Misswirtschaft: Vorwürfe wegen Wassermangel beim Flammen-Inferno

Fünf Waldbrände toben seit Dienstag in Los Angeles. Tausende Häuser wurden zerstört, Zehntausende Menschen mussten fliehen, Hunderttausende sind ohne Strom. Die Feuerwehr bekämpft die Flammen, hat aber ein grosses Problem: Es mangelt an Wasser.

Bereits in der Nacht auf Mittwoch klagten Feuerwehrleute, dass kein Wasser mehr aus den Hydranten komme, berichtet die «L.A.Times».

Janisse Quiñones von der örtlichen Wasserbehörde reagierte auf die Berichte und bestätigte, dass es an Wasser mangelte. Vor dem Ausbruch des Feuers seien alle 114 Tanks, die die Stadt versorgen, komplett gefüllt gewesen. Doch der Verbrauch sei während 15 Stunden viermal höher als normal gewesen.

Sie erklärt, dass es auch ein Problem sei, dass man Feuer in den Hügeln und gleichzeitig auf Meereshöhe bekämpfe. Die Hydranten von Palisades auf rund 650 Meter über Meer würden von drei Tanks versorgt. Diese hätten sich geleert. Sie konnten nicht gefüllt werden, weil im flachen Gelände viel Wasser verbraucht worden sei, der Wasserdruck sei zu tief gewesen.

Das Problem ist nicht neu: Bereits im November kam beim Kampf gegen einen anderen Waldbrand bei Los Angeles kaum mehr Wasser aus den Hydranten.

Entsprechend laut ist auch die Kritik an der Politik, unter anderem von Rick Caruso. Der Unternehmer aus Palisades und einstiger Bürgermeister-Kandidat sagte gegenüber TV-Stationen: «Die Feuerwehrleute sind da, können aber nichts tun, während die ganze Nachbarschaft abbrennt. Das sollte nicht geschehen.»

Die Waldbrände würden einen Blick auf das systemische Problem der Stadt geben: «Es ist nicht nur Misswirtschaft, unsere Infrastruktur ist zu alt.»

Stadträtin Traci Park spricht von chronisch unzureichenden Investitionen in die öffentliche Infrastruktur und in die Partner der öffentlichen Sicherheit. Das sei nun deutlich zu sehen. Sie sei sehr besorgt und arbeite daran, die Sache genauer unter die Lupe zu nehmen. «Im Moment haben wir mehr Fragen als Antworten.»

Kritisiert wird auch Bürgermeisterin Karen Bass: Sie war trotz der Wetterwarnungen nach Ghana gereist und erst am Mittwochabend zurückgekehrt. Auch bewilligte sie vor wenigen Monaten, das Budget der Feuerwehr um 18 Millionen Dollar zu kürzen. Verärgerte Menschen von Los Angeles fordern deswegen ihren Rücktritt.

Auch ein Faktor beim Wassermangel könnte der Klimawandel sein: Waldbrände gab es in Kalifornien schon immer, die Brandsaison aber war von Mai bis Oktober. Eine Vereinigung von Feuerwehrchefs schreibt, dass die Saison immer früher beginne und später ende, es komme einer «ganzjährigen Brandsaison» gleich. Grund dafür seien die steigenden Temperaturen und die sinkenden Niederschläge.

Gegenüber «t-online» sagt Klimaforscher Mojib Latif, dass es in Kalifornien seit Mai nicht mehr geregnet habe. «Die Menschen wünschen sich im Winter nichts mehr als Regen, damit die Speicher gefüllt werden.»

Neben der Trockenheit spiele auch die Hitze eine Rolle: «Höhere Temperaturen führen zu mehr Verdunstung und lassen die Böden schneller austrocknen.»

Seit Dienstag kämpfen Tausende Feuerwehrleute gegen die Flammen. Drei der fünf Waldbrände sind weiterhin völlig ausser Kontrolle. Wenn die Feuer eingedämmt sind, will Bürgermeisterin Bass Massnahmen überprüfen. «Nach unserer obersten Priorität werden wir alles, was getan wurde, evaluieren, um zu sehen, was funktioniert hat und was nicht.»