Pille absetzen: Was Sie bei der Umstellung beachten sollten
Ob aus gesundheitlichen Gründen, wegen eines Kinderwunsches oder weil der Zyklus wieder natürlich verlaufen soll: Es gibt viele Gründe, aus denen Frauen die Pille absetzen wollen. Manche Frauen leiden während der Einnahme der Pille unter Nebenwirkungen, die ein Grund für das Absetzen sein können: Die Pille kann etwa das sexuelle Verlangen verringern, Kopfschmerzen verursachen oder Stimmungsschwankungen auslösen. Manche Frauen berichten auch über eine Gewichtszunahme.
Wunsch nach mehr Natürlichkeit im Zyklus
Auch die Gefahr von Thrombosen kann bei der Entscheidung eine Rolle spielen: „Grundsätzlich steigt mit der Einnahme der Pille das Thromboserisiko“, sagt Kyra Kauffmann. Sie ist Heilpraktikerin und befasst sich mit der Wirkung von Hormonen und dem Stoffwechsel. „Daher wurde viele Jahre lang auch von einer Dauereinnahme der Pille nach dem 30. Lebensjahr und vor allem bei Raucherinnen abgeraten.“
Das sei allerdings nur bei einem kleinen Teil der Frauen ein Grund, um die Pille abzusetzen. Sie erlebe in den vergangenen Jahren bei ihren Patientinnen oft den Wunsch nach mehr Natürlichkeit, sagt die Expertin. „Das spielt auch beim Thema Verhütung eine Rolle, nicht zuletzt auch deswegen, weil die Pille die Libido deutlich reduziert.“ Manchmal liegt der Grund für das Absetzen der Pille auch darin, dass Frauen auf ein anderes Verhütungsmittel umsteigen möchten.
Anleitung: Schritt für Schritt die Pille absetzen
Wer die Pille absetzen möchte, sollte einige Dinge beachten und Schritt für Schritt vorgehen.
- Mit dem Frauenarzt oder der Frauenärztin sprechen und auch mit dem Partner: Kauffmann rät dringend dazu, den Gynäkologen oder die Gynäkologin in die Entscheidung mit einzubeziehen. „Es gibt unter Umständen Erkrankungen, die durch die Pille mittherapiert wurden, zum Beispiel eine Endometriose“, sagt sie. „Wenn die Pille einfach abgesetzt wird, kann es möglicherweise zu Verschlechterungen kommen.“
- Der passende Zeitpunkt: Wer eine Mikropille nimmt, sollte den Blister noch zu Ende nehmen. Danach folgt wie sonst in der Pillenpause eine Abbruchblutung. Erst danach pendelt sich der natürliche Zyklus ein. Eine Minipille, die nur ein Gestagen enthält, kann man jederzeit absetzen.
- Sich rechtzeitig über eine andere Verhütungsmethoden informieren: Wer keinen Kinderwunsch hat, sollte sich frühzeitig für eine andere Verhütungsmethode entscheiden – auch im ersten Zyklus nach dem Absetzen der Pille ist bereits eine Schwangerschaft möglich!
- Die Entscheidung sollte gut überlegt sein: Es ist zwar möglich, die Pille abzusetzen und sie dann doch wieder einzunehmen. Allerdings ist das Risiko für eine Thrombose im ersten Jahr der Einnahme am höchsten. Wer also die Pille absetzt und dann nach einigen Wochen doch wieder einnimmt, setzt sich einem höheren Risiko für eine Thrombose aus.
Nebenwirkungen beim Absetzen der Pille
Nach dem Absetzen der Pille kann es etwas dauern, bis der natürliche Zyklus sich wieder eingespielt hat. Wie viel Zeit das braucht, ist unterschiedlich. „Grundsätzlich kann man sagen, dass es umso länger dauert, je länger eine Frau die Pille genommen hat“, sagt Kauffmann.
Sie erlebe es häufig, dass Frauen mit Mitte 30 oft schon 20 Jahre lang die Pille ohne Pause genommen hätten, sagt die Expertin. „Bei diesen Frauen beobachte ich oftmals gravierende hormonelle Störungen nach dem Absetzen.“
Die vielen Organe, die durch die Pille teilweise in den Ruhestand geschickt worden seien, müssten plötzlich wieder zu einem normalen Zyklus zurückfinden. „Man darf nicht vergessen, dass nicht nur die Eierstöcke und die Gebärmutter eine Rolle spielen, sondern vor allem das Gehirn den Zyklus mit seinen komplexen Prozessen steuert.“
Zyklusschwankungen nach dem Absetzen sind häufig
Häufig kommt es erst einmal zu Zyklusschwankungen, wenn Frauen die Pille abgesetzt haben. Manche Frauen warten sogar einige Wochen oder Monate auf die erste Blutung, auch verlängerte und unregelmäßige Zyklen kommen vor. Zudem sind Zwischen- und Schmierblutungen nach dem Absetzen nicht selten.
Auch die Periode kann ohne die Pille schmerzhafter und stärker sein und länger dauern als gewohnt. Diese Veränderungen müssen aber keine Nebenwirkungen des Absetzens sein: Manchmal hatten Frauen auch schon vor Einnahme der Pille Zwischenblutungen, eine sehr starke Blutung oder unregelmäßige Zyklen.
Viele Frauen berichten außerdem darüber, dass die Haare schneller fetten und sie nun stärker zu Pickeln neigen als während der Einnahme der Pille. Auch hier kann die Ursache in der natürlichen hormonellen Situation des Körpers liegen, die zuvor durch die Pille lediglich unterdrückt wurde: Wer etwa viele „männliche“ Hormone hat, neigt stärker zu Akne und fettigem Haar.
Welche Verhütungsmethoden gibt es für Frauen?
Wer keinen Kinderwunsch hat, braucht eine alternative Verhütungsmethode. Dafür kommen verschiedene Ansätze infrage, die unterschiedlich zuverlässig sind:
- Temperaturmethode
- Verhütungscomputer
- Natürliche Familienplanung
- Hormonspirale
- Dreimonatsspritze
- Vaginalring
- Hormonimplantat („Stäbchen“)
- Hormonpflaster
- Kondom
- Diaphragma und FemCap in Kombination mit Salbe oder Gel, das Spermien abtötet
- Frauenkondom (Femidom)
- Kupferspirale
- Kupferkette
Welche Verhütungsmethoden gibt es für den Mann?
Wenn Männer sicher verhüten wollen, gibt es bislang nur zwei zuverlässige Methoden: Sie können ein Kondom benutzen oder sich bei einer Vasektomie die Samenleiter durchtrennen lassen. Andere Verhütungsmethoden für Männer konnten sich bislang nicht durchsetzen und haben es aus der Forschung nicht auf den Markt geschafft – oftmals auch wegen starker Nebenwirkungen.
Forschende in den USA arbeiten aber gerade an einem neuen Ansatz, bei dem Männer hormonfrei verhüten könnten. Der Wirkstoff, den sie untersuchen, blockiert ein Protein, das für die Bildung von Spermien entscheidend ist. Bislang wird der Wirkstoff aber noch im Labor erprobt.
Kinderwunsch: Pille absetzen und Schwangerschaft beschleunigen
Theoretisch kann man sofort nach dem Absetzen der Pille schwanger werden. Allerdings pendeln sich das hormonelle Gleichgewicht und der Zyklus oft erst nach einer Weile ein. Es gibt Möglichkeiten, den Körper bei diesem Prozess zu unterstützen.
Wichtig ist Kauffmann zufolge vor allem, dass der Körper vor und bei einer Schwangerschaft mit allen essenziellen Vitaminen, Mineralien, Aminosäuren und Spurenelementen, darunter insbesondere Jod, optimal versorgt ist. „Hier empfehle ich eine umfassende Blutanalyse als ersten Status Quo“.
Darüber hinaus sei es wichtig, ausreichend zu schlafen, Stress abzubauen, gegebenenfalls das Gewicht zu reduzieren und sich ausreichend zu bewegen, sagt die Expertin. Das sei wichtig, um einen normalen Zyklus wiederherzustellen.
Pille abgesetzt: Nicht zu lange auf eine Schwangerschaft warten
Dabei sollte man auch das eigene Alter im Blick haben: „Die meisten Frauen über 35, die wegen eines Kinderwunsches die Pille absetzen, sind oftmals überrascht, dass die Periode häufig noch über Monate ausbleibt“, sagt Kauffmann. Eine umfassende gynäkologische Untersuchung sei wichtig bei einem Kinderwunsch. „Bei Frauen über 35 gilt es auch abzuklären, wie viel Zeit noch bleibt bis zum Beginn der Wechseljahre.“
Die Expertin rät dazu, rechtzeitig einen Gynäkologen oder ein Kinderwunschzentrum zu kontaktieren, wenn die Periode sich nach drei Monaten noch nicht wieder eingestellt hat. Neben dem hormonellen Status und dem Alter der Frau spielen bei einem Kinderwunsch viele Faktoren eine Rolle – etwa auch die Spermienqualität des Mannes. „Erfahrungsgemäß dauern Diagnostik und Therapie bei Kinderwunsch Monate.“
Deshalb sollte man nicht zu lange darauf warten, dass die Periode nach dem Absetzen der Pille wieder beginnt. Grundsätzlich gilt außerdem, dass Paare ein Kinderwunschzentrum aufsuchen sollten, wenn es nach zwölf Monaten nicht zu einer Schwangerschaft gekommen ist. Ab einem Alter von 35 Jahren wird dies bereits nach sechs Monaten empfohlen.