Stromlinien-Moderne
Mit Stromlinien-Moderne (teilweise auch Stromlinienform oder Streamline-Moderne genannt) wird eine Art der Formgebung in Architektur und Design, v. a. von Autos, Bussen und Lokomotiven, bezeichnet.[1][2] Ursprünglich ging es bei der Stromliniengestaltung um die Verringerung des Strömungswiderstands. Die dabei entwickelten Gestaltungselemente wurden dann aus ästhetischen Gründen auch in der Architektur und der Produktgestaltung übernommen, bei denen der Luftwiderstand keine Rolle spielt.
Die Stromlinien-Moderne wurde häufig mit dem Art-déco-Stil kombiniert. In Italien wurden Elemente der Stromlinien-Moderne mit dem dort vorherrschenden Stil des Futurismus kombiniert. In der Architektur betonte der Stil kurvige stromlinienartige Formen, eine lange horizontale Linienführung sowie manchmal nautische Elemente wie Relings oder Bullaugenfenster.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Erfinder der Stromlinie gilt der Luftschiffbauer Johann Schütte. Schütte stand mit seinem Unternehmen Schütte-Lanz in Konkurrenz mit dem populären Zeppelin. Um 1908 entwarf er ein Luftschiff unter aerodynamischen Gesichtspunkten. Als erstes Gebäude der Stromlinien-Moderne gilt das von dem Architekten Erich Mendelsohn gestaltete Mossehaus in Berlin aus dem Jahr 1923. Der Stil verbreitete sich weltweit. In den USA gilt Raymond Loewy als einer bedeutendsten Pioniere des auch nur kurz als Streamlining bezeichneten Stils.
Im Fahrzeugbau wurde durch Hans Ledwinka mit dem Tatra 77 das erste in Serie produzierte stromlinienförmig gestaltete Fahrzeug gestaltet. Der von Karl Schlör von Westhofen-Dirmstein gestaltete Schlörwagen aus dem Jahr 1939 gilt mit einem cw-Wert von 0,15 auch heute noch als Meilenstein der Aerodynamik im Fahrzeugbau. Weitere wichtige Fahrzeuge sind u. a. der Rumpler-Tropfenwagen aus dem Jahr 1921, die Fahrzeuge von Espenlaub Fahrzeuge, der K-Wagen (Kamm-Wagen) und die Entwürfe von Paul Jaray.
Weitere Vertreter des Stils im Bereich des Designs waren Norman Bel Geddes, Henry Dreyfuss und Walter Dorwin Teague.
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1923 – Mossehaus, Berlin
- 1926 – Long Beach Airport Main Terminal, Long Beach, Kalifornien
- 1930 – Strand Palace Hotel, London.
- 1932 – Faber-Hochhaus, Magdeburg
- 1933 – Merle Norman Building, Santa Monica
- 1935 – Pan-Pacific Auditorium, Los Angeles
- 1936 – Minneapolis Armory in Minneapolis
- 1937 – Belgischer Pavillon auf der Weltausstellung in Paris.
- 1937 – Wan-Chai-Markt, Wan Chai, Hongkong
- 1937 – Hecht Company Warehouse, Washington, D.C.
- 1947 – Sears Building, Santa Monica
- 1948 – Greyhound Bus Station, Cleveland
- 1954 – Ancien Théâtre Municipal de Poitiers
Design
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1921 – Rumpler-Tropfenwagen
- 1927 – Majestic (Motorrad)
- 1929 – Schienenzeppelin
- 1931 – Rumpler Lkw
- 1934 – Chrysler Airflow, das erste in Massenfertigung gebaute Autodesign in Stromlinienform
- 1934 – BMW R 7, nicht in Serie gegangener Motorradentwurf
- 1935 – Zeppelin „Hindenburg“, Deutschland
- 1935 – Elektrolokomotive PRR-Klasse GG1
- 1939 – Dampflokomotive PRR-Klasse S1
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Charlotte & Peter Fiell: Design des 20. Jahrhunderts. Taschen, Köln 2000, ISBN 3-8228-4077-7.
- Norman Bel Geddes: Horizons. 1932
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Markus Whiffen, Frederick Koeper: Amerikanische Architektur 1607–1976. Ars pro toto Verlag, 2008, ISBN 978-3-9523089-4-3, S. 332.
- ↑ Catharina Berents: Kleine Geschichte des Design: Von Gottfried Semper bis Philippe Starck. Beck Verlag, 2011, ISBN 978-3-406-62241-0, S. 132.