Manfred Deix
Manfred Deix (* 22. Februar 1949 in Sankt Pölten, Österreich) ist ein im deutschen Sprachraum sehr bekannter Karikaturist, Grafiker und Cartoonist. In diesen Sparten arbeitet er sowohl als Zeichner als auch als Texter. Darüber hinaus betätigt Deix sich als Musiker und Krimiautor.
Leben
Geboren als zweites Kind der Eltern Johanna und Franz Deix im niederösterreichischen Sankt Pölten, wächst Deix dort und später in Böheimkirchen auf, wohin seine Eltern übersiedeln, um dort das von ihnen gepachtete Gasthaus “Zur blauen Weintraube” zu betreiben. Ab 1955 besucht er die Daniel-Gran Volksschule, danach für ein Jahr die Hauptschule und dann von 1960 bis 1965 das Bundesrealgymnasium in St. Pölten. 1965 immatrikuliert er sich in Wien an der Höhere Graphische Lehr- und Versuchsanstalt, wo er u. a. gemeinsam mit Gottfried Helnwein, Josef Bramer, und Bernhard Paul studiert. Die Ausbildung endet wegen "Schulschwänzen" (Deix) nach zweieinhalb Jahren vorzeitig durch seinen Rauswurf. Draufhin schreibt er sich 1968 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien ein. Das Kunst-Studium bricht er 1975 nach 14 Semestern und ohne Abschluss ab. 1984 heiratet Deix seine Frau Marietta in Las Vegas. Im Zuge dieses USA-Aufenthaltes kommt es in Los Angeles zu einem ersten persönlicher Kontakt mit den von ihm sehr geschätzten Beach Boys. 1985 sendet der ORF ein erstes ausführliches Portrait über Deix. Im gleichen Jahr entstehen die persönlichen Kontakte zu den Titanic-Zeichnern Hans Traxler, Chlodwig Poth, F. K. Waechter und Robert Gernhardt. 1988 erleidet Deix – nicht zuletzt aufgrund seines eingestanden exzessiven Lebenswandels ("arbeite, zeichne, rauche, saufe") - einen Lungeninfakt und übersiedelt nach dem Klinikaufenthalt nach Weidling. 1995 folgt ein weiterer, diesmal alkoholbedingter Zusammenbruch, der den Zeichner veranlasst, eine "brave Phase bis heute..." einzulegen. Billy Wilder bekennt sich 1989 als Deix-Fan und schreibt das Vorwort zum fünften Deix-Buch "Augenschmaus". Bono, Frontman von U2, vergleicht 1993 in einem Interview die Texte seiner Band mit den Bildern von Deix. 2001 begegnet Deix in seiner Kremser Dauerausstellung seinem Vorbild Robert Crumb. Deix lebt heute mit seiner Frau und zahlreichen Katzen in der Nähe von Wien.
Werk
Bereits als Sechsjähriger erregt Deix, wie er selbst schreibt, durch „erste Verkäufe von Nackertzeichnungen an die aufgeweckteren Mitschüler (Stückpreis 10-15 Groschen)“ Aufsehen. Als er mit elf an einem Zeichenwettbewerb des ORF teilnimmt, wird er mit der Begründung „Wir wollen Zeichnungen von Kindern, aber nicht von Erwachsenen und Profis.“ disqualifiziert. Deix hatte zum Thema „Der Rattenfänger von Korneuburg“ ein Mörderbild eingeschickt. Bemerkenswerter Weise ist es sein Religionslehrer, der ihm 1960 – trotz der fortan zum Markenzeichen werdenden Anstößigkeit der Bilder – die Chance gibt, erste Cartoons in der Niederösterreichische Kirchenzeitung zu veröffentlichen. Nachdem er anfänglich seine Blätter von seiner Freundin und späteren Frau Marietta auf dem Flohmarkt verkaufen lässt, veröffentlicht er ab 1972, noch als Stundent, in den Magazinen Profil, Trend und Economy. Ab 1978 folgen Titelblätter und Zeichnungen für Stern, Spiegel, Pardon, Titanic und den Playboy. Aus den Honoraren finanziert Deix die erste USA-Reise, besucht dort vor allem Kalifornien. 1987 gestaltet Deix das Bühnenbild für Bert Brechts „Arturo Ui“ am Wiener Burgtheater und die Fassade des „Palastes der Winde“ für Andre Heller. Unter der Regie von Peter Hayek entsteht das TV-Filmportrait „Küss die Hand Österreich - Manfred Deix“, das in ORF, SRG, ZDF, 3sat gesendet wird. Ebenfalls 1987 bietet die Hamburger Fachhochschule für Gestaltung Deix eine Professur an. Beim Wiener Donauinselfest steht Deix 1999 mit den Beach Boys live auf der Bühne.
Arbeitsweise & Stil
Deix arbeitet vorzugsweise in Aquarell. Die Wahl feiner gestalterischer Mittel wird kontrastiert durch Bildinhalte, die in ihrer Thematik und Deutlichkeit oft Tabus verletzen. Dabei sind die Werke getragen von einem hohen moralischen Impetus, da Ironie und Sarkasmuss stets im Dienste der Gesellschaftskritik oder der Aufdeckung institutionellen und persönlichen Fehlverhaltens gebraucht werden.
Zielscheibe des teilweise ätzenden Spottes sind zum einen österreichische, aber auch internationale Politiker, sowie zum anderen das gemeine Volk. Besonders hart wird dabei immer wieder der österreichische Rechtspopulist Jörg Haider attackiert. Darstellungen Haiders u. a. als Kampfhund, Hannibal Lecter oder Tiger (siehe „Der Dicke Deix“, Seiten 112, 212, 249) führten zu diversen Klagen Haiders. Augenfällig sind auch die Deix' Volks-Darstellungen: Zechgelage, (Kinder-)Pornokonsumenten oder sich sexuell betätigende Kleriker gehören zum Themenspektrum einer tabulosen Ironiesierung. Gleichzeitig praktiziert Deix große Volksnähe, was ihm erlaubt, den von ihm reklamierten "liebevollen Blick auf die Österreicher" aus einer Haltung der Empathie heraus zu entwickeln und sich selbst als Gegenstand der Irnisierung nicht auszusparen. Selbtportraitierungen und Autobiografisches sind daher nicht weniger ironisch-sarkastisch als andere Arbeiten.
Viele Karikaturen Deix' sind mit von ihm - häufig in Gedichtform - verfassten Texten versehen. Analog zur Kontrastierung zwischen feinen Gestaltungsmitteln und explizit Dargestelltem im Grafischen verwendet er in der Sprache einen witzigen, mitunter fast kindlichen Ton, dem in der Wortwahl die explizite Benennung von Sexualpraktiken, Fäkalien und Vulgärausdrücke entgegen gestellt werden.
Aufgrund seines provozierenden Stils und der - oft auch kirchenkritischen - Inhalte sind die Arbeiten Deix' durchaus umstritten, werden oft aber genau wegen dieser Eigenschaften hoch geschätzt. Seitens der Kunstkritik ist Deix inzwischen anerkannt, viele seiner Karikaturen sind Klassiker und gelten als stilprägend.
Das Karikaturmuseum Krems hält eine Dauerausstellung zu Deix' Werk vor (aktueller Titel seit Neueröffnung 2006: "Deix in the city", davor seit 2001 "Die Welt des Manfred Deix"). Die Auswahl von etwa 250 Exponaten regelmäßig unter Mitwirkung des Künstlers aktualisiert wird.
Auszeichnungen
- 1988 Verleihung des Nestroy-Ringes der Stadt Wien
- 1995 Goldene Schallplatte für »Musik aus Amerika« von Manfred Deix und der »Good Vibrations Band«
- 1997 Goldener Pressepreis in der Schweiz für die Kampagne »Mezzo-Mix«
- 2000 Kulturpreis der Stadt Klosterneuburg
- 2005 Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
- 2006 Buchpreis der Wiener Wirtschaft (Dotierung 8000 Euro)
Zitate
über Deix
- Billy Wilder über Deix: „Er kommentiert die Condition humaine und tut es auf eine ätzende Weise, wie es sie seit Karl Kraus nicht mehr gegeben hat.“
- Helnwein über Manfred Deix :"...zusammenzutreffen, und zwar 1965 in den dunklen Räumen der sogenannten „Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt“, die sich damals in der Westbahnstraße, im siebenten Wiener Gemeindebezirk befand. Es war eine denkwürdige, meine jugendliche Seele zutiefst erschütternde Begegnung, die mein Leben völlig verändern sollte..."
von Deix
- “Vater seit 1941 wegen Weltkrieg II einarmig. Linker Arm weg. Ergo bin ich als Zweijähriger erstaunt, daß andere Väter einen Arm zuviel haben.”
Trivia
- Deix ist ein großer Beach-Boys-Fan und hat auch eine CD mit Songs der Beach Boys im Wiener Dialekt aufgenommen (Deix & die Good Vibrations Band; vgl. Austropop).
- Deix ist bekennender Katzen-Narr und beherbergt angeblich selbst über hundert in seinem Haus.
Werke/Veröffentlichungen
- 1980 „Cartoons von Manfred Deix“, Trend Verlag
- 1983 „Cartoons de Luxe“, Orac Verlag
- 1985 „Satiren aus Wien“
- 1985 „Mein böser Blick“
- 1986 „Mein Tagebuch“, Jugend & Volk-Verlag
- 1989 „Augenschmaus“, Diogenes-Verlag
- 1991 „Der Männer-Report“ mit einem Vorwort von Thomas Gottschalk, Diogenes-Verlag
- 1993 „Küss' die Hand“
- 1993 „Geisterfahrer“, Diogenes-Verlag
- 1993 Musikvideo mit Manfred Deix und der Popgruppe »Espresso«
- 1994 Musik-CD »Manfred Deix Best of Vol.1«
- 1995 „Deix am Sonntag“, Diogenes-Verlag
- 1998 „Das neue Deixbuch“, Libro, Wien
- 1999 Gestaltung von 14 Bildern auf 1600 qm Fassadenfläche des Grazer Rathauses
- 2000 Ausstellung »Good Vibrations«, Kunsthaus Wien
- 2002 „Illustrierte Gedichte“, Zweitausendeins, ISBN 3-86150-456-1
- 2003 „Die Welt des Manfred Deix“ ISBN 3-902407-01-8
- 2004 „Der dicke Deix“ ISBN 3-8000-7059-6
Seit 1977 veröffentlicht Deix außerdem Zeichnungen (auch Titelblätter) und andere Werke in den Magazinen stern, Spiegel, Playboy, profil und Extrablatt.
Literatur
- Severin Heinisch (Hrsg.), "Die Welt des Manfred Deix", ISBN 3-902407-01-8 - Buch zur (ersten, inzwischen erneuerten) Dauerausstellung im Karikaturmuseum Krems
Weblinks
- Vorlage:PND
- Helnwein über die Daueraustellung um Karikaturmuseum
- Website des Karikaturmuseum
- "Was ich lese und was nicht" -- Artikel von Manfred Deix
- Deix-zitatreicher Artikel zur Ausstellung im Kunsthaus Wien
- Kurzeintrag über Deix im offiziellen Österreich-Lexikon
- guter ausführlicher Tabellarischer Lebenslauf
- ...und hier gibts einen kleinen Animationsfilm von Deix für den RealPlayer
Personendaten | |
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NAME | Deix, Manfred |
KURZBESCHREIBUNG | Karikaturist, Graphiker und Cartoonis sowie nebenher Musiker und Krimi-Autor |
GEBURTSDATUM | 22. Februar 1949 |
GEBURTSORT | St. Pölten |