Rehabilitation bei Krebserkrankungen

Rehabilitation bei Krebserkrankungen

Zuletzt haben wir bereits die onkologische Rehabilitation erwähnt. Welche Therapien im Rahmen einer onkologischen Rehabilitation eine besonders wichtige Rolle spielen und welche Ziele dabei verfolgt werden, hat Stefan Vogt, MD, Leiter der Onkologischen Rehabilitation im Lebens.Med Zentrum Bad Erlach, für uns aufgeschrieben:

Rehabilitation bei Krebserkrankungen:

Wichtige Schnittstelle zwischen Primärtherapie und Nachsorge

In Österreich ist das Niveau in der Erstversorgung von Krebspatienten sehr hoch. Über Angebote und Möglichkeiten der weiterführenden Betreuung werden Betroffene allerdings häufig nicht ausreichend informiert.

Rund 42.000 Menschen erkranken in Österreich jährlich an Krebs, Männer etwas häufiger als Frauen.* Betroffenen stehen heute viele Experten und sehr gute Therapien zur Erstversorgung zur Verfügung. Durch moderne Behandlungskonzepte und Medikamente konnte in den letzten Jahren die Überlebensrate bei vielen Krebsarten deutlich verbessert werden. Allerdings bleiben die Therapien bei Krebs (Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie, Immuntherapie etc.) trotz des medizinischen Fortschritts für die Betroffenen in vielen Fällen körperlich und psychisch sehr fordernd und anstrengend.

 „Nur wenn Patientinnen und Patienten über die weiterführende Betreuung nach der Erstversorgung umfassend informiert werden, kann im Rahmen der onkologischen Nachsorge gezielt auf die oft lange anhaltenden Nebenwirkungen, welche durch die Erkrankung und deren Behandlung entstanden sind, eingegangen werden“, weist Prim. Dr. Stefan Vogt, Leiter Onkologische Rehabilitation im Lebens.Med Zentrum Bad Erlach, auf die bestehende Informationslücke zwischen onkologischer Primärversorgung und der onkologischen Nachsorge hin.

 Kraft tanken für neue Lebensqualität

Das verbindende Element zwischen Erstversorgung und onkologischer Nachsorge ist die onkologische Rehabilitation. Sie ist einerseits für Menschen geeignet, deren primäre Behandlung wie Chemotherapie, Strahlentherapie, Operation, medikamentöse Therapie etc. bereits abgeschlossen ist. Andererseits ist es in den letzten Jahren durch den Einzug von zielgerichteten Medikamenten und der Immuntherapie als sogenannte Erhaltungstherapien über viele Monate auch möglich geworden, die Rehabilitation während einer solchen laufenden Therapie zu absolvieren. Darüber hinaus ist eine onkologische Rehabilitation auch in einer stabilen palliativen Therapiesituation möglich, um zum Erhalt der Lebensqualität beizutragen. „In beiden Fällen –unter Erhaltungstherapie und in einer palliativen Situation – ist eine gewisse Stabilität des Betroffenen wichtig, zum Beispiel in Hinblick auf Mobilität und geistigen Zustand“, erklärt Prim. Vogt. „Man könnte sagen, die onkologische Rehabilitation unterstützt die Patienten bei der Vorbereitung auf die längerfristige Phase der Nachsorge“, so Prim. Vogt. Die Betroffenen werden einerseits mit wichtigen Informationen versorgt, andererseits werden bestehende Beschwerden und Nebenwirkungen, welche durch die Tumorerkrankung und ihre Behandlung entstanden sind, gelindert und der allgemeine Gesundheitszustand verbessert. Die Betroffenen können Kraft für ihren privaten und beruflichen Alltag  bzw. die Zeit der Nachsorge tanken.

Die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten soll durch verschiedenste Maßnahmen verbessert werden: Ein Team bestehend aus Medizin, Pflege und Therapie erstellt ein auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmtes Therapieprogramm. Dieses setzt sich aus Physiotherapie, Klinischer- und Gesundheitspsychologie, medizinischer Trainingstherapie, Diätologie, Ergotherapie und Sozialarbeit zusammen. Weiters gibt es während des dreiwöchigen, stationären Aufenthaltes Beratungen zu Themen wie Stoma, Inkontinenz, Erschöpfung etc.

Durch das Fördern von körperlicher Fitness, gesunder Ernährung und mentaler Gesundheit kann dazu beigetragen werden, den Einfluss von Nebenwirkungen der Krebstherapie auf die Lebensqualität zu vermindern und das Risiko für das erneute Auftreten der Erkrankung zu reduzieren. Gerade bei häufigen Krebserkrankungen wie Brust, Prostata oder Darm zeigt die wissenschaftliche Datenlage, dass durch eine onkologische Rehabilitation die Lebensqualität nicht nur nach, sondern auch mit einer solchen Erkrankung verbessert werden kann. Darüber hinaus spielt auch die allgemeine Beratung zum Lebensstil eine große Rolle: Es werden gesundheitsfördernde Maßnahmen erlernt und Strategien zu deren langfristigen Umsetzung entwickelt. Die kontinuierliche Umsetzung von neu Erlerntem oder während der Rehabilitation Trainiertem ist im Alltag wesentlich, denn ein gefestigter allgemeiner Gesundheitszustand bildet den Rahmen für eine zielführende onkologische Nachsorge.

Der Antrag auf onkologische Rehabilitation kann in Österreich gemeinsam mit dem behandelnden Hausarzt oder einem Facharzt gestellt werden.

 Autor: Prim. Dr. Stefan Vogt, Leiter Onkologische Rehabilitation

Onkologische Rehabilitation im Lebens.Med Zentrum Bad Erlach: www.lebensmed-baderlach.at

Informationen zur Antragstellung: Lebens.Med Zentrum Bad Erlach (lebensmed-baderlach.at)

Fotocredit: © Lebens.Med Zentrum Bad Erlach (Alle Bilder wurden vor der Corona-Pandemie aufgenommen.)

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit bezieht sich jede personenbezogene Formulierung ausdrücklich auf Frauen und Männer.

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen