Am 6. Januar 2021 hatten Trump-Anhänger den Parlamentssitz in der Hauptstadt Washington gewaltsam gestürmt, wo zu der Zeit der Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentenwahl 2020 gegen Trump formal bestätigt werden sollte. Infolge der Krawalle kamen fünf Menschen ums Leben. Trump hatte seine Unterstützer mit der unbelegten Behauptung aufgewiegelt, der Wahlsieg sei ihm durch massiven Betrug gestohlen worden. Seine Niederlage hat er nie eingeräumt. Und die Attacke wirkt bis heute nach.
Trump kündigte außerdem an, die beliebte Video-App Tiktok vor dem Aus in den USA zu retten. Er werde direkt nach Amtsantritt eine Verlängerung der Frist in die Wege leiten, die dem chinesischen Tiktok-Eigentümer Bytedance gesetzt wurde, um sich von seinen US-Geschäften zu trennen.
"Fast wie Gott"
Die Kundgebung hatte den Charakter einer üblichen Wahlkampfveranstaltung Trumps: ein Mix aus Gottesdienst, Party und Populismus. Mehrere Familienmitlieder Trumps waren dabei, ebenso Kandidaten für sein Kabinett, Gouverneure, Kongressmitglieder und der Tech-Milliardär Elon Musk, der es sich wieder einmal nicht nehmen ließ, mit auf die Bühne zu gehen. Im Schlepptau: Musks Sohn mit dem eigenwilligen Namen X Æ A-Xii, der aufgeregt umher hüpfte. Vor allem waren in der Halle aber hart gesottene Trump-Fans.
Eine Frau namens Christina sagte, sie sei insgesamt 27 Stunden mit dem Auto aus Houston in Texas nach Washington gefahren, um dabei zu sein. Die 49-Jährige erzählte, sie sei seit Jahren Trump-Fan und habe im Wahlkampf ungefähr 60 Kundgebungen des Republikaners besucht. "Er ist fast wie Gott", sagte sie. Er habe zwei Attentate überlebt, "und nur er kann die Menschen retten". Vor was? Etwa davor, dass Frauen auf einmal Männer seien und Männer Frauen, beklagte sie. "Das ist so traurig." Trump werde damit Schluss machen.
Tatsächlich versprach der Republikaner auf der Bühne gleich für den ersten Tag auch einen Beschluss zur Beschränkung der Rechte von Transgender-Menschen. Nur um kurz darauf minutenlang zu dem Hit "Y.M.C.A." zu tanzen, der als eine inoffizielle Hymne der LGBTQ+-Gemeinschaft gilt.