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Fußball in Brasilien

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Fußball ist in Brasilien der alles dominierende Nationalsport. Mit fünf Weltmeistertiteln der Nationalmannschaft ist Brasilien das erfolgreichste Land der Welt und die brasilianischen Fußballer gelten seit Jahrzehnten als besonders technisch begabt und kreativ.

Geschichte

Die Anfänge

Eines der ersten Fußballspiele in Brasilien überhaupt: Germânia - Internacional (1899)

Wie in vielen anderen Ländern wurde der Fußball auch in Brasilien von einem Engländer eingeführt. Charles Miller, Sohn eines Eisenbahningenieurs, der nach Brasilien eingewandert war, brachte 1894 von seiner Studienzeit in England die Erfahrung einiger Jahre als Mittelstürmer einer Auswahlmannschaft der Grafschaft Hampshire und zwei Lederbälle mit nach São Paulo. Außerhalb der Cricketsaison begannen die elitären Clubs mit dem englischen Spiel. 1895 fand das erste historisch belegte Fußballspiel in Brasilien statt und 1901 die erste Begegnung zwischen einem Amateurteam aus São Paulo und Mitgliedern eines Cricketclubs aus Rio de Janeiro. Bald wurden in beiden Städten Fußball-Ligen gegründet. Eines der Gründungsmitglieder war bereits der heutige Spitzenclub Fluminense. Aus dem Englischen entlehnte man zahlreiche Begriffe, wobei die harten Laute abgerundet und der eigenen Aussprache angepasst wurden: Aus goal wurde gol (gesprochen: goohl), Team wandelte sich zu time (tschimi) und aus Football machte man Futebol (fudschibol).

São Paulo Athletic 1902

Einen starken Einfluß hatten aber auch deutschstämmige Einwanderer. Bereits 1899 war von dem aus Hamburg stammenden Hans Nobiling der Sport Club Germania (später Esporte Clube Pinheiros) gegründet worden und im Jahr 1900 von Deutschstämmigen an der Grenze zu Uruguay der Sport Clube Rio Grande. Dessen erstes offizielles Spiel fand am 18. Mai 1901 gegen die Mannschaft des englischen Kanonenbootes Nymphe statt, das die Brasilianer mit 2:1 gewannen.

Fußball wird Volkssport

Vasco da Gama (1901)

Zum Volkssport avancierte Fußball in den frühen 1920er Jahren. In dieser Zeit wurden die Spieler der besseren Clubs bereits Halbprofis. Unter teilweise heftigen Auseinandersetzungen begannen die Vereine jetzt auch afrobrasilianische Spieler in ihre Reihen aufzunehmen. Einer davon war der deutschstämmige Arthur Friedenreich (1892-1969) aus São Paulo, dessen Mutter Afrobrasilianerin war. Nur wegen seiner deutschen Abstammung durfte der Mulatte in der ersten brasilianischen Nationalmannschaft spielen, in die er 1914 berufen und mit der er 1919 und 1922 südamerikanischer Meister wurde. Friedenreich und andere mussten ihr Kraushaar glätten, um wie Weiße auszusehen, manche sich sogar mit Reismehl beschmieren. Trotzdem wurde er zum ersten großen Fußballstar. 1921 befahl Präsident Epitacio da Silva Pessoa aus Sorge vor einem Ansehensverlust Brasiliens, dass keine Dunkelhäutigen bei der Copa América spielen durften. Als daraufhin der Erfolg des Titelverteidigers ausblieb, wurde die Verordnung jedoch zurückgenommen und Brasilien gewann wieder.

Insgesamt hat Arthur Friedenreich 26 Jahre lang aktiv Fußball gespielt und dabei mit 1.329 offiziell von der FIFA anerkannten Toren mehr Treffer erzielt als das spätere Fußballidol Pelé. In Brasilien wurde er Pé de Ouro (Goldfuss) und in Uruguay El Tigre (der Tiger) genannt, sowie in Paris 1925 zum Roi du Football (König des Fußballs) gewählt. Seine Laufbahn hatte er im Sportclub Germania begonnen und war dort von dem damals bekanntesten Sportler Brasiliens, Hermann Friese gefördert worden. Friese selbst war nicht nur ein hervorragender Fußballspieler und -trainer, sondern auch ein erstklassiger Leichtathlet. Bevor er nach Brasilien kam, hatte er in Berlin, Prag und anderen europäischen Hauptstädten viele Kurz- und Langstreckenläufe gewonnen. In Brasilien gilt er als der grösste Leichtathlet zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

1933 wurde der Profifußball offiziell eingeführt. Trotzdem gelang es dem brasilianischen Fußballverband angesichts der Größe des Landes lange nicht, eine nationale Meisterschaft auszurichten.

Verband

Der brasilianische Fußballverband Confederação Brasileira de Futebol (CBF) wurde am 20. August 1914 (nach anderen Angaben am 6. Juni) als Federação Brasileira de Sports gegründet. 1919 wurde er in Confederação Brasileira de Desportos umbenannt und änderte den Namen 1979 schließlich zur heutigen Bezeichnung. Präsident ist seit 1988 Ricardo Terra Teixera. Der CBF gehörte 1916 zu den Gründungsmitgliedern des südamerikanischen Fußballverbandes CONMEBOL und ist seit 1923 Mitglied des Weltverbandes FIFA. Der Verband hat seinen Sitz in Rio de Janeiro. Von 1958 bis 1975 war João Havelange Präsident des CBF, der ab 1974 auch 24 Jahre lang Präsident der FIFA war (bis 1998).

Profifußball

Der brasilianische Ligafußball ist gekennzeichnet durch eine verwirrende Vielzahl an Meisterschaften und Pokalwettbewerben, zahlreiche Modusänderungen und häufige Umbennennungen der Wettbewerbe. Dies geht vor allem darauf zurück, dass der brasilianische Fußball angesichts der Größe des Landes lange auf regionale Meisterschaften ausgerichtet war. Erst ab 1970 ließen die infrastrukturellen Voraussetzungen eine landesweite Meisterschaft zu.

Neben der nationalen Fußball-Liga Série A und dem brasilianischen Pokal (Copa do Brasil) gibt es noch zahlreiche weitere Wettbewerbe der Regionen und Städte, deren beste Mannschaften auch in den südamerikanischen Kontinentalwettkämpfen aktiv sind. Dadurch entsteht für die Vereine ein hoher Termindruck und die Teams sind das ganze Jahr hindurch ohne Pause im Einsatz. Heute geht deshalb die Tendenz in Richtung einer Vereinfachung des Spielbetriebes, die regionalen Pokalwettbewerbe wurden bereits abgeschafft. Die Saison folgt traditionell dem Kalenderjahr, nach heftigen Debatten, die sogar im Parlament geführt wurden, soll der Spielplan aber bis 2007 an die europäischen Ligen angepaßt werden.

Die Zuschauerzahlen können bei 90.000 liegen, wenn die großen Mannschaften in den Derbys aufeinandertreffen, oder bei wenigen hundert in bedeutungsloseren Spielen mittlerer und kleiner Vereine. Sogar Spiele mit 50 Zuschauern kommen vor. Die Eintrittspreise sind für brasilianische Verhältnisse relativ hoch und liegen in der Regel bei 30-40 R$.

Vereine

Eine Umfrage im Oktober 2004 ergab, dass 18,1% von 7207 befragten Brasilianern mit Flamengo aus Rio sympathisieren. Dahinter folgten als beliebteste Clubs Corinthians, der FC São Paulo und Palmeiras (alle aus São Paulo). Auf ganz Brasilien hochgerechnet, hat Flamengo immerhin 9 Millionen mehr Fans als Corinthians. Die Nationalmannschaft wurde nur von 0,7% der Befragten an erster Stelle genannt, in zeitlicher Nähe zu einer Weltmeisterschaft dürfte dieser Anteil aber stark steigen.

Die meisten Spitzenclubs kommen aus São Paulo (diese konnten zusammen bisher 14 Titel erringen) oder Rio de Janeiro (10 Titel). Aus São Paulo konnten bisher folgende Teams Landesmeister werden: Corinthians (4), Palmeiras (4), FC São Paulo (3), FC Santos (2), Guarani (1). Weitere Vereine aus dem Bundesstaat São Paulo sind São Caetano, Juventude, Ponte Preta und Portuguesa.

Brasilianische Meister aus Rio sind: Flamengo (4), Vasco da Gama (4), Botafogo (1), Fluminense (1). Andere populäre Mannschaften sind Americano, América, Bangu, Enterriense, Friburguense, Madureira, Olaria und Volta Redonda.

In den letzten Jahren ist festzustellen, dass die Vereine aus Rio den Anschluss an jene aus São Paulo zu verlieren drohen. Dagegen holt der relativ wohlhabende Süden Brasiliens auf. Trotzdem konnten sich gegen die Dominanz der Vereine aus dem Raum São Paulo/Rio bisher nur wenige Mannschaften aus anderen Bundesstaaten behaupten und brasilianischer Landesmeister werden: Cruzeiro EC (Minas Gerais; 2003), Atlético Paranaense (Curitiba, Paraná; 2001), Grêmio (Porto Alegre; 1981, 1996), Bahia (Salvador da Bahia; 1988), Sport Recife (Recife, Pernambuco; 1987), Coritiba (1985), Internacional (Porto Alegre; 1975, 1976, 1979), Atlético Mineiro (Belo Horizonte; 1971).

Spieler

Wie in der brasilianischen Gesellschaft ist auch im Profifußball das Lohngefälle sehr hoch. Die meisten Spieler verdienen unter 5000 € im Monat, oft auf Prämienbasis. Zählt man diejenigen Spieler mit, die teilweise noch unter 90 $ verdienen, so wird die Zahl der brasilianischen Berufsfußballer auf 23.000 in etwa 500 Proficlubs geschätzt.

Etwa 5000 Brasilianer spielen darüber hinaus als Profis im Ausland, mit steigender Tendenz. Nach Angaben des brasilianischen Fußballbundes CBF sind alleine im Jahr 2005 über 870 Spieler ins Ausland gewechselt. Viele Clubs verkaufen regelmäßig einen Großteil ihrer Spieler ins Ausland und können so keine stabile Mannschaft halten. Die Folge ist, dass Teams wie der FC Santos, 2004 brasilianischer Meister, nach einer erfolgreichen Saison eine ganz neue Mannschaft aufbauen müssen. Zwar ist die brasilianische Liga nicht besonders zahlungsschwach (Ablösesummen von 8 oder 10 Millionen $ sind durchaus normal), doch bei Topstars können die brasilianischen Vereine nicht mit den großen europäischen Clubs mithalten.

Nach Europa, Arabien oder Asien wechseln auch Spieler, die sich in einem technisch anspruchsloseren Umfeld besser durchzusetzen hoffen, als im brasilianischen Fußball. So spielen zahlreiche brasilianische Profis in der deutschen Regionalliga, in osteuropäischen Ligen, in der japanischen J. League, China, Katar oder Saudi-Arabien. Selbst in so finanzschwachen Ligen wie auf den Färöern, in Armenien, Haiti, Libanon, Vietnam, Senegal und Jamaika suchen brasilianische Fußballer Engagements. Der erste Spieler, der in die deutsche Bundesliga wechselte, war Tita, der 1987 von Bayer Leverkusen verpflichtet wurde. Seitdem haben mehr als 60 Brasilianer in der Bundesliga gespielt. In der Saison 2005/06 sind 22 Spieler in der ersten Liga aktiv und neun in der 2. Bundesliga. Auch Spieler, die in Europa Stars geworden sind, können mitunter im eigenen Land relativ unbekannt bleiben wie Giovane Elber, Ailton, Marcelinho oder Mário Jardel.

Ligafußball

Campeonato Brasileiro

Die brasilianische Meisterschaft, der Campeonato Brasileiro, wird seit 1971 in der Série A ausgespielt. Der Spielmodus und Name wurden oft geändert (lange Zeit hieß der Bewerb Copa João Havelange). Von 1967 bis 1970 gab es einen Vorgänger zur Série A ("Taça de Prata"), in dem die Landesmeister auf nationaler Ebene ermittelt wurden. Diese werden bis heute aber nicht in den Statistiken des CBF als nationale Meister geführt. 17 Vereine konnten sich bislang in die Siegerliste eintragen. Seit 2006 spielen 20 Teams um den Titel, nachdem die Liga um zwei Mannschaften reduziert wurde. Unterhalb der ersten Liga gibt es die Série B und C. Bis 2003 wurde der Titel am Ende des Jahres durch ein Play-Off ermittelt, seitdem ist diejenige Mannschaft Meister, die nach der Rückrunde die meisten Punkte aufweist, wie es in den meisten Fußball-Ligen üblich ist.

Alle Meister seit 1967

Inoffizielle Meister 1967-1970

  • 1970 Fluminense
  • 1969 Palmeiras
  • 1968 Santos
  • 1967 Palmeiras

Regionalmeisterschaften

Unabhängig vom Campeonato Brasileiro werden in allen 27 Bundesstaaten im ersten Halbjahr Regionalmeisterschaften ausgetragen (Campeonatos estaduais). Wegen der Größe des Landes gab es vor 1970 keine landesweite Meisterschaft und so sind diese Meisterschaften die traditionsreichsten Wettbewerbe Brasiliens. Die Campeonatos von São Paulo (Campeonato Paulista, seit 1902) und Rio (Campeonato Carioca, seit 1906) sind nicht nur die ältesten, sondern aufgrund der Konzentration von Spitzenmannschaften auch bei weitem die bedeutendsten. Hier kommt es zu den großen Stadtderbys, etwa das als Fla-Flu bezeichnete Duell zwischen Flamengo und Fluminense oder Corinthians gegen den FC São Paulo. Aber auch bei der Campeonato Gaúcho (Grêmio gegen Internacional in Porto Alegre), der Campeonato Mineiro (América gegen Atlético Mineiro in Belo Horizonte) oder der Campeonato Baiano in Salvador da Bahia (Clássico Bavi: Bahia gegen Vitória) gibt es vergleichbare Duelle.

Bis in die 1990er Jahre genossen die Regionalmeisterschaften fast ebensoviel Anerkennung wie die brasilianische Meisterschaft. Heute verlieren die Campeonatos estaduais aber trotz ihrer Tradition von Jahr zu Jahr an Bedeutung und Spielzeit; es ist denkbar, dass sie ganz abgeschafft werden.

Copa do Brasil

Neben der Meisterschaft gibt es seit 1989 einen nationalen Pokalwettbewerb, die Copa do Brasil. Am Pokalwettbewerb, der jeweils in der ersten Jahreshälfte stattfindet, nehmen 64 Mannschaften teil, die im K.-o.-System mit Hin- und Rückspielen den Sieger ermitteln und sich über die Campeonatos estaduais, die Meisterschaften der brasilianischen Bundesstaaten qualifizieren. Die regionalen Pokalwettbewerbe Torneios regionais wurden 2003 aufgegeben. Besondere Tradition hatte vor allem das Torneio Rio-São Paulo und die Copa Sul-Minas, an der Fußballclubs der drei südlichen Bundesstaaten und aus Minas Gerais teilnahmen, sowie die Copa do Nordeste (Nordosten).

Pokalsieger seit 1989

  • 1996 Cruzeiro
  • 1995 Corinthians
  • 1994 Grêmio
  • 1993 Cruzeiro
  • 1992 Internacional
  • 1991 Criciúma (Santa Catarina)
  • 1990 Flamengo
  • 1989 Grêmio

Südamerikanische Vereinswettbewerbe

Die südamerikanischen Vereinswettbewerbe werden klar von den brasilianischen und argentinischen Mannschaften dominiert. Im Gegensatz zum europäischen Fußball ist es Mannschaften in den südamerikanischen Wettbewerben möglich, an beiden wichtigen Wettbewerben des Verbandes teilzunehmen. Aus der Série A sind die zwei besten Teams direkt für die Copa Libertadores startberechtigt, der dritte und vierte kann sich in Ausscheidungsspielen qualifizieren. Der fünfte und sechste der Liga nimmt zusammen mit dem Meister an der Copa Sudamericana teil. Der fünfte (und eine zusätzliche Mannschaft, wenn Brasilien den Titelverteidiger stellt) kann über eine Qualifikationsrunde teilnehmen.

Copa Libertadores

Die acht Gruppen mit je vier Mannschaften werden jeweils von einem brasilianischen oder argentinischen Club angeführt. Bislang konnten folgende Mannschaften aus Brasilien den Titel gewinnen: Santos FC (1962, 1963), Cruzeiro EC (1976, 1997), CR Flamengo (1981), Grêmio FB Porto Alegrense (1983, 1995), São Paulo FC (1992, 1993, 2005), CR Vasco da Gama (1998), SE Palmeiras (1999).

Der Titelträger spielte bis 2004 gegen den Sieger der europäischen Championsleague um den Weltpokal. Danach wurde der Weltpokal durch die Klub-Weltmeisterschaft ersetzt. Die brasilianischen Sieger der Copa Libertadores konnten den europäischen Gegner recht häufig besiegen und gewannen mehrere Weltpokale: São Paulo FC (1992 mit 2:1 gegen FC Barcelona und 1993 mit einem 3:2 gegen AC Mailand), Grêmio Porto Alegre (1983 durch ein 2:1 n.V. gegen den Hamburger SV), Flamengo Rio de Janeiro (1981 mit 3:0 gegen FC Liverpool), FC Santos (1963 in drei Spielen gegen AC Mailand, 4:2, 2:4, 1:0 und 1962 mit 3:2 und 5:2 gegen Benfica Lissabon). Beide bisher ausgetragenen Klub-Weltmeisterschaften wurden von brasilianischen Mannschaften gewonnen: Corinthians (2000, im Finale gegen Vasco da Gama) und São Paulo FC (2005 gegen FC Liverpool).

Copa Sudamericana

Die Copa Sudamericana wurde 2002 als Nachfolger des Copa Mercosur (1998 bis 2001) und der Copa Merconorte eingeführt. Seit 2003 spielen auch brasilianische Mannschaften in der Copa Sudamericana, die dem UEFA-Cup im europäischen Fußball vergleichbar ist. Bisher gelang es keiner brasilianischen Mannschaft, das Finale zu erreichen. Bei der Copa Mercosur dominierten die Teams aus Brasilien dagegen und stellten mit Palmeiras (1998), Flamengo (1999) und Vasco da Gama (2000) drei der vier Sieger. Die Zweitplazierten kamen sogar immer aus Brasilien: Cruzeiro (1998), Palmeiras (1999 und 2000) und Flamengo (2001).

1988-1997 war die Supercopa Sudamericana ausgetragen worden. Cruzeiro konnte diesen Titel 1991 und 1992 gewinnen und unterlag 1988 und 1996 im Finale. Der FC São Paulo gewann 1993 und wurde 1997 Zweiter. Flamengo stand 1993 und 1995 im Endspiel, verlor aber jeweils.

Nationalmannschaft

Weltmeisterschaften

Datei:Länderspiele BRD-Brasilien.jpg
Brasilien im Spiel gegen Deutschland beim Freistoß (2005)

Die Seleção (Auswahl) konnte sich als einzige Nationalmannschaft für alle Weltmeisterschaften seit 1930 qualifizieren und ist mit fünf Titeln die erfolgreichste Mannschaft der Welt.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1930 in Uruguay schied Brasilien in der Vorrunde aus und kam auch bei der WM 1934 in Italien nicht über das Achtelfinale hinaus. Der erste große Erfolg gelang 1938 in Frankreich, als man den dritten Platz erreichte.

Nach dem Krieg war Brasilien Ausrichter der ersten Titelkämpfe 1950 und ging im eigenen Land als Favorit in das Turnier. Die Mannschaft spielte auch souverän bis zum letzten Spiel der Endrunde gegen Uruguay. Ein Unentschieden hätte gereicht, um erstmals Weltmeister zu werden, aber vor der Rekordkulisse von 200.000 Zuschauern im Maracanã-Stadion unterlag die siegesgewisse Mannschaft dem kleinen Nachbarland trotz einer 1:0-Führung mit 1:2. Diese Niederlage löste ein nationales Trauma aus, das trotz späterer Erfolge bis heute nachwirkt. Die weißen Trikots, in denen Brasilien damals spielte, kamen nie wieder zum Einsatz, stattdessen führte man die gelb-blauen ein, die der Mannschaft seitdem den Spitznahmen Os Canarinhos (die Kanarienvögelchen) eingebracht haben.

Bei der WM 1954 erreichte Brasilien das Viertelfinale, unterlag dort aber in einem packenden Spiel Ungarn, der damals besten Mannschaft der Welt, mit 2:4.

Bei der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden wurde Brasilien erstmals Weltmeister. Stars der Mannschaft waren Vavá, Garrincha, Didi und der erst 17jährige Pelé. Das Halbfinale gegen Frankreich wurde zu einem der spektakulärsten Spiele dieser WM. Raymond Kopa und der dreizehnfache WM-Torschütze Just Fontaine auf Seiten der Franzosen standen den Brasilianern kaum nach, doch diese gewannen am Ende mit 5:2, zogen ins Finale ein und ließen dort den Schweden keine Chance, die ebenfalls 5:2 besiegt wurden.

Der Titelgewinn konnte bei der WM 1962 in Chile mit einem 3:1-Finalsieg gegen die Tschechoslowakei wiederholt werden. Ein Höhepunkt war der Viertelfinalsieg gegen England (3:1). Vavá, Garrincha und Didi waren erneut herausragende Spieler des Turniers, Pelé verletzte sich in der Vorrunde und konnte danach nicht mehr eingesetzt werden.

Überaus enttäuschend verlief die WM 1966 in England: Die überalterte Mannschaft des Titelverteidigers schied bereits in der Vorrunde hinter Portugal und Ungarn aus. Pelé hatte sich erneut frühzeitig verletzt.

Mit einer stark verjüngten Mannschaft um Pelé gelang bei der WM 1970 in Mexiko zum drittenmal der Gewinn des Weltmeistertitels. Nach einem starken Turnier, während dessen Weltmeister England in der Vorrunde wieder geschlagen werden konnte, gewann Brasilien das Finale gegen Italien ungefährdet mit 4:1. Neben Pelé waren jetzt Jairzinho und Roberto Rivelino die großen Stars. Nach diesem dritten WM-Titel ging der Coupe Jules Rimet auf Dauer in brasilianischen Besitz über. Er wurde aber 1983 gestohlen und wahrscheinlich eingeschmolzen. Für Brasilien begann nun eine 24jährige Wartezeit, ehe man endlich wieder den Gewinn einer Weltmeisterschaft feiern konnte.

Bei der WM 1974 in Deutschland blieb die Seleção schon in der Vorrunde hinter Jugoslawien zurück und scheiterte in der Zwischenrunde an den überragenden Niederländern um Johan Cruijff. Im Spiel um Platz drei unterlag man Polen mit 0:1.

Auch bei der WM 1978 im Nachbarland Argentinien verlief die Vorrunde enttäuschend. Brasilien zog nur als Gruppenzweiter hinter Österreich in die Zwischenrunde ein. Dort verpasste die Mannschaft allerdings nur denkbar knapp den Finaleinzug gegen den Gastgeber. Diesmal wurde das Spiel um Platz drei mit 2:1 gegen Italien gewonnen.

Mit der WM 1982 begann die Ära einer hervoragenden Mannschaft um die Stars Zico, Sócrates und Falcão, die allerdings als die genial-erfolglose Generation ohne Titel in Erinnerung geblieben ist. Nach großartigem Fußball scheiterte das Team in der Zwischenrunde am effektiven späteren Weltmeister Italien, die mit Paolo Rossi den Torjäger hatten, der dem verspielten brasilianischen Team fehlte, und schied aus.

Ähnlich verlief die WM 1986 in Mexiko. Nach erneut sehr guten Leistungen schied die Mannschaft in einem Fußball-Klassiker gegen Europameister Frankreich um Michel Platini im Viertelfinale nach Elfmeterschießen aus.

Bei der Turnier 1990 in Italien kam, trotz einer guten Leistung, sogar schon im Achtelfinale das Aus, ausgerechnet gegen den Erzrivalen Argentinien.

Dreifacher Weltfußballer des Jahres: der brasilianische Fußballspieler Ronaldo

Nach fast einem Vierteljahrhundert war es dann bei der WM 1994 in den USA wurde Brasilien zum vierten Mal Weltmeister. Nach der langen Zeit erschien der Titelgewinn wie eine Erlösung. Mit den Stürmerstars Romario und Bebeto spielte Brasilien den besten Offensivfußball, hatte aber im Finale auch Glück, nach einem 0:0 gegen Italien das Elfmeterschießen für sich entscheiden zu können.

Dieser Erfolg sollte bei der WM 1998 in Frankreich wiederholt werden. Das Team zog auch planmäßig ins Finale ein und konnte dabei in einem brillanten Halbfinale die Niederländer im Elfmeterschießen ausschalten. Der neue Star der Mannschaft war der 21jährige Ronaldo, der Torschützenkönig des Turniers wurde. Ausgerechnet im Finale blieb er jedoch weit hinter seinen Möglichkeiten zurück und die Gastgeber um Zinedine Zidane konnten klar mit 3:1 gewinnen.

Bei der WM 2002 zog Brasilien, teilweise glücklich, zum dritten Mal in Folge ins Finale ein. Hier kam es zur ersten Weltmeisterschaftsbegegnung mit dem dreifachen Weltmeister Deutschland, der gegen den hohen Favoriten lange Zeit gut mithalten konnte. Zwei Tore von Ronaldo sorgten am Ende aber für den fünften Titelgewinn der Brasilianer.

Copa América

Die südamerikanische Meisterschaft Copa América wird offiziell bereits seit 1916 ausgetragen (in der Regel alle zwei Jahre). Sie ist mit der Europameisterschaft vergleichbar, hat aber einen geringeren Stellenwert, da oft viele der in Europa aktiven Spieler nicht teilnehmen. Von diesem Manko ist besonders die brasilianische Nationalelf betroffen. Nach inzwischen 42 Turnieren liegt Brasilien mit sieben Titeln deutlich hinter Argentinien und Uruguay (jeweils 14).

Olympische Spiele

Lange waren Nationalmannschaften aus Ländern mit Profiligen bei Olympischen Spielen faktisch von den Medaillenrängen ausgeschlossen, da durch den verpflichtenden Amateurstatus der Spieler die Staatsamateure der Ostblockmannschaften die Wettkämpfe domininierten. Seit 1984 dürfen aber Profis, die nicht älter als 23 Jahre sind, an dem Turnier teilnehmen. Diese Regelung kommt Brasilien mit seinem großen Potential talentierter Nachwuchsspieler sehr zugute. Trotzdem war der Verband bisher weniger erfolgreich und konnte lediglich eine Silber- (1984 und zwei Bronzemedaillen (1988) und (1996) erringen.

Beachsoccer, Straßenfußball und Futsal

Der Reichtum Brasiliens an kreativen, technisch versierten Fußballern wird häufig auf den Straßenfußball zurückgeführt, der überall präsent ist. Besonders in den Favelas, wo der Kauf von Fußballschuhen, ja selbst eines Balles oft an den finanziellen Mitteln scheitert und häufig barfuß mit zusammengeschnürten Lumpen oder Getränkedosen gekickt wird, ist eine gute Technik unerlässlich.

Wo möglich, wird statt auf dem harten Boden der Straßen am Strand gespielt. So ist Brasilien die Heimat des Beachsoccer geworden, lange bevor sich dieser Begriff etablierte. Viele der heutigen Stars wie z.B. Ronaldo, Ronaldinho oder Robinho spielten in ihrer Jugend Futsal (Futebol de Salão), eine Fußball-Variante mit kleineren Spielfeldern (meist Basketballplätze) und kleineren Bällen. Die höhere Geschwindigkeit bei Futsal und die engen Räume fördern die technische Weiterentwicklung der Spieler.

Wegen der geringen Bildungs- und Aufstiegschancen der Favelabewohner bleibt der Fußball eine der wenigen Möglichkeiten, aus der Armut zu entkommen und unter Umständen sogar zum gefeierten und reichen Superstar zu werden.

Nachwuchsfußball

Ein von Klischees genährter Mythos ist es aber, dass die großen brasilianischen Fußballer direkt vom Strand- und Straßenfußball den Durchbruch in den bezahlten Fußball geschafft hätten. Schon lange werden junge Talente gezielt durch die Vereine und die zahlreichen Fußballschulen, die häufig den Clubs angeschlossen sind, gefördert. Solche Fußballschulen werden auch von ehemaligen Fußballprofis geführt, in Rio etwa jene von Zico oder Jorginho. Neben dem Training, das für einen Jugendlichen meist zweimal in der Woche stattfindet, ist der Fußball am Strand aber trotzdem eine hervorragende Technikschulung und für die Fußballschulen werden tatsächlich junge Fußballer auch beim Beach-Soccer gesichtet. Das bekannteste Beispiel dafür ist Ronaldo, der an der Copacabana entdeckt wurde.

Frauenfußball

Inzwischen ist auch die Frauen-Nationalmannschaft eine internationale Größe geworden. Die größten Erfolge waren bisher der Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2004 und ein dritter Platz bei der WM 1999. Eine bekannte Spielerin ist Marta Da Silva. In Südamerika ist Brasilien das mit Abstand erfolgreichste Team und gewann alle vier bisher ausgetragenen Südamerika-Meisterschaften. Im Nachwuchsbereich war die Brasilianische Auswahl 2002 und 2004 jeweils vierter bei der U-19 WM.

Das Umfeld des Fußballs

Stadien

Datei:Football match at Maracanã.jpg
Fußballspiel im Maracanã-Stadion

In Brasilien gibt es allein fünf Fußballstadien, die über 100.000 Zuschauer fassen oder früher gefasst haben. Das berühmteste ist das Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro, in dem bei den Spielen der WM 1950 teilweise über 200.000 Zuschauern im Stadion gewesen sein sollen. Andere große Stadien sind das Morumbi-Stadion in São Paulo, das Mineirão-Stadion in Belo Horizonte, Fonte Nova in Salvador da Bahia, Castelão in São Luís, Castelão in Fortaleza, Arruda in Santa Cruz und die beiden gleichgroßen Stadien Olímpico Monumental und Estádio Beira-Rio in Porto Alegre.

Fans

Fans der brasilianischen Nationalmannschaft

Die brasilianischen Fußballfans gelten als besonders temperament- und stimmungsvoll. Charakteristisch ist die Untermalung des Spielgeschehens mit Samba-Musik auf den Rängen. Während die Fans der Nationalmannschaft überall sehr beliebt und als Stimmungsgaranten bei jedem Turnier gern gesehen sind, ist die Fanszene der brasilianischen Vereine nicht frei von Gewalt. Besonders die Rivalität zwischen konkurrierenden Clubs einer Stadt fordert nicht selten Tote. Allein im Oktober 2005 wurde ein Anhänger des Erstligisten Ponte Preta aus Campinas von rund 15 Fans des Rivalen FC São Paulo zu Tode geprügelt, bei Schlägereien zwischen Fans zweier Clubs aus São Paulo kamen zwei Fans ums Leben, beim Klassiker gegen Corinthians wurde ein Palmeiras-Anhänger mit einem Bauchschuss niedergestreckt und nach Straßenkämpfen wurde ein Corinthians-Fan mit einem Kopfschuss tödlich verletzt.

Korruption und Wettskandal

Im September 2005 erschütterte ein Wettskandal den brasilianischen Fußball. Die angesehene Zeitschrift Veja hatte die Verwicklung des Fifa-Schiedsrichters Edilson Pereira de Carvalho und des Unternehmers Nagib Fayad aufgedeckt, die später von der Bundespolizei verhaftet wurden. Daneben wurden auch noch weitere Schiedsrichter der Manipulation verdächtigt, wie Paulo José Danelon.

Edilson beteuerte zunächst gegenüber dem Sender TV Globo, niemals Spiele verschoben zu haben, obwohl er und seine Familie unter Druck gesetzt worden seien, doch kurz darauf gab er zu, die Resultate von sieben Spielen beeinflusst zu haben, darunter eine Partie der Copa Libertadores zwischen Banfield (Argentinien) und Alianza (Peru). Wie abgehörte Telefonate ergaben, hatte er 10.000 R$ pro Spiel erhalten, während die Hintermänner Gewinne zwischen 200.000 und 400.000 R$ machten. 11 Partien mussten daraufhin wiederholt werden.

1997 war durch den Fernsehsender Rede Globo bereits eine Korruptionsaffäre bekannt geworden, in der der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses, Ivens Mendes, der Bestechlichkeit und Manipulation von Spielen überführt und lebenslänglich gesperrt wurde.

Fußball und Politik

Bill Clinton und Pelé

Entsprechend seiner gesellschaftlichen Bedeutung ist Fußball in Brasilien oft Gegenstand heftiger Debatten, die sich bis ins Parlament hineinziehen können. Darüber hinaus ist er auch institutionell enger in das politische System eingebunden, als etwa in Deutschland. So wurde Pelé 1995 als Sonderminister für Sport in das Kabinett des neuen Präsidenten Cardoso berufen. Es waren sogar Gerüchte im Umlauf, Pelé wolle sich bei den Wahlen 2001 um das höchste Amt im Staat bewerben. Die enge Verflechtung zwischen Politik und Sport wird häufig auch für das Ausmaß der Korruption im brasilianischen Fußball mitverantwortlich gemacht.

Literatur

  • Alex Bellos: Futebol. Fussball. Die brasilianische Kunst des Lebens. Berlin 2004. ISBN 3-89320-077-0
  • Karin Sturm: Zwischen Strand und Stadion. Das Fußballwunder Brasilien. Berlin 1998. ISBN 3-328-00785-7
  • Chris Taylor: Samba, Coca und das runde Leder. Streifzüge durch das Lateinamerika des Fußballs. Stuttgart 1998. ISBN 3-89657-601-1
  • Alexandre Fernandez Vaz: Sport und Sportkritik im Kultur- und Zivilisationsprozess. Analysen nach Adorno, Horkheimer, Elias und Da Matta. Butzbach-Griedel 2004. ISBN 3-932079-90-6


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