„WHO-Trinklösung“ – Versionsunterschied

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[[1971]] wurde die Effizienz im Rahmen des [[Bangladesch-Krieg]]s unter widrigsten Umständen nachgewiesen; hier verabreichten Familienangehörige die Trinklösung, während in Matlab noch ausschließlich trainiertes medizinisches Personal eingesetzt wurde. Man erkannte, dass die Patienten, vor allem die Kinder, die nötige Trinkmenge selbständig an ihren Bedarf anpassen konnten. Ab den frühen 1970er Jahren produzierten [[UNICEF]] und WHO riesige Mengen ORS-Päckchen und verteilten sie in allen [[Endemie]]gebieten. Die Wirksamkeit von ORT bei den meisten anderen Formen von Diarrhoe wurde nachgewiesen und ORT fand seinen Platz auch in der Diarrhoebehandlung der 1.-Welt-Staaten.
[[1971]] wurde die Effizienz im Rahmen des [[Bangladesch-Krieg]]s unter widrigsten Umständen nachgewiesen; hier verabreichten Familienangehörige die Trinklösung, während in Matlab noch ausschließlich trainiertes medizinisches Personal eingesetzt wurde. Man erkannte, dass die Patienten, vor allem die Kinder, die nötige Trinkmenge selbständig an ihren Bedarf anpassen konnten. Ab den frühen 1970er Jahren produzierten [[UNICEF]] und WHO riesige Mengen ORS-Päckchen und verteilten sie in allen [[Endemie]]gebieten. Die Wirksamkeit von ORT bei den meisten anderen Formen von Diarrhoe wurde nachgewiesen und ORT fand seinen Platz auch in der Diarrhoebehandlung der 1.-Welt-Staaten.


Seitdem rettet der Einsatz von ORS jährlich Millionen von Menschen das Leben, die keinen Zugang zu einer modernen medizinischen Infrastruktur haben. <ref>Frei übersetzt und zusammengefasst aus: Joshua Nalibow Ruxin, ''Magical Bullett: The History of Oral Rehydratation Therapy''. in: Medical History, 1994, 38, S. 363 bis 397. [http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?tool=pubmed&pubmedid=7808099 Online-Version]</ref>
Seitdem rettet der Einsatz von ORS jährlich Millionen von Menschen das Leben, die keinen Zugang zu einer modernen medizinischen Infrastruktur haben. <ref>Frei übersetzt und zusammengefasst aus: Joshua Nalibow Ruxin, ''Magical Bullett: The History of Oral Rehydratation Therapy''. in: Medical History, 1994, 38, S. 363 bis 397. [http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?tool=pubmed&pubmedid=7808099 Online-Version]</ref> Im Jahr 2006 betrug der Anteil tödlicher Verläufe an allen der WHO gemeldeten Cholerafällen 2.6%<ref>[http://www.who.int/wer/2007/wer8231.pdf ''WHO Cholera annual report 2006'' der WHO]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 20. Januar 2008, 22:10 Uhr

Krankenschwestern verabreichen einem Cholera-Patient eine WHO-Trinklösung.

Die WHO-Trinklösung, ist eine Orale Rehydratationslösung (englisch WHO-Oral Rehydratation Solution oder WHO-ORS), die weltweit als günstige und effektive Behandlung des Flüssigkeits- und Elektrolytverlust bei Durchfallerkrankungen eingesetzt wird. Konzept und Zusammensetzung wurden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) implementiert.

Die Trinklösung – die ursprünglich zur Behandlung der Cholera entwickelt wurde – ist insbesondere in Ländern mit begrenzten Ressourcen ein wesentlicher Pfeiler der Therapie beim Auftreten epidemischer infektiöser Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und kann, wenn sie in ausreichenden Mengen vorhanden ist,entscheidend zur Eindämmung der Zahl der Todesopfer beitragen. Ein Erwachsener sollte von dieser Trinklösung etwa drei Liter pro Tag trinken.

Wirkprinzip

Die Trinklösung bewirkt die Aufnahme von Wasser und Elektrolyten (Natriumchlorid, Kaliumchlorid) in den Körper. Essentiell ist die isotone Zusammensetzung und die Anwesenheit von Glucose. Durch die Resorption der Glucose wird Natrium und Kalium quasi mit in die Darmzellen „hineingeschleppt;“; die Glucose wirkt hier also nicht als Energieträger, sondern als Hilfsmittel zur Elektrolytaufnahme.

Zusammensetzung

Die WHO empfiehlt folgende Zusammensetzung für einen Liter Wasser:

  • 13,5 g Glucose
  • 2,5 g Natriumhydrogencarbonat
  • 3,6 g Natriumchlorid
  • 1,5 g Kaliumchlorid

In Apotheken ist die WHO-Trinklösung auch als Granulat erhältlich.

Geschichte

In den 1920er Jahren wurde erstmals die Dehydratation als Ursache der hohen Letalität der Cholera erkannt und eine effektive Rehydratationstherapie mittels intravenöser Infusionen entwickelt. Diese Therapie erwies sich in den Entwicklungsländer jedoch als praktisch undurchführbar, da wegen der fehlenden Infrastruktur Millionen Erkrankter keinen Zugang zu einer effektiven Therapie hatten. In den 1940er Jahren erforschte Daniel Darrow von der Yale-Universität die Elektrolytverluste bei Diarrhoe und entwickelte die physiologischen Grundlagen der Rehydratation. Aufgrund dieser Forschungen entwickelte er Rehydratationslösungen, die im wesentlichen Natrium, Kalium und Glucose enthielten. Darrow zog den Schluss, dass eine solche Lösung, oral verabreicht, helfen könne, den Verlust an Wasser und Elektrolyten auszugleichen und somit die lange Infusionstherapie abkürzen könne. Mit dieser intravenös/oralen Kombinationstherapie konnte die Letalität schwerer Diarrhoen bei Säuglingen unter 5% gesenkt werden.

1961 brach auf den Philippinen eine Cholera-Pandemie aus. Der Leiter der Naval Madical Center Research Unit 2, Captain Robert Allan Phillips (1906–1976) schickte ein Team von Taipeh nach Manila. Mit der von ihm entwickelten intravenös/oralen Kombinationstherapie konnte die Krankenhausletalität auf 3,4% gesenkt werden. Im Zuge dieser Aufgabe entdeckte auch er die verbesserte orale Kochsalzaufnahme durch eine Kombinationslösung von Glucose und Kohlenstoff. Beim Versuch der Einführung einer oralen Rehydratationstherapie scheiterte er jedoch, da er -wahrscheinlich in Unkenntnis der mittlerweile vorliegenden physiologischen Forschungsergebnisse – zu hoch konzentrierte Lösungen anwendete, wodurch mehrere Patienten infolge eines Herzversagens durch Überwässerung verstarben.

1962 begann eine Gruppe von Ärzten zusammen mit Studenten in Dakka und Kalkutta an einer effektiven Therapie der cholera-induzierten Diarrhoe zu arbeiten. Ihr Ziel war es, eine einfache Lösung aus Zucker, Salz und Wasser zu entwickeln, um das Leben ernsthaft dehydrierter Erwachsener, Jugendlicher und Kinder zu retten. Innerhalb von 6 Jahren wurde der physiologische Wirksamkeitsnachweis erbracht und somit die etablierten Paradigmen zur Therapie der Diarrhoe auf den Kopf gestellt. Insbesondere wurde die bis dahin gültige Hypothese, eine „Vergiftung“ der Natrium-Kalium-Pumpe in den Zellmembranen der Darmschleimhaut sei Ursache der hohen Elektrolytverluste, wurde widerlegt. Es wurde bewiesen, dass Glucose die Aufnahme von Natrium in die Zellen verbessert.

1966 führte Hirschhorn eine klinische Studie mit acht Cholera-Patienten durch, denen die verbesserte Lösung nicht oral, sondern über gastrointestinale Sonden verabreicht wurde.[1]

1968 veröffentlichten Nalin und Mitarbeiter im Lancet eine Studie über die alleinige orale Rehydratation, empfahlen diese Art der Behandlung aber vorerst nur für leichte und mittelschwere Fälle. Ende 1968 führten Nalin und Cash den ersten großen Feldversuch in Matlab (Ost-Pakistan) unter den realen Bedingungen eines Entwicklungslandes erfolgreich durch und bewiesen die Effizienz der ORT sowohl hinsichtlich der Letalität als auch der Praktikabilität unter widrigen infrastrukturellen Bedingungen.[2]

1971 wurde die Effizienz im Rahmen des Bangladesch-Kriegs unter widrigsten Umständen nachgewiesen; hier verabreichten Familienangehörige die Trinklösung, während in Matlab noch ausschließlich trainiertes medizinisches Personal eingesetzt wurde. Man erkannte, dass die Patienten, vor allem die Kinder, die nötige Trinkmenge selbständig an ihren Bedarf anpassen konnten. Ab den frühen 1970er Jahren produzierten UNICEF und WHO riesige Mengen ORS-Päckchen und verteilten sie in allen Endemiegebieten. Die Wirksamkeit von ORT bei den meisten anderen Formen von Diarrhoe wurde nachgewiesen und ORT fand seinen Platz auch in der Diarrhoebehandlung der 1.-Welt-Staaten.

Seitdem rettet der Einsatz von ORS jährlich Millionen von Menschen das Leben, die keinen Zugang zu einer modernen medizinischen Infrastruktur haben. [3] Im Jahr 2006 betrug der Anteil tödlicher Verläufe an allen der WHO gemeldeten Cholerafällen 2.6%<ref>WHO Cholera annual report 2006 der WHO

Einzelnachweise

  1. Hirschhorn et al.: Decrease in net stool output in cholera during intestinal perfusion with glucose-containing solutions. N Engl J Med. 1968;279(4):176-81. PMID 4968807
  2. Nalin et al.: Oral maintenance therapy for cholera in adults. Lancet. 1968;2(7564):370-3. PMID 4173788
  3. Frei übersetzt und zusammengefasst aus: Joshua Nalibow Ruxin, Magical Bullett: The History of Oral Rehydratation Therapy. in: Medical History, 1994, 38, S. 363 bis 397. Online-Version