David Pareus
David Pareus (eigentlich David Wängler; * 30. Dezember 1548 in Frankenstein in Schlesien; † 15. Juni 1622 in Heidelberg) war ein reformierter Theologe der frühen Neuzeit.
Ausbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Sohn des Frankensteiner Gerichtsschöffen Johannes Wängler und der Magdalena Franck besuchte ab 1564 die von dem Humanisten Christoph Schilling geleitete Schule in Hirschberg (Riesengebirge) und folgte diesem 1566 an das Gymnasium in Amberg (Oberpfalz). Schilling gräzisierte Wänglers Familiennamen zu Pareus (altgriechisch παρειά die Wange, παρήιος von den Wangen). Nach Heidelberg gewechselt, fand Pareus als Alumnus Aufnahme in das Sapienzkolleg, das der Breslauer Zacharias Ursinus leitete, einer der führenden reformierten Theologen. Ab 1566 studierte Pareus an der Heidelberger Universität die Fachrichtungen Philologie und Theologie.
Berufstätigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Abschluss seines Studiums wurde Pareus 1571 für wenige Monate Prediger in der südpfälzischen Gemeinde Niederschlettenbach, ehe er als Lehrer ans Pädagogium in Heidelberg berufen wurde. 1573 übernahm er die Pfarrstelle an der St.-Laurentius-Kirche in Hemsbach an der Bergstraße, 1577 in Oggersheim. Nach dem Tod des dem Calvinismus zugeneigten Kurfürsten Friedrich III. und dem Religionswechsel der Kurpfalz zum Luthertum folgte Pareus 1578 einem Ruf des Pfalzgrafen Johann Casimir an das als Universität für Calvinisten gegründete Casimirianum in Neustadt an der Haardt und versah zugleich die Pfarrstelle im benachbarten Winzingen. Als Johann Casimir – wegen des Todes seines kurfürstlichen Bruders Ludwig VI. – 1583 Administrator der Kurpfalz wurde, machte er Pareus zunächst zum stellvertretenden Leiter, dann zum Leiter des Sapienzkollegs Heidelberg. 1598 schließlich erhielt Pareus einen Lehrstuhl für Theologie an der Universität Heidelberg, zunächst für Altes, dann für Neues Testament. Diese Position hatte er inne, bis er – 1618 hatte der Dreißigjährige Krieg begonnen – 1621 vorübergehend nach Annweiler am Trifels fliehen musste, weil spanische Truppen unter General Córdoba Heidelberg bedrohten. Kurz nach seiner Rückkehr nach Heidelberg im Mai 1622 starb er in seinem Haus am unteren Schlossberg, dem Pareanum, das er 1607 erworben hatte.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pareus gab 1587/88 die Neustadter Bibel heraus, die auf der deutschen Übersetzung Martin Luthers basierte, und versah sie mit reformierten Kommentaren. Den Druck besorgte der Buchdrucker und Verleger Matthäus Harnisch in Neustadt. Im dortigen Stadtmuseum Villa Böhm wird ein Exemplar der 3. Auflage von 1594 präsentiert. Außerdem veröffentlichte Pareus ab 1591 die Auslegungen (in lateinischer Sprache) des Heidelberger Katechismus seines Lehrers Zacharias Ursinus.[1] Der Heidelberger Katechismus war 1563 u. a. von Zacharias Ursinus verfasst worden und gilt als bedeutendste Bekenntnisschrift der reformierten Kirche Deutschlands.
1603 stand Pareus in einem Briefwechsel mit dem Speyerer Jesuiten Johannes Magirus (1559–1609), woraus auf beiden Seiten kontroverstheologische Schriften erwuchsen.[2]
Pareus’ Sohn, der Latinist Johann Philipp Pareus (1576–1648), der 1633 die Vita seines Vaters und 1647–1650 dessen Werke in vier Bänden herausgab (s. Abschnitt Literatur), sollte sich vor allem als Plautus-Forscher profilieren. Von 1610 bis 1622 war er Rektor am Vorläufer Pädagogium des heutigen Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums in Neustadt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Philipp Pareus: Narratio Historica de curriculo vitae, & obitu reverendissimi patris. Frankfurt am Main 1633 (D. Davidis Parei).
- Friedrich Wilhelm Cuno: Pareus, David. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 167–169.
- Karl Friedrich Ulrichs: Pareus, David. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 6, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-044-1, Sp. 1532–1536 .
- Gustav Adolf Benrath: David Pareus. In: Historische Kommission für Schlesien (Hrsg.): Schlesische Lebensbilder, Band 5: Schlesier des 15. bis 20. Jahrhunderts, hrsg. von Helmut Neubach, Ludwig Petry. Degener, Insingen 1968, OCLC 614717761, S. 13–23.
- Traudel Himmighöfer: Die Neustadter Bibel von 1587/88, die erste reformierte Bibelausgabe Deutschlands (= Veröffentlichungen des Vereins für pfälzische Kirchengeschichte 12). Speyer 1986, ISBN 3-925536-03-5.
- Traudel Himmighöfer: Pareus, David. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 65 f. (Digitalisat).
- Traudel Himmighöfer: Der reformierte Theologe David Pareus (1548–1622) und sein Bibelwerk. In: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde 77 (2010), S. 45–55.
- Pareus, David. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 26, Leipzig 1740, Sp. 351–354.
- Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, Leipzig 1839, S. 28–31 (Sektion 3, Teil 12).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Druckschriften von und über David Pareus im VD 17.
- Werke von und über David Pareus in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Neustadter Bibel kehrt zurück ( vom 27. September 2007 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vgl. Boris Wagner-Peterson: Zacharias Ursinus und „seine“ Auslegung des Heidelberger Katechismus. In: Matthias Freudenberg, J. Marius J. Lange van Ravenswaay (Hrsg.): Geschichte und Wirkung des Heidelberger Katechismus. Neukirchen-Vluyn 2013, ISBN 978-3-7887-2738-3, S. 86–109, bes. 94–98.
- ↑ Pierre Bayle: A general dictionary: historical and critical. Band 8, London 1739, S. 138 (Digitalscan).
Personendaten | |
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NAME | Pareus, David |
ALTERNATIVNAMEN | David Wängler |
KURZBESCHREIBUNG | reformierter Theologe |
GEBURTSDATUM | 30. Dezember 1548 |
GEBURTSORT | Frankenstein, Schlesien |
STERBEDATUM | 15. Juni 1622 |
STERBEORT | Heidelberg |