Dorschartige
Dorschartige | ||||||||||||
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Kabeljau (Gadus morhua) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Gadiformes | ||||||||||||
Bleeker, 1859 |
Die Dorschartigen (Gadiformes) sind eine Ordnung der Echten Knochenfische (Teleostei), die fast ausschließlich im Meer lebt. Dorschartige kommen vor allem in den Meeren der nördlichen Erdhalbkugel vor. Verbreitungsschwerpunkt ist der Nordatlantik, aber auch in südlichen Gewässern bis zum Südpolarmeer finden sich Dorschartige. Viele Arten leben auch in der Tiefsee bis in Tiefen von 6000 Metern. In tropischen und subtropischen Küstengewässern sind sie selten. Die einzigen dorschartigen Süßwasserbewohner sind die Quappe (Lota lota)[1] und der Atlantik-Tomcod (Microgadus tomcod)[2], der eigentlich ein Bewohner des nordwestlichen Atlantiks ist, von dem es aber in zwei Seen (Deer Lake, Neufundland; Lac Saint-Jean, Québec) Süßwasserpopulationen gibt, die vom Meer abgeschnitten wurden.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dorschartige sind langgestreckte, meist spindelartig geformte Fische. Sie haben nur obere Rippen, keine Gräten (Bindegewebsverknöcherungen, die keinen Kontakt zur Wirbelsäule haben und zwischen den Muskelsegmenten liegen) und meist keine echten Hartstrahlen in den Flossen. Nur die meisten Grenadierfische (Macrouridae) besitzen einen harten, gesägten, zweiten Flossenstrahl in der Rückenflosse. Das alleinige Vorhandensein von Weichstrahlen ist wahrscheinlich sekundär. Rückenflosse und Afterflosse sind meist sehr langgestreckt, manchmal auch mit der immer symmetrischen Schwanzflosse zu einem Saum zusammengewachsen. Die Rückenflosse ist oft in zwei oder drei Teile geteilt, die Afterflosse besteht aus einem bis zwei Teilen. Die Schwanzflosse schließt gerade ab, ist leicht gegabelt, fehlt aber bei vielen Formen, deren Körper in einen rattenartigen, spitzen Schwanz ausläuft. Die Bauchflossen fehlen oft oder stehen, wenn sie vorhanden sind, vor oder direkt unter den Brustflossen (oder, bei den Macrouridae, kurz dahinter). Sie sind oft zu filamentartigen Fäden reduziert. Die Beckenknochen sind locker über ein Ligament mit dem Schultergürtel verbunden und liegen hinter dessen Symphyse. Die Schwanzflosse ist homocerk und hat verkümmerte Hypuralia.
Dorschartige sind Physoclisten, d. h. ihre Schwimmblase ist geschlossen, der Gasaustausch erfolgt über Blutgefäße. Die Schwimmblase wird auch als Resonanzkörper zur Lauterzeugung benutzt. Bei bodenlebenden Arten ist sie reduziert. Der Sacculus ist sehr groß. Im Schädel fehlen Basisphenoid, Myodom, Mesocoracoid und Orbitosphenoid. Viele Dorschartige haben Kinnbarteln. Der Oberkieferrand wird meist nur von der Prämaxillare gebildet, die stark bezahnt ist. Die Kiemenöffnung ist sehr groß. Die Anzahl der Branchiostegalstrahlen liegt bei sechs bis acht. Die Schuppen sind normalerweise Rundschuppen, seltener Kammschuppen. Die Otolithen („Ohrsteine“) der Fische sind relativ einheitlich und sind lediglich bei den Gabeldorschen stärker spezialisiert.
Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alle Dorschartigen leben in Schwärmen als Raubfische im freien Wasser oder auf dem Boden. Um ihren Nahrungstieren zu folgen oder um zu den Laichplätzen zu gelangen, unternehmen sie weite Wanderungen. Viele Dorschartige produzieren eine außergewöhnlich hohe Zahl von Eiern. Weibchen des Kabeljaus legen in einer Laichperiode bis zu neun Millionen Eier. Eier und Larven sind pelagisch.
Äußere Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Dorschartigen sind nach aktuellem Forschungsstand die Schwestergruppe von Stylephorus chordatus.[3] Von diesem abgesehen sind ihre nächsten Verwandten die Petersfischartigen (Zeiformes).[3][4][5]
Folgendes Kladogramm zeigt die systematische Stellung der Dorschartigen:
Neoteleostei |
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Innere Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Dorschartigen waren über einen langen Zeitraum umstritten und Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen. Im Folgenden wird eine im Dezember 2020 vorgestellte Systematik dargestellt, die sich auf den Vergleich von 14.208 Genloci (mehr als 2,8 Millionen Basenpaare) von 58 Arten aus allen Familien der Dorschartigen stützt.[6]
Unterordnung Bregmacerotoidei
- Fam. Einhorndorsche (Bregmacerotidae)
Unterordnung Gadoidei
- Fam. Gabeldorsche (Phycidae)
- Fam. Seequappen (Gaidropsaridae)
- Fam. Quappen (Lotidae)
- Fam. Dorsche (Gadidae)
Unterordnung Ranicipitoidei
- Fam. Froschdorsche (Ranicipitidae)
Unterordnung Merluccioidei
- Fam. Seehechte (Merlucciidae)
Unterordnung Macrouroidei
- Fam. Trachyrincidae
- Fam. Euclichthyidae
- Fam. Aaldorsche (Muraenolepididae)
- Fam. Hochseedorsche (Melanonidae)
- Fam. Tiefseedorsche (Moridae)
- Fam. Bathygadidae
- Fam. Lyconidae
- Fam. Südliche Seehechte (Macruronidae)
- Fam. Leuchtseehecht (Steindachneriidae)
- Fam. Grenadierfische (Macrouridae)
Kladogramm nach Adela Roa-Varón et al. (2020):[6]
Dorschartige |
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Stammesgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Dorschartigen entstanden in der späten Kreidezeit vor etwa 80 Millionen Jahren. Kurze Zeit später spalteten sich die Einhorndorsche (Bregmacerotidae) ab, gefolgt von zwei größeren Linien (Gadoidei und Macrouroidei), die sich vor ca. 70 Millionen Jahren weiter diversifizierten. Die zum Froschdorsch (Raniceps raninus) führende Linie evolvierte vor ca. 63 Millionen Jahren. Aus dem frühen und mittleren Paläozän (Danium und Seelandium) von Europa und Südaustralien stammen die ersten Fossilien von Dorschartigen.[6] Aus den Eozän stammen Fossilfunde von Einhorndorschen in Europa, Westasien und Nordafrika. Im Oligozän des Nordkaukasus, der Karpaten, der Schweiz, Ostfrankreichs, Australiens und Neuseelands fand man die ersten Dorsche, z. B. Paleogadus und Pseudoraniceps und den Seehecht Merluccis errans. Tiefseedorsche der Gattung Gadella sind aus dem Pliozän von Fiume Marecchia (Norditalien) bekannt.[7]
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu der Ordnung gehören wirtschaftlich sehr bedeutende Speisefische, mehr als 1/4 der weltweit kommerziell gefangenen Meeresfische gehören zu den Dorschartigen. Wirtschaftlich besonders bedeutend ist die Familie der Dorsche (Gadidae), zu der der Kabeljau, der Pazifische Pollack (Alaska-Seelachs), der Köhler (Seelachs) der Schellfisch und der Leng gehören.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Joseph S. Nelson: Fishes of the World. John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7.
- Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Band II, Teil 2: Fische. Gustav Fischer Verlag Jena, 1991, ISBN 3-334-00339-6.
- Arno Hermann Müller: Lehrbuch der Paläozoologie. Band III, Vertebraten, Teil 1. Seite 371, Gustav Fischer Verlag, 1985.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Quappe auf Fishbase.org (englisch)
- ↑ Atlantik-Tomcod auf Fishbase.org (englisch)
- ↑ a b R. Betancur-R., E. Wiley, N. Bailly, A. Acero, M. Miya, G. Lecointre, G. Ortí: Phylogenetic Classification of Bony Fishes – Version 4 ( des vom 11. Juli 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (2016)
- ↑ Wei-Jen Chen, Celine Bonillo, Guillaume Lecointre: Repeatability of clades as a criterion of reliability: a case study for molecular phylogeny of Acanthomorpha (Teleostei) with larger number of taxa. Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 26, Number 2, Februar 2003, Seite 262–288(27), PDF
- ↑ Masaki Miya et al. (2003): Major patterns of higher teleostean phylogenies: a new perspective based on 100 complete mitochondrial DNA sequences. Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 26, Issue 1, January 2003, Pages 121–138 doi:10.1016/S1055-7903(02)00332-9
- ↑ a b c Adela Roa-Varón; Rebecca B. Dikow; Giorgio Carnevale; Luke Tornabene; Carole C. Baldwin; Chenhong Li; Eric J. Hilton (2020): Confronting Sources of Systematic Error to Resolve Historically Contentious Relationships: A Case Study Using Gadiform Fishes (Teleostei, Paracanthopterygii, Gadiformes). Systematic Biology, syaa095, Dezember 2020. DOI: 10.1093/sysbio/syaa095
- ↑ Karl Albert Frickhinger: Fossilien Atlas Fische, Mergus-Verlag, Melle, 1999, ISBN 3-88244-018-X