Der Ort vor den Toren von Meran hat sich dem gesunden Urlaub verschrieben. Besondere Angebote in Sachen Achtsamkeit und Entspannung erwarten die Besucher.

Es gibt Urlaubsorte, und es werden immer mehr, die dem obwaltenden Party- und Event-Tourismus etwas entgegensetzen. Algund, vor den Toren Merans Richtung Vinschgau gelegen, 5000 Einwohner, ist so ein Ort. Gesundheit und innere Balance lauten die Ziele, denen man sich verschrieben hat. Das klingt schon sehr nach dem guten alten Prinzip Luftkurort. Aber die Gäste nur rumsitzen und frische Luft einatmen lassen, das geht heute natürlich nicht mehr.

 

Wie geht achtsamer Urlaub?

Und deshalb sind im Programm weit nach vorne gerückt: Yoga und Waldbaden, Kräuter sammeln und die heilende Kraft des Schreibens, Wassertreten und achtsam gehen – neben all den anderen schönen Dingen, denen man sich in Algund wie überall in Südtirol nach wie vor ausführlich widmen kann: Bergwandern, gut essen, das schöne Wetter und den Ausblick genießen.

Wie geht er also, der achtsame Urlaub? Wanderung mit Martin Geier zu den „magischen Kraftplätzen“ im Wald von Vellau, einem hoch gelegenen Teilort von Algund. Hier könnte man sich allein schnell verlaufen oder den Knöchel verstauchen. Aber was dem Unkundigen wie ein Urwald vorkommt, der Kraft und Ruhe spendet, ist auch nicht die heile Welt.

Rilke zitierend („Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen“), weist Geier darauf hin, dass es hier viel zu viele Fichten gibt. „Die Monokultur macht die Natur auf Dauer kaputt. Buchen wären besser, aber es dauert viel länger, bis man das Holz verkaufen kann.“ Bäume werden heute nicht umarmt, aber dass ein gemischter Wald natürlicher wäre als eine quasi industrielle Forstplantage, leuchtet auch so ein. Ein erholsamer Ausflug mit kundiger Begleitung und tollem Blick Richtung Ortler ist es allemal.

Danach zum Workshop „Deine Füße, dein Fundament“ mit Christian Zöschg. Der 40-Jährige ist gelernter Fitnesstrainer. Alle Teilnehmer müssen vormachen, wie sie laufen, wie sie auftreten. Fast mitten auf der lebhaften Kreuzung zieht Zöschg dann erst mal seine Schuhe aus, um zu zeigen, wie man den Füßen eine wohltuende Zehen-Gymnastik gönnt: immer schön spreizen und versuchen, die Zehen separat zu bewegen. Falls das nicht geht, könnte es daran liegen, dass wir zu viel auf Stühlen sitzen. „Muskeln, Sehnen, alles verkümmert und verkürzt.“

Richtig gehen lernen mit Christian Zöschg Foto: PGT

Als Gegenmittel rät Zöschg dazu, sich regelmäßig in die Hocke zu setzen, zum Beispiel beim Zähneputzen. „Das war früher eine Ruheposition. Wir haben einen eingebauten Stuhl.“ Fersen bleiben auf dem Boden! Wer dabei fast umfällt, weil Sehnen und Muskeln schon verkürzt sind, darf sich zum Üben daheim mit einer Hand am Rand der Badewanne festhalten. Die andere braucht man ja für die Zahnbürste. „Man lernt mit dieser Übung auch, wieder sanft zu gehen. Dann gibt es weniger Knieprobleme.“

Da sanftes Auftreten und innere Balance auf Dauer ohne sinnlichen Genuss etwas spröde anmuten, geht es dann zum traditionsreichen Gasthaus Kienegg. Wieder den sonnigen Hang von Vellau rauf. Das Lokal wird seit über 300 Jahren von der Familie Schmider bewirtschaftet. Aktuell ist Hannes Schmider (43) der Chef. Er zeigt den Gästen, wie man Brennnesselknödel macht, eine seiner Spezialitäten.

Wer ein Rezept mit exakten Mengenangaben erwartet, erweist sich als Anfänger. Wie viele der jungen, frisch gepflückten Brennnesseln braucht man? „Eine Kiste halt.“

Hannes Schmider wirft die Brennnesselblätter in den Topf. Foto: PGT

Die von den Stielen gezupften Blätter schnurzeln zusammen, als Schmider sie zum Blanchieren in den großen Alutopf wirft. Anschließend dreht er die Blätter durch den Fleischwolf, veredelt die Masse mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss, Knoblauch und Zwiebeln. „Mengen immer nach Gefühl.“ Schmider lacht. „Ich sage nicht, so macht man Knödel – so mache ich sie.“ Dann verknetet er den grünen Klumpen mit dem Teig aus Eiern, Milch und Knödelbrot.

Sein Tipp: jeden Knödel zweimal kräftig zusammendrücken und darauf achten, dass man eine ganz glatte Oberfläche hinmassiert, bevor die Teile ins Wasser kommen. Wer kaum folgen kann, erfährt Trost vom Meister: Als Lehrling habe er für drei Knödel so lange gebraucht wie seine Chefin für mehr als 20. „Da wusste ich, ich habe noch was vor mir.“

Fertig geknetet: Die Oberfläche muss schön glatt sein. Foto: PGT

Nun liegen da 25 fertige Teigbällchen. Die Knödelschüler sind mit sich zufrieden. 25 Knödel – für Schmider ein Klacks: Er fertigt pro Tag bis zu 400 Stück, steht dafür um 5 Uhr morgens in der Küche. So viel kann er im eigenen Betrieb gar nicht verfüttern. Die meisten verkauft er inzwischen an Läden in der Umgebung.

Ganz in der Nähe vom Gasthaus Kienegg ruckelt der alte Korblift hinauf in Richtung Leiteralm. Von dieser Art Bergbahn gibt es nur noch ganz wenige: Man steht allein oder zu zweit in einem engen Gitterkorb und schaut durch das Drahtgeflecht in den Abgrund – ein echter Test für das neu erworbene Balancegefühl.

Übernachten und Essen in Algund

Unterkunft
Exquisit und ruhig wohnt man etwas außerhalb des Ortszentrums im Schloss Plars, zu dem auch ein Weingut gehört. Das Hotel besteht aus dem historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert und einem modernen Neubau. Doppelzimmer ab 230 Euro pro Nacht. Mit besonderem Frühstück, Pool und Liegewiese inmitten der Weinberge sowie schönem Blick auf Algund und Meran.

Das Ladurner befindet sich im höher gelegenen Ortsteil Vellau, in der Nähe der Bergstation des Sessellifts. Guter Ausgangspunkt für Wanderungen, sehr gutes Restaurant. Doppelzimmer mit Frühstück und Abendessen ab 156 Euro.

Essen
Die Blaue Traube im Zentrum von Algund ist ein altehrwürdiges Gasthaus, das Christoph Huber vor einigen Jahren vor dem Verfall gerettet hat. Seitdem hat sich der Küchenchef vier „Gault&Millau“-Hauben erkocht und neuerdings auf ein ambitioniertes Konzept umgestellt: Es gibt für 149 Euro (mit Weinbegleitung) nur ein einziges (wechselndes) Menü mit elf Minigängen, darunter spannende Dinge wie Chicken BBQ: Saibling, Brathähnchenfond, Koriander. Schlosswirt Forst, gleich neben der berühmten Brauerei gelegen, besteht aus dem (etwas bodenständigeren) Restaurant und der Luisl-Stube, die beim „Guide Michelin“ mit einem Stern geführt wird. Daneben existieren zahlreiche weitere Auszeichnungen. Chefkoch Luis Haller setzt wie so viele gute Köche in Südtirol ganz auf regionale Zutaten – auch aus dem restauranteigenen Garten.

Leiter am Waal, gibt sich von außen bescheiden wie eine Ausflugsgaststätte und liegt denn auch am berühmten Algunder Waalweg, einer Spazierstrecke entlang einem Bewässerungskanal, hier Waal genannt. Speckknödel, Schlutzkrapfen, Marillenknödel – die ganze Herrlichkeit der Südtiroler Küche auf höchstem Niveau präsentiert. Eine Institution in Algund.

Allgemeine Informationen
Das Algund-Portal informiert über die aktuellen Angebote. Es bietet auch Tourenvorschläge und ermöglicht die Buchung von Unterkünften. Bei fast allen Hotels ist inzwischen im Preis der Guest Pass enthalten. Damit lassen sich Busse und Bahnen in ganz Südtirol kostenlos nutzen.