Das deutsche Krawallportal Nius, geführt von Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, hat beim österreichischen Pendant Exxpress die Mehrheit übernommen. Die Berliner Nius-Muttergesellschaft Vius SE & Co hat ihre Beteiligung an der Wiener Web Exxpress Medien Holding GmbH von zuletzt 50 auf 75 Prozent aufgestockt. Gründerin und Herausgeberin Eva Schütz und die übrigen Gesellschafter haben ihre Anteile halbiert.
Binnen Monaten von 25 auf 75 Prozent
Die Nius-Mutter Vius ist im Frühjahr 2024 mit 25 Prozent beim Exxpress eingestiegen. Kurz zuvor hatte die Web Exxpress Holding den Großteil ihres Stammkapitals eingesetzt, um Verluste abzudecken.
In zwei Schritten hat Vius die Anteile am österreichischen Pendant auf nun 75 Prozent aufgestockt. 2024 hat sich der Finanzinvestor, ehemalige ÖVP-Großspender Alexander Schütz direkt an der Betreibergesellschaft Web Exxpress beteiligt. Schütz und Sebastian Kurz' SK Management GmbH halten je 50 Prozent an der Beteiligungsgesellschaft AS2K Beteiligungs GmbH. Geschäftsführerin dort und bei der Web Exxpress GmbH ist die Kurz-Vertraute Vera Regensburger.
"Nicht Journalismus, sondern Wut"
Nius startete im Juli 2023. Hinter dem Portal steckt der Informatiker und Unternehmer Frank Gotthardt aus Koblenz (Rheinland-Pfalz). Er hat in einem Podcast die Positionierung des Mediums erklärt. "Die neue Mitte ist ja links, insofern müssen wir ja rechts von der Mitte sein. Also, in einem Gefüge von vor 30 Jahren wären wir in der Mitte gewesen. Heute sind wir rechts von der Mitte, weil die Mitte nach links gedriftet ist."
"Nius produziert nicht Journalismus, sondern Wut – ohne Rücksicht auf Verluste", schrieb der deutsche Medienkritiker Stefan Niggemeier im Onlinemedium Übermedien über den Kurs des deutschen Portals zwischen angeblichem "Genderwahn" und Begeisterung für Rechtspolitiker.
Schütz gründete den Exxpress im Frühjahr 2021 mit Richard Schmitt als Chefredakteur und Gesellschafter. Der Exxpress fiel noch unter Schmitts Führung mit nicht gelöschten Morddrohungen in seinem Forum auf, mit einer laut dem Badbetreiber erfundenen Schlägerei in einem Wiener Bad, mit affirmativen Interviews mit dem russischen Botschafter in Wien und mit einer antisemitischen Karikatur. Kobuk und Falter warfen dem Exxpress in einer umfangreichen Recherche etwa die Übernahme russischer Propaganda-Narrative vor. Schmitt verließ den Exxpress Anfang 2024, er startet am Montag als Chefredakteur ein Portal namens xxtra24.
Mit Herausgeberin Schütz haben auch die übrigen Gesellschafter ihre Anteile halbiert. Größere Anteile hält noch die Liechtensteiner Libertatem-Stiftung. Die Stiftung veranstaltet auch einen jährlichen "Internationalen Journalisten-Kongress" in Bregenz mit überwiegend rechter, rechtskonservativer und rechtsliberaler Besetzung wie Ferdinand Wegscheider (Servus TV), Roland Tichy (Tichy's Einblick), Richard Schmitt, Gudula Walterskirchen.
Wem der "Exxpress" gehört
Die aktuellen Anteilsverhältnisse beim Exxpress laut Firmenbuch (gerundet):
Vius erhöhte seine Anteile laut beim Firmenbuch deponierter Übernahmeerklärung, datiert mit 10. Jänner 2025, mit einer Erhöhung des Stammkapitals um 90.000 Euro auf 180.000 Euro. Die 90.000 kommen zur Gänze von Vius, die übrigen Gesellschafter verzichteten in der Gesellschafterversammlung vom 2. Dezember 2024.
Auf die Verschiebung der Anteile machte zunächst Exxpress-Watchblogger "Björn Björnsen" auf X aufmerksam.
DER STANDARD bat Herausgeberin Eva Schütz am Samstag um Stellungnahme zu Anteilsverschiebung und weiterer Perspektive, wir ergänzen sie bei Vorliegen. (Harald Fidler, 11.1.2025)