Jan van Aken (Politiker)

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Jan van Aken (2023)

Jan Paul van Aken (* 1. Mai 1961 in Reinbek) ist ein deutscher Politiker (Die Linke). Er arbeitete von 2004 bis 2006 als Biowaffeninspekteur für die UN und war von 2009 bis 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages.

Jan van Aken wuchs in Glinde-Wiesenfeld bei Hamburg auf und war schon früh politisch aktiv. Nach seinem Abitur 1980 an der Sachsenwaldschule in Reinbek campierte er in der Republik Freies Wendland gegen das atomare Endlager in Gorleben. Nach seinem Zivildienst im Hamburger Karolinenviertel begann van Aken, Biologie an der Universität Hamburg zu studieren. Nach Abschluss als Diplom-Biologe (1989) und seiner Promotion (1993) arbeitete er von 1997 bis 1998 bei Greenpeace als Aktivist gegen Gentechnik in der Landwirtschaft.

1999 gründete er mit Kollegen aus den USA und Kolumbien die NGO Sunshine Project[1] zur Ächtung von biologischen Waffen. Diese mobilisierte erfolgreich gegen den geplanten Einsatz von Killerpilzen im Kampf gegen die Drogen.[2] 2003 gründete er die „Forschungsstelle Biowaffen und Rüstungskontrolle“ an der Universität Hamburg. Von 2004 bis 2006 war Jan van Aken Biowaffeninspekteur für die Vereinten Nationen.

Nach seiner Rückkehr nach Hamburg im Anschluss an seine Tätigkeit für die UN trat er der Partei Die Linke bei und wurde zwei Jahre später deren Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl 2009 in Hamburg. Von 2012 bis 2013 war er stellvertretender Vorsitzender der Partei Die Linke und von 2016 bis 2022 Mitglied des 44-köpfigen Bundesvorstandes der Partei Die Linke. 2017 war er Anmelder der größten Demonstration gegen den G20-Gipfel in Hamburg.

Nach seinem freiwilligen Ausscheiden aus dem Bundestag 2017 arbeitete er freiberuflich für verschiedene internationale Organisationen, darunter 2019 ein Jahr für die Weltgesundheitsorganisation. Seit 2022 ist er Referent bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung für internationale Konflikte[3] und lebt derzeit in Tel Aviv, Israel.[4][5]

Er betreibt zusammen mit Linda Peikert einmal im Monat den Podcast dis:arm.[6]

Am 20. August 2024 verkündete van Aken neben Ines Schwerdtner seine Kandidatur für den Bundesparteivorsitz der Linken,[7] nachdem zwei Tage zuvor die Parteivorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan erklärt hatten, auf dem Parteitag im Oktober 2024 nicht erneut zu kandidieren.

Jan van Aken zog nach der Bundestagswahl 2009 über die Hamburger Landesliste seiner Partei in den 17. Deutschen Bundestag ein. Von 2009 bis 2011 war er stellvertretender Vorsitzender der Linksfraktion und seit 2012 deren außenpolitischer Sprecher. Für die Bundestagswahl 2013 war van Aken Direktkandidat der Linken für den Bundestagswahlkreis Hamburg-Altona. Van Aken zog wieder über die Landesliste in den 18. Deutschen Bundestag ein und war zunächst stellvertretendes Mitglied des Hauptausschusses,[8] der aufgrund der langwierigen Koalitionsverhandlungen eingerichtet wurde und bis zur Konstituierung der ständigen Ausschüsse bestand.[9]

In beiden Wahlperioden war van Aken ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages und stellvertretendes Mitglied in dessen Unterausschuss für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung,[10] in der 18. Wahlperiode zusätzlich stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss und ordentliches Mitglied im Gremium nach § 23c Absatz 8 Zollfahndungsdienstgesetz.[11]

Im Juni 2016 kündigte van Aken an, bei der Bundestagswahl 2017 nicht mehr anzutreten, weil er für eine generelle Mandatszeitbegrenzung von Abgeordneten eintritt.[12]

Verurteilung wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten

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Am 29. November 2012 hob der Deutsche Bundestag aufgrund einer Vorlage des Immunitätsausschusses die Immunität van Akens und dreier weiterer Abgeordneten der Linken auf. Sie hatten sich 2010 beim Castor-Transport in Niedersachsen an einem Aufruf zum Schottern – also zum strafbaren Entfernen von Steinen unter Bahngleisen – beteiligt. Im April 2013 wurde er deshalb vom Amtsgericht Lüneburg wie auch Sevim Dağdelen, Inge Höger und Christel Wegner wegen einer Öffentlichen Aufforderung zu Straftaten zu einer Geldstrafe von 15 Tagessätzen zu je 150 Euro verurteilt.[13][14][15]

Van Aken ist Vater von drei Kindern.[16]

Schriften (Auswahl)

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  • Entwicklung und Erprobung von Fixierungsverfahren für Experimente an Pflanzen unter Mikrogravitation. Dissertation. Universität Hamburg, 1993, DNB 940943395.
  • Made in Hamburg – tödlich weltweit: Rüstungsindustrie in Hamburg. Selbstverlag, Hamburg 2011 (uni-hamburg.de [PDF; 819 kB]).
  • «Kein Panzer geht in Kriegsgebiete»: Irrtümer und Mythen über Waffenexporte – und warum wir ihr Verbot brauchen (= Luxemburg-Argumente. Band 16). Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin 2018 (rosalux.de [PDF; 10,2 MB]).
  • Jan van Aken: Die Kunst der Kampagne. In: Rosa-Luxemburg-Stiftung (Hrsg.): Luxemburg. Nr. 1/2021. Selbstverlag, Berlin 2021 (zeitschrift-luxemburg.de).
  • Jan van Aken: Droht ein neues Wettrüsten? In: Rosa-Luxemburg-Stiftung (Hrsg.): Portal International. April 2024. Selbstverlag, Berlin 2024 (rosalux.de [PDF]).
  • Jan van Aken: Linke am Tiefpunkt: Fünf Punkte, um zu linker Politik zurückzufinden. In: Der Freitag (Hrsg.): Der Freitag. April 2024. Selbstverlag, Berlin 10. Juni 2024 (freitag.de).
  • Worte statt Waffen erscheint 29. August 2024.
  • Aljoscha Kertesz: Jan van Aken MdB (Die Linke). In: Bundestag adieu! 2017: Interviews – Fakten – Statements. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2017, ISBN 3-96008-994-5, S. 11–36.
  • Jan van Aken In: Internationales Biographisches Archiv – Personen aktuell 02/2018 vom 9. Januar 2018, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar).
Commons: Jan van Aken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. the sunshine project (Internet-Archiv). (letzte Aktualisierung der damaligen Homepage: 2. April 2010).
  2. Agent Green – Mit Biowaffen gegen Drogenpflanzen. In: Lateinamerika Nachrichten. Abgerufen am 19. August 2024 (deutsch).
  3. Droht ein neues Wettrüsten? - Rosa-Luxemburg-Stiftung. In: rosalux.de. 22. April 2024, abgerufen am 22. August 2024.
  4. Jens Meyer-Wellmann: „Rassistisch, rechts“: Bald-Linken-Chef Aken keilt gegen BSW. 25. August 2024, abgerufen am 27. August 2024.
  5. Anna Sauerbrey, Mark Schieritz: Nahostkonflikt: Soll Deutschland Palästina anerkennen? In: Die Zeit. 27. Mai 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 27. August 2024]).
  6. dis:arm – Friedensgespräche der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Linda Peikert und Jan van Aken. Rosa-Luxemburg-Stiftung, abgerufen am 19. August 2024 (deutsch).
  7. Linke: Jan van Aken und Ines Schwerdtner wollen Parteiführung übernehmen. In: Spiegel Online. 20. August 2024, abgerufen am 20. August 2024.
  8. Deutscher Bundestag: Jan van Aken, LINKE. Abgeordnete 18. WP (2013-2017). In: Webarchiv des Deutschen Bundestages. Deutscher Bundestag, abgerufen am 6. Oktober 2017.
  9. Deutscher Bundestag: Hauptausschuss. Ausschüsse 18. WP. In: Webarchiv des Deutschen Bundestages. Deutscher Bundestag, abgerufen am 6. Oktober 2017.
  10. Deutscher Bundestag: Jan van Aken, LINKE. Abgeordnete 17. WP (2009-2013). In: Webarchiv des Deutschen Bundestages. Deutscher Bundestag, abgerufen am 6. Oktober 2017.
  11. Deutscher Bundestag: Gremium nach § 23c Absatz 8 des Zollfahndungsdienstgesetzes (ZFdG). Ausschüsse der 18. WP. In: bundestag.de. Deutscher Bundestag, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. September 2017; abgerufen am 7. Oktober 2017.
  12. Jan van Aken: "Einige hassen mich richtig". (HTTPS) In: Die Welt. WeltN24 GmbH, 21. Juni 2016, abgerufen am 25. Juni 2016.
  13. Anti-Atom-Protest: Linken-Politikerinnen wegen Aufruf zum „Schottern“ verurteilt. In: spiegel.de. SPIEGEL ONLINE GmbH, 23. April 2013, abgerufen am 7. Oktober 2017.
  14. Lüneburger Gericht verurteilt Bundestagsmitglied Jan van Aken. In: abendblatt.de. Hamburger Abendblatt der Zeitungsgruppe Hamburg GmbH, 10. April 2013, abgerufen am 10. April 2013.
  15. Verurteilt wegen „Schotter“-Aufrufs. In: taz.de. taz Verlags u. Vertriebs GmbH, 10. April 2013, abgerufen am 10. April 2013.
  16. Jan van Aken im Munzinger-Archiv, abgerufen am 18. März 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)