Übernahmepläne durch Unicredit: 15.000 Jobs bei Commerzbank in Gefahr
Ein massiver Kahlschlag droht!
Der scheidende Betriebsratschef der Commerzbank, Uwe Tschäge, warnt vor den Folgen einer möglichen Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit.
„Es droht also der Abbau von gut 15.000 Arbeitsplätzen“, sagte Tschäge dem „Handelsblatt“. Zwei Drittel aller Stellen in Deutschland könnten wegfallen. Das wäre nicht nur schlecht für die Mitarbeiter, sondern auch für die Kunden, weil der Wettbewerb durch den Wegfall einer großen deutschen Privatbank leiden würde.
Ende September dieses Jahres zählte die Commerzbank (Sitz: Frankfurt/Main) nach eigenen Angaben weltweit 42.359 Mitarbeiter.
Commerzbank kann eigenständig erfolgreich sein
Tschäge betont: „Die Bank hat gezeigt, dass sie alleine gute Erträge erzielen kann.“ Er wünsche sich, dass die Commerzbank eigenständig bleibe. Doch er sei nicht naiv und wisse, dass Größe im internationalen Wettbewerb eine wichtige Rolle spiele. „Da fressen die Großen die Kleinen.“
Vom Kundenberater zum Betriebsratschef
Seit er 1983 bei der Bank eingestiegen sei, sei die Commerzbank immer ein Übernahmekandidat gewesen. Tschäge geht Ende des Jahres nach 41 Jahren in den Vorruhestand.
Seit 1987 war er Betriebsratsmitglied und seit 1998 Betriebsratsvorsitzender bei der Commerzbank AG. Vor seiner Freistellung 1991 war er Kundenberater. Seit 1992 ist er im Gesamtbetriebsrat, seit 2002 dessen Vorsitzender und Konzernbetriebsratsvorsitzender. Seit 2003 ist er stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender.
Unicredit kontrolliert über 28 Prozent der Commerzbank
Die Mailänder Unicredit kontrolliert mittlerweile etwa 28 Prozent der Commerzbank-Anteile. Rund 9,5 Prozent der Aktien halten die Italiener direkt, zudem hat sich Unicredit Zugriff auf insgesamt 18,5 Prozent durch Finanzinstrumente gesichert. Man sei davon überzeugt, „dass innerhalb der Commerzbank ein beträchtlicher Wert freigesetzt werden kann, entweder eigenständig oder innerhalb von Unicredit, zum Nutzen Deutschlands und der weiteren Stakeholder der Bank“, teilte Unicredit in einer Mitteilung mit.
Regierung greift ein: Forderung nach Stopp der Übernahme
Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) hatte die italienische Großbank UniCredit Ende September gerügt, nachdem sie sich weitere Anteile der Commerzbank gesichert hat. In New York sagte der Kanzler: „Unfreundliche Attacken, feindliche Übernahmen, sind nicht das, was für Banken eine gute Sache ist.“
Und weiter: „Und deshalb hat sich die Bundesregierung in dieser Richtung klar positioniert und macht sehr klar, dass wir das nicht für ein angemessenes Vorgehen halten in Europa und in Deutschland, dass man gewissermaßen ohne jede Kooperation, ohne jede Rücksprache, ohne jede Rückkopplung versucht, mit unfreundlichen Methoden sich an Unternehmen aggressiv zu beteiligen.“