„Gesundheit“ – Versionsunterschied

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Eine viel zitie[[Media:Beispiel.ogg]]rte Definition von Gesundheit ist diejenige der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 22. Juli 1946. Sie lautet: „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht die bloße [[ja:健康]]
Eine viel zitierte Definition von Gesundheit ist diejenige der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 22. Juli 1946. Sie lautet: „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht die bloße Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen.“ („Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity.“).....

Die Stärke dieser Definition ist, dass Gesundheit nicht auf körperliche Gesundheit reduziert wird, sondern auch psychische und geistige Aspekte einbezieht. Zu kritisieren ist zum einen, dass Gesundheit als Zustand und nicht als Prozess definiert wird. Zum anderen impliziert die Formulierung des "vollkommenen Wohlbefindens", dass Unwohlsein (z.B. bei Liebeskummer) die Gesundheit grundsätzlich beeinträchtigt. Schließlich wird nicht definiert, welche Symptome (außer dem positiven Symptom der Abwesenheit von Krankheit) Gesundheit beobachtbar machen. "Wohlbefinden" allein kann es nicht sein, da sich auch kranke Menschen durchaus wohl befinden können. Schließlich unterstützt die WHO-Definition die gängige Glorifizierung von Gesundheit und Dämonisierung von Krankheit. Dabei üben Krankheiten für die Gesundheit oft eine wichtige Funktion aus, etwa wenn uns eine Krankheit zeigt, dass wir unser Leben gesundheitsförderlicher gestalten sollten. Aus diesem Grund werden Gesundheit und Krankheit in der nachfolgenden Definition nicht getrennt, sondern als zwei Seiten einer Unterscheidung betrachtet, die sich wechselseitig bedingen.

Für eine umfassende Bestimmung von Gesundheit und Krankheit sind folgende Aspekte von Bedeutung:

* Gesundheit und Krankheit sind beobachterabhängige Konstrukte, wobei sich die Beobachtung von Gesundheit und Krankheit durch soziale Systeme wie die Medizin oder die Wissenschaft von der Beobachtung durch das Individuum unterscheiden kann (objektivierende vs. subjektivierende Sicht).
* Die Beobachtung von Gesundheit und Krankheit erfolgt ausschließlich anhand von (körperlichen, psychischen und sozialen) Symptomen.
* Gesundheit und Krankheit sind demnach für sich nicht empirisch fassbar; sie entsprechen Konzepten, mit welchen die Symptome erklärt werden.
* Der Begriff ‚Gesundheit’ bezeichnet keinen absoluten Zustand, sondern die sich laufend verändernde Positionierung eines Menschen auf dem Gesundheits /Krankheitskontinuum.
* Man kann zwischen physischer und psychischer Gesundheit/Krankheit unterscheiden.
* Die Positionierung auf dem Kontinuum wird primär durch das Vorhandensein/die Absenz von physischen und psychischen Krankheiten bestimmt.
* Das Auftreten dieser Krankheiten wird beeinflusst durch Risikofaktoren (Stressoren), welche die Wahrscheinlichkeit von Krankheiten und Verletzungen erhöhen und Schutzfaktoren, welche die Wirkung der Risikofaktoren beschränken.
* Die Risiko- und Schutzfaktoren können in physische, psychische, soziale und physikalisch-materielle Faktoren unterteilt werden.
* Streng genommen kann die Gesundheit aus der objektivierenden Sicht nur durch die Behandlung von Krankheiten gefördert werden, da nur eine erfolgreiche Behandlung der Krankheit (durch das Verschwinden der Symptome) die Positionierung des Individuums auf dem Kontinuum in Richtung Gesundheit verschiebt.
* Durch die Bekämpfung der Risikofaktoren und die Förderung der Schutzfaktoren wird die Chance für das Auftreten neuer Krankheiten verringert und die Positionierung auf dem Kontinuum erhalten.
* Wenn sich durch die Verminderung von Riskofaktoren und die Förderung von Schutzfaktoren das Wohlbefinden des Individuums verbessert, kann sich seine Positionierung auf dem Kontinuum durchaus in Richtung Gesundheit verschieben (subjektivierende Perspektive).
== Weitere Definitionen der Gesundheit ==
* Nach den Medizinsoziologen T. Parsons:
Gesundheit ist ein Zustand optimaler Leistungsfähigkeit eines Individuums, für die wirksame Erfüllung der Rollen und Aufgaben für die es sozialisiert (Sozialisation = Einordnungsprozess in die Gesellschaft, Normen- und Werteübernahme) worden ist.
* Nach Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie 1997 (BMFT):
Gesundheit wird als mehrdimensionales Phänomen verstanden und reicht über den „Zustand der Abwesenheit von Krankheit“ hinaus.
* Nach Monika Krohwinkel, 1992:
Krankheit und Gesundheit sind "dynamische Prozesse", die für die Pflege als Fähigkeiten und Defizite erkennbar sind. (Krohwinkel identifiziert Wohlbefinden und Unabhängigkeit als subjektiv empfundene Teile der Gesundheit.)
* Eine pflegerische Definition von Gesundheit (Reinhard Lay, 1997/2004):
Gesundheit bedeutet eine zufrieden stellende Entfaltung von Selbstständigkeit und Wohlbefinden in den Aktivitäten des Lebens.
* Für weitere Definitionen s. van Spijk (Literaturverzeichnis).

== Der Wert von Gesundheit ==
Gesundheit ist ein wichtiger persönlicher und gesellschaftlicher Wert. Ihre Bedeutung wird oft erst bei ''Krankheit'' oder mit zunehmendem ''Alter'' erkannt. Welche Einschränkungen mit dem [[Verlust]] von Gesundheit verbunden sind, wird oft erst dem alternden Menschen bewusst - durch eigene durchgestandene Krankheiten, gesundheitliche Probleme im Umfeld und das sich nähernde Lebensende. [[Vorsorgeprogramm]]e für jüngere Altersgruppen werden propagiert, laufen aber oft ins Leere.

Im Allgemeinen sind Frauen gesundheitsbewusster als Männer. Dies kann man beispielsweise an der Beteiligung zur Darmkrebsvorsorge erkennen (Männer ca. 10 - 15 %, Frauen ca. 30 % Beteiligung). Kostenlose Krebsvorsorgeuntersuchung (SGB V §25) bekommen Frauen schon jährlich im Alter ab 20 Jahren und Männer erst im Alter ab 45 Jahren, dies könnte auch ein Grund sein warum weniger Männer zur Krebsvorsorgeuntersuchung gehen.

Privilegierte Schichten sind gesünder als unterprivilegierte. Der Abstand ist in den letzten zwanzig Jahren kontinuierlich gewachsen.

Die Förderung und Erhaltung der Gesundheit erfordert geringe finanzielle Mittel. Teuer ist dagegen der Versuch, Gesundheit wiederherzustellen, die sog. kurative Medizin.
Das [[Gesundheitssystem]] ist neben der [[Gesetzliche Rentenversicherung|Renten-]], [[Arbeitslosenversicherung|Arbeits-]], [[Unfallversicherung|Unfall-]] und [[Pflegeversicherung]] eine der fünf Säulen des [[Sozialsystem]]s.


== Faktoren für ein gesundes Leben ==
{{Quelle}}
=== Körperliche Faktoren ===
* genetische Faktoren
* gesunde [[Nahrung]]: Obst, Gemüse, Milch, Kartoffeln, Hülsenfrüchte etc.
* gesunde natürliche [[Umwelt]]: Luft, Wasser, Boden, Licht etc.
* gesicherte geschaffene Umwelt: [[Kleidung]], Unterkunft, Wärme, Schutz vor Gefahren
* ausreichende körperliche Betätigung (Sport, Spiel, Arbeit), aber keine extremen Überanstrengungen
* genug [[Schlaf]], Zeiten der Ruhe, keine Hetze
* Entspannung und [[emotional]]e Ausgeglichenheit (siehe auch unten)
* eine erfüllte Sexualität mit sich oder einem bzw. mehreren anderen Menschen, oder dessen gelungene [[Sublimierung_(Psyche)|Sublimation]]
* intakte [[sozial]]e [[Beziehung]]en z. B. ein Freundeskreis und gute Beziehungen zu Arbeitskollegen
* der Gesundheit förderliche [[Arbeitsbedingung]]en, keine dauernde Über- oder Unterforderung.

=== Seelisch-geistige Faktoren ===
* [[Liebe|Geliebt]] sein und selbst [[lieben]] können:
** Lebenspartner, Kinder, [[Familie (Soziologie)|Familie]], Mitmenschen
** Freundlichkeit, Kontaktfähigkeit, soziale Kompetenz
* sich wertvoll empfinden; Selbstachtung, Selbstvertrauen
** Erfolg und [[Anerkennung]]: Bestätigung, [[Arbeitsklima]], [[Kritik]] und [[Lob]] (Feedback).
* [[Sicherheit]]: Gefühl der Geborgenheit, [[Religion]] bzw. Lebenssinn
** Mindest-Sicherheit, die Nahrung, die Kleidung, das Wohnen betreffend
** Sicherheit der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse
** doch gewisse Spannung ist notwendig, sonst versinkt man in [[Lethargie]].
* [[Freiheit]]:
** Gestaltungsmöglichkeiten, auch für das eigene Leben; lohnende Ziele
** Möglichkeit zur Artikulation, [[Gedankenfreiheit]], Redefreiheit
** Berufs- und [[Partnerwahl]]
** [[Kreativität]]: schöpferische Betätigung und Spiel.
* [[Verbundenheit]]:
** zum Partner, zu [[Freund]]en und/oder zu anderen
** Konfliktfähigkeit und Bereitschaft zur [[Versöhnung]]
** Erlebnisse mit Erinnerungswert.

=== Faktoren der sozialen Ungleichheit ===
Privilegierte Schichten sind in Deutschland eindeutig gesünder und haben eine längere Lebenserwartung als Menschen, die über geringere [[Bildung]], [[Einkommen]] und Berufsstatus verfügen.

Die Gründe hierfür liegen (nach Mielck, 2005, S.53) in
* Unterschieden in den gesundheitlichen Belastungen (z.B. Belastungen am Arbeitsplatz)
* Unterschieden in den Bewältigungsressourcen (z.B. soziale Unterstützung)
* Unterschieden in der gesundheitlichen Versorgung (z.B. Arzt-Patient-Kommunikation).
Dies zusammengenommen führt wiederum zu
* Unterschieden beim Gesundheits- und Krankheitsverhalten (z.B. Ernährung, Rauchen).
Insgesamt führen diese Faktoren zu
* einer ''gesundheitlichen Ungleichheit (Unterschiede in der [[Mortalität]] und [[Morbidität]]).
Faktoren für ein gesundes Leben sind also auch sozialpolitischer Art.

== Literatur ==
*Antonovsky, A. (1997). ''Salutogenese: zur Entmystifizierung der Gesundheit.'' Tübingen: DGVT-Verlag.
*Becker, P. (1982). ''Psychologie der seelischen Gesundheit.'' Göttingen: Hogrefe.
*Bengel, J., Strittmatter, R., & Willmann, H. (2001). ''Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese - Diskussionsstand und Stellenwert; eine Expertise.'' Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
*Blech, J. (2003). Die Abschaffung der Gesundheit. ''Der Spiegel, 33,'' 116-126.
*Bertelsmann Verlag. (2000). Gesundheit und Krankheit zwischen Magie und Vernunft.'' In Bertelsmann Verlag (Ed.), ''Meilensteine des Lebens 1.
*Brundtland, G. H. (Ed.). (2000). ''Grundrecht Gesundheit. Vision: Mehr Lebensqualität für alle.'' Frankfurt: Campus.
*Hafen, M. (2007). ''Mythologie der Gesundheit - zur Integration von Salutogenese und Pathogenese.'' Heidelberg: Carl Auer-Systeme-Verlag.
*Lampert, T./Kroll, L.E. (2005). ''Einfluss der Einkommensposition auf die Gesundheit und Lebenserwartung'' DIW Discussion Paper 527/2005. [http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/diskussionspapiere/docs/papers/dp527.pdf Download]
*Lampert, T./Ziese, T. (2005). ''Armut, soziale Ungleichheit und Gesundheit. Expertise des Robert Koch-Instituts zum 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung'' Schriftenreihe Lebenslagen in Deutschland. Bonn: BMGS. [http://www.bmgs.bund.de/download/broschueren/A349.pdf Download]
*Lay, Reinhard (2004): "Ethik in der Pflege. Ein Lehrbuch für die Aus-, Fort- und Weiterbildung." Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2004. ISBN 3899931157. Rezensionen unter [http://www.fortbildung-pflege.com/BuchbesprechungenEthik.htm]
*Lemke, T. (2003). Gesunde Körper - kranke Gesellschaft? Medizin im Zeitalter der Biopolitik. ''Zeitschrift für Biopolitik, 2(2),'' 67-71.
*Lippke, S. (2002). Wellness. In R. Schwarzer, M. Jerusalem & H. Weber (Eds.), ''Gesundheitspsychologie von A bis Z'' (pp. 630-633). Göttingen: Hogrefe.
*Lutz, R., & Mark, N. (Eds.). (1995). ''Wie gesund sind Kranke? Zur seelischen Gesundheit psychisch Kranker.'' Göttingen: Hogrefe.
* Rainer Lutz: Gesundheit und Genuss: Euthyme Grundlagen der Verhaltenstherapie, in; J. Margraf: Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Bd.1, Berlin 1996
*Mann, Bernhard: ''Soziologie und die moderne Public-Health-Entwicklung''. In: Jost Bauch/Gerd Hörnemann (Hrsg.) Gesundheit im Sozialstaat. Konstanzer Schriften zur Sozialwissenschaft. Hartung-Gorre Verlag. Konstanz 1996 ISBN 3-89649-077-X
*Mielck, Andreas: ''Soziale Ungleichheit und Gesundheit. Einführung in die aktuelle Diskussion'' Bern 2005 ISBN 3-456-84235-X
*Schiefenhövel, W., & Schiefenhövel-Barthel, S. (1999). Gesundheit und Krankheit. In D. Geiß & J. Weiß (Eds.), ''Der Mensch'' (Vol. 2, pp. 68-75). Leipzig: Brockhaus.
*van Spijk, P. (1991). ''Definitionen und Beschreibung der Gesundheit - ein medizinhistorischer Überblick.'' Zürich: Schweiz. Gesellschaft für Gesundheitspolitik [[SGGP]].
*Hahn, Ströhle, Wolters: ''Ernährung'', Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, 2005, ISBN 3-8047-2092-7

== Siehe auch ==

{|width="100%" align="center"|
|width="33% valign="top"|
*[[Gesundheitsberichterstattung]]
*[[Gesundheitsamt]]
*[[Gesundheitssystem]]
*[[Public health]]
*[[Risikofaktor (Medizin)]]
|width="30% valign="top"|
*[[Lebensqualität]]
*[[Heilverfahren]]
*[[Fitness]]
*[[Medizin]]
*[[Healthism]]
|width="30% valign="top"|
*[[Gesundheitshaus]]
*[[Salutogenese]]
*[[Gesundheitspsychologie]]
*[[Männergesundheit]]
*[[Krankheit]]
|}

{{Wikiquote|Gesundheit}}
{{Wiktionary|Gesundheit}}
{{Wikibooks|Regal:Medizin}}

== Weblinks ==
*[http://www.searo.who.int/LinkFiles/About_SEARO_const.pdf Verfassung der WHO im Original als .pdf]
*[http://policy.who.int/cgi-bin/om_isapi.dll?hitsperheading=on&infobase=basicdoc&jump=Constitution&softpage=Document42#JUMPDEST_Constitution Link zur WHO Verfassung]
*[http://www.who.int/en/ Offizielle Seite der WHO]
*[http://www.bmg.bund.de Bundesministerium für Gesundheit: Aufstellung der wichtigsten Internetseiten zur gesundheitlichen Information]
*[http://www.gbe-bund.de Informationssystem für Gesundheitsberichterstattung des Bundes] (Statistiken usw.)
*[http://www.dgfnr.com/Rehabilitation/ICF_deutscher_Entwurf.pdf Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO)] ([[PDF]]-Datei)
*[http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icf/index.htm Offizielle ICF - Klassifikation der Bundesrepublik Deutschland - Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI)]

[[Kategorie:Gesundheit| ]]

[[ar:صحة]]
[[az:Sağlıq]]
[[be:Здароўе]]
[[bg:Здраве]]
[[bm:Kɛnɛya]]
[[bn:স্বাস্থ্য]]
[[bpy:সাউডে]]
[[br:Yec'hed]]
[[ca:Salut]]
[[cs:Zdraví]]
[[cv:Сывлăх]]
[[da:Sundhed]]
[[el:Υγεία]]
[[en:Health]]
[[eo:Sano]]
[[es:Salud]]
[[et:Tervis]]
[[eu:Osasun]]
[[fi:Terveys]]
[[fr:Santé]]
[[fur:Sanitât]]
[[gl:Saúde]]
[[he:בריאות]]
[[ht:Lasante]]
[[ia:Sanitate]]
[[id:Kesehatan]]
[[it:Salute]]
[[ja:健康]]
[[kn:ಆರೋಗ್ಯ]]
[[kn:ಆರೋಗ್ಯ]]
[[li:Gezóndheid]]
[[li:Gezóndheid]]

Version vom 14. November 2007, 08:48 Uhr

Eine viel zitierte Definition von Gesundheit ist diejenige der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 22. Juli 1946. Sie lautet: „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht die bloße Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen.“ („Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity.“).....

Die Stärke dieser Definition ist, dass Gesundheit nicht auf körperliche Gesundheit reduziert wird, sondern auch psychische und geistige Aspekte einbezieht. Zu kritisieren ist zum einen, dass Gesundheit als Zustand und nicht als Prozess definiert wird. Zum anderen impliziert die Formulierung des "vollkommenen Wohlbefindens", dass Unwohlsein (z.B. bei Liebeskummer) die Gesundheit grundsätzlich beeinträchtigt. Schließlich wird nicht definiert, welche Symptome (außer dem positiven Symptom der Abwesenheit von Krankheit) Gesundheit beobachtbar machen. "Wohlbefinden" allein kann es nicht sein, da sich auch kranke Menschen durchaus wohl befinden können. Schließlich unterstützt die WHO-Definition die gängige Glorifizierung von Gesundheit und Dämonisierung von Krankheit. Dabei üben Krankheiten für die Gesundheit oft eine wichtige Funktion aus, etwa wenn uns eine Krankheit zeigt, dass wir unser Leben gesundheitsförderlicher gestalten sollten. Aus diesem Grund werden Gesundheit und Krankheit in der nachfolgenden Definition nicht getrennt, sondern als zwei Seiten einer Unterscheidung betrachtet, die sich wechselseitig bedingen.

Für eine umfassende Bestimmung von Gesundheit und Krankheit sind folgende Aspekte von Bedeutung:

  • Gesundheit und Krankheit sind beobachterabhängige Konstrukte, wobei sich die Beobachtung von Gesundheit und Krankheit durch soziale Systeme wie die Medizin oder die Wissenschaft von der Beobachtung durch das Individuum unterscheiden kann (objektivierende vs. subjektivierende Sicht).
  • Die Beobachtung von Gesundheit und Krankheit erfolgt ausschließlich anhand von (körperlichen, psychischen und sozialen) Symptomen.
  • Gesundheit und Krankheit sind demnach für sich nicht empirisch fassbar; sie entsprechen Konzepten, mit welchen die Symptome erklärt werden.
  • Der Begriff ‚Gesundheit’ bezeichnet keinen absoluten Zustand, sondern die sich laufend verändernde Positionierung eines Menschen auf dem Gesundheits /Krankheitskontinuum.
  • Man kann zwischen physischer und psychischer Gesundheit/Krankheit unterscheiden.
  • Die Positionierung auf dem Kontinuum wird primär durch das Vorhandensein/die Absenz von physischen und psychischen Krankheiten bestimmt.
  • Das Auftreten dieser Krankheiten wird beeinflusst durch Risikofaktoren (Stressoren), welche die Wahrscheinlichkeit von Krankheiten und Verletzungen erhöhen und Schutzfaktoren, welche die Wirkung der Risikofaktoren beschränken.
  • Die Risiko- und Schutzfaktoren können in physische, psychische, soziale und physikalisch-materielle Faktoren unterteilt werden.
  • Streng genommen kann die Gesundheit aus der objektivierenden Sicht nur durch die Behandlung von Krankheiten gefördert werden, da nur eine erfolgreiche Behandlung der Krankheit (durch das Verschwinden der Symptome) die Positionierung des Individuums auf dem Kontinuum in Richtung Gesundheit verschiebt.
  • Durch die Bekämpfung der Risikofaktoren und die Förderung der Schutzfaktoren wird die Chance für das Auftreten neuer Krankheiten verringert und die Positionierung auf dem Kontinuum erhalten.
  • Wenn sich durch die Verminderung von Riskofaktoren und die Förderung von Schutzfaktoren das Wohlbefinden des Individuums verbessert, kann sich seine Positionierung auf dem Kontinuum durchaus in Richtung Gesundheit verschieben (subjektivierende Perspektive).

Weitere Definitionen der Gesundheit

  • Nach den Medizinsoziologen T. Parsons:

Gesundheit ist ein Zustand optimaler Leistungsfähigkeit eines Individuums, für die wirksame Erfüllung der Rollen und Aufgaben für die es sozialisiert (Sozialisation = Einordnungsprozess in die Gesellschaft, Normen- und Werteübernahme) worden ist.

  • Nach Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie 1997 (BMFT):

Gesundheit wird als mehrdimensionales Phänomen verstanden und reicht über den „Zustand der Abwesenheit von Krankheit“ hinaus.

  • Nach Monika Krohwinkel, 1992:

Krankheit und Gesundheit sind "dynamische Prozesse", die für die Pflege als Fähigkeiten und Defizite erkennbar sind. (Krohwinkel identifiziert Wohlbefinden und Unabhängigkeit als subjektiv empfundene Teile der Gesundheit.)

  • Eine pflegerische Definition von Gesundheit (Reinhard Lay, 1997/2004):

Gesundheit bedeutet eine zufrieden stellende Entfaltung von Selbstständigkeit und Wohlbefinden in den Aktivitäten des Lebens.

  • Für weitere Definitionen s. van Spijk (Literaturverzeichnis).

Der Wert von Gesundheit

Gesundheit ist ein wichtiger persönlicher und gesellschaftlicher Wert. Ihre Bedeutung wird oft erst bei Krankheit oder mit zunehmendem Alter erkannt. Welche Einschränkungen mit dem Verlust von Gesundheit verbunden sind, wird oft erst dem alternden Menschen bewusst - durch eigene durchgestandene Krankheiten, gesundheitliche Probleme im Umfeld und das sich nähernde Lebensende. Vorsorgeprogramme für jüngere Altersgruppen werden propagiert, laufen aber oft ins Leere.

Im Allgemeinen sind Frauen gesundheitsbewusster als Männer. Dies kann man beispielsweise an der Beteiligung zur Darmkrebsvorsorge erkennen (Männer ca. 10 - 15 %, Frauen ca. 30 % Beteiligung). Kostenlose Krebsvorsorgeuntersuchung (SGB V §25) bekommen Frauen schon jährlich im Alter ab 20 Jahren und Männer erst im Alter ab 45 Jahren, dies könnte auch ein Grund sein warum weniger Männer zur Krebsvorsorgeuntersuchung gehen.

Privilegierte Schichten sind gesünder als unterprivilegierte. Der Abstand ist in den letzten zwanzig Jahren kontinuierlich gewachsen.

Die Förderung und Erhaltung der Gesundheit erfordert geringe finanzielle Mittel. Teuer ist dagegen der Versuch, Gesundheit wiederherzustellen, die sog. kurative Medizin. Das Gesundheitssystem ist neben der Renten-, Arbeits-, Unfall- und Pflegeversicherung eine der fünf Säulen des Sozialsystems.


Faktoren für ein gesundes Leben

Körperliche Faktoren

  • genetische Faktoren
  • gesunde Nahrung: Obst, Gemüse, Milch, Kartoffeln, Hülsenfrüchte etc.
  • gesunde natürliche Umwelt: Luft, Wasser, Boden, Licht etc.
  • gesicherte geschaffene Umwelt: Kleidung, Unterkunft, Wärme, Schutz vor Gefahren
  • ausreichende körperliche Betätigung (Sport, Spiel, Arbeit), aber keine extremen Überanstrengungen
  • genug Schlaf, Zeiten der Ruhe, keine Hetze
  • Entspannung und emotionale Ausgeglichenheit (siehe auch unten)
  • eine erfüllte Sexualität mit sich oder einem bzw. mehreren anderen Menschen, oder dessen gelungene Sublimation
  • intakte soziale Beziehungen z. B. ein Freundeskreis und gute Beziehungen zu Arbeitskollegen
  • der Gesundheit förderliche Arbeitsbedingungen, keine dauernde Über- oder Unterforderung.

Seelisch-geistige Faktoren

  • Geliebt sein und selbst lieben können:
    • Lebenspartner, Kinder, Familie, Mitmenschen
    • Freundlichkeit, Kontaktfähigkeit, soziale Kompetenz
  • sich wertvoll empfinden; Selbstachtung, Selbstvertrauen
  • Sicherheit: Gefühl der Geborgenheit, Religion bzw. Lebenssinn
    • Mindest-Sicherheit, die Nahrung, die Kleidung, das Wohnen betreffend
    • Sicherheit der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse
    • doch gewisse Spannung ist notwendig, sonst versinkt man in Lethargie.
  • Freiheit:
    • Gestaltungsmöglichkeiten, auch für das eigene Leben; lohnende Ziele
    • Möglichkeit zur Artikulation, Gedankenfreiheit, Redefreiheit
    • Berufs- und Partnerwahl
    • Kreativität: schöpferische Betätigung und Spiel.
  • Verbundenheit:
    • zum Partner, zu Freunden und/oder zu anderen
    • Konfliktfähigkeit und Bereitschaft zur Versöhnung
    • Erlebnisse mit Erinnerungswert.

Faktoren der sozialen Ungleichheit

Privilegierte Schichten sind in Deutschland eindeutig gesünder und haben eine längere Lebenserwartung als Menschen, die über geringere Bildung, Einkommen und Berufsstatus verfügen.

Die Gründe hierfür liegen (nach Mielck, 2005, S.53) in

  • Unterschieden in den gesundheitlichen Belastungen (z.B. Belastungen am Arbeitsplatz)
  • Unterschieden in den Bewältigungsressourcen (z.B. soziale Unterstützung)
  • Unterschieden in der gesundheitlichen Versorgung (z.B. Arzt-Patient-Kommunikation).

Dies zusammengenommen führt wiederum zu

  • Unterschieden beim Gesundheits- und Krankheitsverhalten (z.B. Ernährung, Rauchen).

Insgesamt führen diese Faktoren zu

Faktoren für ein gesundes Leben sind also auch sozialpolitischer Art.

Literatur

  • Antonovsky, A. (1997). Salutogenese: zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: DGVT-Verlag.
  • Becker, P. (1982). Psychologie der seelischen Gesundheit. Göttingen: Hogrefe.
  • Bengel, J., Strittmatter, R., & Willmann, H. (2001). Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese - Diskussionsstand und Stellenwert; eine Expertise. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
  • Blech, J. (2003). Die Abschaffung der Gesundheit. Der Spiegel, 33, 116-126.
  • Bertelsmann Verlag. (2000). Gesundheit und Krankheit zwischen Magie und Vernunft. In Bertelsmann Verlag (Ed.), Meilensteine des Lebens 1.
  • Brundtland, G. H. (Ed.). (2000). Grundrecht Gesundheit. Vision: Mehr Lebensqualität für alle. Frankfurt: Campus.
  • Hafen, M. (2007). Mythologie der Gesundheit - zur Integration von Salutogenese und Pathogenese. Heidelberg: Carl Auer-Systeme-Verlag.
  • Lampert, T./Kroll, L.E. (2005). Einfluss der Einkommensposition auf die Gesundheit und Lebenserwartung DIW Discussion Paper 527/2005. Download
  • Lampert, T./Ziese, T. (2005). Armut, soziale Ungleichheit und Gesundheit. Expertise des Robert Koch-Instituts zum 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung Schriftenreihe Lebenslagen in Deutschland. Bonn: BMGS. Download
  • Lay, Reinhard (2004): "Ethik in der Pflege. Ein Lehrbuch für die Aus-, Fort- und Weiterbildung." Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2004. ISBN 3899931157. Rezensionen unter [1]
  • Lemke, T. (2003). Gesunde Körper - kranke Gesellschaft? Medizin im Zeitalter der Biopolitik. Zeitschrift für Biopolitik, 2(2), 67-71.
  • Lippke, S. (2002). Wellness. In R. Schwarzer, M. Jerusalem & H. Weber (Eds.), Gesundheitspsychologie von A bis Z (pp. 630-633). Göttingen: Hogrefe.
  • Lutz, R., & Mark, N. (Eds.). (1995). Wie gesund sind Kranke? Zur seelischen Gesundheit psychisch Kranker. Göttingen: Hogrefe.
  • Rainer Lutz: Gesundheit und Genuss: Euthyme Grundlagen der Verhaltenstherapie, in; J. Margraf: Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Bd.1, Berlin 1996
  • Mann, Bernhard: Soziologie und die moderne Public-Health-Entwicklung. In: Jost Bauch/Gerd Hörnemann (Hrsg.) Gesundheit im Sozialstaat. Konstanzer Schriften zur Sozialwissenschaft. Hartung-Gorre Verlag. Konstanz 1996 ISBN 3-89649-077-X
  • Mielck, Andreas: Soziale Ungleichheit und Gesundheit. Einführung in die aktuelle Diskussion Bern 2005 ISBN 3-456-84235-X
  • Schiefenhövel, W., & Schiefenhövel-Barthel, S. (1999). Gesundheit und Krankheit. In D. Geiß & J. Weiß (Eds.), Der Mensch (Vol. 2, pp. 68-75). Leipzig: Brockhaus.
  • van Spijk, P. (1991). Definitionen und Beschreibung der Gesundheit - ein medizinhistorischer Überblick. Zürich: Schweiz. Gesellschaft für Gesundheitspolitik SGGP.
  • Hahn, Ströhle, Wolters: Ernährung, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, 2005, ISBN 3-8047-2092-7

Siehe auch

Wiktionary: Gesundheit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikibooks: Regal:Medizin – Lern- und Lehrmaterialien