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ADB:Gräter, Friedrich David: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Griiter:''' ''Friedrich David'' G., geschmackvoller notdischer Alterthums forscher, iwurde 22. April 1768 zu Schwäbisch-Hall geboren, studirte Philologie zu Tübingen, ward Doctor derselben, 1789 Lehrer und 1793 Conrector am Gym- P nasium seiner Vaterstadt und 1804 Professor und Rector des Contuberniums daselbst. In gleicher Eigenschaft wurde er 1818 an daß Gymi1afium zu Ulm berufen, wobei ihm zugleich daß Pädagogorat des Donaukreises übertragen wurde Während auswärtige Akademien sein Verdienst durch Ertheilung der Mitgliedschaft ehrend anerkannten, stiftete er daselbst 1822 die „Gesellschaft der Dänenfreunde an der Donau" und wirkte in diesen verschiedenen Kreisen mit großem Nutzen bis 1827, wo er seine Staatsstellen aufgab und sich nach Schorndorf im Württembergischen zurückzog. Daselbst starb er am 2. August 1830. Durch seinen Eifer für die Beförderung des Studiums skandinavischer und germanischer Literatur und namentlich durch seine Zeitschriften: „Bragur“, Leipzig 1791– 1802, 8., und „Idunna und Hermode“, Breslau 1812–16, 4., hat sich G. große Verdienste um daßelbe erworben und verdient die lebhafteste und dankbarfte Anerkennung der Forscher auf diesem Gebiete, indem er, um hier nützlich zu wirken, kein Opser scheute. Seine eigenen Leistungen zeichnen sich durch Fleiß, Gründlichkeit und angenehme Darstellung ausz, sowie seine poetischen Arbeiten („Lyrische Gedichte und Briefe", 1809), den in der besten Schu le gebildeten Geist verrathen, wenn es ihm gleich hier an eigentlichem produktivem Talente fehlt und gewandte Nachahmung und Beherrschung der Form diesen Mangel ersetzen mußte. Für die Bedeutung der Mundart in der Sprachforschung ist beachtenswerth seine: „Erste Anlage zu einem Wörterbuche der Schwäbisch-Hallischen Mundart“ in Rüdiger’s neuestem Zuwachs, 1793, S. 186–215, und seine „Mundartlichen Sprüche in Schwäbisch-Hall“ in seiner Idunna und Hermode, 1814–15, S. 90–103. – Der erst vor Kurzem von Herm. Fischer (Heilbronn 1877) herausgegebene „Briefwechsel zwischen Jacob Grimm und F. D. G. Aus den J. 1810–13“ erschließt uns den interessanten Verkehr dieser beiden, für die Erforschung unserer deutschen Dichtung so bedeutenden Männer, die den Gegensatz der rein wissenschaftlichen Behandlung zu der älteren mehr romantisch gefärbten Richtung repräsentiren. Wir werfen einen Blick in die Werkstätte, aus der jene für unsere Litteraturgeschichte so wichtigen Arbeiten hervorgegangen sind. Möchte bald Gräters ganzer Briefwechsel und daß Material für eine genügendere Darstellung seines Lebens und Wirkens zugänglich werden. Schmid, Nekrolog, ’V’III. S. 969–71. P. Trömel, Die Litteratur der deutschen Mundarten, S. 9. Goedeke, Gr., III. S. 174.
'''Gräter:''' ''Friedrich David G.'', geschmackvoller nordischer Alterthumsforscher, wurde 22. April 1768 zu Schwäbisch-Hall geboren, studirte Philologie zu Tübingen, ward Doctor derselben, 1789 Lehrer und 1793 Conrector am Gymnasium seiner Vaterstadt und 1804 Professor und Rector des Contuberniums daselbst. In gleicher Eigenschaft wurde er 1818 an das Gymnasium zu Ulm berufen, wobei ihm zugleich das Pädagogorat des Donaukreises übertragen wurde. Während auswärtige Akademien sein Verdienst durch Ertheilung der Mitgliedschaft ehrend anerkannten, stiftete er daselbst 1822 die „Gesellschaft der Dänenfreunde an der Donau“ und wirkte in diesen verschiedenen Kreisen mit großem Nutzen bis 1827, wo er seine Staatsstellen aufgab und sich nach Schorndorf im Württembergischen zurückzog. Daselbst starb er am 2. August 1830. Durch seinen Eifer für die Beförderung des Studiums skandinavischer und germanischer Literatur und namentlich durch seine Zeitschriften: „Bragur“, Leipzig 1791–1802, 8., und „Idunna und Hermode“, Breslau 1812–16, 4., hat sich G. große Verdienste um dasselbe erworben und verdient die lebhafteste und dankbarste Anerkennung der Forscher auf diesem Gebiete, indem er, um hier nützlich zu wirken, kein Opfer scheute. Seine eigenen Leistungen zeichnen sich durch Fleiß, Gründlichkeit und angenehme Darstellung aus, sowie seine poetischen Arbeiten („Lyrische Gedichte und Briefe“, 1809), den in der besten Schule gebildeten Geist verrathen, wenn es ihm gleich hier an eigentlichem produktivem Talente fehlt und gewandte Nachahmung und Beherrschung der Form diesen Mangel ersetzen mußte. Für die Bedeutung der Mundart in der Sprachforschung ist beachtenswerth seine: „Erste Anlage zu einem Wörterbuche der Schwäbisch-Hallischen Mundart“ in Rüdiger’s neuestem Zuwachs, 1793, S. 186–215, und seine „Mundartlichen Sprüche in Schwäbisch-Hall“ in seiner Idunna und Hermode, 1814–15, S. 90–103. – Der erst vor Kurzem von Herm. Fischer (Heilbronn 1877) herausgegebene „Briefwechsel zwischen Jacob Grimm und F. D. G. Aus den J. 1810–13“ erschließt uns den interessanten Verkehr dieser beiden, für die Erforschung unserer deutschen Dichtung so bedeutenden Männer, die den Gegensatz der rein wissenschaftlichen Behandlung zu der älteren mehr romantisch gefärbten Richtung repräsentiren. Wir werfen einen Blick in die Werkstätte, aus der jene für unsere Litteraturgeschichte so wichtigen Arbeiten hervorgegangen sind. Möchte bald Gräters ganzer Briefwechsel und das Material für eine genügendere Darstellung seines Lebens und Wirkens zugänglich werden.
:Schmid, Nekrolog, <tt>VIII.</tt> S. 969–71. P. Trömel, Die Litteratur der deutschen Mundarten, S. 9. Goedeke, Gr., <tt>III.</tt> S. 174.


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Version vom 1. Oktober 2008, 14:27 Uhr

Gräter, Friedrich David: Gräter, Kaspar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9. Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 599Fehler im Ausdruck: Unerwarteter Operator < Gräter: Friedrich David G., geschmackvoller nordischer Alterthumsforscher, wurde 22. April 1768 zu Schwäbisch-Hall geboren, studirte Philologie zu Tübingen, ward Doctor derselben, 1789 Lehrer und 1793 Conrector am Gymnasium seiner Vaterstadt und 1804 Professor und Rector des Contuberniums daselbst. In gleicher Eigenschaft wurde er 1818 an das Gymnasium zu Ulm berufen, wobei ihm zugleich das Pädagogorat des Donaukreises übertragen wurde. Während auswärtige Akademien sein Verdienst durch Ertheilung der Mitgliedschaft ehrend anerkannten, stiftete er daselbst 1822 die „Gesellschaft der Dänenfreunde an der Donau“ und wirkte in diesen verschiedenen Kreisen mit großem Nutzen bis 1827, wo er seine Staatsstellen aufgab und sich nach Schorndorf im Württembergischen zurückzog. Daselbst starb er am 2. August 1830. Durch seinen Eifer für die Beförderung des Studiums skandinavischer und germanischer Literatur und namentlich durch seine Zeitschriften: „Bragur“, Leipzig 1791–1802, 8., und „Idunna und Hermode“, Breslau 1812–16, 4., hat sich G. große Verdienste um dasselbe erworben und verdient die lebhafteste und dankbarste Anerkennung der Forscher auf diesem Gebiete, indem er, um hier nützlich zu wirken, kein Opfer scheute. Seine eigenen Leistungen zeichnen sich durch Fleiß, Gründlichkeit und angenehme Darstellung aus, sowie seine poetischen Arbeiten („Lyrische Gedichte und Briefe“, 1809), den in der besten Schule gebildeten Geist verrathen, wenn es ihm gleich hier an eigentlichem produktivem Talente fehlt und gewandte Nachahmung und Beherrschung der Form diesen Mangel ersetzen mußte. Für die Bedeutung der Mundart in der Sprachforschung ist beachtenswerth seine: „Erste Anlage zu einem Wörterbuche der Schwäbisch-Hallischen Mundart“ in Rüdiger’s neuestem Zuwachs, 1793, S. 186–215, und seine „Mundartlichen Sprüche in Schwäbisch-Hall“ in seiner Idunna und Hermode, 1814–15, S. 90–103. – Der erst vor Kurzem von Herm. Fischer (Heilbronn 1877) herausgegebene „Briefwechsel zwischen Jacob Grimm und F. D. G. Aus den J. 1810–13“ erschließt uns den interessanten Verkehr dieser beiden, für die Erforschung unserer deutschen Dichtung so bedeutenden Männer, die den Gegensatz der rein wissenschaftlichen Behandlung zu der älteren mehr romantisch gefärbten Richtung repräsentiren. Wir werfen einen Blick in die Werkstätte, aus der jene für unsere Litteraturgeschichte so wichtigen Arbeiten hervorgegangen sind. Möchte bald Gräters ganzer Briefwechsel und das Material für eine genügendere Darstellung seines Lebens und Wirkens zugänglich werden.

Schmid, Nekrolog, VIII. S. 969–71. P. Trömel, Die Litteratur der deutschen Mundarten, S. 9. Goedeke, Gr., III. S. 174.