Rollei-Metric-Verfahren
Das Rollei-Metric-Verfahren ist ein Vermessungs- und Darstellungsverfahren für kriminalpolizeiliche Tatorte, das von der Polizei in Nordrhein-Westfalen eingesetzt wird. Die Technik wird überwiegend bei Kapitaldelikten eingesetzt.
Hierzu wurden im kriminaltechnischen Bereich der sechs Kriminalhauptstellen des Landes Aufnahmeteams gebildet und mit Messkameras ausgerüstet. Gleichzeit wurde beim Landeskriminalamt NRW ein zentraler Tatortvermessungsdienst eingerichtet, der ebenfalls zur Tatortaufnahme herangezogen werden kann und darüber hinaus landesweit die Auswertung aller RolleiMetric-Vermessungsprojekte leistet.
Erläuterung
Beim LKA wird seit 1992 das photogrammetrische Messsystem RolleiMetric eingesetzt. Die Erklärung, was sich dahinter verbirgt, versteckt sich schon in dem Wort photogrammetrie:
photo: Bilder im herkömmlichen Sinne. Die Messkamera ist bis auf bestimmte Eingeschaften, die sie halt zur Messkamera machen, eine Kleinbildkamera der Fa. Rollei - Handelsbezeichnung 3003. Es sind also Bilder, die von herkömmlichen Kleinbildnegativen entstanden sind.
grammetrie: im übertragenen Sinn: Messen.
So kann man mit einfachen Worten sagen, dass es sich bei der photogrammetrischen Vermessung, um Messen aus Bildern handelt.
Anwendungsgebiete
Das RolleiMetric-Verfahren wird zum überwiegenden Teil be der Vermessung großer Unfallstellen angewand. Dazu zählen beispielsweise Autobahnen, Flugzeugabstürze, Eisenbahnunfälle und Explosionsunglücke. Gerade in diesen Fällen spielt das Verfahren seine Stärken aus. Weitere Anwendungsgebiete sind die Tätergrößenbestimmung an Hand von Überwachungsfotos, die Rekonstruktion von Geschossbahnen und Schützenstandorten und die Volumenbestimmung von Abraumhalden, wie sie im Umweltstrafrecht erforderlich ist.
Beschreibung
RolleiMetric ist ein fotogrammetrisches Messsystem. Es besteht aus zwei unterschiedlichen Programmen / Anwendungsbereichen. Im Programm CDW (Close Range Digital Workstation) kommt die so genannte Mehrbildmessung zum Einsatz. Im Gegensatz zu Monobild NRW werden hier mehrere Fotos von einem Objekt oder Geländestück benutzt, um es zu vermessen. Ähnlich wie der Mensch mit seinen beiden Augen zwei getrennte Bilder aufnimmt und im Gehirn mit seiner gewaltigen Rechenleistung zu einer räumlichen Information verarbeitet, werden Fotos aus möglichst unterschiedlichen Blickwinkeln gefertigt und im Rechner von einer komplizierten Software zu einer räumlichen Information verknüpft. Jeder Punkt kann so messtechnisch im freien Raum genau erfasst werden.
Das ist aber bei hohem Spurenaufkommen am Unfallort für den Auswerter recht arbeitsaufwändig. Daher wird mittels CDW meistens nur die Form oder Oberfläche eines Objektes regeniert, etwa Fahrbahn und angrenzendes Gelände beim Unfall oder die Gebäudestruktur eines Innentatortes.
Anschließend kommt das RolleiMetric-Programm MSR (Metric Single Image Rectification) zum Einsatz, eine kompatible Monobildentzerrung. Hier wird das zuvor in CDW generierte Gittermodell als dreidimensionale Passpunktfigur unterlegt und nun verschiedene, speziell gefertigte Spurenfotos als maßhaltig entzerrte Fototextur auf Fahrbahnoberfläche, Wände oder Fußböden appliziert.
Das Ergebnis ist ein dreidimensionaler virtueller Tat- oder Unfallort, der wahlweise das Erstellen einer maßhaltigen fotografischen Draufsicht (Orthofoto) oder einer Strichzeichnung ermöglicht, aber auch Grundlage für wirklichkeitsgetreue dreidimensionale Videoanimationen sein kann.
Vorteile
Das Verfahren erfasst alle Unfallspuren dreidimensional, also auch jene, die außerhalb der Fahrbahn liegen. Damit deckt es alle Situationen ab, in denen Monobild NRW nicht eingesetzt werden kann.
RolleiMetric ist äußerst präzise. In NRW kommen ausschließlich metrische Messkameras der Fa. Rollei zum Einsatz. Es wird eine Abweichung von maximal drei cm auf 100 m Spurenlänge gehalten.
Mit RolleiMetric können auch große Spurenlagen sehr schnell abgearbeitet werden. Es müssen grundsätzlich nur drei Refenrenzstrecken vermessen und einige zusätzliche Markierungen auf die Fahrbahn aufgebracht werden. Dazu trägt freilich auch entscheidend der Umstand bei, dass das LKA-Team gewöhnlich im Hubschrauber eingesetzt wird und damit über eine ideale Kamerahöhe von 30–60 m verfügen kann.
Nachteile
Der Einsatz des Tatortvermessungsdienstes ist mit einer gewissen Zeitverzögerung verbunden, die während der Bürozeiten im Idealfall ca. 60 Minuten betragen kann.
Mitunter steht auf Grund der Einsatzlage kein Hubschrauber zur Verfügung. Bei Dunkelheit und besonders schlechten Witterungsverhältnissen kann kein Hubschraubereinsatz erfolgen. Außerhalb der Bürozeiten kann der Tatortvermessungsdienst in Ausnahmefällen angefordert werden, der Zeitverzug ist dann aber größer.
Verweise
Quellen
1. Infomaterial der verschiedenen Institutionen
2. Aneignung aus Fortbildungsseminaren