Verschiedene: Die Gartenlaube (1855) | |
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„Kaulbach – Kaulbach – rufen Sie doch Ihren Hund weg!“
„Ah, Majestät – entschuldigen – – Sultan, zurück!“
Ein großer, zottiger Neufundländer verläßt träge seinen Ruheplatz, und herein tritt eine lange, hagere, etwas vorgebeugte Gestalt mit einem geistreichen Kopfe, in dem trotz seiner Jahre noch jene Frische und Lebendigkeit zu lesen ist, die Allen, aber auch nur Denen eigen ist, die sich ungeachtet des Alters, der Erlebnisse und Schicksalsstürme, eine gewisse Energie der Seele mit Phantasie und Empfänglichkeit zu erhalten wissen.
Dies ist König Ludwig, der nicht allein von Baiern, sondern von der ganzen Welt als Kunst-Mäcen anerkannt und verehrt wird, und der seine Residenz München aus einer schlichten, fast unbekannten Stadt zu einem ächten Sitze der Musen erhob.
Die glänzendsten Talente, ja selbst Genies können zu Grunde gehen, steht ihnen nicht ein Mann zur Seite, der die Gelegenheit giebt, zu schaffen. Dies oft gethan zu haben, hat König Ludwig das große Verdienst und es wäre sehr die Frage, hätte ihn nicht ein so tüchtiger Kunsteifer beseelt, ob Namen wie Cornelius, Kaulbach, Schnorr, Schwanthaler, Klenze und Rottmann so groß in der Kunstgeschichte dastünden. Wir lesen mit Achtung und Bewunderung den schönen Zug aus dem Leben des französischen Königs, Franz des Ersten, wie er Leonardo da Vinci den Pinsel aufhob, als er der Hand des greisen Meisters entfiel. Es war ein Tribut, den irdische Macht und Herrlichkeit geistiger Größe brachte. Wie reich mag Ludwig’s Leben an vielen solcher Begebenheiten sein, der mit seinen Künstlern selten als Fürst spricht,
Verschiedene: Die Gartenlaube (1855). Leipzig: Ernst Keil, 1855, Seite 527. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1855)_527.jpg&oldid=- (Version vom 7.12.2018)