Jenissei

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Jenissei
im Oberlauf: Ulug-Chem
Blick von der Eisenbahnbrücke in Krasnojarsk westsüdwestwärts
auf den Jenissei mit Flussinsel Sosnowy im Hintergrund

Blick von der Eisenbahnbrücke in Krasnojarsk westsüdwestwärts
auf den Jenissei mit Flussinsel Sosnowy im Hintergrund

Daten
Gewässerkennzahl RU17010300112116100000014
Lage Südsibirische Gebirge, Westsibirisches Tiefland, Nordsibirisches Tiefland;
Tuwa, Chakassien, Region Krasnojarsk (Russland)
Flusssystem Jenissei
Zusammenfluss von Großem und Kleinem Jenissei zwischen Westsajan und Tannu-ola-Gebirge in Tuwa (Russland)
51° 43′ 41″ N, 94° 27′ 11″ O
Quellhöhe 619 m ü. Ostsee
Mündung weit nördlich von Ust-Port, am Kap Sopotschnaja Karga, in den Jenisseigolf der Karasee (Nordpolarmeer)Koordinaten: 71° 49′ 47″ N, 82° 42′ 58″ O
71° 49′ 47″ N, 82° 42′ 58″ O
Mündungshöhe 0 m ü. Ostsee
Höhenunterschied 619 m
Sohlgefälle ca. 0,18 ‰
Länge ca. 3487 km[1] 
(ab Vereinigung beider Quellflüsse)
ca. 4092 km
(ab Quelle des Großen Jenissei)
Einzugsgebiet ca. 2.580.000 km²[1][2]
Abfluss am Pegel Igarka[3]
AEo: 2.440.000 km²
Lage: 697 km oberhalb der Mündung
NNQ (3120)
MQ 1936/1999
Mq 1936/1999
1954 m³/s
18.395,06 m³/s
7,5 l/(s km²)
Linke Nebenflüsse Abakan, Kas, Sym, Jelogui, Turuchan, Große Cheta
(diese und weitere siehe unten)
Rechte Nebenflüsse Mana, Kan, Angara, Großer Pit, Steinige Tunguska, Bachta, Untere Tunguska, Kureika
(diese und weitere siehe unten)
Durchflossene Stauseen Sajano-Schuschensker Stausee,
Maina-Stausee,
Krasnojarsker Stausee
Großstädte Kysyl, Tschernogorsk, Sajanogorsk, Abakan, Krasnojarsk
Mittelstädte Minussinsk, Diwnogorsk, Sosnowoborsk, Schelesnogorsk, Lessosibirsk, Jenisseisk, Dudinka
Kleinstädte Schuschenskoje
Häfen Krasnojarsk, Igarka, Dudinka
Schiffbarkeit bis Abakan durch Schiffshebewerk bei Diwnogorsk
Jenissei-Einzugsgebiet mit Baikalsee (rechts unten) und Irkutsk (beide an der Angara) sowie Krasnojarsk, Turuchansk, Dudinka und dem am Nordende des Jenisseigolfs (Karasee) gelegenen Dikson

Jenissei-Einzugsgebiet mit Baikalsee (rechts unten) und Irkutsk (beide an der Angara) sowie Krasnojarsk, Turuchansk, Dudinka und dem am Nordende des Jenisseigolfs (Karasee) gelegenen Dikson

Vereinigung von Großem (links) und Kleinem Jenissei zum Jenissei
Jenissei am Pier von Diwnogorsk
Brücke der Transsibirischen Eisenbahn in Krasnojarsk
Für Hochseeschiffe schiffbarer Seitenarm des Jenissei bei Igarka
Tundra bei Dudinka am Jenissei
Teil des sich nördlich der Brechowski-Inseln (Bildmitte) seeartig aufweitenden Jenissei-Unterlaufs mit am oberen Bildrand gelegenen Südostteil des Jenisseigolfs
Sibirien u. a. mit von rechts unten heran fließendem Jenissei und Mündung in den Jenisseigolf der Karasee (Nordpolarmeer)
Jenissei-Einzugsgebiet mit einigen Nebenflüssen und Wasserkraftwerken: Bestehende Anlagen sind durch gefüllte Quadrate markiert, geplante durch ungefüllte

Der Jenissei (auch Jenissej, russisch Енисей) ist ein 3487 km[1] langer Strom in Sibirien, dem asiatischen Teil Russlands, der zusammen mit seinem rechten Quellfluss Großer Jenissei 4092 km lang ist.

Der Fluss ist der fünftlängste der Erde und hinter dem Jangtsekiang der zweitlängste Asiens. Er bildet eine wichtige Schifffahrtsstraße, die Sibirien von der mongolischen Grenze im Süden bis zur Karasee des Polarmeers im Norden durchquert. Weil er das Land ungefähr in der Mitte entlang des 90. Längengrads durchfließt, wird er auch als „sibirischer Meridian“ bezeichnet.

Der Jenissei entsteht etwa im Zentrum der russischen Republik Tuwa, im, zwischen den Südsibirischen Gebirgen Westsajan (bis 3121 m) im Nordwesten und Norden, Ostsajan (bis 3492 m) im Nordosten und Tannu-ola (bis 2895 m) im Süden und Südwesten gelegenen, Tuwinischen Becken durch den am Nordrand der Stadt Kysyl gelegenen Zusammenfluss von Großem Jenissei (s. n.) und Kleinem Jenissei (s. n.), auf etwa 619 m[4] Höhe. In Kysyl befindet sich am südlichen Flussufer ein Obelisk, der laut Inschrift das „Centre of Asia“ markiert. Von der Stadt ist die Nordgrenze der Mongolei in Richtung Süden minimal rund 135 km entfernt.

Übersicht: Quellflüsse

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Der rechtsseitige Quellfluss Großer Jenissei (russ. Большо́й Енисе́й, Bolschoi Jenissei; 605 km lang), der in der russischen Republik Tuwa nahe der östlich befindlichen Nordgrenze zur Mongolei rund 600 km westlich vom Südende des Baikalsees im Ostsajan dem Kara-Balyk-See (1591 m) entfließt, verläuft hauptsächlich westwärts und letztlich südwärts nach Kysyl.

Der linksseitige Quellfluss Kleiner Jenissei (russ. Ма́лый Енисе́й, Maly Jenissei; tuwinisch Bii- (Бии-Хем) und Kao-Chem (Каа-Хем); 563 km lang), der sich in den dem Dood-See (1538 m) in der Nordmongolei entfließenden Hauptquellarm Kysyl-Chem (Кызыл-Хем), im mongolischen Oberlauf unter anderem Schischchid gol (mong. Шишхид гол) genannt, und den kürzeren, in der russischen Republik Tuwa nahe der mongolischen Grenze im Tannu-ola-Gebirge auf rund 2500 m Höhe entspringenden Balyktyg-Chem (Балыктыг-Хем) aufspaltet, fließt nach der Vereinigung beider Quellarme westnordwestwärts nach Kysyl.

Von der bei Kysyl gelegenen Vereinigung seiner Quellflüsse – Großer und Kleiner Jenissei – heißt der Fluss Oberer Jenissei (russ. Верхний Енисей, tuwinisch Ulug-Chem). Etwas unterhalb davon fließt er – das Tuwinische Becken westwärts verlassend – bei Schagonar in den Südteil des im Westsajan gelegenen, etwa 320 km langen und 621 km² großen Sajano-Schuschensker Stausees (540 m)[5] ein, um – ab der Mündung des in den Stausee fließenden Chemtschik nur noch Jenissei genannt – im Stausee die Grenze von Tuwa zur Region Krasnojarsk zu kreuzen. Weiter nördlich, kurz vor der 242 m hohen Staumauer, die bei Tscherjomuschki steht, fließt der Jenissei im Rahmen des in einem engen Durchbruchstal liegenden Stausees entlang der Grenze der Region Krasnojarsk zu Chakassien. Unmittelbar westlich vom Südteil des Stausees liegt das Sajano-Schuschensker Naturreservat (1976 gegründet; 3903,68 km²). Unterhalb des Sajano-Schuschensker Stausees verläuft der Jenissei durch den 11,5 km² großen Maina-Stausee (324 m), dessen Staumauer südlich von Maina steht. Direkt östlich beider Stauseen liegt der bis zum weiter flussabwärts gelegenen Schuschenskoje reichende Nationalpark Schuschenski bor (1995 gegründet; 391,7 km²).

Unterhalb der Ortschaft Maina fließt der Jenissei durch das östlich des Kusnezker Alataus (max. 2211 m) gelegene und landwirtschaftlich genutzte Minussinsker Becken, in dem am Fluss unter anderem Sajanogorsk und, etwas weiter nördlich, Minussinsk, Abakan und Tschernogorsk liegen. Bei der Stadt Abakan münden der Jenissei und parallel dazu der Abakan in den Südteil des rund 388 km langen und 2130 km² großen Krasnojarsker Stausees (243 m) ein, dessen Südteil entlang des Flusslaufs auch auf der Grenze von Chakassien zur Region Krasnojarsk liegt und dessen 124 m hohe Staumauer bei Diwnogorsk steht. Vom Minussinsker Becken an ist der Strom schiffbar; möglich wird dies durch ein großes Schiffshebewerk, durch das Binnenschiffe den Höhenunterschied an der Staumauer des Krasnojarsker Stausees überwinden können. In einem Durchbruchstal fließt der Jenissei im Rahmen dieses Stausees, in den unter anderem auch die Tuba mündet, etwa in nördlicher Richtung durch den Nordwestteil des Ostsajangebirges. Im Mittelteil des Stausees erreicht der Fluss endgültig die Region Krasnojarsk. Unterhalb von Staumauer und Diwnogorsk mündet bei Ust-Mana die Mana (142 m) ein. Einiges weiter östlich liegt als größte Ortschaft am Fluss die Großstadt Krasnojarsk (138 m). Dort kreuzt eine Brücke der Transsibirischen Eisenbahn.

Ab Krasnojarsk, wo sich das Flusstal zu einer landwirtschaftlich genutzten Niederung aufweitet, ändert sich das Landschaftsbild: Während der Jenissei dort den Ostsajan verlässt, befindet sich fortan östlich das Mittelsibirische Bergland und westlich das große Westsibirische Tiefland, das zwischen zuletzt erwähntem Bergland und dem weit westlich gelegenen Ural liegt und neben dem Jenissei insbesondere vom viel weiter westlich befindlichem Ob durchflossen wird. Fortan verläuft der Fluss im äußersten Osten des Westsibirischen Tieflands in ausgedehnten Nadelwäldern nordwärts.

Nordöstlich von Krasnojarsk mündet beim Dorf Ust-Kan der Kan (113 m) in den Jenissei. Einiges weiter nördlich fließt bei Strelka die von Osten kommende 1779 km lange Angara (76 m) ein, die ihm nach dem Durchfließen des Mittelteils der Jenisseiberge (max. 1104 m) zufließt. Etwas unterhalb davon passiert der nun nordwestwärts fließende Jenissei Lessosibirsk (72 m) und Jenisseisk (69 m), wonach erst der Kem (68 m), bei Ust-Pit der Große Pit (61 m), bei Nischneschadrino der Kas (48 m) und unterhalb Jartschewo der Sym (43 m) einmünden.

Dann mündet bei Bor die aus dem Mittelsibirischen Bergland kommende, das Nordende der Jenisseiberge passierende und 1865 km lange Steinige Tunguska (27 m) ein; dort bildet der Jenissei eine sehr ausgedehnte Flussschleife. Weiter nordwestlich fließt dem Jenissei unterhalb von Werchneimbatsk der Jelogui (16,5 m) zu, wonach er ab Kangotowo in Richtung Nordnordosten schwenkt. Einiges weiter flussabwärts fließt in den Jenissei, der nun die ausgedehnte nordsibirische Tundra durchfließt, bei Suchaja Tunguska die Trockene Tunguska (7,5 m) ein.

Am Beginn seines Unterlaufs, in dem der nach wie vor im Osten des Westsibirischen Tieflands fließende Jenissei überwiegend nordnordwestwärts verläuft und sich etwas vom Mittelsibirischen Bergland entfernt, mündet direkt oberhalb von Turuchansk die aus dem Mittelsibirischen Bergland kommende und 2989 km lange Untere Tunguska (5,5 m) in den Jenissei und kurz darauf fließt der Turuchan (5 m) ein.

Etwas nach Einmündung der von Nordosten aus dem Putoranagebirge kommenden Kureika (3 m) bei der Siedlung Kureika überquert der Jenissei den nördlichen Polarkreis. Kurz darauf bildet er bei Jermakowo (2 m) eine ausgedehnte Flussschleife. Dort führt die im Bereich dieses ehemaligen Bahndepots fertiggestellte, aber aufgegebene Trasse der niemals durchgängig vollendeten Polarkreiseisenbahn, die in Teilabschnitten von 1947 bis 1953 errichtet wurde, von Südwesten kommend an den Fluss heran. Die Bahnstrecke hätte dort den Fluss auf einer nach Jenisseiskaja führenden Brücke kreuzen sollen, um dann östlich davon in Richtung Norden zum auch am Jenissei gelegenen Igarka (1 m) zu verlaufen, doch das Bauprojekt wurde in dieser Region aufgegeben. Etwas nördlich von Igarka mündet von Osten die aus dem nahe dem Putoranagebirge gelegenen Chantaikastausee kommende Chantaika ein.

Viel weiter nördlich erreicht der nun etwas westlich des Lontokoiski-Kamen-Gebirges verlaufende Jenissei Dudinka, dessen Hafen zur Verschiffung von Bodenschätzen aus Norilsk von Bedeutung ist. Kurz darauf schwenkt der Fluss für einige Kilometer nach Westen, um oberhalb von Ust-Port die Große Cheta (0 m) aufzunehmen. In dieser Region trennt der Fluss das Westsibirische Tiefland vom östlich befindlichen Nordsibirischen Tiefland.

Etwas weiter nordwestlich, ungefähr ab Karaul, bildet der Jenissei viele nordwärts strebende und teils mehrere Kilometer breite Flussarme, die sich teils wieder vereinen und die Brechowski-Inseln bilden. Nach endgültigem Zusammenfluss aller Arme weitet sich der Fluss im Rahmen der westlich befindlichen Brechowski-Untiefe seeartig auf; im Süden dieser Aufweitung sind die westlichen Ufer maximal etwa 40 km von den östlichen Ufern entfernt.

Nochmals weiter nördlich mündet der zuletzt westwärts fließende Jenissei in den 225 km langen und bis 150 km breiten Jenisseigolf (Jenisseiski Zaliw), der zur Karasee gehört, die wiederum Teil des Nordpolarmeers ist. Der Meeresgolf weist – hervorgerufen durch den einströmenden Jenissei – eine starke nördliche Strömung auf.

Die Länge des Jenisseis kann zum Beispiel auf diese Weisen gemessen werden:

  • 3487 km = Jenissei ohne den 605 km langen Großen Jenissei (längster Quellfluss)
  • 4092 km = Jenissei mit Großem Jenissei
  • ca. 5497 km = IderSelengaAngara–Jenissei (unterhalb der Angara-Mündung) = Gesamtlänge der drei zuerst genannten Flüsse (ca. 452 + 1024 + 1779 km), Länge des Jenissei flussabwärts ab der Einmündung der Angara (ca. 2137 km) und die im Baikalsee befindliche Fließstrecke zwischen dem Selenga-Einfluss in den See und Angara-Ausfluss aus dem See – direkter Weg (etwa Luftlinie) ist rund 105 km; somit ist dieser Flusslauf das längste Fließgewässer Russlands.

Einzugsgebiet, Jahresabfluss und Eisgang

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Das Einzugsgebiet des Jenissei ist rund 2.580.000 km²[1] (mehr als das 7,2fache der Fläche Deutschlands); oberhalb von Igarka sind es noch 2.440.000 km².[6] Der mittlere Jahresabfluss beträgt etwa 19.600 m³/s, bei Igarka im Januar 1995 lag er bei 7960 m³/s und im Juni 1995 waren es 62.613 m³/s. Der Jenissei gilt als der wasserreichste Fluss Sibiriens. Ab November bildet sich Eis auf dem Jenissei, das nach und nach zu Eisschollen verhärtet, die den Fluss schließlich ganz zufrieren lassen. Dies dauert in der Regel bis Mai, wenn es zu tauen beginnt. Das daraus resultierende Hochwasser, das dem Jenissei auch von seinen Nebenflüssen zufließt, lässt ihn im Ober- und Mittellauf um bis zu zehn Meter, im Unterlauf bis zu 20 m ansteigen.

Quell- und Nebenflüsse

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Fließgewässer mit Nennung von orographischer Zuordnung (l = linksseitig; r = rechtsseitig), Länge in Kilometern (km), ungefährer Einflussrichtung, Mündungslage und Jenisseiflusskilometer oberhalb der Mündung in die Karasee:[1]

Der Jenissei hat zwei Quellflüsse:

In den Jenissei münden unter anderem diese Nebenflüsse (solche mit mehr als 1000 km Länge sind fettgedruckt; flussabwärts betrachtet):

Zu den Ortschaften am Jenissei gehören unter anderem (in Reihenfolge vom Ursprung zur Mündung):

Felsbilder der eisenzeitlichen Tagar-Kultur (Mittlerer Jenissei; ca. 900 bis 300 v. Chr.) mit Darstellung einer Siedlung

Am Oberlauf des Jenissei sind wenigstens zwei[7] Fundstellen aus dem Mittelpaläolithikum (vor 300.000 bis 40.000 Jahren) bekannt, an denen Knochen des Wollhaarmammuts mit menschlichen Hinterlassenschaften assoziiert sind.

Während der Weichsel-Kaltzeit, vor etwa 90.000 Jahren, versperrte der Barents-Kara-Eisschild unter anderem den Einfluss von Jenissei und Ob in die Karasee. Im Westsibirischen Tiefland entstand dabei vermutlich ein riesiger See, der in den Aralsee oder in das Kaspische Meer entwässerte.

In der Steinzeit reichte der Siedlungsraum der Glaskowo-Kultur (ca. 3200–2400 v. Chr.) vom Südostteil Russlands und aus der nördlichen Mongolei bis an den Oberlauf des Jenisseis. In der Bronzezeit reichte jener der Andronowo-Kultur (ca. 2300 bis 1000 v. Chr.) aus Richtung des Kaspischen Meeres bis zum Minussinsker Becken am Jenissei. In dieses Zeitalter fällt auch die Okunew-Kultur (um 2000 v. Chr.), die am mittleren und oberen Jenissei verbreitet war. Unter anderem in diesem Becken und in Chakassien siedelte auch die Karassuk-Kultur (um 1200 v. Chr.). Während der Eisenzeit lebten die Menschen der nach einer Insel im Jenissei benannte Tagar-Kultur (ca. 900–300 v. Chr.) am Mittellauf des Flusses, insbesondere im Minussinsker Becken.

Während Nomadenvölker seit langer Zeit die Landschaften am Jenissei durchzogen hatten und um etwa 49 v. Chr. erstmals Kirgisen an seinen Oberlauf gelangt waren und dort im 9. und 10. Jahrhundert ein Großreich formiert hatten, erreichten die von Westen kommenden Russen den Fluss erst im Jahr 1607, um 1632 weiter in Richtung Osten zur Lena und 1636 bis zur Küste des Pazifiks vorzudringen. Vor der Ankunft der Russen Anfang des 17. Jahrhunderts hatte ganz Sibirien nur etwa 217.000 Ureinwohner, davon 36.000 Tungusen (Ewenken), 28.500 Jakuten, 16.000 Ugrier, 15.000 Samojeden und 26.000 Nordostpaläoasiaten. Ende des 17. Jahrhunderts gab es bereits mehr Russen als alle Ureinwohner zusammengenommen. Mitte des 19. Jahrhunderts lebten dann schon 4,5 Mio. Russen in Sibirien.

Das Deutsche Reich unter Hitler und das Kaiserreich Japan vereinbarten 1940 für die beabsichtigte Aufteilung der Welt den Verlauf der Grenzen ihrer Einflusssphären in Sibirien entlang des Jenissej nach Norden bis in die Arktische See. Im Zweiten Weltkrieg fand das am weitesten im Osten geführte Gefecht der Wehrmacht am 27. August 1942 bei Dikson statt, als die dortige zentrale sowjetische Funk- und Wetterstation während des Unternehmens Wunderland vom Schweren Kreuzer Admiral Scheer unter Beschuss genommen wurde, um alliierte Geleitzüge auf der Nordostpassage zu stören.

Am Jenissei forschten unter anderem Nansen, Nordenskiöld, Messerschmidt, Pjanda, Potanin, Schischkow, Seebohm, Strahlenberg, Waldburg-Zeil und Wilkizki.

Im Rahmen des 1950 vom Ministerrat der UdSSR verkündeten Dawydow-Plans sollten die Flüsse Jenissei und Ob umgelenkt werden, um die weit entfernten Trockengebiete um den Aralsee und das Kaspische Meer durch Bewässerung landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Mitte der 1970er Jahre gab der Ministerrat konkrete Planungen in Auftrag.[8] Nach Protesten vieler Intellektueller, darunter die Schriftsteller der umweltbewegten „Dorfliteratur“, an der Spitze Walentin Rasputin, wurde das Projekt 1986 während der Perestroika unter Michail Gorbatschow fallengelassen.[9]

Der 1994 entdeckte Asteroid Yenisei wurde nach dem Jenissei benannt.

Wirtschaft und Verkehr

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Jenissei mit Staumauer des Sajano-Schuschensker Stausees bei Tscherjomuschki
Schiffshebewerk an der Staumauer des Krasnojarsker Stausees bei Diwnogorsk

Wirtschaftliche Bedeutung

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Der Jenissei und auch die sibirischen Ströme Ob und Lena, die ebenfalls in das Nordpolarmeer entwässern, sind mehrere Monate im Jahr von Eis bedeckt; ihre Bedeutung für die wirtschaftliche Erschließung Sibiriens ist daher beschränkt. Erst durch den Bau der Transsibirischen Eisenbahn konnten Güter in größerem Umfang transportiert werden.[10]

Stauseen und Kraftwerke

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Die Energiegewinnung durch Wasserkraftwerke am Jenissei ist vor allem wichtig für die (Aluminium-)Industrie um Krasnojarsk.
Die Stauseen am Jenissei sind:

Die Stauseen am Jenissei-Nebenfluss Angara sind:

Der Jenissei hat eine große Bedeutung für die Versorgung der Gebiete nördlich der Transsibirischen Eisenbahn, obwohl der Fluss von etwa November bis Mai zugefroren ist. Die Hochseeschifffahrt ist bis Igarka möglich und die Flussschifffahrt dank des großen Schiffshebewerks an der Staumauer des Krasnojarsker Stausees bei Diwnogorsk flussaufwärts über den Stausee bis Abakan in Chakassien. Die Kasatschinskistromschnellen bzw. Kosaken-Stromschnellen oberhalb des Dorfes Kasatschinskoje wurden stromaufwärts bis etwa 1955 vollständig und werden ab etwa 2006 nur noch vereinzelt per Seilschiff, das große Schiffe an einem Drahtseil flussaufwärts zieht, bewältigt. Zudem werden auf dem Jenissei fahrplanmäßige Passagierfahrten von Krasnojarsk über 2000 km nördlich bis nach Dudinka und auf diesen Passagierschiffen Kreuzfahrten unternommen. Der Fluss war auch bis etwa 2009 zum Flößen von Holz aus der Taiga in das Holzverarbeitungskombinat Lesosibirsk von Bedeutung, während der Holztransport zum Holzkombinat Lesosibirsk heute ausschließlich per Frachtschiff erfolgt.

Eisenbahnstrecken

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Zu den entlang des Jenissei führenden bzw. diesen teils kreuzenden Eisenbahnstrecken gehören:

Zu den entlang des Jenissei führenden bzw. diesen teils kreuzenden Straßen gehören:

Jenissei-Fische (Sibirische Störe, Muksun, Tschir usw.) werden unter anderem bei Igarka gefangen, und in Ust-Port wurde dazu ein großer natürlicher Kühlraum in den Permafrostboden gebaut.

Jenissei auf der Flagge der Republik Tuwa

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Flagge der Republik Tuwa
Flagge der Republik Tuwa

Auf der Flagge der russischen Republik Tuwa stellen die blauen Streifen den bei Kysyl befindlichen Zusammenfluss der Flüsse Großer (tuwinisch Bii-Chem) und Kleiner Jenissei (tuw. Kaa-Chem) zum Oberen Jenissei (tuw. Ulug-Chem) dar, der später, nur noch Jenissei genannt, zum Nordpolarmeer fließt.

  • Georgij I. Kublickij: Der Jenissei: ein sibirischer Fluss. Brockhaus-Verlag, Leipzig, 1952.
  • Hermann Mattes, Kai Pagenkopf: Natur und Mensch am Jenissei. Lienau, Münster 2001, ISBN 3-9801245-9-2.
  • Viktor Nikolaevič Pavlov: Lenin-Gedenkstätten in Sibirien. Planeta-Verlag, Moskau 1988, ISBN 5-85250-076-3.
  • Reiner Brumme: Jenissej im Zweierkajak durch Sibirien, Eigenverlag, Chemnitz 2014, ISBN 978-3-00-046414-0.
  • Der Jenissej. Vater aller Flüsse. Dokumentarfilm, Deutschland, 2004, 43:15 Min., Buch und Regie: Gordan Godec, Produktion: Transdokumentar, WDR, Film-Informationen von ARD.
  • Sibiriens Schicksalsstrom: Der Jenissei. Dokumentarfilm-Reihe in drei Teilen à 43 Min., 1. Vom Paradies in die Hölle, 2. Die Nachfahren der Verbannten, 3. Bis ans Ende der Welt, Deutschland, 2005, Buch und Regie: Dirk Sager, Produktion: ZDF, Erstausstrahlung: 15. Februar 2005, Inhaltsangabe von 3sat und Besprechung (PDF; 401 kB) in der FAZ.
Commons: Jenissei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Jenissei im Staatlichen Gewässerverzeichnis der Russischen Föderation (russisch)
  2. Artikel Jenissei in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie (BSE), 3. Auflage 1969–1978 (russisch)http://vorlage_gse.test/1%3D037454~2a%3D~2b%3DJenissei
  3. Global River Discharge Monitoring: Station Igarka auf grdc.sr.unh.edu
  4. Topographische Karte (1:200.000, Bl. M-46-V, Ausg. 1985), Jenissei-Ursprung (mittig) u. a. aus Zusammenfluss von Großem Jenissei (oben) und Kleinem Jenissei (mittig rechts), von dort nach Westen abfließendem Oberem Jenissei und zudem mit von Süden einmündendem Elegest (links unten) auf map-m46.narod.ru (mit Höhen über Meer)
  5. Dirk Sager: Sibiriens Schicksalsstrom: Der Jenissei. 3sat-Reportage in drei Teilen Archivlink (Memento des Originals vom 7. April 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.3sat.de
  6. Jenissei am Pegel Igarka – hydrographische Daten bei R-ArcticNET
  7. Yaroslav V. Kutzmin: Mammalian Fauna from Palaeolithic sites in the Upper Yenisei River Basin (Southern Siberia): Review of the current zooarchaeological evidence. International Journal of Osteoarchaeology 21, 2011, S. 218–228.
  8. Klaus Gestwa, Ein weites Feld. Forschungen zur Umweltgeschichte der Sowjetunion, in: Osteuropa, 7-9/2020, S. 13.
  9. Sergej Salygin, Offensive oder Defensive?, in: Juri Afanassjew (Hg.): Es gibt keine Alternative zu Perestroika, Glasnost, Demokratie, Sozialismus. Nördlingen 1988, S. 300.
  10. Transsib railway lines (Memento vom 31. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 16. April 2024.