Der Streit um die Gebühren für die Gastronomen auf dem Stuttgarter Schlossplatz gehen in eine neue Runde. Waren die Bedingungen während der Fußball-EM tatsächlich so schlecht wie beklagt?

Andreas Kroll war sichtlich genervt. Bei der Pressekonferenz zum Abschluss des Gastspiels der Fußball-EM in Stuttgart war auch wieder Thema, ob die Wirte in den vier Fanzonen zu wenig verdient haben und zu viel Gebühren gezahlt haben. „Es gibt ein unternehmerisches Risiko, und wir reden von erfahrenen Gastronomen“, sagt Kroll, Chef der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart. Zudem werde ein Punkt gerne verschwiegen, „an Nicht-Spieltagen mussten die Wirte gar keine Pacht zahlen“.

 

Einige der 15 Gastronomen hatten über fehlende Einnahmen geklagt. Während etwa Christian von Berg meinte, gerade die Deutschland-Spiele seien „sensationell“ gewesen, sagten andere, sie hätten draufgelegt. Am Dienstag wird man sich noch einmal unterhalten und über die Forderung der Wirte reden, die Standmiete anzupassen. Von 1300 Euro an Spieltagen nach unten selbstverständlich.

Kein Einfluss auf die Preise

Auch weil das mitunter kolportiert worden war, wollte Kroll noch einmal richtig stellen, weder in.Stuttgart noch die Uefa haben Einfluss genommen auf die Preisgestaltung und auf die Gestaltung etwa der Gastronomie auf dem Schillerplatz, sagt Kroll. Sprich, die Wirte hätten selbst bestimmt, was sie für Speis und Trank verlangen, so kamen einheitlich die 6,50 Euro für die Halbe Bier zustande.

Insgesamt kamen 890 000 Menschen auf die vier Fanzonen auf dem Schlossplatz, Marktplatz, Karlsplatz und Schillerplatz. Und an die beiden Treffpunkte für Fans ausländischer Nationen am Schlossgarten und im Stadtgarten. Dass sie davon vor dem Turnier nichts erfahren hätten, monierten die Wirte auch. Dies hätte zusätzlich Einnahmen gekostet.

610 000 Menschen waren während der vier Wochen EM auf dem Schlossplatz zum Fußball schauen und Konzerte lauschen. Vornehmlich an den deutschen und türkischen Spielen war der Schlossplatz sehr gut besucht, zum Endspiel zwischen Spanien und England kamen am Sonntag immerhin noch einmal 15 000 Menschen. „Abends um 21 Uhr“, sagt Kroll, „das ist beachtlich.“ Und wo hätten sich in der Stadt um diese Zeit noch so viele Menschen an einem Ort befunden? Eine rhetorische Frage.

Was sagt der OB?

OB Frank Nopper sagt zu der Diskussion: „Aus dem Bereich der Gastronomie und des Einzelhandels hören wir fast jede Euphoriestufe – von himmelhochjauchzend über mittelprächtig zufrieden bis zu Tode betrübt.“ Manche Gastronomen beklagten sich über zu wenig Frequenz, andere seien regelrecht überrannt worden. Denn das gehöre auch zur Wahrheit: Vieles habe sehr gut funktioniert, „die Begeisterung war groß in der Stadt“. Gerade in den Fanzonen. Man müsse schon aufpassen, sich nicht auf das Wenige zu fokussieren, was nicht geklappt haben soll, „sondern auf das schauen, was sehr gut funktioniert hat“. Fröhlichkeit, Gemeinschaftsgefühl, gerade darüber könne man zufrieden und dankbar sein.