„Staatszug (DDR)“ – Versionsunterschied
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== Einzelnachweise == |
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Version vom 28. September 2019, 20:31 Uhr
Der Staatszug der DDR wurde von der dortigen Partei- und Staatsspitze für Reisen im In- und Ausland genutzt.
Altbaufahrzeuge
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren nur wenige Salonwagen aus dem Fuhrpark des „Dritten Reiches“ in der Sowjetischen Besatzungszone verblieben. Als bei der Besatzungsmacht und anschließend bei der Führung der DDR wieder Bedarf an Salonwagen entstand, wurden deshalb zunächst ältere Schlaf- und Speisewagen von der Deutschen Reichsbahn zu „Dienstreisewagen“ umgebaut, einige auch mit der Möglichkeit sie auf russische Breitspur umzuspuren. Zu den umgebauten Fahrzeugen gehörten auch die Dieseltriebwagen 137 185, 137 100 und 137 088.[1] Nach Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 wurden die Salonwagen in Berlin zusammengezogen und neu ausgestattet und der Triebwagen 137 225 (später 183 252) zu einem weiteren Salontriebwagen für die DDR-Regierung umgebaut. Die Triebwagen wurden meistens im Bahnhof Velten (Mark) abgestellt.[2]
Neubaufahrzeuge
Ab 1966, überwiegend 1969 wurden zahlreiche neue Salonwagen gebaut, im Stile des 70iger Jahre zeitgeistes und im Stil angelehnt an die damals modernsten Schnellzugwagen der Deutschen Reichsbahn für den internationalen Verkehr. Die Wagen wurden alle in Görlitz, Bautzen, Niesky, Delitsch und Gotha teilweise mit zusätzlichen Drehgestellen für die Spurweite 1.520 mm gebaut.
Nutzung | Nummer (Anfangs) | Nummer (Ende) | Baujahr | Besitzer | Zustand | Anmerkung |
---|---|---|---|---|---|---|
Salonwagen A | 60 50 89-40 006 | 60 80 99-80 006 | 1966 | Wolkensteiner Zughotel | Original | 1989 außer Dienst gestellt |
Salonwagen A | 60 50 89-40 008 | 61 80 99-80 008 | 1969 | Privat | Nicht mehr Original | Wagen für Walter Ulbricht, später für Erich Honecker |
Begleitwagen zum Salonwagen A | 60 50 89-40 007 | 61 80 99-10 377 | 1967 | Eisenbahnmuseum Leipzig | Original (in Aufarbeitung) | Baujahr 1967, Ab 1992 Bahndienstwagen, Zwischenzeitliche Nummer 61 50 89-80 007 |
Salonwagen B | 60 50 89-40 009 | 61 80 89- 80 009 | 1969 | Stiftung Kultur auf Schienen | Original (in Aufarbeitung) | mit Küche |
Salonwagen B | 60 50 89-40 010 | 61 80 89- 80 010 | 1969 | Stiftung Kultur auf Schienen | Original (in Aufarbeitung) | mit Küche |
Salonwagen B | 60 50 89-40 011 | 61 80 89- 80 011 | 1969 | Stiftung Kultur auf Schienen | Original | ohne Küche |
Salonspeisewagen | 60 50 89-40 053 | 61 80 88-80 053 | 1969 | Lokschuppen Pomerania e.V. | Nicht mehr Original | mit Küche |
Salonspeisewagen | 60 50 89-40 054 | 61 80 88-80 054 | 1969 | Privat | Original? | mit Küche |
Salonspeisewagen | 60 50 88-40 055 | 61 80 88-80 055 | 1969 | Stiftung Kultur auf Schienen | Original (in Aufarbeitung) | ohne Küche |
Salonspeisewagen | 60 50 88-40 056 | 61 80 88-80 056 | 1969 | Stiftung Kultur auf Schienen | Original (in Aufarbeitung) | ohne Küche |
Salonküchenwagen | 60 50 88-40 057 | 61 80 88-80 057 | 1969 | Stiftung Kultur auf Schienen | Original (in Aufarbeitung) | war 1998 in Köln Hauptbahnhof zusammen mit dem Speisewagen des NVA-Führungszuges ersatzweise als Kantine eingesetzt |
Begleiter und Personalschlafwagen | 60 50 70-40 103 | 61 80 70-80 103 | 1969 | Lokschuppen Pomerania e.V. | Nicht mehr Original | |
Begleiter und Personalschlafwagen | 60 50 70-40 104 | 61 80 70-80 104 | 1969 | Lokschuppen Pomerania e.V. | Nicht mehr Original | |
Salonschlafwagen | 60 50 70-40 105 | 61 80 70-80 105 | 1969 | DB Museum Koblenz | Original | ohne medizinischem Abteil |
Salonschlafwagen | 60 50 70-40 106 | 61 80 70-80 106 | 1969 | Lokschuppen Pomerania e.V. | Nicht mehr Original | ohne medizinischem Abteil |
Salonschlafwagen | 60 50 70-40 107 | 61 80 70-80 107 | 1969 | Stiftung Kultur auf Schienen | Original (in Aufarbeitung) | mit medizinischem Abteil |
Begleitwagen zum Salonwagen A | 60 50 70-40 108 | 61 80 70-80 108 | 1969 | Stiftung Kultur auf Schienen | Original (in Aufarbeitung) | Baujahr 1969 |
Begleitwagen zum Salonwagen B | 60 50 70-40 109 | 61 80 70-80 109 | 1969 | Lokschuppen Pomerania e.V. | Nicht mehr Original | |
Proviantkühlwagen | 59-006 | 61 80 99-10 100 | 1958 | Verschrottet | Maschinenkühlwagen Typ MK4, 1973 ausgemustert | |
Nachrichtenwagen | 60 50 70-40 161 | 61 80 99-68 707 | 1969 | Privat | Original? | ab 1992 Messbeiwagen für Funktechnik und Nachrichtentechnik Messungen |
Nachrichtenwagen | 60 50 70-40 162 | 61 80 99-68 708 | 1969 | Privat | Original? | ab 1992 Messbeiwagen für Funktechnik und Nachrichtentechnik Messungen |
Salon-Maschienengepäckwagen | 60 50 92-40 203 | 61 80 92-80 203 | 1969 | Stiftung Kultur auf Schienen | Original (in aufarbeitung) | Länge 24,5 m |
Salon-Maschienengepäckwagen | 60 50 92-40 204 | 61 80 92-80 204 | 1969 | Stiftung Kultur auf Schienen | Original (in Aufarbeitung) | Länge 24,5 m |
Salon-Maschienengepäckwagen | 60 50 95-40 205 | 61 80 95-80 205 | 1971 | Privat | Original? | Länge 21,25 m |
Salon-Autotranspotwagen | 60 50 98-40 302 | 60 80 98-80 302 | 1969 | Stiftung Kultur auf Schienen | Original (in Aufarbeitung) | |
Verstärkungswagen | 51 80 10-40 319 | 51 50 10-40 319 | 1984 | Privat | Original? | Später Einsatz als 1.Klasse-Wagen |
Verstärkungswagen | 51 80 10-40 320 | 51 50 10-40 320 | 1984 | Privat | Original? | Später Einsatz als 1.Klasse-Wagen |
Verstärkungswagen | 51 80 10-40 321 | 51 50 10-40 321 | 1984 | Privat | Original? | Später Einsatz als 1.Klasse-Wagen |
Verstärkungswagen | 51 80 10-40 322 | 51 50 10-40 322 | 1984 | Privat | Original? | Später Einsatz als 1.Klasse-Wagen |
Einsatz
Die Salonwagen wurden einzeln oder auch als Zugverband eingesetzt. Das hieß dann Staatszug oder auch Regierungszug. Letzterer verkehrte in der Regel mit einem der Zugnummer vorgestellten R.[3] Für die Fahrten gab es eine spezielle Dienstanweisung, die als Vertrauliche Verschlusssache so geheim war, dass sie im Verzeichnis der Dienstvorschriften nicht geführt wurde.[4] Wurde ein solcher Zug bereitgestellt, folgte seine Aufstellung zunächst auf zwei Gleisen des sogenannten „R-Zug-Geländes“ beim S-Bahnhof Nöldnerplatz. Von dort wurde der Zug dann auf Gleis 49 des Bahnhofs Berlin-Lichtenberg gefahren, wo er für die anstehende Fahrt vorbereitet wurde.[5] Um die Sicht auf den Zug von den anderen Bahnsteigen zu verhindern, wurde als optische Sperre ein Zug mit Leerwagen auf das Parallelgleis gestellt. Die Staatsfahrten liefen unter der Aufsicht des Ministerium für Staatssicherheit, dem auch die Transportpolizei unterstand. Der Ablauf war höchst aufwendig organisiert.[6]
Nach der Dienstanweisung gab es drei unterschiedliche Stufen des Aufwandes, wenn ein solcher Zug verkehrte. Bei Stufe I verkehrte zum eigentlichen Staatszug noch ein Vorzug und ein Nachzug. Der Vorzug (scherzhaft auch „Minenräumer“ genannt) bestand in der Regel aus einem Salonwagen und einem Gepäckwagen. Der Zug war mit Mitarbeitern von Transportpolizei und des MfS besetzt, die aus der offenen Übergangstür des letzten Wagens die Strecke beobachteten. Der Nachzug war meist nur ein Triebwagen oder eine einzeln fahrende Lokomotive.[7] Alle Weichen, über die der Zug verkehrte, mussten verschlossen werden. Schranken waren spätestens 10 Minuten vor Durchfahrt des Zuges zu schließen und durften zwischen der Fahrt des Vorzuges und der des Hauptzuges nicht geöffnet werden – auch nicht für Feuerwehr- oder Notarzteinsätze.[8] Sowohl Eisenbahn- als auch Straßenbrücken über die befahrene Bahnstrecke durften nicht genutzt werden.[9] Für die Züge wurde eine Trasse von etwa einer Stunde freigehalten, in der keine anderen Züge die Strecke nutzen konnten. Die zuständigen Dispatcher erhielten keine Meldung über die Zugbewegungen – sie mussten nur für die vorbestimmte Zeit die Trasse absolut frei halten.[10]
Als Lokomotiven für den Staatszug wurden in der Dampflokzeit unter anderem die Stromlinienlokomotive 61 002, ehemals geplante Zuglokomotive des Henschel-Wegmann-Zugs, für den Vorzug eingesetzt, ansonsten solche der Baureihe 03.[Anm. 1][11] Als Diesellokomotiven zur Verfügung standen, wurden solche der Baureihe V 180 (118) eingesetzt.[Anm. 2][12]
Der bekannteste Einsatz des Regierungszuges fand 1970 anlässlich des Treffens zwischen Willi Stoph und Willy Brandt in Kassel statt. Weitere Sonderzüge wurde jeweils von der NVA und dem Ministerium für Verkehrswesen vorgehalten.[13]
Literatur
- Peter Bock, Alfred Gottwaldt: Regierungszüge. Salonwagen, Kaiserbahnhöfe und Staatsfahrten in Deutschland 1889–1989. Bruckmann Verlag, München 2006, ISBN 3-7654-7070-8.
- Thomas Borbe: 18 Gramm Feingold erforderlich. Über die Beschaffung von Salonwagen für die DR. In: Eisenbahngeschichte 52 (2012), S. 72f.
- Klaus Bossig: DDR-Führung auf Reisen. Schienen-, Straßen-, Luft- und Wasserfahrzeuge für Staatsreisen der DDR-Führung. EK-Verlag, Freiburg 2010, ISBN 978-3-88255-734-3.
- Klaus Bossig: Sonderfahrzeuge der Deutschen Reichsbahn. Die Führungszüge der Ministerien für Verkehrswesen und für Nationale Verteidigung. EK-Verlag, Freiburg 2008, ISBN 978-3-88255-704-6.
- Thomas Dießner: Die Salonwagen bei der Deutschen Reichsbahn. Heft 1–5. Selbstverlag, Delitzsch o. J.
- Bernd Kuhlmann: Deutsche Reichsbahn geheim. Giftzüge, Militärtransporte, Geheimprojekte. 2. Auflage, GeraMond, München 2013, ISBN 978-3-86245-187-6.
- Magistrat der Stadt Potsdam [Hrsg.]: Europäische Salonwagenausstellung vom 22.–23. Mai 1993 auf dem Gelände des Raw Potsdam. Katalog. Potsdam 1993, S. 44f, Nr. 21.
Weblinks
- Stiftung Kultur auf Schienen am 28. Sebtember 2019
- Eisenbahnmuseum Leipzig am 28. Sebtember 2019
- Wolkensteiner Zughotell am 28. Sebtember 2019
- Lokschuppen Pomerania e.V. am 28. Sebtember 2019
- DB Museum am 28. Sebtember 2019
- ↑ Borbe, S. 72.
- ↑ Kuhlmann, S. 161.
- ↑ Kuhlmann, S. 157, 160.
- ↑ Kuhlmann, S. 161.
- ↑ Kuhlmann, S. 160.
- ↑ VGl. zum Ablauf Kuhlmann, S. 161–169.
- ↑ Kuhlmann, S. 167.
- ↑ Kuhlmann, S. 166.
- ↑ Kuhlmann, S. 168.
- ↑ Kuhlmann, S. 167.
- ↑ Kuhlmann, S. 161.
- ↑ Kuhlmann, S. 161.
- ↑ Bossig.
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