„Verriss“ – Versionsunterschied
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Die Rezeption des Verrisses durch andere Kritiker kann je nach Ansehen des Verfassers zur ungeprüften Übernahme von dessen Ansicht führen oder gerade auch erst den Anreiz zur Gegenargumentation provozieren. |
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=== Bekannte Beispiele === |
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* [[Marcel Reich-Ranicki]] zu ''[[Ein weites Feld]]'' von [[Günter Grass]] <ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9208344.html spiegel.de] Der Verriss von [[Marcel Reich-Ranicki]] zu ''Ein weites Feld'' von Günter Grass im Wortlaut; in [[Der Spiegel]] 34/1995 vom 21. August 1995</ref> |
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;aus der Musik |
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* [[Hans Schnoor]] zu ''[[Ein Überlebender aus Warschau]]'' von [[Arnold Schönberg]] |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
Version vom 27. Februar 2010, 10:25 Uhr
Ein Verriss ist eine negative, oft destruktive Kritik bzw. Rezension, die nicht selten mit den Mitteln der Ironie oder Polemik formuliert wird. Rezensenten, die z. B. im Feuilleton ein Werk im Rahmen der Bildenden Kunst, der Darstellenden Kunst, der Musik oder der Literatur verreißen, sehen es in seiner Ausführung und Zielsetzung meist als gescheitert an. Darüber hinaus werden in den Medien aber auch andere Gegenstände der Betrachtung wie u.a. "Medien, Politiker, Manager, Quizmaster oder gar Mitblogger" verrissen.[1]
Etymologische Herkunft
Etwas zu verreißen meinte laut Grimmsches Wörterbuch unter dem Stichwort verreiszen ein seinerzeit aus der schriftsprache gänzlich verdrängtes, nur noch mundartlich gebrauchtes "in stücke reiszen, zerreiszen". Als quellenbelegte Beispiele werden u. a. genannt: eine Blume entblättern, Haare ausreissen oder Kleidung, Stoffe zerkleinern aber auch die übertragenen Bedeutungen: "sich verreiszen, verzanken", das im Wienerischen gebrauchte "einen verreiszen, zum besten halten" sowie ein "verrisens lob oder geschweineret, deflorata gloria".[2][3]
Feuilleton
Motive
In der Regel verfassen professionell publizierende Kritiker einen Verriss, wenn Kunstwerke und insbesondere ihre Erschaffer eine gewisse Fallhöhe versprechen, d.h. Erstlingswerke von unbekannten Künstlern werden im Fall ihrer Ablehnung in entsprechenden Fachzeitschriften oder im Feuilleton meist gar nicht erst besprochen und somit auch nicht verrissen – das hat nicht zuletzt auch mit dem unterstellten Marktwert einer solchen Publikation zu tun.
Grundlage eines Verrisses künstlerischer Arbeiten kann beim Kritiker enttäuschte bzw. unterbotene Erwartung an voraussetzbare bzw. vorausgesetzte Möglichkeiten eines Künstlers oder/und eines Kunstwerkes sein. (Siehe hierzu auch beispielhaft unter Intention (Literatur) die Anmerkungen zu: "Intentio auctoris", "Intentio lectoris" und Intentio operis)
Thematisch inhaltliche Auslöser für einen Verriss können u. a. auch die Übertretung eines Tabus bzw. auch nur die Behandlung von Tabuthemen sein. Argumentiert wird manchmal auch mit der Liebe zur jeweiligen Kunstart, was neben sachlichen durchaus auch eher emotionale, subjektiv auf den eigenen Geschmack bezogene Beweggründe annehmen lässt und eine persönliche Animosität mit dem derart kritisierten Künstler nicht immer ausschließt.[4] Ein andere, weit folgenreichere und in der Regel von vorneherein nicht aus Liebe zur Kunst bedingte Motivation für Verrisse können politische resp. ideologische Hintergründe sein.
Rezeption
Die Rezeption des Publikums hängt vom besprochenen Gegenstand sowie dem Bekanntheitsgrad seines Erschaffers ab.
- Hat ein Künstler für seine Werke zuvor Anerkennung gefunden, werden seine Anhänger auch nach dem Verriss eines neuen Werkes ihr Interesse meist an ihm wach halten. Sofern die Bandbreite der Kritiken neben Verrissen auch Rezensionen mit unentschiedenen und lobenden Einschätzungen umfasst, werden die Verrisse von Künstlern hingenommen, da sie das Publikumsinteresse sowie die Absatzzahlen möglicherweise steigern helfen.[5]
- Wird das Erstlingswerk eines unbekannten Künstlers von nur wenigen Kritikern besprochen und dabei durchgängig verrissen, kann der Verriss die Reputation des Autors nachhaltig beschädigen.
Von einem Verriss betroffene Künstler sehen sich oft persönlich angegriffen und suchen ihrerseits den Verfasser eines Verrisses zu diskreditieren bzw. dessen Einschätzungen als unmaßgeblich herauszustellen.[6][7]
Die Rezeption des Verrisses durch andere Kritiker kann je nach Ansehen des Verfassers zur ungeprüften Übernahme von dessen Ansicht führen oder gerade auch erst den Anreiz zur Gegenargumentation provozieren.
Einzelnachweise
- ↑ fr-online.de Monika Porrmann: "Das bloggst du aber nicht, oder?" Im wahren Leben FR-Redakteurin, im Internet "The Daily Mo": Ein Erfahrungsbericht aus Klein-Bloggersdorf. Zu Verrissen über Medien, Politiker, Manager, Quizmaster oder gar Mitblogger. In Frankfurter Rundschau vom 23. März 2005
- ↑ Das lateinische deflorata gloria entspricht im Deutschen etwa des Ruhmes bzw. des Ansehens beraubt
- ↑ germazope.uni-trier.de Grimmsches Wörterbuch zum Verb VERREISZEN
- ↑ focus.de „Es ist dabei viel Heuchelei“ Interview von Stephan Sattler mit Marcel Reich-Ranicki und seiner (Selbst-)Einschätzung zum „Medienspektakel um die Kritik an dem Roman Ein weites Feld“ in FOCUS Nr. 37 vom 11. September 1995
- ↑ medienobservationen.lmu.de Stefan Neuhaus: Literatur und Literaturkritik in Deutschland. Eine Komödie in fünf Akten. Zur Umsatz steigernden "Propagandawirkung" eines Verisses im Falle Günter Grass und dessen Roman Ein weites Feld; Siehe Abschnitt "4. Akt. Auftritt: Die Kritiker" in "Medienobservationen", Herausgeber Oliver Jahraus und Bernd Scheffer, beide Ludwig-Maximilians-Universität München
- ↑ dradio.de Helmut Böttiger: Beleidigtsein in Lyrikformat. Zu Günter Grass und seinen Gedichtband Dummer August, der eine Reaktion auf die Verrisse seines vorhergehenden Romans Beim Häuten der Zwiebel ist und es dazu u.a. heißt: "Er fühlt sich als Opfer ..."; im Deutschlandradio am 4. April 2007
- ↑ Zu Rezeption betroffener Künstler siehe auch Martin Walser in Tod eines Kritikers dessen Protagonist André Ehrl-Königs unschwer kenntlich Marcel Reich-Ranicki zum Vorbild hat.