Vermögensreport UBS
Milliarden verdient, Milliarden geerbt, Milliarden weg?

Die Welt wird reicher, sagt die UBS. Das ist die gute Kunde für die Erbengeneration. Aber es gibt auch Gründe, am Nutzen des familieninternen Vermögenstransfers zu zweifeln - wie Beispiele aus Hollywood zeigen.

Daniel Zulauf 1 Kommentar
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David Ellison gibt das Geld seines Vaters und Oracle-Gründers Larry lieber in der unproduktiven Filmindustrie statt in der hochproduktiven Tech-Wirtschaft aus.

David Ellison gibt das Geld seines Vaters und Oracle-Gründers Larry lieber in der unproduktiven Filmindustrie statt in der hochproduktiven Tech-Wirtschaft aus.

Bild: Kevin Winter/Ga /The Hollywood Reporter

Die Reichen werden reicher, die weniger Vermögenden bleiben zurück. Das Phänomen ist weder neu noch überraschend und wird im aktuellen Weltvermögensreport der UBS bestätigt. Das Durchschnittsvermögen einer erwachsenen Person in der Schweiz belief sich 2023 auf 709’612 Dollar, der Mittelwert (Median) erreichte aber nur 171’035 Dollar. Mit anderen Worten: Es sind die Reichsten in der oberen Hälfte der Vermögenspyramide, die den Durchschnitt heftig nach oben ziehen. Dennoch gehört die Schweiz gemäss UBS zu jener kleinen Gruppe von Ländern, in denen die Vermögensungleichheit seit 2008 abgenommen hat.

Eklatant und zunehmend ist die Ungleichheit aber in den USA, wo gemäss UBS 38 Prozent aller Millionäre leben. Das Land steht in der Rangliste der Medianvermögen von 112’157 Dollar aber nur an 14. Stelle. Doch auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind die Menschen sterblich. Die UBS erwartet, dass in den nächsten 20 bis 25 Jahren weltweit ein Betrag von 83'500 Milliarden Dollar vererbt werden wird, weit über die Hälfte in den USA.

Filme statt Technik

An diesem eindrücklichen Vermögenstransfer werden die Erben der weltweit über 1000 Milliardäre mit rund 5000 Milliarden Dollar partizipieren, schätzte die UBS in ihrem im Januar veröffentlichten Milliardärsreport. Als prominentes Beispiel sticht gerade David Ellison, Sohn des Gründers des US-Softwaregiganten Oracle, Larry Ellison, heraus.

Der 41-jährige Nachkomme des Unternehmers, der bei Oracle noch immer die Fäden zieht, hat soeben die Übernahme des legendären Hollywood-Filmstudios Paramount angekündigt. Die dafür nötigen 8 Milliarden Dollar dürften selbstredend zum grössten Teil aus der Familienkasse stammen. «Forbes» schätzt das Vermögen der Familie auf rund 160 Milliarden Dollar.

Der junge Ellison nimmt mit seinem Erbe ein erhebliches Risiko in Kauf. Filme werden vermehrt über das Internet statt im Kino konsumiert. Der Versuch von Paramount, mit einem eigenen Streamingdienst dagegenzuhalten, hat bislang nur Verluste produziert. Zurückgeblieben ist ein Schuldenberg in Höhe von 14 Milliarden Dollar.

David Ellison macht offenbar das, was vielen Erben nachgesagt wird: Sie setzen das Geld weniger produktiv ein als ihre Vorväter. Im Fall Ellison liegt diese Vermutung besonders nahe, zumal das Geschäftsmodell von Oracle darin besteht, den Unternehmenskunden in puncto Produktivität zu Höchstleistungen zu verhelfen. In Hollywood mag Ellisons Mut auf Sympathien stossen, volkswirtschaftlich gesehen dürfte die Investition aber in hohem Mass wohlfahrtsmindernd sein.

Streit um Erbschaftssteuern

Das ist denn auch ein zentrales Argument der Befürworter von Erbschaftssteuern, wie Volker Grossmann, Wirtschaftsprofessor an der Universität Freiburg, einer ist. Grossmann behauptet unter Verweis auf empirische Studien, dass Familienbetriebe im Wechsel der Generationen an Produktivität verlieren.

Werde die familieninterne Weitergabe der Betriebe durch den Verzicht auf die Erbschaftssteuer quasi fiskalisch gefördert, würden «eher untalentierte Erben» vom Staat «buchstäblich bestochen einen Beruf auszuüben, dem sie ohne die steuerliche Ausnahmeregelung gar nicht nachgehen würden».

Die Gegner einer Erbschaftssteuer behaupten das exakte Gegenteil und verweisen ihrerseits auf empirische Studien, die belegen sollen, dass Unternehmen Arbeitsplätze schützen, wenn sie im Kreis der Familie weitergegeben werden können. Naheliegend ist auch der Gedanke, dass eine Erbschaftssteuer das Geschäft von Investmentgesellschaften befeuern könnte, weil Erben zum Verkauf der Familienfirmen gezwungen wären.

Finale Beweise für die eine oder die andere Darstellung gibt es keine.

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