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KlimaGlobal

COP29: Dieses Jahr wird voraussichtlich das wärmste Jahr

Anne-Sophie Brändlin
11. November 2024

Das Jahr 2024 wird die Rekordwerte von 2023 noch übertreffen. Zwischen Januar und September wurde die 1,5 Grad-Marke gerissen. Wetterextreme, Gletscherschmelze und steigende Meeresspiegel mahnen zum Handeln.

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Eine Frau geht im Februar 2023 in Chile über eine Eisenbahnbrücke vor einem orange gefärbten und in Rauch eingehüllten Horizont
Wenn Waldbrände den Himmel mit rotem Dunst überziehen: In einer sich erwärmenden Welt nehmen Naturkatastrophen zu Bild: Javier Torres/AFP

Mit dem Jahr 2024 nähert sich die Welt einem weiteren alarmierenden Punkt in der anhaltenden Klimakrise: Laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ist das Jahr auf dem besten Weg, das wärmste Jahr aller Zeiten zu werden.

Der jüngste Bericht der WMO über den Zustand des Klimas, der am ersten Tag des COP29-Klimagipfels in Baku, Aserbaidschan, veröffentlicht wurde, zeichnet ein ernüchterndes Bild.

Der Bericht zeigt, dass 2015-2024 das wärmste Jahrzehnt seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird. In 16 aufeinanderfolgenden Monaten (Juni 2023 bis September 2024) dürfte die globale Durchschnittstemperatur alles bisher Aufgezeichnete übertreffen, und das oft mit deutlichem Abstand.

Darüber hinaus lag die globale mittlere Oberflächentemperatur zwischen Januar und September 2024 um 1,54 Grad Celsius über dem vorindustriellen Durchschnitt. Das bedeutet, dass die Welt in den letzten Monaten vorübergehend einen kritischen Wert überschritten hat.

Was bedeutet es, dass wir die 1,5-Grad Celsius-Schwelle überschritten haben?

Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnen seit langem, dass eine globale Erwärmung von 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau eine physikalische Grenze darstellt, bei deren Überschreitung die Erde in eine Gefahrenzone mit Klimakipppunkten gerät, die eine weitere kaskadenartige Erwärmung vorantreiben.

"Wir befinden uns am Rande einer unumkehrbaren Klimakatastrophe. Dies ist zweifellos ein globaler Notfall. Ein Großteil der Lebensgrundlagen auf der Erde ist gefährdet. Wir treten in eine kritische neue Phase der Klimakrise ein, die kaum voraussagbar ist", schrieb eine Gruppe von Forschenden in einem kürzlich erschienenen Bericht zur Lage des Weltklimas.

Das langfristige Ziel des Pariser Abkommens besteht darin, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen und 1,5 Grad Celsius anzustreben, worauf sich fast alle Länder der Welt auf dem Klimagipfel COP21 im Jahr 2015 in Paris geeinigt haben.

Auch wenn 2024 die 1,5-Grad-Marke vorübergehend überschritten werden soll, bleibt der langfristige Trend unterhalb dieser kritischen Schwelle, heißt es in dem Bericht. Dieser werde aktuell auf etwa 1,3 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau geschätzt wird, so der heutige Bericht.

WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo erklärte, dass das Überschreiten des Schwellenwerts von 1,5 Grad in einem bestimmten Jahr oder Monat nicht zwangsläufig auf das Nichterreichen der Ziele des Pariser Abkommens hindeutet. Die weltweiten Temperaturanomalien seien auf Tages-, Monats- und Jahresbasis "für große Schwankungen anfällig, teilweise aufgrund natürlicher Phänomene wie El Niño und La Niña".

Entscheidend für die Verfolgung von Fortschritten ist vielmehr der langfristig anhaltende globale Temperaturanstieg über Jahrzehnte hinweg.

Der Bericht unterstreicht die Dringlichkeit, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, bevor die 1,5-Grad-Marke endgültig überschritten wird, und warnt davor, dass jeder Bruchteil eines Grades Erwärmung von Bedeutung ist. Denn selbst kleine Temperaturerhöhungen können Klimaextreme wie Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und Waldbrände verschärfen, die bereits jetzt weltweit katastrophale Schäden verursachen.

Rekordverdächtige Emissionen, aufgeheizte Ozeane und Gletscherschwund

Im Jahr 2023 wurden bereits die höchsten Treibhausgasemissionen seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen. Echtzeitdaten deuten darauf hin, dass sie 2024 weiter ansteigen werden. Die Menge des wärmespeichernden Kohlendioxids (CO2) hat dem Bericht zufolge zwischen 1750 und 2023 um 51 Prozent zugenommen. Dies führt zu einem Anstieg der Temperaturen auf der Erde.

Besonders deutlich wird das am anhaltenden Anstieg der Meerestemperaturen. Unsere Ozeane, die etwa 90 Prozent der überschüssigen Wärme aus der globalen Erwärmung aufnehmen, erreichten bereits 2023 einen Wärmerekord, und die vorläufigen Daten für 2024 zeigen, dass die Erwärmung der Ozeane weiter zunimmt.

Dieser Wärmeinhalt der Ozeane ist unumkehrbar. Er wird sich über Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende fortsetzen und seine langfristigen Auswirkungen werden noch über Generationen hinweg zu spüren sein, heißt es im WMO-Bericht.

Wandersleute stehen 2022 auf Geröll am Presena-Gletscher, der mit einer weißen Geotextilabdeckung versehen wurde
Am italienischen Presena-Gletscher versucht man, das Schmelzen mit einer Textilabdeckung zu verhindernBild: Filippo Venezia/ANSA/ZUMA Press Wire/picture alliance

Gleichzeitig verlieren die Gletscher auf der ganzen Welt ihr Eis immer schneller. Allein im Jahr 2023 ging eine Rekordmenge von 1,2 Metern Wasseräquivalent an Gleltschereis verloren - das ist fünfmal so viel wie die Wassermenge des Toten Meeres. Dies war der größte Verlust seit Beginn der Messungen im Jahr 1953 und ist auf das extreme Abschmelzen der Gletscher in Nordamerika und Europa zurückzuführen.

Diese rasche Gletscherschmelze trägt zum Anstieg des Meeresspiegels bei, der nun mehr als doppelt so schnell ansteigt wie zwischen 1993 und 2002 beobachtet.

Klimabedingte Naturkatastrophen werden häufiger und schwerer

Die Erwärmung der Erde hat Folgen, die weltweit zu spüren sind. Im Jahr 2024 haben extreme Wetterereignisse verheerende menschliche und wirtschaftliche Verluste verursacht. Von tödlichen Hitzewellen bis zu sintflutartigen Überschwemmungen, tropischen Wirbelstürmen, Waldbränden und schweren Dürreperioden - die Menschen haben mit einer neuen Realität zu kämpfen, in der klimabedingte Katastrophen häufiger und intensiver auftreten.

Der WMO-Bericht zeigt auf, dass diese Ereignisse schwerwiegende Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit, die Verfügbarkeit von Wasser und auf die menschliche Gesundheit haben. Sie verschärfen bestehende Ungleichheiten und vertreiben Millionen von Menschen weltweit aus ihren Heimatgebieten.

Eine weißhaarige Frau steht bis zu den Schultern in Meer und bedeckt ihr Gesicht mit ihren Händen
Der niedrig gelegene südpazifische Inselstaat Tuvalo droht aufgrund des steigenden Meeresspiegels zu verschwindenBild: Mario Tama/Getty Images

"Die Klimakatastrophe beeinträchtigt die Gesundheit, vergrößert die Ungleichheiten, schadet der nachhaltigen Entwicklung und erschüttert die Grundlagen des Friedens. Die Schwachen sind am stärksten betroffen", sagte UN-Generalsekretär António Guterres anlässlich der Ergebnisse des Berichts.

Wir brauchen mehr Klimaschutz und eine bessere Katastrophenabwehr

Als Reaktion auf diese wachsende Krise werden dringende Maßnahmen an zwei Fronten notwendig, so die WHO: Die Treibhausgasemissionen müssen verringert und die Anpassungsstrategien an den Klimawandel müssen verbessert werden.

"Jeder weitere Schritt in Richtung globale Erwärmung erhöht die Risiken und die Auswirkungen von Klimaextremen", betont WMO-Generalsekretärin Saulo. Daher seien sofortige Schritte zur Reduzierung von Treibhausgasen und Investitionen in die Klimaresilienz unerlässlich, um künftige Verluste zu minimieren.

Der WMO-Bericht hebt auch die Fortschritte hervor, die bei Klimadiensten und Frühwarnsystemen erzielt wurden. Durch Initiativen wie Early Warnings for All (EW4All) arbeitet die Weltgemeinschaft daran, dass gefährdete Bevölkerungsgruppen besser auf immer extremere Wetterereignisse vorbereitet sind.

Über 100 Länder haben ein Frühwarnsystem für mehrere Gefahrenbereiche eingerichtet, das bei klimabedingten Katastrophen Leben retten und wirtschaftliche Schäden verringern soll.

Bei Waldbränden in Indonesien sind die Silhouetten von Menschen vor einer Feuerwand zu sehen
Extreme Wetterereignisse verschärfen sich und das Zeitfenster, eine katastrophale Erderwärmung zu verhindern, schließt sich laut WMO rapideBild: Muhammad A.F/AA/picture alliance

Trotz dieser Fortschritte besteht jedoch nach wie vor dringender Bedarf an stärkeren und besser koordinierten Maßnahmen zum Klimaschutz.

Der WMO-Bericht erinnert eindringlich daran, dass die Welt ohne drastische Verringerung der Treibhausgasemissionen und umfassende Anpassungsmaßnahmen in den kommenden Jahren mit noch schwerwiegenderen Folgen konfrontiert sein wird als bisher.

Redaktion: Tamsin Walker

Adaption aus dem Englischen: Jeannette Cwienk

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