„Band (Musik)“ – Versionsunterschied
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'''Band''' ist in der [[Musik]] die Bezeichnung für eine [[Soziale Gruppe|Gruppe]] von [[Musiker]]n, die sich unter einem einheitlichen Namen (Bandnamen) auf unbestimmte Zeit zusammengeschlossen hat, um gemeinsam Musik zu spielen. Der Begriff wurde als [[Anglizismus]] aus dem englischsprachigen Raum übernommen, wo er - wie im deutschsprachigem Raum – überwiegend für Musikgruppen der [[Jazzmusik]], [[Popmusik|Pop-]], und [[Rockmusik]] verwendet wird. |
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== Allgemeines == |
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Das Wort Band wird benutzt, um viele Arten instrumentaler Ensembles zu beschreiben und bezieht sich auf beinahe alle Zusammenkünfte von Instrumentalmusikern.<ref>[http://books.google.de/books?id=9ETZ4SYNo_AC&pg=PA16&lpg=PA16&dq=Josiah+Flagg+1773+band+boston&source=bl&ots=HGd1QjLLRz&sig=cdIOkJ3g9B7_71PwhpBfTwpXbnY&hl=de&sa=X&ei=CrO4Ud7qAsXk4QTMi4C4DA&ved=0CDAQ6AEwAA#v=onepage&q=band%20term&f=false Richard K. Hansen, ''The American Wind Band'', 2005, S. 150]</ref> Während in vielen Staaten das Wort „Band“ und „Orchester“ austauschbar nebeneinander stehen, wird insbesondere in angelsächsischen und deutschsprachigen Ländern mit dem Begriff Band lediglich der Einsatz von Holzblas-, Blech- und Rhythmusinstrumenten umschrieben. Beim [[Orchester]] hingegen dominieren die Streichersektionen. In der [[Klassische Musik|klassischen Musik]] spricht man von einem [[Ensemble (Musik)|Ensemble]] oder einem Orchester. |
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Da es sich bei Bands um soziale Gruppierungen handelt, müssen sie die Bedingungen der der [[Soziologie]] für eine soziale Gruppe erfüllen. Die Gruppenmitglieder müssen sich kennen (durch ständiges Zusammenspielen und Kommunikation), in einer unmittelbaren Beziehung zueinander stehen (gemeinsame Musikaufführung), jedes Mitglied muss sich der anderen Mitglieder bewusst sein (durch harmonische Abstimmungen und Arrangements) und eine Interaktion (die gleichzeitige Musikdarbietung) muss möglich sein. Zudem sind in einer Band hinreichende Rollendifferenzierungen (der [[Trompete]]r, der [[Posaune|Posaunist]], der [[Satz (Musikstück)|Satzbläser]], der [[Sideman]]), Norm- und Regelstrukturen (Orientierung am [[Dirigent]]en, Spiel nach Noten) vorhanden, und einheitliche Ziele werden gemeinsam verfolgt (wirtschaftlichen oder künstlerischen Erfolg haben). |
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Eine '''Band''' [{{IPA|bæːnd}}] ist eine Gruppe von [[Musiker]]n, die sich für einen längeren Zeitraum zusammengeschlossen hat, um unter einem gemeinsamen Namen (Bandnamen) [[Musik]] zu spielen. Der Begriff wird heutzutage im Wesentlichen für die [[Jazzmusik]], [[Popmusik|Pop]]- und [[Rockmusik]] verwendet. Bei [[Klassische Musik|klassischer Musik]] spricht man von einem [[Ensemble (Musik)|Ensemble]] oder einem [[Orchester]]. |
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== Begriffsherkunft == |
== Begriffsherkunft und Geschichte == |
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„Band“ bezeichnet im Englischen eine Gruppe oder Schar von Personen, was aus dem mittelfranzösischen Wort „bande“ (Schar, Truppe) entlehnt ist. Eine Band im Sinne einer organisierten Musikgruppe entstand wohl im Jahre 1660, als Musiker einem Armeeregiment zugeordnet wurden.<ref>[http://www.etymonline.com/index.php?term=band Online Etymology Dictionary, Stichwort Band (n.2)]</ref> Als am 29. Mai 1660 [[Karl II. (England)|König Charles II]] nach London zurückkehrte, um die Monarchie wiederherzustellen, spielte zu diesem Zweck feierlich eine Militärband.<ref>[http://www.imms-uk.org.uk/page3.html History of Military Music]</ref> Vermutlich ist daher der Begriff Bands auf die ersten Militärbands zurückzuführen, die musikalische Aufgaben für militärische Zwecke erfüllten. Die ersten Nachweise von Militärbands in öffentlichen Konzerten tauchten 1767 auf, als die „Royal Band of American Musick“ ein erstes Konzert gab.<ref>Richard K. Hansen, a.a.O., S. 16</ref> |
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Der englische Begriff ''Band'' wurde auf Grund des großen Einflusses, den die [[Vereinigte Staaten|US-amerikanische]] und [[Vereinigtes Königreich|britische]] [[Popmusik|populäre Musik (Popmusik)]] seit Mitte des 20. Jahrhunderts auf die deutsche Musiklandschaft ausübte, in der Öffentlichkeit bekannt. |
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Etwa seit Beginn der "Beat-Ära" wird der Begriff ''Band'' für Musikgruppen, die der Stilform [[Rock (Musik)|Rock]] (oder Rockmusik) zugeordnet werden, auch im deutschen Sprachraum verwendet. |
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Die verstärkte Verwendung des Worts „Band“ geht zurück auf die [[Street Band]]s und Marching Bands des frühen Jazz in New Orleans.<ref>Wieland Ziegenrücker/[[Peter Wicke]], ''Sachlexikon Popularmusik'', 1987, S. 33</ref> Um 1750 erschien erstmals die Bezeichnung „band of musick“ bei Paraden zu öffentlichen und militärischen Anlässen.<ref>Richard K. Hansen, a.a.O., S. 14</ref> Eines der ersten frühen Beispiele für zivil organisierte Bands ist die von Josiah Flagg gegründete Band aus 1767, die bis 1773 bei fünf Konzerten in Boston auftrat.<ref>William Carter White, ''A History of Military Music in America'', 1944, S. 14</ref> Die ersten Jazzbands waren Ableger von Brassbands aus New Orleans, die in Straßenparaden mit marschierten oder zu sozialen Anlässen wie etwa Begräbnissen auftraten.<ref>[http://books.google.de/books?id=tqkRibY3RHoC&pg=PA73&dq=first+jazzbands&hl=de&sa=X&ei=1HO3UaLTDuSN4ATnpIGoBg&ved=0CEMQ6AEwAQ#v=onepage&q=first%20jazzbands&f=false Dirk Sutro, ''Jazz for Dummies'', 2011, S. 73]</ref> Zunächst wurden spontane Zusammentreffen mehrerer Jazzmusiker als Bands bezeichnet, später war ein zeitlich nicht begrenztes und organisiertes Zusammenwirken erforderlich. Dabei wurde zwischen „uptown“ ([[Afroamerikaner]]) und „downtown“ bands ([[Kreolen]]) unterschieden, keinesfalls hatten sie weiße Mitglieder.<ref>[http://books.google.de/books?id=oAcx9Kc7BJ4C&printsec=frontcover&dq=early+jazz+bands&hl=de&sa=X&ei=ZXi3UeaOF6z24QT12oGQBA&ved=0CFsQ6AEwBA#v=onepage&q=early%20jazz%20bands&f=false Daniel Hardy, ''Exploring Early Jazz'', 2002, S. 199 ff.]</ref> Die ''Eagle Band'' von [[Buddy Bolden]] gehörte bereits seit 1907 zu den frühen Musikgruppen, die sich offiziell „Band“ nannten. |
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== Bands in der Popmusik == |
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Die Entstehung der ersten Jazzbands hängt eng zusammen mit der Entstehung des [[Jazz]]. Das Wort „Jazz“ taucht wohl erstmals 1913 auf, als ein Spiel des Baseballteams der [[San Francisco Seals]] von einem Zeitungsreporter kritisiert wurde. „Jazz“ wurde synonym für schwungvoll oder enthusiastisch verwendet: „The poor old Seals have lost their ‚jazz‘ and don’t know where to find it“ (Die bemitleidenswerten Seals haben ihren ‘Jazz’ verloren und können ihn nicht wiederfinden).<ref>E.T. „Scoop“ Gleason, San Francisco Bulletin vom 29. März 1913</ref> Wenige Tage später reflektierte ein Redakteur derselben Zeitung die Attribute des Jazz: „Dieses bemerkenswerte… Wort …bedeutet so etwas wie Leben, Kraft, Energie, Aufbrausen des Geistes, Spaß, Schwung, Anziehungskraft, Elan, Männlichkeit, Mut, Glück. Oh, worum geht’s ? - JAZZ.“<ref>Ernest J. Hopkins, San Francisco Bulletin vom 5. April 1913</ref> Der erste musikalische Nachweis für das Wort Jazz findet sich in der ''Chicago Daily Tribune'' vom 11. Juli 1915 im Zusammenhang mit einem [[Synkopierung|synkopierten]] Rag von Art Hickman.<ref>[http://books.google.de/books?id=ceeU7xSLw5kC&pg=PA467&lpg=PA467&dq=jazz+pep+enthusiastic+1913&source=bl&ots=7SPiHMKlG0&sig=kW6Vbp7z3eLHZzpjwUdERv22Gak&hl=de&sa=X&ei=a3-3UY3vCojJtAab14HIDw&ved=0CDcQ6AEwAQ#v=onepage&q=jazz%20pep%20enthusiastic%201913&f=false Paul Dickson, ''The Dickson Baseball Dictionary'', 3rd. Edition, 2011, S. 466 f.]</ref> Der Begriff wurde sodann vom Baseball 1915 in die Musik übertragen. Für die Ausgabe der ''Chicago Daily Tribune'' war am 11. Juli 1915 Blues und Jazz dasselbe: „Bues Is Jazz and Jazz Is Blues“ stellte sie prägnant fest. Da Jazz nicht [[Solo (Musik)|Solomusik]] war, sondern von mehreren Instrumentalisten gespielt wurde, musste für diese Gruppierung ein Begriff gefunden werden. Während für drei Mitglieder das Trio benutzt wurde und für vier Mitglieder der Begriff Quartett populär blieb, bildeten mehr als vier Mitglieder eine Band. |
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In der Popmusik ist die Band – neben dem [[Solist|Solokünstler]], der allein agiert – eine von zwei Formen, in der Musik gespielt, vorgeführt und aufgenommen wird. Eine '''Pop-Band''' besteht aus mindestens zwei, häufig aus drei bis fünf Künstlern. Größere Formationen sind eher selten. |
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Die [[Tom Brown (Jazzmusiker)|Brown’s Dixieland Jass Band]] war offensichtlich 1916 die erste Gruppe, die das Wort Jazz im Namen trug.<ref> [http://books.google.de/books?id=knwefzuoaa0C&pg=PA216&dq=Brown%E2%80%99s+Dixieland+Jass+Band+1916&hl=de&sa=X&ei=dbi4Ub3nBayP4gT3sYHQCQ&ved=0CDUQ6AEwAA#v=onepage&q=Brown%E2%80%99s%20Dixieland%20Jass%20Band%201916&f=false Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.), ''Terminologie der Musik im 20. Jhdt.'', 1995, S. 216]</ref> Auch die [[Johnny Stein|Stein’s Dixieland Jass Band]] tauchte erstmals 1916 als organisierte Jazzband in Chicago auf. Ein [[Variety (Magazin)|Variety]]-Artikel befasste sich im November 1916 mit dieser Stilrichtung und kam zu dem Schluss, dass „Negerbands die ursprünglichen Jazzbands waren.“ Schließlich machte die [[Original Dixieland Jass Band]] am 26. Februar 1917 ihre erste Platte, allgemein auch als erste Jazzaufnahme überhaupt tituliert.<ref>[[http://books.google.de/books?id=NcXkit8_xnsC&pg=RA2-PA1938&dq=first+jazzbands&hl=de&sa=X&ei=1HO3UaLTDuSN4ATnpIGoBg&ved=0CEsQ6AEwAg James Lincoln Collier, ''Jazz: The American Theme Song'', 1995, S. 168]]</ref> Die erste berühmt gewordene Formation mit der Bezeichnung „band“ im Namen war diese ''Original Dixieland Jass Band''. Doch blieb es lange Zeit dabei, dass sich Jazzbands als „Orchestra“ bezeichneten, selbst wenn sie die instrumentalen Voraussetzungen nicht erfüllten. Vorangestellt wurde dabei der Name des Dirigenten oder Initiators mit dem Nachsatz „& His Orchestra“. Andererseits tragen heute viele Rockgruppen die Bezeichnung „Band“ in ihrem Namen wie [[Bob Dylan]] & [[The Band]], [[Bruce Springsteen]] & E-Street Band oder [[Jule Neigel]] Band. |
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[[Besetzung (Musik)|Besetzt]] ist eine Pop-Band typischerweise mit mindestens einem [[Gesang|Sänger]], [[Gitarre]]n (besonders [[E-Gitarre|elektrische Gitarren]]) und/oder [[Keyboard]], sowie einer [[Rhythmusgruppe]], die in der Regel aus [[E-Bass|elektrischem Bass]] und [[Schlagzeug]] besteht. Jedoch müssen zum einen nicht immer alle diese Instrumente vorhanden sein, zum anderen ist der Sänger häufig auch als Gitarrist oder Bassist tätig. Weitere Instrumente, etwa [[Streichinstrument|Streich-]] und [[Blasinstrument]]e, werden häufig von Gast- oder Begleitmusikern übernommen, die selbst keine Mitglieder der Band sind. |
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== Arten == |
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=== Boygroups und Girlgroups === |
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Bands können je nach dem ganz oder überwiegend gespielten [[Musikstil]] unterschieden werden. Der gespielte Musikstil kann sich auch auf die instrumentale [[Besetzung (Musik)|Besetzung]] auswirken. Umstritten ist (nicht nur im Jazz), wie viele Personen beteiligt sein müssen, um von einer Band sprechen zu können. Viele Jazzbands haben sich nicht als „Band“ bezeichnet, wenn sie lediglich als „[[Trio (Musik)|Trio]]“, „[[Quartett]]“, oder sogar „[[Quintett]]“, „[[Sextett]]“ oder „[[Septett]]“ auftraten. In der Soziologie spricht man von einer Gruppe, wenn sie sich mindestens aus drei Personen zusammensetzt.<ref>[http://books.google.de/books?id=Vpzw4uYWclgC&pg=PA81&dq=soziale+gruppe+drei+personen&hl=de&sa=X&ei=3DO6UdjEEOeF4gS454DICA&ved=0CE4Q6AEwBTgK#v=onepage&q=soziale%20gruppe%20drei%20personen&f=false Heinz-Günter Vester, ''Kompendium der Soziologie I: Grundbegriffe'', 2008, S. 81]</ref> |
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[[Datei:Spice Girls (6 janv) 56.jpg|miniatur|Die in den 1990er und 2000er Jahren erfolgreiche Girlgroup [[Spice Girls]]]] |
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Darüber hinaus gibt es in der Popmusik auch Gruppen, die nur aus Sängern bestehen. Diese werden dann, ebenso wie Solokünstler, unter Umständen von einer Begleitband unterstützt. |
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Als [[Boygroup]] bezeichnet man eine Gruppe männlicher, als [[Girlgroup]] eine Gruppe weiblicher Künstler, die ausschließlich singen und tanzen. Die Begleitmusik wird im [[Tonstudio]] von Studiomusikern aufgenommen, bei Auftritten wird sie von einer Begleitband, häufig aber auch als Halb-[[Playback]] eingespielt. |
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In den 1990er Jahren und Anfang der 2000er erlebte dieses Band-Konzept eine Blütezeit. Häufig wurden die Bands durch [[Castingshow]]s zusammengestellt. |
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== Bands im Jazz == |
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[[Datei:Stan Kenton Big Band.JPG|miniatur|Eine ''Big Band'' besteht aus etwa 20 Musikern]] |
[[Datei:Stan Kenton Big Band.JPG|miniatur|Eine ''Big Band'' besteht aus etwa 20 Musikern]] |
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* Im Jazz ist allgemein von der ''Jazzband'' die Rede, speziell gibt es hier die [[Big Band]]s, [[Jazz-Combo]]s oder Small Bands. Big Bands sind eine großorchestrale Form im Jazz.<ref>Jürgen Wölfer, ''Lexikon des Jazz'', 1993, S. 56</ref> Sie lassen sich unterteilen in die Melodiegruppe (Bläser, Holzblasinstrumente) und [[Rhythmusgruppe]] (Piano, Gitarren, Bass und Schlagzeug) und setzen sich aus jeweils 3-4 Trompeten und Posaunen, 4-5 Saxophonen und der Rhythmussektion zusammen.<ref>[http://books.google.de/books?id=QcewFVEyG6oC&pg=PA61&dq=early+jazz+bands&hl=de&sa=X&ei=ZXi3UeaOF6z24QT12oGQBA&ved=0CDwQ6AEwAA#v=snippet&q=band&f=false Henry Martin/Keith Waters, ''Jazz: The First 100 Years'', 2010, S. 118]</ref> Diese können bis in die Entstehungsgeschichte des Jazz zurückverfolgt werden, als die von der Personenzahl vergleichbaren [[Brass Band]]s auftraten. Eine der berühmten frühen Big Band Jazz-Bands war die ''The Excelsior Brass Band'' ab 1880.<ref>[http://books.google.de/books?id=5fiwomZF8DIC&pg=PA140&dq=The+Excelsior+Brass+Band+1880&hl=de&sa=X&ei=VRK6UanlNOq14AT01IHACA&ved=0CE4Q6AEwAw#v=onepage&q=The%20Excelsior%20Brass%20Band%201880&f=false John W. Blassingame, ''Black New Orleans 1860-1880'', 2008, S. 140]</ref> Small Bands waren etwa [[Louis Armstrong]]s ''Hot Five'' oder ''Hot Seven'';<ref>[http://books.google.de/books?id=nVxgs_E57_EC&pg=PA438&dq=jazz+small+bands&hl=de&sa=X&ei=kTS6UZnvBKK04ASttYHABA&ved=0CHkQ6AEwCA#v=onepage&q=jazz%20small%20bands&f=false Emmett George Price, ''Encyclopedia of African and American Music'', Band 3, 2011, S. 438]</ref> fünf oder sieben Bandmitglieder waren kleine Gruppen im Jazz, wären jedoch in der Pop- oder Rockmusik bereits große Bands. |
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* ''Popbands'' (oder ''Popgruppen'') sind Interpreten, die [[Popmusik]] spielen. Dabei ist der Begriff der Popgruppe in der [[Musikwissenschaft]] ebenso umstritten und unscharf wie der Inhalt des Begriffs Popularmusik.<ref>[http://www2.hu-berlin.de/fpm/popscrip/themen/pst01/pst01_wicke.htm Peter Wicke, '‘Populäre Musik als theoretisches Konzept''] PopScriptum 1/92 - Begriffe und Konzepte, 6 - 42</ref> Das gilt entsprechend auch für die Popband, die sich aus 4 bis 7 Mitgliedern rekrutiert. |
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* ''Beatband'' (oder ''Beatgruppe'') war ab etwa 1960 die Bezeichnung für zunächst in Großbritannien gegründete Gruppen, die Beatmusik spielten und vom amerikanischen [[Rock & Roll]] und [[Blues]] beeinflusst waren. Ihre Vorläufer waren britische [[Skiffle]]bands. Noch im März 1964 wurden in Deutschland Beatbands als rein britisches Phänomen gesehen.<ref>[http://books.google.de/books?id=D9aHGoB1OVAC&pg=PA18&dq=beatbands+1960&hl=de&sa=X&ei=RxS6UZn9H7L74QS7ooCABQ&ved=0CFAQ6AEwBQ#v=onepage&q=beatbands%201960&f=false Thorsten Knublauch, ''Die Bravo-Beatles-Blitztournee'', 2005, S. 18]</ref> Die klassische Beatband setzte sich aus der Leadgitarre (manchmal Keyboards) und der Rhythmussektion (Rhythmusgitarre, Bassgitarre und Schlagzeug) zusammen. |
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* ''Rockbands'' sind Gruppen, die [[Rockmusik]] spielen, unterteilbar in verschiedene Unterarten wie [[Soul]]band, [[Punk (Musik)|Punkband]] oder [[Synthie-Pop]]band. |
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* ''Countrybands'' spielen [[Country-Musik|Country-]] und Westernmusik und besitzen in ihrer klassischen Form einige den sonstigen Bands fremde Musikinstrumente wie [[Pedal-Steel-Gitarre]], [[Dobro]] und akustische Gitarren. |
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* ''Dance-'' oder ''Tanzbands'' spielen zum [[Tanzen]] geeignete [[Tanzmusik]]. |
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* [[Showband]]s sind meist halbprofessionelle oder professionelle Musikgruppen, die auf [[Stadtfest]]en oder [[Spendengala|Galaveranstaltungen]] auftreten und lediglich lokale Bedeutung erreichen. |
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* Zuweilen bezeichnen sich [[Solist]]en als „Ein-Mann-Band“, wenn sie mehrere Instrumente simultan spielen. |
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* Militärbands spielen überwiegend [[Marschmusik]] und [[Militärmusik]]. |
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* Die [[Steelband]] spielt hauptsächlich auf [[Steel Pan]]s. |
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* nach dem Musikinhalt gibt es die [[Coverband]], die ausschließlich [[Coverversion]]en nicht mehr aktueller Musikstücke präsentiert. |
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Im [[Jazz]] dominieren, neben Einzelkünstlern, die sich nur zu [[Jamsession|Sessions]] oder Konzerten zusammenfinden, kleine Gruppierungen mit drei bis sechs Musikern, die als ''Trio'', ''Quartett'', ''Quintett'' und ''Sextett'' bezeichnet werden. Häufig tragen sie den Nachnamen des Bandleaders im Namen, so etwa das ''[[Miles Davis]] Quintett'', das ''[[Esbjörn Svensson Trio]]'' und die ''[[Nils Landgren]] Funk Unit''. |
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Die Besetzung ist aufgrund der Vielseitigkeit des Genres bisweilen sehr unterschiedlich, häufig finden sich [[Klavier]], Bass, Schlagzeug, Blasinstrumente sowie Gitarren. |
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Weiterhin finden sich im Jazz auch vergleichsweise große Besetzungen, die als [[Big Band]] bezeichnet werden und vor allem in den 1920er Jahren populär waren. Besetzt sind sie mit einer Rhythmusgruppe, meist bestehend aus Bass, Schlagwerk, Klavier und Gitarre, sowie je einer Gruppe [[Holzblasinstrument|Holz-]] und [[Blechblasinstrument|Blechbläser]]. |
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== Bandleistung == |
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Die Aufgabe einer Band ist die Darbietung oder Aufführung von Musik (meistens Live-Musik), speziell [[Unterhaltungsmusik]] (im Gegensatz zu Klassischer Musik) und hier besonders Rockmusik, Popmusik oder Jazz, aber auch [[Folk|Folk-Musik]], [[Volkstümliche Musik|volkstümlicher Musik]], [[Marschmusik]] und [[Weltmusik]]. |
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Ein weiterer möglicher Aufgabenbereich einer Band ist die Produktion von [[Tonträger]]n (CD, MC, Video, DVD usw.) in einem Studio oder durch Mitschnitt von Live-Musik, wobei es für letzteres verschiedenste Gründe gibt. |
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In manchen Fällen haben Bands ihre Karriere mit Live-Auftritten begonnen und später dann nur noch Tonträger produziert, zum Beispiel die Gruppe The [[Beatles]]. |
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Das [[Internet]] führt zu neuen Vertriebswegen (zum Beispiel [[Download]] eines einzelnen Songs für geringe Kosten oder gar kostenlos) und zu starkem Rückgang bisheriger Vertriebs- und Tonträgerformen. Allerdings werden noch oft Tonträger gekauft, unter anderem weil die herunterladbaren Songs oft geschützt und in der Nutzung eingeschränkt sind, also nicht beliebig kopiert oder auf beliebigen Wiedergabegeräten wiedergegeben werden können. |
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Moderation (überleitende Ansage), eine spezielle Show, Performance usw., im Weiteren als Entertainment bezeichnet, machen die Darbietung interessanter - sie können, aber müssen nicht zwingend zur Band-Darbietung gehören. |
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== Bandformen und Bandmitglieder == |
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Normalerweise wird der Begriff „Band“ auf Musikgruppen ab drei Personen angewendet, allerdings bieten sich auch [[Duo]]s als Band an bzw. bezeichnen sich Solisten als „Ein-Mann-Band“. Die Größe der Besetzung wird durch Begriffe wie [[Trio (Musik)|Trio]] (drei Musiker), [[Quartett (Musik)|Quartett]] (vier Musiker) usw. bezeichnet (entsprechend den lateinischen Zahlbezeichnungen). |
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In der Jazz-Musik werden Musikgruppen bis acht Musiker oft „Combo“ genannt, im Gegensatz zur [[Big Band]]. Oft werden Combo-Besetzungen aus Big Bands abgeleitet. Ein Duo gilt eigentlich noch nicht als Band. |
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Die Band [[Trio (Band)|Trio]] ist das beste Beispiel für die Verwendung der Nummerierung als Bandnamen. Heutzutage wird die Nummerierung im Bandnamen jedoch nur noch selten verwendet. |
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* Gesang (engl. ''vocals'', Hauptstimme und Backgroundstimmen), |
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* Melodie- (z. B. [[Saxophon]] oder [[Lead-Gitarre]]), |
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* Rhythmus- (z. B. Keyboard oder [[Rhythmus-Gitarre]]), |
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* Bass-Instrument (meist E-Bass, [[Kontrabass]] oder Bass-Synthesizer) und |
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* Schlagzeug (inklusive [[Perkussion (Musik)|Perkussion]]) sowie den |
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* nicht unmittelbar musikalisch Tätigen, etwa Tontechnikern (welche die Band bei Auftritten abmischen), Lichttechniker (die für die Licht- und optischen Effekte sorgen), den Roadies (Transport, Auf-, Abbau) und dem Agenten oder Manager (Auftrittsbeschaffung, Studioproduktionen organisieren, Musiker verpflichten usw.) |
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Je kleiner eine Band ist, desto mehr fallen diese Funktionen zusammen (auf eine Person) und umgekehrt. |
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=== Frontmann bzw. -frau === |
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Als '''Frontmann''' bzw. '''Frontfrau''' ({{enS}} ''frontman''/''frontwoman''; sinnverwandt mit '''Leadsänger''') bezeichnet man diejenigen Personen, die als Mitglied einer Band bei Bühnenauftritten gegenüber den anderen Mitgliedern in den Vordergrund treten. Dies sind gewöhnlich die führenden Gesangsstimmen (Leadsänger; {{enS}} ''Lead Vocals'') oder die führenden Instrumentenspieler. Unterstützt wird dies durch eine von der Persönlichkeit geprägte Bühnenpräsenz in Form von Körpersprache, Mimik oder Ansprechen und Anfeuern des Publikums.<ref>[http://news.bbc.co.uk/1/hi/entertainment/music/4246855.stm Phil Williams: What makes a good frontman?; BBC NEWS; 9. Feb 2005]</ref> |
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== Bands und Konkurrenz == |
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Seit den 1970er Jahren haben Bands durch [[DJ]]s Konkurrenz bekommen, seit etwa 1990 hat sich dies verstärkt, auch durch das Aufkommen von Musikstilen, die ohne Nutzung von Computertechnik nicht möglich wären ([[Techno]] usw.). Die „Partys“ mit DJs machen heute bereits ein Vielfaches von Veranstaltungen mit Bands aus, ohne sie jedoch zu verdrängen. Mit DJs sind hier nicht solche gemeint, die selbst Mitglied einer Band und dort als Musiker tätig sind. |
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Zudem sind seit den 1990er Jahren auch [[Alleinunterhalter]] mehr und mehr eine Konkurrenz für Bands. Durch die technische Weiterentwicklung elektronischer Musikinstrumente wurde es ihnen möglich, den Klang einer Band zu simulieren. Auf diese Weise wurden sie für manche Veranstalter interessant als preisgünstigere Alternative zur Band. Einige Bands reagieren auf diese Herausforderung damit, dass sie auch zusätzlich Kleinbesetzungen und Soloprojekte anbieten. |
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== Bandleader == |
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== Musikindustrie und soziale Situation == |
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Der [[Bandleader]] ist das die Band gründende, führende, sie organisierende, dirigierende oder musikalisch bestimmende Mitglied einer Band. Häufig benennt sich die Band nach ihm. Bandleader sind meist [[Arbeitgeber]] ihrer Band und schließen mit [[Veranstalter]]n oder [[Fernsehen|Fernseh-]]/[[Hörfunk|Radiostationen]] für die Auftritte [[Werkvertrag|Werkverträge]] ab.<ref>[http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=42971906&aref=image035/0544/PPM-SP197201501620164.pdf&thumb=false Der Spiegel 15/1972 vom 3. April 1972, ''Twist bis 65'', S. 162]</ref> Berühmte Bandleader waren [[Benny Goodman]], [[Duke Ellington]], [[Glenn Miller]] oder [[Jimmy Dorsey]] (USA), [[Ken Colyer]], [[Jack Hylton]] oder [[Chris Barber]] (Großbritannien) oder [[Bert Kaempfert]], [[James Last]], [[Kurt Edelhagen]] oder [[Max Greger]] (Deutschland). |
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Je größer die Investitionen in eine Band (in ihre Ausrüstung, in neue Band-Mitglieder usw.) sind, desto größer wird die Vernetzung der Bandaktivitäten mit verwandten Aktivitäten, mit der [[Musikindustrie]] im weitesten Sinn und mit ihr kooperierender Industrien, um die Investitionen plus Gewinn wieder einzuspielen. Solche anderen Aktivitäten sind: Die Band trägt Kleidung einer bestimmten Marke und fördert damit deren Verkauf; die Band spielt unter dem auffällig prangernden Logo einer Automarke; oder ein Song der Band ist Werbemelodie im Fernsehen; Bands treten kostenlos auf, spenden ihre Einnahmen Benachteiligten und fördern damit indirekt größere Absatzchancen ihrer CDs usw. Hier den Erfolg einer Band genau errechnen zu wollen, wie sonst bei industriellen Leistungen, scheitert jedoch an dem im Vergleich zu anderen Branchen plötzlichen Modewandel des Show-Business. Trotz sozial sehr großer Unterschiede zählt die Musikindustrie weltweit zu den Schlüsselindustrien, in denen sich neue Technologien, zum Beispiel Computer und Internet, am schnellsten, aber auch sozial am brutalsten durchsetzen: Wenigen, sehr erfolg- und „steinreichen“ Bands stehen viele sozial kaum abgesicherte Bands und Musiker gegenüber. Bands haben eine Schlüsselstellung in gesellschaftlicher und politischer Kommunikation und spielen eine Rolle als unpolitisches Freizeitvergnügen, als Wirtschaftsfaktor, als Bestandteil so genannter Jugendkultur, als Mittel der Politik, letzteres sogar bis zum politischen Missbrauch (Gewalt- und Rassenverherrlichung). |
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== Rechtsfragen == |
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Im deutschen Recht wird nicht von Band, sondern von „Musikgruppe“ gesprochen. Sie ist meist als eine [[Gesellschaft bürgerlichen Rechts (Deutschland)|Gesellschaft bürgerlichen Rechts]] (GbR) zu qualifizieren, auch wenn es einen nach § 705 BGB erforderlichen [[Gesellschaftsvertrag]] in [[Schriftform]] nicht gibt. Zur Gründung der GbR genügt es bereits, wenn die Band wirtschaftlich erfolgreich sein will. Der Bandname kann gegen eine widerrechtliche Nutzung geschützt werden. Das örtlich zuständige [[Patentamt]] schützt den „Bandnamen“ als eingetragene [[Marke (Recht)|Marke]] (Dienstleistungsklasse 41).<ref>[http://transpatent.com/ttmklvz.html Eintragung von Marken, Klassifikation von Nizza, Januar 2013]</ref> Eine [[Eintragung]] der Marke im Markenregister bewirkt, dass die Band ein Monopolrecht an ihrem Namen genießt. Einerseits darf die Band als einzige den Namen verwenden, andererseits kann sie rechtlich gegen andere vorgehen, welche den gleichen Namen für Produkte oder Dienstleistungen der gleichen Klassen benutzen. Das Recht am Namen (§ 12 BGB) und an der geschäftlichen Bezeichnung (§ 5 MarkenG) und der hiermit verbundene wirtschaftliche Wert ([[Firmenwert|„Good will“]]) gehört nach § 718 BGB zum Gesellschaftsvermögen der Band als GbR. Dieses Recht am Namen steht allen Bandmitgliedern zur gesamten Hand zu, der Einzelne kann also nicht alleine hierüber verfügen (§ 719 Abs. 1 BGB). Jedes einzelne Bandmitglied kann – auch gegen den Willen der übrigen Mitglieder – die Musikgruppe durch einseitige Kündigung beenden.<ref>[http://books.google.de/books?id=-e_gyu7TRXsC&pg=PT218&lpg=PT218&dq=musikgruppe+namensschutz&source=bl&ots=PHXuhnie_C&sig=ldx-Zz4cu5G1FbcBRWJpazsrrSA&hl=de&sa=X&ei=fd-4Ud-PG4botQb6wYFA&ved=0CE0Q6AEwAw Hans-Jürgen Homann, ''Praxishandbuch Musikrecht'', 2007, S. 200 ff.]</ref> Bei der Wahl des Gruppennamens ist darauf zu achten, dass dieser keine Schutzrechte Dritter verletzt und selbst hinreichende Kennzeichnungskraft besitzt, um seinerseits schutzfähig zu sein. Es besteht sowohl ein Verwechslungsschutz (§ 15 Abs. 2 MarkenG) als auch ein Bekanntheitsschutz nach § 15 Abs. 3 MarkenG. |
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Die vorübergehende Auflösung einer Musikgruppe führt nach Auffassung des [[OLG Hamburg]]<ref>OLG Hamburg, Beschluss vom 20. April 2009, Az: 5 W 39/09</ref> nicht dazu, dass deren Rechte an dem von der Musikgruppe verwendeten Namen erlöschen. Es komme für kommerzielle Verwertungsmöglichkeiten an den Werken der Gruppe nicht darauf an, ob diese Musikgruppe noch weiter in ihrer Formation fortbestehe und ggf. neue Werke herausbringe. Bei der Beurteilung der Frage, wann ein Kennzeichenschutz erlösche, habe man darauf abzustellen, ob die geschäftliche Bezeichnung noch in einer Art und Weise verwendet werde, die der Verkehr als Hinweis auf ein bestimmtes Unternehmen ansehe oder nicht.<ref>BGH WRP 2005, S. 1164, 1166 – seicom</ref> Das OLG ging im Urteil nicht davon aus, dass der Antragsgegner des Verfahrens ernsthaft die Auffassung vertreten wolle, dass die Gruppenbezeichnung „[[The Beatles]]“ mit der Trennung der Gruppe im September 1969 [[Gemeinfreiheit|gemeinfrei]] geworden sei, obwohl die Bandmitglieder bis heute unter ihrem Gruppennamen „Beatles“ erfolgreich ihre Produkte vermarkten würden. |
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Version vom 15. Juni 2013, 13:57 Uhr
Band ist in der Musik die Bezeichnung für eine Gruppe von Musikern, die sich unter einem einheitlichen Namen (Bandnamen) auf unbestimmte Zeit zusammengeschlossen hat, um gemeinsam Musik zu spielen. Der Begriff wurde als Anglizismus aus dem englischsprachigen Raum übernommen, wo er - wie im deutschsprachigem Raum – überwiegend für Musikgruppen der Jazzmusik, Pop-, und Rockmusik verwendet wird.
Allgemeines
Das Wort Band wird benutzt, um viele Arten instrumentaler Ensembles zu beschreiben und bezieht sich auf beinahe alle Zusammenkünfte von Instrumentalmusikern.[1] Während in vielen Staaten das Wort „Band“ und „Orchester“ austauschbar nebeneinander stehen, wird insbesondere in angelsächsischen und deutschsprachigen Ländern mit dem Begriff Band lediglich der Einsatz von Holzblas-, Blech- und Rhythmusinstrumenten umschrieben. Beim Orchester hingegen dominieren die Streichersektionen. In der klassischen Musik spricht man von einem Ensemble oder einem Orchester.
Da es sich bei Bands um soziale Gruppierungen handelt, müssen sie die Bedingungen der der Soziologie für eine soziale Gruppe erfüllen. Die Gruppenmitglieder müssen sich kennen (durch ständiges Zusammenspielen und Kommunikation), in einer unmittelbaren Beziehung zueinander stehen (gemeinsame Musikaufführung), jedes Mitglied muss sich der anderen Mitglieder bewusst sein (durch harmonische Abstimmungen und Arrangements) und eine Interaktion (die gleichzeitige Musikdarbietung) muss möglich sein. Zudem sind in einer Band hinreichende Rollendifferenzierungen (der Trompeter, der Posaunist, der Satzbläser, der Sideman), Norm- und Regelstrukturen (Orientierung am Dirigenten, Spiel nach Noten) vorhanden, und einheitliche Ziele werden gemeinsam verfolgt (wirtschaftlichen oder künstlerischen Erfolg haben).
Begriffsherkunft und Geschichte
„Band“ bezeichnet im Englischen eine Gruppe oder Schar von Personen, was aus dem mittelfranzösischen Wort „bande“ (Schar, Truppe) entlehnt ist. Eine Band im Sinne einer organisierten Musikgruppe entstand wohl im Jahre 1660, als Musiker einem Armeeregiment zugeordnet wurden.[2] Als am 29. Mai 1660 König Charles II nach London zurückkehrte, um die Monarchie wiederherzustellen, spielte zu diesem Zweck feierlich eine Militärband.[3] Vermutlich ist daher der Begriff Bands auf die ersten Militärbands zurückzuführen, die musikalische Aufgaben für militärische Zwecke erfüllten. Die ersten Nachweise von Militärbands in öffentlichen Konzerten tauchten 1767 auf, als die „Royal Band of American Musick“ ein erstes Konzert gab.[4]
Die verstärkte Verwendung des Worts „Band“ geht zurück auf die Street Bands und Marching Bands des frühen Jazz in New Orleans.[5] Um 1750 erschien erstmals die Bezeichnung „band of musick“ bei Paraden zu öffentlichen und militärischen Anlässen.[6] Eines der ersten frühen Beispiele für zivil organisierte Bands ist die von Josiah Flagg gegründete Band aus 1767, die bis 1773 bei fünf Konzerten in Boston auftrat.[7] Die ersten Jazzbands waren Ableger von Brassbands aus New Orleans, die in Straßenparaden mit marschierten oder zu sozialen Anlässen wie etwa Begräbnissen auftraten.[8] Zunächst wurden spontane Zusammentreffen mehrerer Jazzmusiker als Bands bezeichnet, später war ein zeitlich nicht begrenztes und organisiertes Zusammenwirken erforderlich. Dabei wurde zwischen „uptown“ (Afroamerikaner) und „downtown“ bands (Kreolen) unterschieden, keinesfalls hatten sie weiße Mitglieder.[9] Die Eagle Band von Buddy Bolden gehörte bereits seit 1907 zu den frühen Musikgruppen, die sich offiziell „Band“ nannten.
Die Entstehung der ersten Jazzbands hängt eng zusammen mit der Entstehung des Jazz. Das Wort „Jazz“ taucht wohl erstmals 1913 auf, als ein Spiel des Baseballteams der San Francisco Seals von einem Zeitungsreporter kritisiert wurde. „Jazz“ wurde synonym für schwungvoll oder enthusiastisch verwendet: „The poor old Seals have lost their ‚jazz‘ and don’t know where to find it“ (Die bemitleidenswerten Seals haben ihren ‘Jazz’ verloren und können ihn nicht wiederfinden).[10] Wenige Tage später reflektierte ein Redakteur derselben Zeitung die Attribute des Jazz: „Dieses bemerkenswerte… Wort …bedeutet so etwas wie Leben, Kraft, Energie, Aufbrausen des Geistes, Spaß, Schwung, Anziehungskraft, Elan, Männlichkeit, Mut, Glück. Oh, worum geht’s ? - JAZZ.“[11] Der erste musikalische Nachweis für das Wort Jazz findet sich in der Chicago Daily Tribune vom 11. Juli 1915 im Zusammenhang mit einem synkopierten Rag von Art Hickman.[12] Der Begriff wurde sodann vom Baseball 1915 in die Musik übertragen. Für die Ausgabe der Chicago Daily Tribune war am 11. Juli 1915 Blues und Jazz dasselbe: „Bues Is Jazz and Jazz Is Blues“ stellte sie prägnant fest. Da Jazz nicht Solomusik war, sondern von mehreren Instrumentalisten gespielt wurde, musste für diese Gruppierung ein Begriff gefunden werden. Während für drei Mitglieder das Trio benutzt wurde und für vier Mitglieder der Begriff Quartett populär blieb, bildeten mehr als vier Mitglieder eine Band.
Die Brown’s Dixieland Jass Band war offensichtlich 1916 die erste Gruppe, die das Wort Jazz im Namen trug.[13] Auch die Stein’s Dixieland Jass Band tauchte erstmals 1916 als organisierte Jazzband in Chicago auf. Ein Variety-Artikel befasste sich im November 1916 mit dieser Stilrichtung und kam zu dem Schluss, dass „Negerbands die ursprünglichen Jazzbands waren.“ Schließlich machte die Original Dixieland Jass Band am 26. Februar 1917 ihre erste Platte, allgemein auch als erste Jazzaufnahme überhaupt tituliert.[14] Die erste berühmt gewordene Formation mit der Bezeichnung „band“ im Namen war diese Original Dixieland Jass Band. Doch blieb es lange Zeit dabei, dass sich Jazzbands als „Orchestra“ bezeichneten, selbst wenn sie die instrumentalen Voraussetzungen nicht erfüllten. Vorangestellt wurde dabei der Name des Dirigenten oder Initiators mit dem Nachsatz „& His Orchestra“. Andererseits tragen heute viele Rockgruppen die Bezeichnung „Band“ in ihrem Namen wie Bob Dylan & The Band, Bruce Springsteen & E-Street Band oder Jule Neigel Band.
Arten
Bands können je nach dem ganz oder überwiegend gespielten Musikstil unterschieden werden. Der gespielte Musikstil kann sich auch auf die instrumentale Besetzung auswirken. Umstritten ist (nicht nur im Jazz), wie viele Personen beteiligt sein müssen, um von einer Band sprechen zu können. Viele Jazzbands haben sich nicht als „Band“ bezeichnet, wenn sie lediglich als „Trio“, „Quartett“, oder sogar „Quintett“, „Sextett“ oder „Septett“ auftraten. In der Soziologie spricht man von einer Gruppe, wenn sie sich mindestens aus drei Personen zusammensetzt.[15]
- Im Jazz ist allgemein von der Jazzband die Rede, speziell gibt es hier die Big Bands, Jazz-Combos oder Small Bands. Big Bands sind eine großorchestrale Form im Jazz.[16] Sie lassen sich unterteilen in die Melodiegruppe (Bläser, Holzblasinstrumente) und Rhythmusgruppe (Piano, Gitarren, Bass und Schlagzeug) und setzen sich aus jeweils 3-4 Trompeten und Posaunen, 4-5 Saxophonen und der Rhythmussektion zusammen.[17] Diese können bis in die Entstehungsgeschichte des Jazz zurückverfolgt werden, als die von der Personenzahl vergleichbaren Brass Bands auftraten. Eine der berühmten frühen Big Band Jazz-Bands war die The Excelsior Brass Band ab 1880.[18] Small Bands waren etwa Louis Armstrongs Hot Five oder Hot Seven;[19] fünf oder sieben Bandmitglieder waren kleine Gruppen im Jazz, wären jedoch in der Pop- oder Rockmusik bereits große Bands.
- Popbands (oder Popgruppen) sind Interpreten, die Popmusik spielen. Dabei ist der Begriff der Popgruppe in der Musikwissenschaft ebenso umstritten und unscharf wie der Inhalt des Begriffs Popularmusik.[20] Das gilt entsprechend auch für die Popband, die sich aus 4 bis 7 Mitgliedern rekrutiert.
- Beatband (oder Beatgruppe) war ab etwa 1960 die Bezeichnung für zunächst in Großbritannien gegründete Gruppen, die Beatmusik spielten und vom amerikanischen Rock & Roll und Blues beeinflusst waren. Ihre Vorläufer waren britische Skifflebands. Noch im März 1964 wurden in Deutschland Beatbands als rein britisches Phänomen gesehen.[21] Die klassische Beatband setzte sich aus der Leadgitarre (manchmal Keyboards) und der Rhythmussektion (Rhythmusgitarre, Bassgitarre und Schlagzeug) zusammen.
- Rockbands sind Gruppen, die Rockmusik spielen, unterteilbar in verschiedene Unterarten wie Soulband, Punkband oder Synthie-Popband.
- Countrybands spielen Country- und Westernmusik und besitzen in ihrer klassischen Form einige den sonstigen Bands fremde Musikinstrumente wie Pedal-Steel-Gitarre, Dobro und akustische Gitarren.
- Dance- oder Tanzbands spielen zum Tanzen geeignete Tanzmusik.
- Showbands sind meist halbprofessionelle oder professionelle Musikgruppen, die auf Stadtfesten oder Galaveranstaltungen auftreten und lediglich lokale Bedeutung erreichen.
- Zuweilen bezeichnen sich Solisten als „Ein-Mann-Band“, wenn sie mehrere Instrumente simultan spielen.
- Militärbands spielen überwiegend Marschmusik und Militärmusik.
- Die Steelband spielt hauptsächlich auf Steel Pans.
- nach dem Musikinhalt gibt es die Coverband, die ausschließlich Coverversionen nicht mehr aktueller Musikstücke präsentiert.
Je nach dem Grad der Professionalität unterscheidet man Profi- (hauptberufliche Musiker), Semiprofi- (nebenberufliche Musiker) und Amateur-Bands (Hobby-Musiker, die Musik als Hobby spielen).
Bandleader
Der Bandleader ist das die Band gründende, führende, sie organisierende, dirigierende oder musikalisch bestimmende Mitglied einer Band. Häufig benennt sich die Band nach ihm. Bandleader sind meist Arbeitgeber ihrer Band und schließen mit Veranstaltern oder Fernseh-/Radiostationen für die Auftritte Werkverträge ab.[22] Berühmte Bandleader waren Benny Goodman, Duke Ellington, Glenn Miller oder Jimmy Dorsey (USA), Ken Colyer, Jack Hylton oder Chris Barber (Großbritannien) oder Bert Kaempfert, James Last, Kurt Edelhagen oder Max Greger (Deutschland).
Rechtsfragen
Im deutschen Recht wird nicht von Band, sondern von „Musikgruppe“ gesprochen. Sie ist meist als eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) zu qualifizieren, auch wenn es einen nach § 705 BGB erforderlichen Gesellschaftsvertrag in Schriftform nicht gibt. Zur Gründung der GbR genügt es bereits, wenn die Band wirtschaftlich erfolgreich sein will. Der Bandname kann gegen eine widerrechtliche Nutzung geschützt werden. Das örtlich zuständige Patentamt schützt den „Bandnamen“ als eingetragene Marke (Dienstleistungsklasse 41).[23] Eine Eintragung der Marke im Markenregister bewirkt, dass die Band ein Monopolrecht an ihrem Namen genießt. Einerseits darf die Band als einzige den Namen verwenden, andererseits kann sie rechtlich gegen andere vorgehen, welche den gleichen Namen für Produkte oder Dienstleistungen der gleichen Klassen benutzen. Das Recht am Namen (§ 12 BGB) und an der geschäftlichen Bezeichnung (§ 5 MarkenG) und der hiermit verbundene wirtschaftliche Wert („Good will“) gehört nach § 718 BGB zum Gesellschaftsvermögen der Band als GbR. Dieses Recht am Namen steht allen Bandmitgliedern zur gesamten Hand zu, der Einzelne kann also nicht alleine hierüber verfügen (§ 719 Abs. 1 BGB). Jedes einzelne Bandmitglied kann – auch gegen den Willen der übrigen Mitglieder – die Musikgruppe durch einseitige Kündigung beenden.[24] Bei der Wahl des Gruppennamens ist darauf zu achten, dass dieser keine Schutzrechte Dritter verletzt und selbst hinreichende Kennzeichnungskraft besitzt, um seinerseits schutzfähig zu sein. Es besteht sowohl ein Verwechslungsschutz (§ 15 Abs. 2 MarkenG) als auch ein Bekanntheitsschutz nach § 15 Abs. 3 MarkenG.
Die vorübergehende Auflösung einer Musikgruppe führt nach Auffassung des OLG Hamburg[25] nicht dazu, dass deren Rechte an dem von der Musikgruppe verwendeten Namen erlöschen. Es komme für kommerzielle Verwertungsmöglichkeiten an den Werken der Gruppe nicht darauf an, ob diese Musikgruppe noch weiter in ihrer Formation fortbestehe und ggf. neue Werke herausbringe. Bei der Beurteilung der Frage, wann ein Kennzeichenschutz erlösche, habe man darauf abzustellen, ob die geschäftliche Bezeichnung noch in einer Art und Weise verwendet werde, die der Verkehr als Hinweis auf ein bestimmtes Unternehmen ansehe oder nicht.[26] Das OLG ging im Urteil nicht davon aus, dass der Antragsgegner des Verfahrens ernsthaft die Auffassung vertreten wolle, dass die Gruppenbezeichnung „The Beatles“ mit der Trennung der Gruppe im September 1969 gemeinfrei geworden sei, obwohl die Bandmitglieder bis heute unter ihrem Gruppennamen „Beatles“ erfolgreich ihre Produkte vermarkten würden.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Richard K. Hansen, The American Wind Band, 2005, S. 150
- ↑ Online Etymology Dictionary, Stichwort Band (n.2)
- ↑ History of Military Music
- ↑ Richard K. Hansen, a.a.O., S. 16
- ↑ Wieland Ziegenrücker/Peter Wicke, Sachlexikon Popularmusik, 1987, S. 33
- ↑ Richard K. Hansen, a.a.O., S. 14
- ↑ William Carter White, A History of Military Music in America, 1944, S. 14
- ↑ Dirk Sutro, Jazz for Dummies, 2011, S. 73
- ↑ Daniel Hardy, Exploring Early Jazz, 2002, S. 199 ff.
- ↑ E.T. „Scoop“ Gleason, San Francisco Bulletin vom 29. März 1913
- ↑ Ernest J. Hopkins, San Francisco Bulletin vom 5. April 1913
- ↑ Paul Dickson, The Dickson Baseball Dictionary, 3rd. Edition, 2011, S. 466 f.
- ↑ Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.), Terminologie der Musik im 20. Jhdt., 1995, S. 216
- ↑ [James Lincoln Collier, Jazz: The American Theme Song, 1995, S. 168]
- ↑ Heinz-Günter Vester, Kompendium der Soziologie I: Grundbegriffe, 2008, S. 81
- ↑ Jürgen Wölfer, Lexikon des Jazz, 1993, S. 56
- ↑ Henry Martin/Keith Waters, Jazz: The First 100 Years, 2010, S. 118
- ↑ John W. Blassingame, Black New Orleans 1860-1880, 2008, S. 140
- ↑ Emmett George Price, Encyclopedia of African and American Music, Band 3, 2011, S. 438
- ↑ Peter Wicke, '‘Populäre Musik als theoretisches Konzept PopScriptum 1/92 - Begriffe und Konzepte, 6 - 42
- ↑ Thorsten Knublauch, Die Bravo-Beatles-Blitztournee, 2005, S. 18
- ↑ Der Spiegel 15/1972 vom 3. April 1972, Twist bis 65, S. 162
- ↑ Eintragung von Marken, Klassifikation von Nizza, Januar 2013
- ↑ Hans-Jürgen Homann, Praxishandbuch Musikrecht, 2007, S. 200 ff.
- ↑ OLG Hamburg, Beschluss vom 20. April 2009, Az: 5 W 39/09
- ↑ BGH WRP 2005, S. 1164, 1166 – seicom