahr startete seine Theatertournee mit dem Stück „Othello darf nicht platzen“, das 2013 an der Komödie im Bayerischen Hof, München, zu sehen war. Es folgte die Bühnenfassung des Erfolgsfilms "Miss Daisy und ihr Chauffeur" in einer Aufführung im Schlosshof Paderborn. Im Sommer 2015 ist er in "Ein Fall für Pater Brown" bei den Schlossfestspielen Neersen in der Titelfigur zu sehen und wird ab August 2015 im Musical "Der kleine Horrorladen" (Opernhaus des Theater Bonn) eine der Hauptrollen übernehmen.
Privat
Michael Schanze ist Vater dreier Söhne aus einer im Jahr 2000 geschiedenen Ehe. Er engagiert sich für diverse Kinderhilfsorganisationen wie zum Beispiel Plan International. Aufgrund seiner Wohltätigkeitssendungen im Fernsehen konnten zwei SOS-Kinderdörfer in Mexiko und Bangladesch errichtet werden.
Seit Jahrzehnten fördert der begeisterte Segler und Golfer auch die Lebenshilfe Starnberg e.V., die sich um Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung sowie Kinder mit Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten kümmert. Zusätzlich unterstützt er als Mitglied im Stiftungsrat des Bündnis für Kinder. Gegen Gewalt. ausgesuchte Projekte zu Gewaltprävention und Kinderschutz, um Kinder und Jugendliche in einer kinderfreundlichen Gesellschaft gewaltfrei aufwachsen lassen zu können.
Im Jahr 1977 belegte Michael Schanze bei den Meisterschaften im Windsurfen auf den Bahamas den 7. Platz.
Werke
Musik
- 1968: Ich bin kein Lord und Es muss nicht Frühling sein (B-Seite)
- 1970: Ich hab dich lieb (Platzierung in der Deutschen Hitparade: #16)
- 1971: Solang wir zwei uns lieben
- 1971: Wer dich sieht, hat dich lieb (DE #43)
- 1972: Oh wie wohl ist mir (DE #18)
- 1972: Sonntag im Zoo
- 1973: Wo du bist, will ich sein
- 1973: Ich lass dich nie mehr aus den Augen
- 1975: Du hast geweint (DE #42, AT #19)
- 1975: Hell wie ein Diamant (DE #37)
- 1976: Nie mehr
- 1976: Es ist morgen und ich liebe dich noch immer
- 1977: Ich bin dein Freund
- 1978: Schalt mal dein Herz auf Empfang – Lied der ARD-Fernsehlotterie
- 1978: Sonne scheint in alle Herzen
- 1979: Das Mädchen im Spiegel
- 1981: Wie ich dich liebe
- 1982: Olé España (DE #10) – mit der Deutschen Fußballnationalmannschaft
Fernsehshows
- 1971–1972: Mobile
- 1972–1978: Hätten Sie heut Zeit für mich?
- 1977–1985: 1, 2 oder 3
- 1979–1984: Hätten Sie heut' Zeit für uns?[3]
- 1980–1982: Show-Express
- 1981–1988: Telezirkus (vier Ausgaben)
- 1983–1992: Nur keine Hemmungen
- 1983: Start ins Glück
- 1984–1986: Die Michael Schanze-Show
- 1985–1988: Telefant
- 1988–1995: Flitterabend
- 1989: Spiel ohne Grenzen
- 1991–2003: Kinderquatsch mit Michael
- 1996–1997: Wunderland
- 2004–2006: Wenn das kein Grund zum Feiern ist / Herzlichen Glückwunsch
Filmografie
- 1971: Außer Rand und Band am Wolfgangsee, Regie: Franz Antel
- 1972: Sie nannten ihn Krambambuli, Regie: Franz Antel
- 1972: Die lustigen Vier von der Tankstelle, Regie: Franz Antel
- 1983: Laß das – ich haß’ das, Regie: Horst Hächler
- 2010: Dahoam is Dahoam (TV-Serie)
Buch
- 1986: Die Plopper: Was ist los in Halle 3? (Ravensburger)
- 1986: Die Plopper: Eine Torte im Rucksack (Ravensburger)
- 1986: Die Plopper: Immer Zirkus mit Matz (Ravensburger)
- 1986: Die Plopper: Moritz jagt die Flusspiraten (Ravensburger)
- 1986: Die Plopper: Riesenzoff im Hinterhof (Ravensburger)
- 1987: Aufgepasst im Straßenverkehr (mit Ralf Butschkow, Ravensburger)
Theater/Bühne
- 1998: Jingle Bells – Revue im Friedrichstadtpalast, Berlin
- 2002: Miss Berlin, Komödie am Kurfürstendamm, Berlin
- 2007: Astutuli, Carl Orff Festspiele, Kloster Andechs
- 2008: Kunst, Komödie im Marquardt, Stuttgart
- 2010: Halpern und Johnson, Schlosspark Theater, Berlin
- 2010: Vier linke Hände, Komödie im Bayerischen Hof, München
- 2011: Der nackte Wahnsinn, Ernst-Deutsch-Theater, Hamburg
- 2012: Anatevka, Bad Hersfelder Festspiele
- 2012 - 2014: Das Feuerwerk - O mein Papa, Oper Chemnitz
- 2013: Mein Vater, der Junggeselle, Komödie am Altstadtmarkt, Braunschweig
- 2013: Show Boat, Bad Hersfelder Festspiele
- 2013 + 2014: Othello darf nicht platzen, Komödie im Bayerischen Hof, München
- 2014: Miss Daisy und ihr Chauffeur, Schlosshof, Paderborn
- 2015: Ein Fall für Pater Brown, Schlossfestspiele Neersen
- 2015 + 2016: Der kleine Horrorladen, Opernhaus des Theater Bonn
- 2016 + 2017: Ein Herz aus Schokolade oder Das süße Leben des Monsieur Ledoux, Komödie Düsseldorf und Braunschweig
Auszeichnungen
- 1973: Bambi, Auszeichnung in Gold (Redaktions-Bambi) und Silber (Publikumspreis in Form einer Medaille, einmalig verliehen)
- 1975: Bravo Otto in Bronze, Kategorie TV-Moderator
- 1980: Bambi
- 1980: Goldene Kamera
- 1984: Preis der ETMA (European TV Magazines Association) für 1, 2 oder 3
- 1990: Bambi
- 1995: Telestar Beste Moderation Unterhaltung für Flitterabend
- 2012: Zuschauerpreis der Bad Hersfelder Festspiele
Weblinks
- Offizielle Website von Michael Schanze
- Michael Schanze bei IMDb
- Literatur von und über Michael Schanze im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Interview einer Neunjährigen mit Michael Schanze ( vom 31. Mai 2008 im Internet Archive) Über seine Kindersendungen und seine Schulzeit, Dezember 2003 (Archivversion)
- Kritik zu Anatevka
Einzelnachweise
- ↑ Radiointerview mit M. Schanze bei „SWR1 Leute“, 30. Januar 2008
- ↑ Michael Pohl: „Kinder-Liebling Michael Schanze wird 60.“ – AP, 12. Januar 2007
- ↑ http://www.fernsehserien.de/haetten-sie-heut-zeit-fuer-uns
Personendaten | |
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NAME | Schanze, Michael |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler, Moderator, Sänger und Buchautor |
GEBURTSDATUM | 15. Januar 1947 |
GEBURTSORT | Tutzing |