Poor Things

Poor Things

English Version below

Bella Bexter lebt in ihrer kleinen Welt, im Hause ihres Schöpfers. Doch jeden Tag wird ihre Sehnsucht stärker sich selbst aber auch die Welt zu entdecken. Und so verlässt sie ihre graue Welt um alles in sich aufzusaugen.

Und die Welt die sie entdeckt ist nicht nur knallbunt, sondern auch wild, leidenschaftlich und brutal.
Die Darstellung der Welt ist eine spannende Mixtur aus Altertum und Moderne und auch bei der Sprache erleben wir einen wundervollen Mix aus modernen und klassischen Dialogen.

Das ist schon mal sehr fordernd, aber eben auch unglaublich schön. Fast jede Szene ist ein Kunstwerk für sich und auch die Szenenbilder erzählen Geschichten und zeigen ganz deutlich, was Bella für sich entdeckt. Auch wenn hier durchaus schwere Themen behandelt werden, erhalten wir durch Bellas Blick eine gewisse Leichtigkeit die auch immer wieder für humoristische Highlights sorgt.

Aber selbst ein freier Entdeckergeist kommt bei der rauen Wirklichkeit an seine Grenzen. Und selbst Bella fällt dann nichts besseres als Geld ein, um das Leiden der ärmsten zu mindern, die hier gut sichtbar völlig abgeschnitten von der Upper-Class sind. Selten wurde es so prägnant dargestellt, dass die Ärmsten der Armen faktisch keine Möglichkeit zum Aufstieg haben, da dieser zerstört ist.

Yorgos Lanthimos bleibt seinem eigenwilligen Stil treu und selten passte das so gut wie hier. Poor Things ist eine Reise geworden auf die sich der Zuschauer freuen kann. Denn nicht nur für Bella gibt es viel zu entdecken. Emma Stone spielt gewohnt charmant und gut, Mark Ruffalo kann endlich sein Dasein als Hulk hinter sich lassen und zeigen, dass er wirklich ein guter Darsteller ist und Willem Dafoe ist gut, aber sein Make-Up großartig. Auch die Kostüme sind fabelhaft und im Zusammenspiel mit den Sets eine wirkliche Augenweide.

Poor Things ist mit Sicherheit ein Film der mit der Zeit wachsen kann, da er unglaublich Facettenreich ist. Speziell im Mittelteil wusste ich jedoch nicht, ob die ewigen Sexszenen provokant sein sollten, oder man einfach nicht rechtzeitig den Absprung geschafft hat. Beim ersten Gefühl glaube ich, dass der Film inhaltlich auch gut 20 Minuten kürzer sein könnte. Optisch hingegen kann all das hier gar nicht lange genug dauern.

Ein sehenswerter Film, der aufgrund seiner Inszenierung einiges vom Zuschauer Abverlangt, da er sich über weite Strecken stark von den allgemeinen Sehgewohnheiten distanziert. Aber wie ich schon sagte, nicht nur Bella kann hier einiges entdecken. Denn auch wenn hier einiges skurril erscheint, geht es doch zum Großteil sehr menschlich zu. Das ein freier und nahezu unbeeinflusster Geist, ungeachtet seiner Herkunft oder dem geistigen Erbe seiner Erzeuger, einen völlig eigenständigen Blick auf die Welt erhält ist nur eines der spannenden Gedankenspiele, die man nach diesem Kinoerlebnis hat.

Und mit offenen Augen und Unvoreingenommenheit durch zu Welt gehen, würde einigen Menschen mal sehr guttun.
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Bella Bexter lives in her small world, in the house of her creator. However, every day her longing grows stronger to discover herself and the world around her. And so, she leaves her gray world to absorb everything within herself.

The world she discovers is not only vibrant but also wild, passionate, and brutal. The portrayal of the world is an intriguing mixture of antiquity and modernity, and the language adds a wonderful blend of modern and classical dialogues. It is demanding, but incredibly beautiful. Almost every scene is a work of art, and the set designs tell stories, vividly illustrating what Bella is discovering.

Even though heavy themes are addressed, Bella's perspective brings a certain lightness that often leads to humorous highlights. However, even a free-spirited explorer reaches limits in the harsh reality. When faced with it, Bella, like everyone else, turns to money to alleviate the suffering of the poorest, clearly visible and cut off from the upper class. Rarely has it been depicted so succinctly that the poorest of the poor practically have no opportunity for upward mobility, as it has been destroyed.

Yorgos Lanthimos remains true to his unique style, fitting exceptionally well in this context. "Poor Things" becomes a journey that the audience can look forward to. There is much to discover, not only for Bella. Emma Stone plays with her usual charm and skill, Mark Ruffalo can finally leave his Hulk persona behind and demonstrate that he is truly a good actor, and Willem Dafoe is good, but his makeup is magnificent. The costumes are fabulous, and in harmony with the sets, they are truly a visual delight.

"Poor Things" is undoubtedly a film that can grow on the viewer over time due to its incredible diversity. Especially in the middle part, I was unsure whether the constant sex scenes were meant to be provocative or if they simply missed the timing to transition. Initially, I believe the film could be about 20 minutes shorter in terms of content. Visually, however, everything here cannot last long enough.

It's a film worth watching, demanding from the viewer due to its presentation that often deviates from common viewing habits. As I mentioned before, not only can Bella discover a lot here. While some aspects may seem peculiar, the majority of the film is profoundly human. The idea that a free and almost uninfluenced spirit, regardless of its origin or the intellectual legacy of its creators, gains a completely independent perspective on the world is just one of the intriguing thought experiments one has after this cinematic experience.

Going through the world with open eyes and an unbiased mindset would do some people a lot of good.

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