auf ein öffentliches Kirchen-Gebäude müssen bedacht seyn; Zumahl da auch die Heiden in der blancken (wie sie reden) Christen ihre Kirche nicht kommen wolten, weil diese in alzu hoffärtigen Kleidern einher gingen, sie aber schwartz wären, und nur einen Tuch um ihren Leib hätten.
Es funde sich ein Mann von einer vornehmen Familie, der zu unserer Evangelischen Religion treten, und auf seine Unkosten eine Kirche wolte aufführen lassen; aber es erhub sich ein solcher Streit deswegen, daß der Mann sich gäntzlich von hinnen an einen andern Ort begeben muste. Darauff fingen wir im Nahmen GOttes und unsers lieben Königes nichts destoweniger den Bau der Kirchen an, und zwar von unserm ordentlichen salario. Es spottete unser fast jedermann, der es ansahe; man hielte uns für thörichte, und konnte es nicht glauben, daß wir es ausführen würden. Wir aber fuhren im Nahmen des HErren getrost fort; empfingen auch von einem guten Freunde eine Beysteuer von 50 Thlr. Als nun unsere Wiederwärtigen sahen, daß der Bau glücklich von statten ginge, so fingen sie an sich zu schämen, und contribuirten selbsten etwas dazu. Darüber wir den GOtt nicht genugsahm loben und preisen konnten. Also wurde der Bau vollendet, und die Kirche, so ausser der Stadt, mitten unter den Malabaren an der grössesten Land-Strasse lieget, und von lauter Steinen aufgeführet ist, den 14. Augusti, als am VIII Sonntage nach Trinitatis, mit einer Malabarischen und Portugisischen Predigt, unter einer grossen Menge von Heyden, Mahometanern und Christen, im Nahmen des dreyeinigen GOttes eingeweihet. Und dieses geschahe mit Verwunderung aller Menschen, die da bekennen musten, daß die Hand des HErren warhafftig mit uns seyn müste. Und also haben wir bereits sieben Wochen her (ausser dem, daß wir auch beständig beybehalten alle Mittwochen in der Dänischen Kirchen, oder dem so genannten Zion, teutsch zu predigen, welches denn bißhero auch nicht geringen Seegen gehabt) in unserm Jerusalem (denn so nennen wir unsere Kirche) mit predigen, catechesiren, tauffen, und Verreichung des Heiligen Abendmahls, unsern Evangelischen GOttes-Dienst gehalten. Des Sonntags frühe wird von uns darinnen Portugisisch, Nachmittage aber Malabarisch geprediget. Desgleichen wird auch von einem jeden eine kleine Catechesation angestellet. Des Freytags wird gleichfals wechsels-weise Malabarisch und Portugisisch
Bartholomäus Ziegenbalg, Heinrich Plütscho: Fortsetzung der Merckwürdigen Nachricht aus Ost-Indien. Leipzig, Frankfurt am Main, Berlin: 1708, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:07_Fortsetzung_der_Merckw%C3%BCrdigen_Nachricht.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)