Fussball
Treten Yann Sommer und Xherdan Shaqiri zurück? Fragen und Antworten zur Zukunft der Schweizer Nati

Nach dem Ende der EM ist vor der Qualifikation für die WM. Wie geht es jetzt weiter mit der Nati? Eine Übersicht.

Etienne Wuillemin, Düsseldorf
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Tröstende Umarmung: Yann Sommer wird von Trainer Murat Yakin in den Arm genommen.

Tröstende Umarmung: Yann Sommer wird von Trainer Murat Yakin in den Arm genommen.

Bild: Peter Klaunzer / KEYSTONE

Knapp zwei Monate dauert es, bis die Schweizer Nati ihre nächsten Länderspiele absolviert. Dänemark auswärts und Spanien zu Hause sind die Gegner am 5. und 8. September in der Nations League. Serbien komplettiert die Gruppe. Die WM-Qualifikation beginnt dann im März 2025.

Welche Veränderungen sind bis dahin zu erwarten? Im Prinzip gilt: nicht viele. Das Gerüst des Teams steht. Interessant ist aber die Zukunft von zwei grossen Namen.

Yann Sommer: Hat er nach zehn Jahren genug?

Die Erinnerung an den 1. Juli 2014 schmerzt noch immer. Damals scheitert die Schweiz im WM-Achtelfinal dramatisch an Argentinien. Torhüter damals: Diego Benaglio.

Das letzte Nati-Spiel von Diego Benaglio. Nach dem WM-Achtelfinal 2014 gegen Argentinien (0:1) überlässt er seinen Posten Yann Sommer.

Das letzte Nati-Spiel von Diego Benaglio. Nach dem WM-Achtelfinal 2014 gegen Argentinien (0:1) überlässt er seinen Posten Yann Sommer.

Bild: Victor R. Caivano / AP

Nach der WM tritt Benaglio zurück. Er überlässt nach gut sechs Jahren den Posten als Nummer 1 Yann Sommer. So kommt es, dass Sommer am 8. September 2014 in der EM-Qualifikation erstmals als Stammtorhüter im Nati-Tor steht. 0:2 verliert die Schweiz. Der Gegner? England. Es wäre eine bittere Pointe, wenn Sommers Karriere im Nationalteam nun auch mit einer Niederlage gegen England endet.

Fünf grosse Turniere hat Sommer mit der Schweiz bestritten. Dreimal Achtelfinal, zweimal Viertelfinal, es ist eine herausragende Bilanz. Das persönliche Highlight ist unbestritten jenes historische Penaltyschiessen im EM-Achtelfinal 2021, als er mit der Parade gegen Kylian Mbappé die ganze Schweiz ins Delirium stürzte. Ab diesem Moment ist Sommer ein Volksheld.

Yann Sommer jubelt nach dem gehaltenen Elfmeter in Bukarest.

Yann Sommer jubelt nach dem gehaltenen Elfmeter in Bukarest.

Bild: Getty Images

35 Jahre alt ist Sommer mittlerweile. Seit einem Jahr spielt er bei Inter Mailand. Er hat nach schwierigen Monaten bei Bayern München noch einmal starke Leistungen gezeigt. Bei der EM nun stand Sommer nicht wirklich im Mittelpunkt. Das liegt zum einen daran, dass seine Vorderleute Grosschancen der Gegner gar nicht erst zuliessen. Zum anderen, dass ihn sein Instinkt beim Penaltyschiessen gegen England für einmal etwas im Stich liess.

Mit Gregor Kobel stünde ein Nachfolger im Nati-Tor bereit, der im Fussball-Zirkus schon jetzt höchste Anerkennung geniesst. Der 26-Jährige hat in dieser Saison Borussia Dortmund in den Final der Champions League geführt. Er gilt in Fachkreisen als bester Bundesliga-Torhüter. Seine Geduld, endlich auch für die Schweiz Stammtorhüter zu werden, neigt sich wohl bald dem Ende zu.

Aber: Sommer liegt die Schweizer Nati so sehr am Herzen, dass ein Rücktritt keinesfalls logisch ist. Klar ist: Eine wichtige Rolle in seiner Entscheidungsfindung wird die Familie spielen. Seine Töchter sind 3- und bald 5-jährig.

Das Captain-Trio der Schweiz an der EM 2021: Granit Xhaka, Yann Sommer und Xherdan Shaqiri.

Das Captain-Trio der Schweiz an der EM 2021: Granit Xhaka, Yann Sommer und Xherdan Shaqiri.

Bild: Freshfocus

Xherdan Shaqiri: Mag er weiter nur Joker sein?

Etwas anders ist die Lage bei Xherdan Shaqiri. Er hat die Nati über viele Jahre geprägt. Er steht für die besonderen Momente. Auch an dieser EM hatte er einen solchen. Das Tor gegen Schottland war herausragend. Es wäre an Kitsch nicht zu überbieten gewesen, wenn Shaqiri seinen Eckball gegen England tatsächlich direkt verwandelt hätte.

Es kam anders. Und darum bleibt im Rückblick auch diese Feststellung: Die EM 2024 steht für den Anfang vom Ende von Shaqiris Nati-Karriere. Die Frage ist, ob er auch in Zukunft die Rolle als Joker akzeptieren wird. Es wäre ihm und der Nati natürlich zu wünschen. Denn ein Gefühl bleibt trotzdem: Shaqiris Genialität ist so gross, dass weiterhin magische Momente in seinen Füssen stecken. Das Problem ist nur: In der derzeitigen Verfassung ist Shaqiri dem horrenden Tempo der Nati 2024 nicht gewachsen.

Sorgte gegen Schottland für ein Highlight: Xherdan Shaqiri.

Sorgte gegen Schottland für ein Highlight: Xherdan Shaqiri.

Bild: EPA

Ein Transfer von Chicago zurück nach Europa könnte noch einmal Schwung in seine Karriere bringen. Ein Pfosten-Latten-Knaller als letztes Shaqiri-Nati-Kapitel? Das würde irgendwie nicht passen.