„Walter Frevert“ – Versionsunterschied

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'''Walter Frevert''' (* [[13. Oktober]] [[1897]] in [[Hamm]]; † [[30. Juli]] [[1962]] im Forstamt [[Kaltenbronn]], [[Gernsbach]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Förster|Forstmann]] und Jagdschriftsteller. Er war letzter deutscher [[Oberforstmeister]] der [[Rominter Heide]] von 1936 bis 1945. Frevert war eine der bedeutendsten und prägendsten Gestalten der deutschen Jagdgeschichte des 20. Jahrhunderts. Seine beliebten Jagdbücher sind bis heute Bestseller geblieben, die beständig neu aufgelegt werden und für ganze Jägergenerationen prägend wurden.
'''Walter Frevert''' (* [[13. Oktober]] [[1897]] in [[Hamm]]; † [[30. Juli]] [[1962]] im Forstamt [[Kaltenbronn]], [[Gernsbach]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Förster|Forstmann]] und Jagdschriftsteller. Frevert war eine der bedeutendsten und prägendsten Gestalten der deutschen Jagdgeschichte des 20. Jahrhunderts.


== Leben ==
== Leben ==
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=== Im Ersten Weltkrieg und forstliche Ausbildung ===
=== Im Ersten Weltkrieg und forstliche Ausbildung ===
Nachdem er im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] mit dem [[Eisernes Kreuz|Eisernen Kreuz]] ausgezeichnet wurde nahm er unmittelbar nach Kriegsende 1918 ein Studium der [[Forstwissenschaft]]en an der [[Fachhochschule Eberswalde|Forstakademie Eberswalde]] auf, das er nach Zwischenstationen in [[Hann. Münden]], [[München]] und [[Halle (Saale)|Halle]] erfolgreich absolvierte. Nach dem im Frühjahr 1922 bestandenen Referendar-Examen folgte das [[Referendariat]] und Anfang 1924 legte er die „[[Staatsexamen#Höherer Forstdienst|Große Forstliche Staatsprüfung]]“ erfolgreich ab. Anschließend fand der junge Forstassessor von 1924 bis 1928 im Forstamt [[Hanau-Wolfgang|Wolfgang bei Hanau]] Verwendung.
Beim Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] wollte sich Frevert als Freiwilliger melden, was ihm sein Vater jedoch zunächst verwehrte. Erst am 21. Juni 1915 konnte er als Feldartillerist in der Ersatzabteilung beim 1. Kurhessischen Feldartillerie-Regiment Nr. 11 in Kassel freiwillig einrücken. Bei dieser Einheit blieb er den gesamten Krieg über, wurde mit dem [[Eisernes Kreuz|Eisernen Kreuz]] ausgezeichnet und kämpfte unter anderem vor [[Verdun]] und [[Cambrai]].

Unmittelbar nach Kriegsende nahm er dann im Wintersemester 1918/19 ein Studium der [[Forstwissenschaft]]en an der [[Fachhochschule Eberswalde|Forstakademie Eberswalde]] auf. Weiter Stationen seiner Studienjahre waren [[Hann. Münden]], [[München]] und [[Halle (Saale)|Halle]]. Nach dem im Frühjahr 1922 mit „gut“ bestandenen Referendar-Examen folgte das [[Referendariat]], das ihn in eine ganze Reihe preußischer [[Forstamt|Forstämter]] führte. Anfang 1924 legte er die „[[Staatsexamen#Höherer Forstdienst|Große Forstliche Staatsprüfung]]“ mit der Gesamtnote „ziemlich gut“ ab. Anschließend fand der junge Forstassessor von 1924 bis 1928 im Forstamt [[Hanau-Wolfgang|Wolfgang bei Hanau]] Verwendung.


=== Forstliche Laufbahn ===
=== Forstliche Laufbahn ===


Zum 1. April 1928 wurde Walter Frevert dann zum [[Forstmeister]] befördert und zum Leiter des Forstamtes [[Battenberg (Eder)|Battenberg]] bestellt, wo er bis Ende November 1936 wirkte. Freverts auffallendes Interesse an der Bewirtschaftung des [[Rotwild]]es und am jagdlichen Brauchtum sowie seine Erfolge in der Führung des [[Hannoverscher Schweißhund|Hannoverschen Schweißhundes]] machten ihn früh in der deutschen Jägerschaft bekannt. Er verfasste die Bücher ''Die gerechte Führung des Hannoverschen Schweißhundes'' (1935) sowie ''Jagdliches Brauchtum'' (1936). Letztgenanntes Buch hatte nachhaltige Wirkung auf die deutsche Jägerschaft. Frevert drückte der Jagdkultur damit bis heute seinen Stempel auf. Obwohl daran kritisiert wurde, dass sein Verfasser manchen „Brauch“ kurzerhand selbst erfunden oder sehr eigenmächtig interpretiert haben und auch mancherlei [[Nationalsozialismus|NS]]-Gedankengut miteingeflossen sein soll, kann dieses Buch doch als eines der wirkmächtigsten Stücke der Jagdliteratur des 20. Jahrhunderts gelten. Darüber hinaus war Frevert bekannt als Herausgeber des Klassikers ''Das deutsche Waidwerk. Ein Lehr- und Handbuch der Jagd'' von [[Ferdinand von Raesfeld]].
Nach der Beförderung zum [[Forstmeister]] im April 1928 und Bestellung zum Leiter des Forstamtes [[Battenberg (Eder)|Battenberg]] galt sein besonderes Interesse der Bewirtschaftung des [[Rotwild]]es. Er verfasste die Bücher ''Die gerechte Führung des Hannoverschen Schweißhundes'' (1935) sowie ''Jagdliches Brauchtum'' (1936), wobei gerade in letzterem auch [[Nationalsozialismus|NS]]-Gedankengut verarbeitet worden sein soll, kann dieses Buch doch als eines der wirkmächtigsten Stücke der Jagdliteratur des 20. Jahrhunderts gelten.


Frevert, der seit 1928 Mitglied des [[Kyffhäuserbund|Deutschen Reichskriegerbundes Kyffhäuser]] und dort auch Kameradschaftsführer war, trat am 1. Mai 1933 der [[NSDAP]] bei (Mitglieds-Nr. 2273868) und gehörte ab Sommer 1933 auch der [[Sturmabteilung|SA]]-Reserve an. In beiden NS-Organisationen trat er allerdings nicht politisch oder sonstwie aktiv hervor. <ref>Andreas Gautschi: ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege''. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 68-69 </ref>
Frevert, der seit 1928 Mitglied des [[Kyffhäuserbund|Deutschen Reichskriegerbundes Kyffhäuser]] und dort auch Kameradschaftsführer war, trat am 1. Mai 1933 der [[NSDAP]] bei (Mitglieds-Nr. 2273868) und gehörte ab Sommer 1933 auch der [[Sturmabteilung|SA]]-Reserve an. In beiden NS-Organisationen trat er allerdings nicht politisch oder sonstwie aktiv hervor. <ref>Andreas Gautschi: ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege''. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 68-69 </ref>


[[Ulrich Scherping]], Leiter des Jagdamtes in Berlin, verlasste dann zum 1. Dezember 1936 Freverts Versetzung in die [[Rominter Heide]], wo er zunächst das Forstamt Nassawen leitete und ab 1. April 1938 zusätzlich Forstinspektionsbeamter für alle vier Forstämter der Rominter Heide wurde. Er war Nachfolger von Ferdinand Wallmann, der, nachdem [[Hermann Göring]] in seiner Eigenschaft als Ministerpräsident von [[Preußen]] die Rominter Heide als sein Jagdrevier beanspruchte, nach 29 Jahren an das Regierungsforstamt Hannover versetzt worden war. Mit Wirkung zum 16. Dezember 1938 wurde Frevert zum [[Oberforstmeister]] befördert. Mit seiner Berufung ins Forstamt Nassawen trat er 1936 auf eigenen Antrag sowohl aus dem Deutschen Reichskriegerbund Kyffhäuser, als auch aus der SA aus. <ref>Andreas Gautschi: ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege''. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 68 </ref>
[[Ulrich Scherping]], Leiter des Jagdamtes in Berlin, verlasste dann zum 1. Dezember 1936 Freverts Versetzung als Forstamtsleiter in die [[Rominter Heide]], wo er ab 1. April 1938 zusätzlich Forstinspektionsbeamter für alle vier Forstämter der Rominter Heide wurde. Die Rominter Heide wurde von [[Hermann Göring]] in seiner Eigenschaft als Ministerpräsident von [[Preußen]] als Jagdrevier. Hier wurde er 1938 zum [[Oberforstmeister]] befördert. Mit seiner Berufung ins Forstamt Nassawen trat er 1936 auf eigenen Antrag sowohl aus dem Deutschen Reichskriegerbund Kyffhäuser, als auch aus der SA aus. <ref>Andreas Gautschi: ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege''. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 68 </ref>


Eine schwere Familientragödie ereignete sich 1940 im Hause Frevert. Als Walter Frevert eine Affäre mit Heinke Barckhausen, der 24-jährigen Witwe seines Kollegen Forstmeister Dr. Paul Barckhausen, angefangen hatte, erschoss sich seine Frau Gertrud geborene Habich am 14. Oktober mit der Flinte ihres Mannes. Frevert heiratete dann später Heinke Barckhausen, die ihn um 35 Jahre überleben sollte. <ref>Andreas Gautschi: ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege''. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 66-67 u. 149 </ref>


=== Kriegsverbrechen in Bialowies ===
=== Kriegsverbrechen in Bialowies ===
Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] fand Frevert verschiedene militärische Verwendungen und wurde im Sommer 1943 zum Major der Reserve befördert. Als Göring im Frühling 1941 den Befehl erteilte, dem besetzten [[Białowieża-Nationalpark|Urwald von Bialowies]] um 100.000 auf 260.000 [[Hektar]] zu vergrößern und zunächst als Reichsjagdgebiet, später dann als reguläres Staatsjagdrevier, einzurichten, zeigte sich der ganze jagdliche Größenwahn des Reichsjägermeisters. <ref>sämtliche folgende Angaben des Abschnitts nach Andreas Gautschi: ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege''. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 74-90 </ref> Denn um dieses Projekt umzusetzen, mussten zahlreiche Dörfer im Inneren und am Rande des Waldgebietes verschwinden. Frevert wurde mit der Ausführung beauftragt und erhielt vom Reichsmarschall umfassende Vollmachten, um dieses Ziel zu erreichen, wobei äußerst rücksichtslos vorgegangen wurde.


Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] fand Frevert verschiedene militärische Verwendungen und wurde im Sommer 1943 zum Major der Reserve befördert. Als Göring im Frühling 1941 den Befehl erteilte, dem besetzten [[Białowieża-Nationalpark|Urwald von Bialowies]] um 100.000 auf 260.000 [[Hektar]] zu vergrößern und zunächst als Reichsjagdgebiet, später dann als reguläres Staatsjagdrevier, einzurichten, zeigte sich der ganze jagdliche Größenwahn des Reichsjägermeisters. <ref>sämtliche folgende Angaben des Abschnitts nach Andreas Gautschi: ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege''. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 74-90 </ref> Denn um dieses Projekt umzusetzen, mussten zahlreiche Dörfer im Inneren und am Rande des Waldgebietes verschwinden. Frevert wurde mit der Ausführung beauftragt und erhielt vom Reichsmarschall umfassende Vollmachten, um dieses Ziel zu erreichen. Frevert und seine Truppen gingen dabei äußerst rücksichtslos vor. Die Dörfer wurden eingekesselt und die Bewohner erhielten eine halbe Stunde Zeit, ihre Habe zusammenzupacken und auf Wagen zu laden, um dann in Trecks in östlicher Richtung „evakuiert“ zu werden. Die ausnahmslos in Holzbauweise errichteten Dörfer wurden hernach einfach niedergebrannt. Allein vom 25. bis 31. Juli 1941 wurden auf diese Weise 34 Dörfer dem Erdboden gleichgemacht und mehr als 6000 Menschen vertrieben. Das Polizeibataillon 322, das Frevert zur Ausführung dieser Aktionen unmittelbar unterstand, erschoss im Zuge eines Sonderauftrages auf Befehl des Höheren SS- und Polizeiführers vom 23. Juli bis 21. August 1941 zudem sämtliche männlichen [[Jude]]n in dem Gebiet, während die übrigen jüdischen Einwohner deportiert wurden. Gegen [[Partisan]]en ließ Frevert ebenfalls mit äußerster Härte vorgehen, auch deren Unterstützer wurden zur Abschreckung aufgehängt. Die wenigen noch im Dienst verbliebenen polnischen [[Waldarbeiter]], Förster und Jäger behandelte Frevert – der von der polnischen Jägerei überhaupt stets mit Hochachtung sprach – hingegen gut. Bis zum Sommer 1942 waren dann 116 Dörfer vernichtet und dabei etwa 900 Menschen erschossen worden. Frevert selbst war in dieser Zeit jedoch nur teilweise vor Ort, da er im Herbst 1941 schwer erkrankt war und in Berlin operiert werden musste. In der Folge war er bis Ende März 1942 als dienstunfähig auch von der forstlichen Arbeit beurlaubt.
Die Dörfer wurden eingekesselt und die Bewohner erhielten eine halbe Stunde Zeit, ihre Habe zusammenzupacken und auf Wagen zu laden, um dann in Trecks in östlicher Richtung „evakuiert“ zu werden. Die ausnahmslos in Holzbauweise errichteten Dörfer wurden hernach einfach niedergebrannt. Allein vom 25. bis 31. Juli 1941 wurden auf diese Weise 34 Dörfer dem Erdboden gleichgemacht und mehr als 6000 Menschen vertrieben. Das Polizeibataillon 322, das Frevert zur Ausführung dieser Aktionen unmittelbar unterstand, erschoss im Zuge eines Sonderauftrages auf Befehl des Höheren SS- und Polizeiführers vom 23. Juli bis 21. August 1941 zudem sämtliche männlichen [[Jude]]n in dem Gebiet, während die übrigen jüdischen Einwohner deportiert wurden.


Gegen [[Partisan]]en ließ Frevert ebenfalls mit äußerster Härte vorgehen, auch deren Unterstützer wurden zur Abschreckung aufgehängt. Bis zum Sommer 1942 waren 116 Dörfer vernichtet und dabei etwa 900 Menschen erschossen worden.
Als Anfang Oktober 1944 die [[Rote Armee]] die Reichsgrenze überschritten hatte und vor der Romintter Heide stand, schickte Frevert seine Familie gen Westen auf die Flucht. Er selbst zog sich bei einem Unfall eine schwere Knieverletzung zu, was eine Verlegung ins Zoobunker-Lazarett in Berlin nach sich zog. Nach der Genesung begab sich Frevert jedoch nicht wieder nach Rominten, sondern an die Westfront in die [[Niederlande]] und erlebte den Zusammenbruch als Kommandant von [[Den Haag]]. Im Zuge der Kapitulation übergab er die Stadt an den kanadischen Divisionskommandeur, wurde Kommandeur des deutschen Gefangenenlagers [[Scheveningen]] und wurde bereits am 20. Juli 1945 aus der Gefangenschaft entlassen.

Als Anfang Oktober 1944 die [[Rote Armee]] die Reichsgrenze überschritten hatte und vor der Rominter Heide stand, schickte Frevert seine Familie gen Westen auf die Flucht. Er selbst zog sich bei einem Unfall eine schwere Knieverletzung zu, was eine Verlegung ins Zoobunker-Lazarett in Berlin nach sich zog. Nach der Genesung begab sich Frevert jedoch nicht wieder nach Rominten, sondern an die Westfront in die [[Niederlande]] und erlebte den Zusammenbruch als Kommandant von [[Den Haag]]. Im Zuge der Kapitulation übergab er die Stadt an den kanadischen Divisionskommandeur, wurde Kommandeur des deutschen Gefangenenlagers [[Scheveningen]] und bereits am 20. Juli 1945 aus der Gefangenschaft entlassen.


=== Neuanfang im Schwarzwald ===
=== Neuanfang im Schwarzwald ===
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In der unmittelbaren Nachkriegszeit schlug Frevert sich und seine Familie auf dem Barckhausenschen Rittergut [[Heinsen über Elze]] bei [[Hannover]], indem er sich dort als [[Nachtwächter]] betätigte und [[Rotfuchs|Füchse]] fing, deren [[Balg|Bälger]] er auf dem [[Schwarzmarkt]] in Hannover für 300 bis 500 [[Reichsmark]] gut verkaufen konnte. Außerdem begann er, [[Forsteinrichtungs]]aufträge und forstliche Gutachten für Privatwaldungen auszuarbeiten.
In der unmittelbaren Nachkriegszeit schlug Frevert sich und seine Familie auf dem Barckhausenschen Rittergut [[Heinsen über Elze]] bei [[Hannover]], indem er sich dort als [[Nachtwächter]] betätigte und [[Rotfuchs|Füchse]] fing, deren [[Balg|Bälger]] er auf dem [[Schwarzmarkt]] in Hannover für 300 bis 500 [[Reichsmark]] gut verkaufen konnte. Außerdem begann er, [[Forsteinrichtungs]]aufträge und forstliche Gutachten für Privatwaldungen auszuarbeiten.


Indem er seine Kriegsaktivitäten in Bialowies wohlweislich unerwähnt ließ, gelang es ihm, sich in [[Republik Baden|Baden]] erfolgreich um den Posten als Leiter des Forstamtes [[Forbach (Baden)|Forbach I]] im [[Murg (Nordschwarzwald)|Murgtal]] zu bewerben, was zum 1. April 1947 genehmigt wurde, wenn auch nur im Angestelltenverhältnis. Allerdings kamen nun wieder Anschuldigungen und Gerüchte bezüglich seiner Aktivitäten in Rominten und im Zweiten Weltkrieg sowie dem Selbstmord seiner Frau hoch, denen die Behörden nun nachgingen. Frevert selbst konnte bereits im Juni 1947 eine ganze Reihe ihn entlastender „[[Persilschein]]e“ vorlegen. In einem dieser Schriftstücke etwa verschleierte Oberlandforstmeister [[Fritz Nüßlein]] wider besseres Wissen geschickt die Rolle Freverts in Bialowies. Die Untersuchungen verliefen schließlich im Sande. Auch das ab Anfang 1948 beginnende [[Entnazifizierung]]sverfahren verlief für Frevert sehr günstig. Zunächst als Mitläufer klassifiziert und bezüglich des Gehalts vom Oberforstmeister zum Forstmeister zurückgestuft, konnte er die Untersuchungskommission von seiner „politischen Unzuverlässigkeit“ im „[[Zeit des Nationalsozialismus|Dritten Reich]]“ überzeugen, auch mit dem Hinweis darauf, bereits 1936 der SA den Rücken gekehrt zu haben. <ref>Andreas Gautschi: ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege''. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 97-100 </ref>
Nach einer Einstellung als Leiter des Forstamtes in Baden kamen nun wieder Anschuldigungen und Gerüchte bezüglich seiner Aktivitäten in Rominten und im Zweiten Weltkrieg auf, denen die Behörden nun nachgingen. Frevert selbst konnte bereits im Juni 1947 eine ganze Reihe ihn entlastender „[[Persilschein]]e“ vorlegen. In einem dieser Schriftstücke etwa verschleierte Oberlandforstmeister [[Fritz Nüßlein]] wider besseres Wissen geschickt die Rolle Freverts in Bialowies. Die Untersuchungen verliefen schließlich im Sande. Auch das ab Anfang 1948 beginnende [[Entnazifizierung]]sverfahren verlief für Frevert sehr günstig. Zunächst als Mitläufer klassifiziert und bezüglich des Gehalts vom Oberforstmeister zum Forstmeister zurückgestuft, konnte er die Untersuchungskommission von seiner „politischen Unzuverlässigkeit“ im „[[Zeit des Nationalsozialismus|Dritten Reich]]“ überzeugen, auch mit dem Hinweis darauf, bereits 1936 der SA den Rücken gekehrt zu haben. <ref>Andreas Gautschi: ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege''. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 97-100 </ref>

Als sich Oberforstmeister Walter Frevert 1953 die Möglichkeit bot, das benachbarte Forstamt [[Kaltenbronn]] in [[Gernsbach]] zu übernehmen, erfüllte sich für ihn ein Traum. Denn dies mitten in dem ehemaligen Hofjagdrevier der Großherzöge von Baden gelegene Forstamt war Kerngebiet des Rotwildvorkommens im nördlichen Schwarzwald und wurde 1954 durch Kabinettsbeschluss zum Repräsentations- und Staatsjagdrevier des neu gegründeten Bundeslandes [[Baden-Württemberg]] erhoben. In Gernsbach bezog Frevert 1955 mit seiner Familie das „Haus Rominten“.


Außerdem war er umfangreich jagdschriftstellerisch tätig und verfasste mehrere Bücher: Weite Verbreitung fanden in immer wieder ergänzten und überarbeiteten Fassungen das ''Wörterbuch der Jägerei sowie "Ein Nachschlagewerk der jagdlichen Ausdrücke'' (1953). Zusammengefasst erschienen einige seiner Werke zuletzt 2007 unter dem Titel ''Mein Jägerleben. Gesammelte Erzählungen des großen Waidmanns''. Für sein allgemein wohl bekanntestes Buch, ''Rominten'' (1957), erhielt Frevert 1959 den [[Deutscher Jagdschutz-Verband|DJV]]-Literaturpreis. Allerdings ist klar, dass er speziell in seinen jagdlichen Erinnerungsbüchern alles möglicherweise Kompromittierende wegließ, verniedlichte oder an den Rand rückte. So stellte er etwa seine Tätigkeit als Jagdführer Görings als mehr oder weniger lästige Dienstpflicht dar.
Er betätigte sich auch wieder eifrig jagdlich und war als Schweißhundführer im Verein Hirschmann aktiv, gehörte zu den besterfahrendsten Richtern auf den Prüfungssuchen und war seit 1955 Vorsitzender des Internationalen Schweißhundverbandes. Er selbst hatte während seines Lebens insgesamt acht Schweißhunde geführt, darunter den bekannten „Hirschmann“. Bei der Internationalen Jagdausstellung 1954 in [[Düsseldorf]] übernahm Frevert – wie zuvor schon bei derjenigen 1937 in Berlin – die Schauen „Jagdliches Brauchtum“ und „Rominten“.


Dazu kamen [[Rundfunk]]- und [[Fernsehen|Fernsehauftritte]], wie etwa die Mitarbeit am [[Südwestfunk]] Baden-Baden und des [[Süddeutscher Rundfunk|Süddeutschen Rundfunks]]. Beispielsweise brachte der Südwestfunk am [[Hubertustag]] 1951 eine zweistündige Sendung mit ihm über Jagd und Jagdkultur.
Außerdem war er umfangreich jagdschriftstellerisch tätig und verfasste mehrere Bücher. Weite Verbreitung fanden in immer wieder ergänzten und überarbeiteten Fassungen ''Die deutschen Jagdsignale und Brackenjagdsignale'' (1951) und das ''Wörterbuch der Jägerei. Ein Nachschlagewerk der jagdlichen Ausdrücke'' (1953). Seine jagdlichen Erinnerungsbücher ''Und könnt' es Herbst im ganzen Jahre bleiben'' (1957), ''Das Jägerleben ist voll Lust und alle Tage neu'' (1960) und ''Abends bracht' ich reiche Beute'' (posthum 1963) erwiesen sich umgehend als Bestseller, die ihn in weiten Kreisen bekannt machten und deren Beliebtheit bis heute ungebrochen ist. Zusammengefasst erschienen sie zuletzt 2007 unter dem Titel ''Mein Jägerleben. Gesammelte Erzählungen des großen Waidmanns''. Für sein allgemein wohl bekanntestes Buch, ''Rominten'' (1957), erhielt Frevert 1959 den [[Deutscher Jagdschutz-Verband|DJV]]-Literaturpreis. Seine jagdliche Meisterschaft und Fachkenntnis waren und sind unbestritten und Frevert gelang es, diese in vollendeter Weise zu vermitteln. Sein Stil war prägnant, klar, einfach und humorvoll. Nicht zu leugnen ist allerdings auch, dass er speziell in seinen jagdlichen Erinnerungsbüchern alles möglicherweise Kompromittierende wegließ, verniedlichte oder an den Rand rückte. So stellte er etwa seine Tätigkeit als Jagdführer Görings als mehr oder weniger lästige Dienstpflicht dar.


Frevert kam am 30. Juli 1962 bei einem [[Jagdunfall]] ums Leben, dessen genaue Umstände bis heute nicht geklärt sind. Unter Forstleuten weit verbreiteten - und sowohl auf den "Unfall"hergang als auch auf die Persönlichkeit Freverts gestützten - Einschätzungen, dass es ein verkappter [[Selbstmord]] gewesen sein soll, traten auch zweifelnde Fachleute entgegen.<ref>Andreas Gautschi: ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege''. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 148 </ref> Oberforstmeister Frevert wurde am 2. August 1962 auf dem Friedhof in Gernsbach beigesetzt. Eine große Zahl von Trauergästen erwies ihm die letzte Ehre. An seinem Grab sprachen Bundestagspräsident Dr. [[Eugen Gerstenmaier]], der wiederholt Jagdgast im Forstamt Kaltenborn und in schwierigen Situationen Freverts oberster „Schattenspender“ gewesen war, und Landesforstpräsident Rupf.
Dazu kamen regelmäßige [[Rundfunk]]- und [[Fernsehen|Fernsehauftritte]], die er dank seines [[Rhetorik|rhetorischen]] und schauspielerischen Talents überzeugend meisterte. Jahrelang war er Mitarbeiter des [[Südwestfunk]]s Baden-Baden und des [[Süddeutscher Rundfunk|Süddeutschen Rundfunks]]. Beispielsweise brachte der Südwestfunk am [[Hubertustag]] 1951 eine zweistündige Sendung mit ihm über Jagd und Jagdkultur. Zwar trug er nach dem Kriege nur selten seine Forstuniform. Aber auch in ziviler jagdlicher Tracht, die er üblicherweise mit einem [[Monokel]] und überdimensioniertem [[Gamsbart|Gams-]] oder [[Saubart]] am Hut zu kombinieren pflegte, prägte der stets schneidig, dominant und überlegen auftretende Frevert ganz entscheidend das Bild des „typischen“ deutschen Forstbeamten bei der breiten Öffentlichkeit – allerdings auch bis an den Rand der Selbstkarikatur.


== Vergangenheitsaufarbeitung ==
Oberforstmeister Walter Frevert kam am 30. Juli 1962 bei einem [[Jagdunfall]] ums Leben, desen genaue Umstände bis heute nicht geklärt sind. Unter Forstleuten weit verbreiteten - und sowohl auf den "Unfall"hergang als auch auf die Persönlichkeit Freverts gestützten - Einschätzungen, dass es ein verkappter [[Selbstmord]] gewesen sein soll, trat nicht zuletzt sein ehemaliger ranghoher Kollege Fritz Nüßlein entgegen. <ref>Andreas Gautschi: ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege''. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 148 </ref> Oberforstmeister Frevert wurde am 2. August 1962 auf dem Friedhof in Gernsbach beigesetzt. Eine große Zahl von Trauergästen erwies ihm die letzte Ehre. An seinem Grab sprachen Bundestagspräsident Dr. [[Eugen Gerstenmaier]], der wiederholt Jagdgast im Forstamt Kaltenborn und in schwierigen Situationen Freverts oberster „Schattenspender“ gewesen war, und Landesforstpräsident Rupf.
Im Jahr 2004 wurde in einer Biografie die lange verschleierte Verstrickung dieses Forstmannes in die [[Kriegsverbrechen]] des nationalsozialistischen Deutschlands an die Öffentlichkeit gebracht. Dass dies so lange gedauert hat, hängt ganz offensichtlich mit der Aktenlage und verschiedenen Zeitumständen zusammen. So ist der Name Freverts nach Gautschis Recherchen in den Dateien der polnischen Hauptkommission zur Untersuchung der nationalsozialistischen Verbrechen in Polen nicht zu finden. Auch gibt es in polnischen Aktenbeständen keine Hinweise auf einen angeblichen Auslieferungsantrag der polnischen Regierung. In Deutschland begann die Untersuchung der Vorfälle von Bialowies erst zwei Jahre nach Freverts Tod. Erst im Jahr 1971 wurde – offenbar in Unkenntnis seines Ablebens – durch Antrag der Oberstaatsanwaltschaft beim [[Landgericht Darmstadt]] gegen Frevert und 23 weitere Angehörige der deutschen Besatzung in Bialowies wegen der Beteiligung an Kriegsverbrechen eine Voruntersuchung eröffnet. <ref>Andreas Gautschi: ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege''. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 147-148 </ref>


=== Nachwirkungen ===
=== Ehrung ===


1964 errichtete die Forstverwaltung in Freverts ehemaligem Jagdbezirk Stadtwalderkopf zur Erinnerung an ihn und sein Wirken einen Denkstein, nur wenige hundert Meter von der Stelle entfernt, wo er zwei Jahre zuvor zu Tode gekommen war.
1964 errichtete die Forstverwaltung in Freverts ehemaligem Jagdbezirk Stadtwalderkopf zur Erinnerung an ihn und sein Wirken einen Denkstein, nur wenige hundert Meter von der Stelle entfernt, wo er zwei Jahre zuvor zu Tode gekommen war. Frevert blieb innerhalb der deutschen Jägerschaft jahrzehntelang eine schon fast von der Aura des Legendären umgebene Gestalt. Erst Andreas Gautschi gelang es im Jahr 2004 mit seiner Biografie ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege'' auch die lange verschleierte Verstrickung dieses Forstmannes in die [[Kriegsverbrechen]] des nationalsozialistischen Deutschlands an die Öffentlichkeit zu bringen. Dass dies so lange gedauert hat, hängt ganz offensichtlich mit den Aktenlagen und verschiedenen Zeitumständen zusammen. So ist der Name Freverts nach Gautschis Recherchen in den Dateien der polnischen Hauptkommission zur Untersuchung der nationalsozialistischen Verbrechen in Polen nicht zu finden. Auch gibt es in polnischen Aktenbeständen keine Hinweise auf einen angeblichen Auslieferungsantrag der polnischen Regierung. Darüber hinaus hatte auch [[Simon Wiesenthal]] im Jahr 1958 drei bis vier Mal im Forstamt Kaltenbronn lange Gespräche mit Frevert geführt, deren Inhalt allerdings nicht bekannt ist. In Deutschland begann die Untersuchung der Vorfälle von Bialowies erst zwei Jahre nach Freverts Tod. Erst im Jahr 1971 wurde – offenbar in Unkenntnis seines Ablebens – durch Antrag der Oberstaatsanwaltschaft beim [[Landgericht Darmstadt]] gegen Frevert und 23 weitere Angehörige der deutschen Besatzung in Bialowies wegen der Beteiligung an Kriegsverbrechen eine Voruntersuchung eröffnet. <ref>Andreas Gautschi: ''Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege''. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 147-148 </ref>


== Schriften ==
== Schriften ==
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* ''Die Fütterung des Rotwildes. Anlage und Bau von Fütterungen sowie Futtermittel und Futtermengen'', Hamburg und Berlin 1956
* ''Die Fütterung des Rotwildes. Anlage und Bau von Fütterungen sowie Futtermittel und Futtermengen'', Hamburg und Berlin 1956
* ''Rominten'', München, Bonn und Wien 1957 (10. Auflage, München, Wien und Zürich 1996, ISBN 3-405-11858-1)
* ''Rominten'', München, Bonn und Wien 1957 (10. Auflage, München, Wien und Zürich 1996, ISBN 3-405-11858-1)
* ''Und könnt' es Herbst im ganzen Jahre bleiben. Jagdliche und andere Erinnerungen'', Hamburg und Berlin 1957 ( 9. Auflage, Hamburg und Berlin 1990, ISBN 3-490-36811-8)
* ''Das Jägerleben ist voll Lust und alle Tage neu. Jagdliche und andere Erinnerungen'', Hamburg und Berlin 1960 (7. Auflage, Hamburg 1995, ISBN 3-490-07411-4)
* ''Abends bracht' ich reiche Beute. Der jagdlichen Erinnerungen letzter Teil'', Hamburg und Berlin 1963 (6. Auflage, Hamburg und Berlin 1989, ISBN 3-490-36711-1)
* ''Mein Jägerleben. Gesammelte Erzählungen des großen Waidmanns'', Stuttgart 2007 (ISBN 978-3-440-11276-2 oder ISBN 3-440-11276-4)
* ''Mein Jägerleben. Gesammelte Erzählungen des großen Waidmanns'', Stuttgart 2007 (ISBN 978-3-440-11276-2 oder ISBN 3-440-11276-4)



Version vom 18. September 2008, 12:21 Uhr

Walter Frevert (* 13. Oktober 1897 in Hamm; † 30. Juli 1962 im Forstamt Kaltenbronn, Gernsbach) war ein deutscher Forstmann und Jagdschriftsteller. Frevert war eine der bedeutendsten und prägendsten Gestalten der deutschen Jagdgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Leben

Kindheit und Jugend

Walter Frevert war der Sohn des Zahnarztes und Gutsbesitzers Dr. Gustav Frevert und dessen Frau Bertha geborene Overhoff. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in seiner Geburtststadt Hamm sowie von 1906 bis 1915 auf Gut „Haus Gierken“ bei Schlangen. Nicht zuletzt über seinen Onkel, Forstmeister Wilhelm Frevert, kam er schon früh mit dem Waidwerk und dem Forstberuf in Verbindung, was ihn tief prägte und zu dem Wunsch führte, später selbst den Forstberuf zu ergreifen. Er besuchte das humanistische Gymnasium in Paderborn und – nach einem Schulausschluss – dann das Gymnasium in Lemgo. [1]

Im Ersten Weltkrieg und forstliche Ausbildung

Nachdem er im Ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde nahm er unmittelbar nach Kriegsende 1918 ein Studium der Forstwissenschaften an der Forstakademie Eberswalde auf, das er nach Zwischenstationen in Hann. Münden, München und Halle erfolgreich absolvierte. Nach dem im Frühjahr 1922 bestandenen Referendar-Examen folgte das Referendariat und Anfang 1924 legte er die „Große Forstliche Staatsprüfung“ erfolgreich ab. Anschließend fand der junge Forstassessor von 1924 bis 1928 im Forstamt Wolfgang bei Hanau Verwendung.

Forstliche Laufbahn

Nach der Beförderung zum Forstmeister im April 1928 und Bestellung zum Leiter des Forstamtes Battenberg galt sein besonderes Interesse der Bewirtschaftung des Rotwildes. Er verfasste die Bücher Die gerechte Führung des Hannoverschen Schweißhundes (1935) sowie Jagdliches Brauchtum (1936), wobei gerade in letzterem auch NS-Gedankengut verarbeitet worden sein soll, kann dieses Buch doch als eines der wirkmächtigsten Stücke der Jagdliteratur des 20. Jahrhunderts gelten.

Frevert, der seit 1928 Mitglied des Deutschen Reichskriegerbundes Kyffhäuser und dort auch Kameradschaftsführer war, trat am 1. Mai 1933 der NSDAP bei (Mitglieds-Nr. 2273868) und gehörte ab Sommer 1933 auch der SA-Reserve an. In beiden NS-Organisationen trat er allerdings nicht politisch oder sonstwie aktiv hervor. [2]

Ulrich Scherping, Leiter des Jagdamtes in Berlin, verlasste dann zum 1. Dezember 1936 Freverts Versetzung als Forstamtsleiter in die Rominter Heide, wo er ab 1. April 1938 zusätzlich Forstinspektionsbeamter für alle vier Forstämter der Rominter Heide wurde. Die Rominter Heide wurde von Hermann Göring in seiner Eigenschaft als Ministerpräsident von Preußen als Jagdrevier. Hier wurde er 1938 zum Oberforstmeister befördert. Mit seiner Berufung ins Forstamt Nassawen trat er 1936 auf eigenen Antrag sowohl aus dem Deutschen Reichskriegerbund Kyffhäuser, als auch aus der SA aus. [3]


Kriegsverbrechen in Bialowies

Während des Zweiten Weltkriegs fand Frevert verschiedene militärische Verwendungen und wurde im Sommer 1943 zum Major der Reserve befördert. Als Göring im Frühling 1941 den Befehl erteilte, dem besetzten Urwald von Bialowies um 100.000 auf 260.000 Hektar zu vergrößern und zunächst als Reichsjagdgebiet, später dann als reguläres Staatsjagdrevier, einzurichten, zeigte sich der ganze jagdliche Größenwahn des Reichsjägermeisters. [4] Denn um dieses Projekt umzusetzen, mussten zahlreiche Dörfer im Inneren und am Rande des Waldgebietes verschwinden. Frevert wurde mit der Ausführung beauftragt und erhielt vom Reichsmarschall umfassende Vollmachten, um dieses Ziel zu erreichen, wobei äußerst rücksichtslos vorgegangen wurde.

Die Dörfer wurden eingekesselt und die Bewohner erhielten eine halbe Stunde Zeit, ihre Habe zusammenzupacken und auf Wagen zu laden, um dann in Trecks in östlicher Richtung „evakuiert“ zu werden. Die ausnahmslos in Holzbauweise errichteten Dörfer wurden hernach einfach niedergebrannt. Allein vom 25. bis 31. Juli 1941 wurden auf diese Weise 34 Dörfer dem Erdboden gleichgemacht und mehr als 6000 Menschen vertrieben. Das Polizeibataillon 322, das Frevert zur Ausführung dieser Aktionen unmittelbar unterstand, erschoss im Zuge eines Sonderauftrages auf Befehl des Höheren SS- und Polizeiführers vom 23. Juli bis 21. August 1941 zudem sämtliche männlichen Juden in dem Gebiet, während die übrigen jüdischen Einwohner deportiert wurden.

Gegen Partisanen ließ Frevert ebenfalls mit äußerster Härte vorgehen, auch deren Unterstützer wurden zur Abschreckung aufgehängt. Bis zum Sommer 1942 waren 116 Dörfer vernichtet und dabei etwa 900 Menschen erschossen worden.

Als Anfang Oktober 1944 die Rote Armee die Reichsgrenze überschritten hatte und vor der Rominter Heide stand, schickte Frevert seine Familie gen Westen auf die Flucht. Er selbst zog sich bei einem Unfall eine schwere Knieverletzung zu, was eine Verlegung ins Zoobunker-Lazarett in Berlin nach sich zog. Nach der Genesung begab sich Frevert jedoch nicht wieder nach Rominten, sondern an die Westfront in die Niederlande und erlebte den Zusammenbruch als Kommandant von Den Haag. Im Zuge der Kapitulation übergab er die Stadt an den kanadischen Divisionskommandeur, wurde Kommandeur des deutschen Gefangenenlagers Scheveningen und bereits am 20. Juli 1945 aus der Gefangenschaft entlassen.

Neuanfang im Schwarzwald

In der unmittelbaren Nachkriegszeit schlug Frevert sich und seine Familie auf dem Barckhausenschen Rittergut Heinsen über Elze bei Hannover, indem er sich dort als Nachtwächter betätigte und Füchse fing, deren Bälger er auf dem Schwarzmarkt in Hannover für 300 bis 500 Reichsmark gut verkaufen konnte. Außerdem begann er, Forsteinrichtungsaufträge und forstliche Gutachten für Privatwaldungen auszuarbeiten.

Nach einer Einstellung als Leiter des Forstamtes in Baden kamen nun wieder Anschuldigungen und Gerüchte bezüglich seiner Aktivitäten in Rominten und im Zweiten Weltkrieg auf, denen die Behörden nun nachgingen. Frevert selbst konnte bereits im Juni 1947 eine ganze Reihe ihn entlastender „Persilscheine“ vorlegen. In einem dieser Schriftstücke etwa verschleierte Oberlandforstmeister Fritz Nüßlein wider besseres Wissen geschickt die Rolle Freverts in Bialowies. Die Untersuchungen verliefen schließlich im Sande. Auch das ab Anfang 1948 beginnende Entnazifizierungsverfahren verlief für Frevert sehr günstig. Zunächst als Mitläufer klassifiziert und bezüglich des Gehalts vom Oberforstmeister zum Forstmeister zurückgestuft, konnte er die Untersuchungskommission von seiner „politischen Unzuverlässigkeit“ im „Dritten Reich“ überzeugen, auch mit dem Hinweis darauf, bereits 1936 der SA den Rücken gekehrt zu haben. [5]

Außerdem war er umfangreich jagdschriftstellerisch tätig und verfasste mehrere Bücher: Weite Verbreitung fanden in immer wieder ergänzten und überarbeiteten Fassungen das Wörterbuch der Jägerei sowie "Ein Nachschlagewerk der jagdlichen Ausdrücke (1953). Zusammengefasst erschienen einige seiner Werke zuletzt 2007 unter dem Titel Mein Jägerleben. Gesammelte Erzählungen des großen Waidmanns. Für sein allgemein wohl bekanntestes Buch, Rominten (1957), erhielt Frevert 1959 den DJV-Literaturpreis. Allerdings ist klar, dass er speziell in seinen jagdlichen Erinnerungsbüchern alles möglicherweise Kompromittierende wegließ, verniedlichte oder an den Rand rückte. So stellte er etwa seine Tätigkeit als Jagdführer Görings als mehr oder weniger lästige Dienstpflicht dar.

Dazu kamen Rundfunk- und Fernsehauftritte, wie etwa die Mitarbeit am Südwestfunk Baden-Baden und des Süddeutschen Rundfunks. Beispielsweise brachte der Südwestfunk am Hubertustag 1951 eine zweistündige Sendung mit ihm über Jagd und Jagdkultur.

Frevert kam am 30. Juli 1962 bei einem Jagdunfall ums Leben, dessen genaue Umstände bis heute nicht geklärt sind. Unter Forstleuten weit verbreiteten - und sowohl auf den "Unfall"hergang als auch auf die Persönlichkeit Freverts gestützten - Einschätzungen, dass es ein verkappter Selbstmord gewesen sein soll, traten auch zweifelnde Fachleute entgegen.[6] Oberforstmeister Frevert wurde am 2. August 1962 auf dem Friedhof in Gernsbach beigesetzt. Eine große Zahl von Trauergästen erwies ihm die letzte Ehre. An seinem Grab sprachen Bundestagspräsident Dr. Eugen Gerstenmaier, der wiederholt Jagdgast im Forstamt Kaltenborn und in schwierigen Situationen Freverts oberster „Schattenspender“ gewesen war, und Landesforstpräsident Rupf.

Vergangenheitsaufarbeitung

Im Jahr 2004 wurde in einer Biografie die lange verschleierte Verstrickung dieses Forstmannes in die Kriegsverbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands an die Öffentlichkeit gebracht. Dass dies so lange gedauert hat, hängt ganz offensichtlich mit der Aktenlage und verschiedenen Zeitumständen zusammen. So ist der Name Freverts nach Gautschis Recherchen in den Dateien der polnischen Hauptkommission zur Untersuchung der nationalsozialistischen Verbrechen in Polen nicht zu finden. Auch gibt es in polnischen Aktenbeständen keine Hinweise auf einen angeblichen Auslieferungsantrag der polnischen Regierung. In Deutschland begann die Untersuchung der Vorfälle von Bialowies erst zwei Jahre nach Freverts Tod. Erst im Jahr 1971 wurde – offenbar in Unkenntnis seines Ablebens – durch Antrag der Oberstaatsanwaltschaft beim Landgericht Darmstadt gegen Frevert und 23 weitere Angehörige der deutschen Besatzung in Bialowies wegen der Beteiligung an Kriegsverbrechen eine Voruntersuchung eröffnet. [7]

Ehrung

1964 errichtete die Forstverwaltung in Freverts ehemaligem Jagdbezirk Stadtwalderkopf zur Erinnerung an ihn und sein Wirken einen Denkstein, nur wenige hundert Meter von der Stelle entfernt, wo er zwei Jahre zuvor zu Tode gekommen war.

Schriften

  • Die gerechte Führung des Hannoverschen Schweißhundes, Berlin 1935 (7., von Karl Bergien und Wolfgang Bruchmüller aktualisierte Auflage unter dem Titel Die Führung des Schweißhundes. Ausbildung und Einsatz des Jagdhundes auf der Wundfährte am Beispiel des Hannoverschen Schweißhundes, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08253-9)
  • Jagdliches Brauchtum, Berlin 1936 (mehrere Auflagen, zuletzt als Jagdliches Brauchtum und Jägersprache, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-440-11034-8 oder ISBN 3-440-11034-6)
  • als Herausgeber: Alte und neue Jäger-Lieder. Mit Bildern und Singweisen, 7. Auflage, Hann. Münden 1939
  • als Herausgeber: Ferdinand von Raesfeld: Das deutsche Waidwerk. Ein Lehr- und Handbuch der Jagd, 5. bis 9. Auflage, Berlin 1942 bis Hamburg und Berlin 1961
  • Die deutschen Jagdsignale und Brackenjagdsignale. Mit Merkversen, Hamburg und Berlin 1951 (spätere Auflagen ab 1958 von Heinrich Jacob unter dem Titel Anleitung zum Jagdhornblasen. Mit den deutschen Jagdsignalen, einschließlich den Signalen für die Brackenjagd und mit den Merkversen von Walter Frevert; aktuell unter Anleitung zum Jagdhornblasen. Mit einer Auswahl der gebräuchlichsten Jagdsignale einschließlich der Signale für die Brackenjagd in der durch den DJV revidierten offiziellen Fassung und mit den Merkversen von Walter Frevert, 10. Auflage, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10227-0 sowie Die Jagdsignale. Alle offiziellen und weitere Jagdsignale. DJV-Bläserordnung. Mit Bewertungshinweisen für Bläserwettbewerbe, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10433-8)
  • Wörterbuch der Jägerei. Ein Nachschlagewerk der jagdlichen Ausdrücke, Hamburg und Berlin 1953 (mehrere Auflagen, zuletzt als Jagdliches Brauchtum und Jägersprache, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-440-11034-8 oder ISBN 3-440-11034-6)
  • Die Fütterung des Rotwildes. Anlage und Bau von Fütterungen sowie Futtermittel und Futtermengen, Hamburg und Berlin 1956
  • Rominten, München, Bonn und Wien 1957 (10. Auflage, München, Wien und Zürich 1996, ISBN 3-405-11858-1)
  • Mein Jägerleben. Gesammelte Erzählungen des großen Waidmanns, Stuttgart 2007 (ISBN 978-3-440-11276-2 oder ISBN 3-440-11276-4)

Literatur

  • Andreas Gautschi: Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege. 2., ergänzte Auflage. Edition Nimrod bei Jana, Melsungen 2005, 176 S., ISBN 3-7888-0981-7

Einzelnachweise

  1. Andreas Gautschi: Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 7-11
  2. Andreas Gautschi: Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 68-69
  3. Andreas Gautschi: Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 68
  4. sämtliche folgende Angaben des Abschnitts nach Andreas Gautschi: Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 74-90
  5. Andreas Gautschi: Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 97-100
  6. Andreas Gautschi: Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 148
  7. Andreas Gautschi: Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege. Nimrod-Verlag, Hanstedt 2004, S. 147-148