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Medizin

Hunderte Herzkranke in Dörfern erhalten Hilfe per Telefon

Greifswald / Lesedauer: 3 min

Bei Kurzatmigkeit und geschwollenen Füßen sollten Alarmglocken schrillen. Solche und noch viel mehr Tipps geben Spezialisten von Vorpommerns Herzklinik weiter.
Veröffentlicht:15.11.2024, 12:00

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Die bundesweiten Herzwochen, an denen sich auch Mecklenburg-Vorpommerns Herzzentrum in Karlsburg beteiligt, klingen am Sonnabend, dem 16. November, in Vorpommern-Greifswald aus. Um aufzuklären, laden die Herzspezialisten aus Karlsburg von 9 bis 15 Uhr zu einem Patienten-Ärzte-Forum mit dem Titel „Mein Herz – Kunstherz – Dein Herz“ in den Kulturbahnhof in der Kreisstadt Greifswald ein, teilte Klinik-Sprecherin Anette Pröber mit.

In Vorträgen wollen die Mediziner unter anderem über Herzerkrankungen in Vorpommern, über Herz-Schrittmacher und Herz-Implantationen sowie über Nachbehandlungen informieren. Voraus schicken sie die Warnung: "Bei Kurzatmigkeit und geschwollenen Füßen an Herzschwäche denken!"

"Herzschwäche ist Epidemie"

Bereits zu einem ersten öffentlichen Informationstag am vergangenen Sonnabend in Karlsburg waren rund 100 Interessierte gekommen. Da war es um chronische Herzschwäche gegangen. "Diese Erkrankung ist eine Epidemie“, erklärte der Karlsburger Kardiologe Dr. Basil Alkhlout. In Deutschland seien derzeit vier Millionen Menschen davon betroffen. Die Herzinsuffizienz ist mit 450.000 Fällen jährlich die häufigste Diagnose mit anschließender vollstationärer Krankenhauseinweisung.

Nicht nur für jeden Patienten sei der Klinikaufenthalt belastend, sondern die Gesellschaft habe enorme Kosten zu tragen. Die chronische Herzschwäche äußere sich in Kurzatmigkeit, geschwollenen Füßen und abnehmender Leistungsfähigkeit. „Solange zwei Treppen beim Hochlaufen keine Probleme machen, hat man laut einer Faustregel keine Herzschwäche“, erklärte der Oberarzt. Die Herzschwäche stelle sich schleichend ein. Zumeist gingen ihr jahrelange Grunderkrankungen wie die Koronare Herzerkrankung, Bluthochdruck und Diabetes voraus. Zu den Risikofaktoren gehörten Fettleibigkeit, Rauchen und Bewegungsmangel. Der Kardiologe wies darauf hin, dass es auch für Menschen mit schwachem Herz wichtig ist, mobil zu bleiben und die Kondition zu stärken. Er empfahl als Ausdauertraining Spazierengehen, Wandern, Fahrradfahren – „aber alles in Maßen“.

Sensor in Lunge hält Kontakt zur Klinik

Neben modernen Therapien stellte Basil Alkhlout auch telemedizinische Verfahren vor, die das Klinikum für Patienten mit schwerer chronischer Herzschwäche im ländlichen Raum anbietet. Ein Sensor in der Lungenvene signalisiert den Spezialisten im Klinikum, wann sich ein Akutproblem beim Patienten anbahnt. Per Telefon wird dann der Patient aufgefordert, entsprechende Medikamente einzunehmen, und der Herzschwächeanfall kann rechtzeitig verhindert werden. „Wir betreuen bereits hunderte solcher Patienten und verzeichnen große Erfolge mit der Methode.“

Herzchirurg Dr. Lutz Hilker hat sich auf Operationen spezialisiert. Er erinnerte unter anderem an das sogenannte Kunstherz, das bei schwerer Herzinsuffizienz zum Einsatz komme und lebensrettend sein könne. Für jüngere Patienten diene die mechanische Pumpe auch als Überbrückung, bis ein Spenderherz zur Verfügung steht. Seit 2013 werden im Klinikum Karlsburg diese Herzunterstützungssysteme implantiert, die bislang 112 Patienten erhielten.

"Alles richtig gemacht"

Schon von dieser ersten Info-Veranstaltung zeigten sich Gäste angetan. „Das waren sehr spannende Einblicke“, sagte Wolfgang Gerber (83) von der Insel Usedom. Aus dem Landkreis Rostock kam Olaf Schade (48): „Wir haben die Gelegenheit genutzt, um Spezialisten zu hören, woran es liegen kann, wenn die Herzleistung schon frühzeitig nachlässt. Trotz gesunder Ernährung und Bewegung.“ Zufrieden waren auch Wolfgang Eckhardt und Ines Riege aus Lassan. „Nun weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe. Mit der Behandlung des Vorhofflimmerns durch Ablation habe ich einer Herzschwäche vorgebeugt“, sagte der 71-Jährige.

Carsten Bauer aus Torgelow hat bereits mit 24 Lebensjahren erfahren, was es heißt, wenn das Herz nicht mehr mitspielt. „Heute geht es mir endlich wieder super“, sagt der mittlerweile 46-jährige Kindererzieher. „Ich bin den Ärzten, Pflegern und Krankenschwestern in Karlsburg und Hamburg-Eppendorf unendlich dankbar.“