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Pasolinis Salò oder Die 120 Tage von Sodom gehört zu den umstrittensten Werken der Filmgeschichte. Denn der Film konfrontiert den Zuschauer mit einer grenzenlosen und nur schwer erträglichen Orgie pervertierter Lust und Grausamkeit. Bereits die Titel der drei Kapitel in die der Film aufgeteilt ist, geben einen Vorgeschmack: Höllenkreis der Leidenschaft, Höllenkreis der Scheiße und Höllenkreis des Blutes. Pasolini verlegt die berüchtigte literarische Vorlage Die 120 Tage von Sodom des Marquis de Sade in die faschistische italienische Republik Salò. Vier Männer und vier Frauen entführen eine Gruppe unschuldiger Heranwachsender, um diese in einem abgeschiedenen Anwesen als Sklaven zu halten. Gemäß ihrem Motto, „Alles was maßlos ist, ist gut”, unterziehen die Vertreter des sich im Untergang befindlichen Regimes ihre Opfer einer nicht enden wollenden Tortur sexuellen Mißbrauchs, Demütigung und Folter. Und so wenig den Gefangenen in Die 120 Tage von Sodom ein Ausweg gewährt wird, so wenig lässt Pasolini dem Zuschauer einen Rückzugsort. (Verleiher-Text)

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Kritiken (7)

POMO 

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Deutsch Als ich 17 Jahre alt war und dachte, dass ich ein "geistreicher liberaler Intellektueller" bin, hat mir Die 120 Tage von Sodom gefallen. Auch heute kann ich nicht leugnen, dass der Film in den letzten fünf Minuten eine Regie-Invention hat (das voyeuristische Fernglas und das bedrohliche Dröhnen der Flugzeuge im Hintergrund). Der Rest des Films ist für mich aber nur eine selbstzweckmäßige homosexuelle (S)Exhibition mit einem minimalen Aussagewert. ()

Stanislaus 

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Deutsch Wer der Figur des Marquis de Sade schon einmal begegnet ist (z. B. in dem Biopic Quills - Macht der Besessenheit aus dem Jahr 2000, so wie ich), wird die vielen Szenen verstehen, die im Grunde voller Perversion und Verdorbenheit sind. De Sade war ein Mann, der seine (stark perversen) Begierden in der Schriftstellerei auslebte. Wenn man also einige seiner Werke verfilmen will, muss man damit rechnen, dass es nicht sehr angenehm für die Augen (und die Ohren) sein wird. Pasolinis Vorliebe für die Darstellung von Nacktheit und Sex war mir bereits in seinem ein Jahr zuvor entstandenen Erotischen Geschichten aus 1001 Nacht begegnet, aber in Die 120 Tage von Sodom gab es noch viel mehr perverse, brutale und blutige Szenen, die mich manchmal (vor allem am Ende) an Deodatos Nackt und zerfleischt erinnerten (obwohl dieser erst fünf Jahre später, 1980, gedreht wurde). Die Idee der unbegrenzten Macht über das menschliche Leben ist an sich schon kontrovers genug, und wenn man dann noch Szenen hinzufügt, bei denen man sich fragt, ob man nicht auch pervers ist, während man den Film ansieht, hat man ein Feuer auf dem Dach in Form eines skandalösen Films. Die einen verurteilen diesen Film, die anderen bewundern ihn und wieder andere ignorieren ihn. Ich gehöre zu denjenigen, die aus Neugier einen der umstrittensten Filme der Kinogeschichte sehen wollten. Trash kann ich nicht geben, denn es war kein völlig schlechter und unbrauchbarer Film, aber ich kann definitiv sagen, dass ich ihn mir nie wieder ansehen werde. ()

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Bloody13 

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Deutsch Schwer einzuordnende Angelegenheit. Künstlerischer Wert gleich null, aber eine gewisse abstoßende Darstellung der damaligen Gesellschaft kann ihr nicht abgesprochen werden. Salo wirkte zu seiner Zeit zwar sehr kontrovers, aber das gilt heute nicht mehr aufgrund der ständigen Verschiebung der filmischen Grenzen und des Publikumsgeschmacks. Meistens ist es einfach nur langweilig: Zwei heruntergekommene Nutten erzählen ekelhafte Geschichten, vier Schweine schnappen sich dann einen Ständer und ficken einen jungen Jungenarsch. Manchmal pinkelt jemand einem anderen ins Gesicht und natürlich darf ich das Hochzeitsmahl nicht vergessen, bei dem ein Tablett mit menschlichen Exkrementen serviert wird. Entweder wird einem dabei schlecht oder man muss lachen. Ein anderes Kapitel ist jedoch die letzte zehnminütige Sequenz, als ob sie aus einem anderen Film stammen würde. Die Brutalität bricht hier endlich in ihrer ganzen Wucht aus und hat trotz ihrer Billigkeit wirklich Kraft, schade, dass sie mit einem so schnellen und unvollständigen Ende endet. ()

lamps 

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Englisch A film as morally complex as the provocative figure of its creator. It can easily be dismissed as cheap controversy and the portrayal of social taboos, but it’s harder to accept it as an undisguised satire that ridicules far more often than it shocks gratuitously. It’s not easy to watch, and Pasolini clearly aims at the lowest human instincts, but he does it with unquestionable awareness, constantly undermining the initial interpretations – in their exercise of absolute power, four assholes transform their prisoners into animals. The premise, straddling the border between Renaissance (Dante’s concept of hell, the architecture of the villa) and the modern threats of Fascism and consumerism, also turns those powerful people themselves into animals that are never satisfied and act ridiculously towards each other, while the mostly anonymous victims are obedient consumables and the threatened future of humanity. This also relates to the fact that Saló is not psychological at all, we can keep our distance from all the characters and the final stage of reconciliation makes clear to the viewer that they are unknowingly engaging in voyeurism and, maybe unconsciously, getting pleasure from the shocking and symbolic scenes. It’s a perfect “puppet” film where everything is built for the benefit of the message itself, which should never be taken too seriously. But I don’t think I would like to watch it again, the format becomes too mechanic at times, but from the perspective of the pressure on the viewer and the opinionated responses it generates, this controversial film doesn’t have much of a competition. ()

gudaulin booo!

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Englisch In its time, it was possibly the most controversial film, and that is saying something because it was the 1970s, full of wild antics and echoes of the sexual revolution, with the invasion of pornography into the public space. Fierce debates between guardians of morality, for whom Salo was the devil, and those who considered the same film to be the pinnacle of tormenting art to which contemporary critics simply did not measure up, filled all media outlets, and censorship even got involved. With the passage of time, Pasolini's final film no longer impresses me as something worth arguing about, nor is it a shock or surprise. Pigsty already convinced me that if Pasolini's final films deserve any attribute, it is unfortunately the word "boring." From my perspective, 120 Days of Sodom can be considered a perfect artistic failure. Just compare it to Klimov's masterpiece Come and See, where the filmmaker does not shy away from brutal shots, but they fit organically into the narrative, only make up a small part of the runtime, are never gratuitous, and yet have a devastating emotional impact. Klimov often only hints at things and works with the viewer's imagination and expectations. Pasolini is embarrassingly literal, static, and unoriginal. Furthermore, someone with a complicated and, dare I say, distorted sexuality should not have worked on this similar subject. It is practically impossible not to notice how often the camera satisfies Pasolini's homosexual desires and fantasies. Such a sensitive and demanding theme would have to be handled by someone bold, yet artistically exceptionally talented. I can think of Haneke or Lars von Trier, for example. The majority of Salo is filled with tedious, boring, and irrelevant stories of young women or pseudo-intellectual ramblings of the four owners of the human circus. Pasolini couldn't secure the presence of quality actors, which is especially evident in the fascist bosses who seem to have come out of some slightly artistically disguising soft porn, and their sliminess borders on caricature, sometimes even crosses it. Only in the last five minutes, when unusually brutal scenes of violence occur even for a jaded viewer, is Pasolini able to grab one's attention, but unfortunately in a manner that is far too cheap. Overall impression: 10% for the theme. ()

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