PERSON | (83 KB) | ||||||||||||||||
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FAMILIE | Droste-Hülshoff, von | ||||||||||||||||
VORNAME | Annette | ||||||||||||||||
BERUF / FUNKTION | Schriftstellerin | ||||||||||||||||
VERWEISUNGSFORM | Deluosite-Xuersihuofu, Dorosute-Hyurusuhofu [Pseud.] | ||||||||||||||||
GESCHLECHT | weiblich | ||||||||||||||||
GEBURT DATUM | 1797-01-10/12 [?] Suche | ||||||||||||||||
GEBURT ORT | Burg Hülshoff bei Münster | ||||||||||||||||
TAUFNAME | Anna Elisabeth Franzisca Adolphine Wilhelmine Louise Maria | ||||||||||||||||
KONFESSION | kath. | ||||||||||||||||
TOD DATUM | 1848-05-24 Suche | ||||||||||||||||
TOD ORT | Schloss Meersburg | ||||||||||||||||
BEGRÄBNIS DATUM | 1848-05-26 | ||||||||||||||||
BEGRÄBNIS ORT | Meersburg, Friedhof | ||||||||||||||||
VATER | Droste-Hülshoff, Clemens August von (1760-25.07.1826) | ||||||||||||||||
MUTTER | Haxthausen, Therese Luise von (1772-1853) | ||||||||||||||||
BIOGRAFIE | Fromm, katholisch und bieder - wie oft schon wurden diese und ähnliche Begriffe verwandt, um Leben und Werk der westfälischen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff auf einen Nenner zu bringen? Sie wurde zur "Dichterin des Zweiten Gesichts" erklärt, ja sogar zum "Aushängeschild" für westfälische, für katholische Dichtung. Am zähen Bild vom "Landedelfräulein Nette" haben auch jüngere feministische Deutungen kaum etwas ändern können. Das Droste-Denkmal ist fast zur Kitschfigur verkommen. Nur schwer ist hinter den verklärten Bildern die "andere Annette" zu erkennen, jene "geniale Dichterin in dürftiger Zeit", wie der Schriftsteller Jürgen P. Wallmann formuliert. Ihr Leben ist häufig beschrieben worden - das Leben einer oft kränklichen Frau, geboren am 10.01.1797 auf Burg Hülshoff, einer Wasserburg nahe Münster, gestorben am 24.05.1848 in Meersburg am Bodensee. Zeit ihres Lebens war sie unverheiratet geblieben, nach einer frühen unglücklichen Jugendliebe zu dem Studenten Heinrich Straube und nach der hochfliegenden, dann tief enttäuschenden Freundschaft zu dem 17 Jahre jüngren Schriftsteller Levin Schücking. Zu ihren Lebzeiten veröffentlichte sie zwei Gedichtbände. Von ihrem ersten Band, erschienen 1838 in Münster, wurden ganze 74 Exemplare verkauft. Ihr zweiter Band, 1844 beim angesehenen Stuttgarter Verleger Cotta erschienen, war etwas erfolgreicher, aber auch er brauchte ein dutzend Jahre, ehe die Auflage von 1200 Stück verkauft war. Ihr Verleger Cotta, der zum kleinen Kreis der Droste-Liebhaber gehörte, zahlte der Dichterin immerhin ein Honorar von 500 preußischen Talern. Mit dieser Summe erwarb die Droste ihren Alterssitz, das sogenannte "Fürstenhäusle" unweit von Meersburg am Bodensee. Obwohl sie einer nicht gerade armen Adelsfamilie entstammte, hätte die Dichterin zu früheren Zeiten durchaus ein zusätzliches Einkommen gebrauchen können. Denn auf dem Landsitz Haus Rüschhaus, wo sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester seit 1826 wohnte, lebte sie von 300 Talern jährlich; von dieser vergleichsweise bescheidenen Leibrente bezahlte sie Kostgeld für ihre Amme, und sie unterstützte ferner die Familie des befreundeten, verarmten Malers Johannes Sprick sowie zwei mittellose Studenten der Theologie. Weder auf schnelle Verkaufserfolge noch auf Berühmtheit kam es der Droste an. Zu ihren Gedichten schrieb sie selbstbewußt: "Meine Lieder werden leben Zurückhaltender im Ton schrieb sie 1843 in einem Brief. "Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möchte ich gelesen werden, und vielleicht gelingt's mir. " Sie selbst scheint kaum daran geglaubt zu haben, daß sich diese Hoffnung tatsächlich erfüllte. Berühmt ist sie längst, berühmt wie kaum eine andere Dichterin des 19. Jahrhunderts. Mit ihren Werken wird sie zu den Klassikern der deutschen Literatur gezählt. Ihre rätselhafte und meisterhaft erzählte Novelle "Die Judenbuche" wird noch immer gern gelesen, und zur Pflichtlektüre an den Schulen gehören ferner ihre "Heidebilder", allen voran das Gedicht "Der Knabe im Moor". Das eingangs erwähnte Bild von der frommen, biedermeierlichen Droste allerdings führt noch immer ein zähes Eigenleben. Ihrem Leben und Werk wurde es schon früh angeheftet. Schon auf dem Totenzettel sind die bezeichnenden Sätze zu lesen: "Von Gott mit großen Talenten ausgestattet, war ihr Streben stets dahin gerichtet, diese Gaben nur zu seiner Ehre zu gebrauchen." Die Droste selbst, vor allem aber die nachträgliche "Familienzensur" sind verantwortlich für die Legendenbildung, die rasch nach ihrem Tod einsetzte. So wurde der allergrößte Teil ihrer Briefe vernichtet. Freilich ist ein geringer Teil ihrer Korrespondenz überliefert, was von den Biographen der westfälischen Dichterin bislang beharrlich verschwiegen wurde. Erst 1991 hat der Droste-Kenner Walter Gödden die überlieferte Korrespondenz veröffentlicht und "gegen den Strich gelesen" - nicht, um die Dichterin vom Sockel zu stürzen, sondern um die falschen Legenden aus der Welt zu schaffen, zugunsten eines wahrhaftigeren Bildes der Droste. Von der oft hervorgehobenen Aufrichtigkeit der Dichterin beispielsweise, um nur ein Ergebnis Göddens zu zitieren, bleibt nach der Lektüre der Rest-Korrespondenz wenig übrig. Denn die Schriftstellerin verfaßte ihre Briefe "adressatenbezogen", so Gödden. "Was die Droste dem einen schrieb, verheimlichte sie dem anderen; diesem gegenüber konnte sie ein Werk loben, jenem gegenüber vernichtend beurteilen." Von ihrem Freund Levin Schücking ist das Urteil überliefert, die Schriftstellerin sei "schlau und klug wie eine Schlange". Zu den wenig bekannten Seiten der Droste zählt auch, daß sie ein ansehnliches musikalisches Schaffen hinterließ. Sie komponierte sogar eine Oper mit dem Titel "Babilon"; vollendet wurde das Werk nicht, lediglich zwei Arien sowie das Libretto sind von ihrer Handschrift überliefert. "Die Wiedertäufer" - so lautete der Titel eines anderen musikalischen Vorhabens. Es sollte, wie die Droste in einem Arbeitsheft notierte, "eine vaterländische Oper, oder vielmehr (ein) Trauerspiel mit Musik" werden, "um diesem so oft misbrauchten Stoff endlich einmahl eine ordentliche Behandlung zukommen zu lassen". Annette von Droste-Hülshoff sammelte Lieder und Tänze für die geplante Oper, notierte auch einige musikalische Motive. Doch später rückte sie von ihrem Plan ab. 1839 meinte sie in einem Brief, der Stoff sei "zu gräßlich, auch zu gemein, und die sonst sehr verschiedenen und interessanten Charaktere der Hauptpersonen verschwimmen zu sehr in der allgemeinen Raserei"; das Thema eigne sich "für keine katholische Feder". Das musikalische Schaffen der Droste ist erst seit wenigen Jahren in seinem ganzen Umfang veröffentlicht. 1988 erschien im Rahmen der historisch-kritischen Ausgabe ihrer Werke ein 757 Seiten starker Band, der die " Musikalien" Annette von Droste-Hülshoffs dokumentiert. Darin .finden sich neben den Opern-Fragmenten insgesamt 74 Lied-Vertonungen der Droste - Vertonungen mittelalterlicher Minnelieder oder alter Volkslieder aus Spanien, England und Madagaskar, Vertonungen auch von Gedichten Goethes, Brentanos und von Versen aus ihrer Feder. In ihrer Dichtung, so heißt es, habe Annette von Droste-Hülshoff ihrer Heimat Westfalen ein einzigartiges Denkmal gesetzt. Wohl wahr, nur oft wird verschwiegen: Das Denkmal hat reichlich Ecken und Kanten, wie in ihren "Westphälischen Schilderungen aus einer westphälischen Feder" nachzulesen ist. In drei Kapiteln beschreibt Annette von Droste-Hülshoff in einem glänzenden, lebendigen Stil das "katholische Westfalen": das Münsterland, das Sauerland und das Paderborner Land. Es fehlen in ihrer Beschreibung das Siegerland, Minden-Ravensberg und das Fürstentum Lippe. Ausführlich schildert die Droste das Leben der Bauern in den drei katholischen Regionen, sie beschreibt ihre Sitten, Gebräuche und Rechtsverhältnisse. Die Industrialisierung, die das "Alte Westfalen" tief verändern sollte, schien die Droste bereits zu ahnen, wenn sie mit klagendem Unterton feststellt: "Bevölkerung und Luxus wachsen sichtlich, mit ihnen Bedürfnisse und Industrie. Die kleinen malerischen Haiden werden getheilt; die Cultur des langsam wachsenden Laubwaldes wird vernachlässigt, um sich im Nadelholze einen schnellern Ertrag zu sichern, und bald werden auch hier Fichtenwälder und endlose Getraidseen den Charakter der Landschaft theilweise umgestaltet haben, wie auch ihre Bewohner von den uralten Sitten und Gebräuchen mehr und mehr ablassen." In den "Schilderungen" der Droste kommen die Münsterländer ausgesprochen günstig weg. Die Menschen des Sauerlandes und des Märkischen Landes hingegen kritisiert sie als kühl berechnend und ehrgeizig, als aufgeklärt und in Dingen der Moral und des Glaubens als gleichgültig oder lasch. Am schärfsten ging die Droste mit dem Paderborner Land ins Gericht. Sie kannte Land und Leute durch die Familie ihrer Mutter, die aus dem einflußreichen Paderborner Adelsgeschlecht von Haxthausen stammte. Die Menschen seien verschlagen, listig, dem Alkohol ergeben und "in ihrer Verwahrlosung dem Aberglauben zugeneigt", urteilt die Dichterin über die Bevölkerung des Paderborner Landes. An anderer Stelle schreibt sie: jeder Groschen, den der Münsterländer sorglich zurücklegen, der Sauerländer in irgend ein Geschäft stecken würde, wird hier" - im Paderborner Land - "am liebsten von dem Kind der Armuth sofort dem Wirthe und Kleinhändler zugetragen, und die Schenken sind meist gefüllt mit Glückseligen, die sich einen oder ein paar blaue Montage machen, um nachher wieder auf die alte Weise fort zu hungern und taglöhnern. "Aus diesem Grund, so die Droste, wohnten die Bauern im Paderborner Land nicht auf stolzen Höfen wie im Münsterland, sondern in "Baracken". Die gutsherrliche Sicht ihrer Familie mütterlicherseits wird schließlich unverkennbar in folgenden Ausführungen: Der Paderborner Bauer, so kritisiert die Schriftstellerin, sehe in seinem Gutsherrn einen Erbfeind und unrechtmäßigen Beherrscher, einen "Usurpator des eigentlich ihm zustehenden Bodens". Und weiter schreibt sie: "Die Gutsbesitzer sind zu einem erschöpfenden Aufwande an Forstbeamten gezwungen, die den ganzen Tag und manche Nacht durchpatroulliren, und doch die massivsten Forstfrevel, z.B. das Niederschlagen ganzer Waldstrecken in einer Nacht, nicht immer verhindern können." Resigniert stellt die Droste fest: "Hier scheitern alle Anstrengungen der sehr ehrenwerthen Geistlichkeit, und selbst die Versagung der Absolution im Beichtstuhle verliert ihre Kraft." Von den vielen Vorwürfen, mit denen sie die Paderborner Landbevölkerung regelrecht überschüttet, sei abschließend zitiert, wie die Droste das alltägliche Eheleben der Bäuerinnen beschreibt: "Ihre Ehen würden anderwärts für höchst unglücklich gelten, da kaum eine Barackenbewohnerin ihr Leben beschließt, ohne Bekanntschaft mit dem sogenannten braunen Heinrich, dem Stocke nämlich, gemacht zu haben. Sie aber finden es ländlich, sittlich, und leben der Ueberzeugung, daß eine gute Ehe, wie ein gutes Gewebe, zuerst des Einschlags bedarf, um nachher ein tüchtiges Hausleinen zu liefern." Diese Schilderungen - später auch "Bilder aus Westfalen" genannt - erschienen erstmals im Sommer 1845 anonym in einem katholischen Münchener Gelehrten-Blatt. Kaum gedruckt, löste der Aufsatz einen handfesten Skandal aus. Die Redaktion der Gelehrtenzeitschrift mußte sich den Vorwurf gefallen lassen, wie "sie ihre Spalten einer solchen Schilderung eines katholischen Landes, angesichts der Protestanten, geöffnet" habe Die Menschen im Sauerland und im Paderborner Land sahen sich übel verunglimpft. Doch zu Lebzeiten der Droste erfuhr niemand, wer die "Westphälischen Schilderungen aus einer westphälischen Feder" verfaßt hat.
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PERSON IM INTERNET | Literaturkommission für Westfalen: "Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren 1750 bis 1950" Internet-Präsentation zu der Autorin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) Bautz: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon | ||||||||||||||||
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DATUM AUFNAHME | 2003-08-22 | ||||||||||||||||
DATUM ÄNDERUNG | 2022-09-05 | ||||||||||||||||
AUFRUFE GESAMT | 14899 | ||||||||||||||||
AUFRUFE IM MONAT | 7 | ||||||||||||||||
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