„Justizvollzugsanstalt Göttingen“ – Versionsunterschied

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Durch den Bau der südlich außerhalb von Göttingen gelegenen [[Justizvollzugsanstalt Rosdorf|JVA Rosdorf]] wurde das Gefängnis ab 2007 bedeutungslos und stand seither leer. 2008 erwarb die Stadt das Bauwerk vom Land Niedersachsen. Danach gab es mehrere Ideen einer Nachnutzung, wie [[Museum]], [[Studentenwohnheim]], [[Herberge#Hostels|Hostel]] und [[Coworking|Coworking-Space]], die nicht realisiert wurden.<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Kopietz |url=https://www.hna.de/lokales/goettingen/goettingen-ort28741/ehemalige-jva-waageplatz-goettingen-verwendung-gebaeude-museum-hostel-91600101.html |titel=Ehemalige JVA Göttingen: Museum, Hostel und ein Großentwurf |werk=hna.de (Hessisch/Niedersächsische Allgemeine) |datum=2022-06-09 |abruf=2024-06-06}}</ref><ref>Reimar Paul: [https://taz.de/Ehemalige-JVA-in-Goettingen/!6006152/ ''Initiative will in den Knast''] in [[taz]] vom 8. Mai 2024</ref> Seit etwa 2019 besteht eine Anwohner-Initiative, die eine Nutzung des Gefängnisbaus als soziales Zentrum fordert.<ref>[https://waageplatz-viertel.org/index.php/category/ehemalige-jva/ ''Ehem. JVA''] bei Forum Waageplatz-Viertel</ref> 2022 besetzten Aktivisten einer Gruppe „Autonome Stadtverwaltung Göttingen“ das Gebäude, um eine Umwandlung in ein soziales Zentrum zu erreichen.<ref>Reimar Paul: [https://taz.de/!5882527/ ''Alter Knast in Göttingen besetzt''] in taz vom 6. Oktober 2022</ref> Die Polizei beendete die friedlich verlaufene Besetzung nach wenigen Tagen.<ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Polizei-beendet-Besetzung-von-ehemaliger-JVA-in-Goettingen,aktuellbraunschweig9314.html ''Polizei beendet Besetzung von ehemaliger JVA in Göttingen''] bei ndr.de vom 7. Oktober 2022</ref>
Durch den Bau der südlich außerhalb von Göttingen gelegenen [[Justizvollzugsanstalt Rosdorf|JVA Rosdorf]] wurde das Gefängnis ab 2007 bedeutungslos und stand seither leer. 2008 erwarb die Stadt das Bauwerk vom Land Niedersachsen. Danach gab es mehrere Ideen einer Nachnutzung, wie [[Museum]], [[Studentenwohnheim]], [[Herberge#Hostels|Hostel]] und [[Coworking|Coworking-Space]], die nicht realisiert wurden.<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Kopietz |url=https://www.hna.de/lokales/goettingen/goettingen-ort28741/ehemalige-jva-waageplatz-goettingen-verwendung-gebaeude-museum-hostel-91600101.html |titel=Ehemalige JVA Göttingen: Museum, Hostel und ein Großentwurf |werk=hna.de (Hessisch/Niedersächsische Allgemeine) |datum=2022-06-09 |abruf=2024-06-06}}</ref><ref>Reimar Paul: [https://taz.de/Ehemalige-JVA-in-Goettingen/!6006152/ ''Initiative will in den Knast''] in [[taz]] vom 8. Mai 2024</ref> Seit etwa 2019 besteht eine Anwohner-Initiative, die eine Nutzung des Gefängnisbaus als soziales Zentrum fordert.<ref>[https://waageplatz-viertel.org/index.php/category/ehemalige-jva/ ''Ehem. JVA''] bei Forum Waageplatz-Viertel</ref> 2022 besetzten Aktivisten einer Gruppe „Autonome Stadtverwaltung Göttingen“ das Gebäude, um eine Umwandlung in ein soziales Zentrum zu erreichen.<ref>Reimar Paul: [https://taz.de/!5882527/ ''Alter Knast in Göttingen besetzt''] in taz vom 6. Oktober 2022</ref> Die Polizei beendete die friedlich verlaufene Besetzung nach wenigen Tagen.<ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Polizei-beendet-Besetzung-von-ehemaliger-JVA-in-Goettingen,aktuellbraunschweig9314.html ''Polizei beendet Besetzung von ehemaliger JVA in Göttingen''] bei ndr.de vom 7. Oktober 2022</ref>


Nach 16 Jahren des Leerstands und zeitweiser Nutzung als Lager bot die Stadt Göttingen den Gebäudekomplex 2024 für ein Mindestgebot von 140.000 Euro zum Verkauf an. Voraussetzung für den Erwerb war die Vorlage eines Nutzungskonzeptes, das zum innerstädtischen Umfeld passt. Die zu erwartenden Sanierungsarbeiten werden mit einem siebenstelligen Betrag beziffert. Nach Ablauf der Bewerbungsfrist am 1. Juni 2024 soll es sechs Bewerber zur Übernahme und Umnutzung des früheren Gefängnisbaus geben.<ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Sechs-Bewerber-wollen-frueheres-Gefaengnis-in-Goettingen-kaufen,jva620.html ''Sechs Bewerber wollen früheres Gefängnis in Göttingen kaufen''], bei ndr.de vom 4. Juni 2024, Abruf am 6. Juni 2024. </ref>
Nach 16 Jahren des Leerstands und zeitweiser Nutzung als Lager bot die Stadt Göttingen den Gebäudekomplex 2024 für ein Mindestgebot von 140.000 Euro zum Verkauf an. Voraussetzung für den Erwerb war die Vorlage eines Nutzungskonzeptes, das zum innerstädtischen Umfeld passt. Die zu erwartenden Sanierungsarbeiten werden mit einem siebenstelligen Betrag beziffert. Nach Ablauf der Bewerbungsfrist am 1. Juni 2024 soll es sechs Bewerber zur Übernahme und Umnutzung des früheren Gefängnisbaus geben<ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Sechs-Bewerber-wollen-frueheres-Gefaengnis-in-Goettingen-kaufen,jva620.html ''Sechs Bewerber wollen früheres Gefängnis in Göttingen kaufen''], bei ndr.de vom 4. Juni 2024, Abruf am 6. Juni 2024.</ref>, darunter der gemeinnützige Verein ''Soziales Zentrum Göttingen e.V.''<ref>Melanie Zimmermann: [https://www.hna.de/lokales/goettingen/goettingen-ort28741/initiative-reicht-angebot-fuer-ehemalige-jva-in-goettingen-ein-93105284.html ''Initiative für Soziales Zentrum reicht Angebot für ehemalige JVA in Göttingen ein''] bei hna.de vom 2. Juni 2024</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 6. Juni 2024, 21:53 Uhr

Ehemalige Justizvollzugsanstalt Göttingen, 2011

Die Justizvollzugsanstalt Göttingen ist ein ehemaliges Gefängnis, das in den 1830er Jahren in der Innenstadt von Göttingen errichtet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es vom Land Niedersachsen bis 2007 als Justizvollzugsanstalt genutzt. Seither steht der denkmalgeschützte Gefängnisbau leer. 2024 wurde er von der Stadt Göttingen zum Kauf angeboten.

Lage und Beschreibung

Mittig der rote Gebäudekomplex von Gefängnis und Obergericht auf einem Stadtplan von 1864

Das Gebäude mit der Adresse Obere-Masch-Straße 9 steht am nordwestlichen Rand der Altstadt im erst spät bebauten Maschviertel an der Ecke von Obere-Masch-Straße und Reitstallstraße, wo es in den 1830er Jahren zunächst als freistehender Solitär errichtet wurde. Der Bau lehnt sich heute an die Rückseite des erst rund 20 Jahre später entstandenen Obergerichts Göttingen (Waageplatz 7) an.

Das Gefängnis steht auf einem rechteckigen Grundstück von rund 1000 m² Fläche[1] und ist ein dreigeschossiger Massivbau mit Putzfassaden auf H-förmigem Grundriss. Die Gebäudenutzfläche beläuft sich auf fast 1300 m².[1]

Seit 1982 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.[2]

Geschichte

Das Gefängnis wurde als Amt- und Criminalgefangenhaus nach Entwürfen des Architekten und Baumeisters Otto Praël 1832–1835 im Stil des Klassizismus erbaut. Ausführender Bauunternehmer war Christian Friedrich Andreas Rohns. Die Baugeschichte ist bisher nicht näher erforscht. Markant sind die an Formen der sogenannten Revolutionsarchitektur angelehnten flachen Rundbogennischen als einziges Gliederungsmotiv, welche die giebelständigen Stirnseiten der Seitenflügel in voller Höhe durchlaufen. Gestalterisch ähnlich zeigt sich die Neue Kaserne (heute Stadthaus) am Göttinger Hiroshimaplatz, die vor dem Geismartor ebenfalls von Praël und Rohns 1834–1835 errichtet wurde.[3] Eine historische Fotografie des Gefängnisses zeigt, dass die Fassaden ehemals mit einer eleganten Putzquaderung versehen waren.[4]

1856 waren im Gefängnis (über das Jahr verteilt) insgesamt 1922 Personen inhaftiert, darunter 233 Untersuchungshäftlinge.[5]

Zuletzt wurde das Gefängnis vom Land Niedersachsen für Untersuchungshäftlinge genutzt. Die Unterbringung galt als unzumutbar wegen der kleinen Zellen und der regelmäßigen Überfüllung der Anstalt. Anfang der 1980er Jahre protestierten Häftlinge mit Hungerstreiks gegen die menschenunwürdige Unterbringung. Ab den 1990er Jahren kam es mehrfach zu Gefängnisausbrüchen und Ausbruchsversuchen. Dabei wurden unter anderem Gitterstäbe der Zellenfenster durchsägt und steinerne Zellenwände durchbrochen.[6]

Durch den Bau der südlich außerhalb von Göttingen gelegenen JVA Rosdorf wurde das Gefängnis ab 2007 bedeutungslos und stand seither leer. 2008 erwarb die Stadt das Bauwerk vom Land Niedersachsen. Danach gab es mehrere Ideen einer Nachnutzung, wie Museum, Studentenwohnheim, Hostel und Coworking-Space, die nicht realisiert wurden.[7][8] Seit etwa 2019 besteht eine Anwohner-Initiative, die eine Nutzung des Gefängnisbaus als soziales Zentrum fordert.[9] 2022 besetzten Aktivisten einer Gruppe „Autonome Stadtverwaltung Göttingen“ das Gebäude, um eine Umwandlung in ein soziales Zentrum zu erreichen.[10] Die Polizei beendete die friedlich verlaufene Besetzung nach wenigen Tagen.[11]

Nach 16 Jahren des Leerstands und zeitweiser Nutzung als Lager bot die Stadt Göttingen den Gebäudekomplex 2024 für ein Mindestgebot von 140.000 Euro zum Verkauf an. Voraussetzung für den Erwerb war die Vorlage eines Nutzungskonzeptes, das zum innerstädtischen Umfeld passt. Die zu erwartenden Sanierungsarbeiten werden mit einem siebenstelligen Betrag beziffert. Nach Ablauf der Bewerbungsfrist am 1. Juni 2024 soll es sechs Bewerber zur Übernahme und Umnutzung des früheren Gefängnisbaus geben[12], darunter der gemeinnützige Verein Soziales Zentrum Göttingen e.V.[13]

Literatur

Commons: JVA Göttingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Exposé. Angebotsunterlagen Ehemalige JVA Göttingen Obere-Masch-Straße 9, 37073 Göttingen. In: goettingen.de. Stadt Göttingen, 2. Januar 2024, abgerufen am 6. Juni 2024.
  2. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Bd. 5.1 Stadt Göttingen. Bearbeitet von Ilse Rüttgerodt-Riechmann. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig / Wiesbaden 1982, ISBN 3-528-06203-7, S. 54 f. (Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 6. Juni 2024)
  3. Christian Freigang: Architektur und Städtebau von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1866. In: Ernst Böhme, Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Göttingen, Geschichte einer Universitätsstadt. Band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Anschluss an Preußen – Der Wiederaufstieg als Universitätsstadt (1648–1866). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 3-525-36197-1, S. 765–812 (Digitalisat auf archiv.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 6. Juni 2024), hier S. 808.
  4. Hans-Georg Schmeling: Alt Göttingen. Historische Photographien 1870–1930. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 1989, ISBN 3-925277-35-8, S. 46 (Foto von 1909).
  5. Thomas Küntzel: Gefängnisseelsorge in der alten JVA bei Forum Waageplatz-Viertel
  6. Heidi Niemann: „Immobilie mit Charme und Potenzial“: Stadt Göttingen will ehemalige JVA verkaufen, auf hna.de (Hessisch/Niedersächsische Allgemeine), 30. Mai 2024, abgerufen am 6. Juni 2024.
  7. Thomas Kopietz: Ehemalige JVA Göttingen: Museum, Hostel und ein Großentwurf. In: hna.de (Hessisch/Niedersächsische Allgemeine). 9. Juni 2022, abgerufen am 6. Juni 2024.
  8. Reimar Paul: Initiative will in den Knast in taz vom 8. Mai 2024
  9. Ehem. JVA bei Forum Waageplatz-Viertel
  10. Reimar Paul: Alter Knast in Göttingen besetzt in taz vom 6. Oktober 2022
  11. Polizei beendet Besetzung von ehemaliger JVA in Göttingen bei ndr.de vom 7. Oktober 2022
  12. Sechs Bewerber wollen früheres Gefängnis in Göttingen kaufen, bei ndr.de vom 4. Juni 2024, Abruf am 6. Juni 2024.
  13. Melanie Zimmermann: Initiative für Soziales Zentrum reicht Angebot für ehemalige JVA in Göttingen ein bei hna.de vom 2. Juni 2024

Koordinaten: 51° 32′ 10,86″ N, 9° 55′ 53,9″ O