Berg-Know-How: Alpiner Notruf
Foto: mauritius images
von Simon Schöpf
Weil am Berg immer etwas passieren kann und bei einem Notfall keine Zeit bleibt, mal schnell die lokale Bergrettungsstelle zu googeln, haben wir euch hier die Notrufnummern des Alpenraums zusammengestellt. Jeder Bergsteiger und Wanderer sollte diese verinnerlicht haben! Außerdem: Weißt du, wie du in einer Stresssituation richtig und schnell Hilfe holst?
Essenziell: Solide Vorbereitung
Ohne eine solide Vorbereitung startet man erst gar keine Bergtour. Dazu gehören:
Zweckmäßige Ausrüstung und Proviant, Erste-Hilfe-Set, Biwaksack, Stirnlampe, ...
Tourenplanung: Auswahl der Route den Verhältnissen und der Gruppen-Fitness entsprechend, Abklärung der Wetter- bzw. Lawinensituation.
Alpine Auskunftsstellen: Österreich (ÖAV) +43-512-58 78 28, Südtirol +39-0471-99 99 55.
Andere informieren: Klingt zwar banal, wird aber leider oft vergessen: Es ist immer noch eine gute Idee, einen mir nahestehenden Menschen darüber zu informieren, was für eine Tour ich plane und wann mit meiner Rückkehr zu rechnen ist.
Und: Kenntnis der entsprechenden alpinen Notrufnummern.
Alpine Notrufnummern
Grundsätzlich gibt es an freien Stellen und in der Höhe besseren Empfang als in tiefen Schluchten oder engen Tälern, hier kann man in einen „Funkschatten“ kommen. Weitere beeinflussende Faktoren sind Hindernisse und die Entfernung zwischen dem Handy und der nächsten Mobilfunkstation, aber auch die gegebenen Witterungsverhältnisse: Nebel, Schnee oder Regen verschlechtern den Empfang. So Empfang vorhanden ist:
Deutschland: 112
Österreich Alpinnotruf: 140
Schweiz (REGA): +41 333 333 333 (mit ausländischem Telefon) bzw. 14 14 (mit Schweizer Telefon)
Südtirol: 112
Kein Empfang? Die Notruffunktion
Sollte das Handy am Unfallort kein Empfangssignal des Heimnetzes orten, so galt früher: Telefon ausschalten, wieder einschalten und anstelle des PIN-Codes 112 (Euro-Notruf) eingeben. Das Handy sucht daraufhin das stärkste Netz, der Notruf ist kostenlos und deshalb auch mit einem Wertkartenhandy immer möglich. Mittlerweile verfügen quasi alle modernen Telefone über eine „Notruf-Funktion“, welche ohne PIN-Code Eingabe zugänglich ist und auch angezeigt wird, wenn kein Roaming-Netz vorhanden ist („nur Notrufe möglich“).
Dieser Notruf geht dann immer an die 112. Zu bedenken dabei: Man wird mit der landessprachlichen Einsatzzentrale – in der Regel die nächste Polizeidienststelle – verbunden, was durchaus zu Sprachbarrieren führen kann und für alpine Notfälle nicht optimal ist. Außerdem wichtig und nur wenigen bekannt: Bei der 112 kann man nicht zurückgerufen werden, da man sich in einem Fremdnetz befindet. Der Vorteil: Das Telefonat wird priorisiert behandelt, man kommt also z. B. auch zu Silvester trotzdem zur Leitstelle.
Ist auch der Euro-Notruf nicht möglich, befindet man sich im Funkschatten und es hilft nur noch ein Standortwechsel mit wiederholten Versuchen in regelmäßigen Abständen.
Alpines Notsignal, total analog
Falls kein Telefon vorhanden ist, sollte man versuchen, mit dem alpinen Notsignal auf sich aufmerksam zu machen:
Hör- oder sichtbares Zeichen/Rufen, 6x pro Minute.
Signal jeweils nach einer Minute Pause wiederholen.
Antwortzeichen der Retter erfolgt 3x pro Minute.
Die 6 W’s für den Notfall
Die Rettungsorganisationen benötigen einen möglichst knappen, aber dennoch exakten und detaillieren Unfallbericht. Orientieren kann man sich an den 6 W-Fragen:
Wo ist der Unfall passiert? Genaue Angaben des Unfallortes.
Was ist geschehen? Beschreibung des Unfalls.
Wie viele Verletzte? Angabe der Zahl von Verletzten.
Welche Art von Verletzungen? Besonders lebensdrohende Zustände schildern.
Wer meldet den Unfall? Angabe zur eigenen Person und Rückrufmöglichkeit.
Wetter am Unfallort?
Hubschrauber per App
Mit der „Notfall App Bergrettung Tirol“ kann man bereits sprachlos den Rettungshubschrauber anfordern – und wird dabei über GPS geortet. Dieses Service der Bergrettung Tirol steht – man ahnt es schon – derzeit nur Sportlern in den Tiroler Bergen zur Verfügung und erfordert eine vorherige Registrierung. Ist keine Internetverbindung verfügbar, schickt die App eine SMS an die Leitstelle. Vorteil: Eine SMS kann über den Datendienst auch ankommen, wenn kein telefonieren möglich ist.
Für die Schweiz gibt es mit „Rega“ schon eine weitverbreitete Rettungs-App. Landesunabhängig sei noch die „Notfall-Hilfe“ empfohlen, welche zusätzlich auch Erste-Hilfe-Anleitungen gibt.
Gute Alternative: Satelliten-Telefon
Wer Satellitentelefon hört, denkt meistens gleich an Himalaya-Expeditionen. Falsch gedacht: Mittlerweile ist die Funkverbindung über ein Satelliten-Netz als Alternative zum Mobilfunk-Netz schon weit verbreitet, einfach zu bedienen und oft nicht viel teurer als ein Roaming-Gespräch. Vorteil: Das Absetzen eines gezielten Notrufes ist von nahezu überall möglich. Im Alpenraum hat sich bei Bergsteigern das Thuraya-System bewährt. Besonders praktisch: Das SatSleeve+ macht das eigene Smartphone satellitenfähig, man hat also alle eingespeicherten Kontakte immer dabei. Ist ein Mobilfunknetz vorhanden, telefoniert man ganz normal über das Mobilfunknetz, ist kein Empfang vorhanden über Satellit. Genial!
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