Luftangriffe der Alliierten auf Berlin

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In der Nacht vom 22. zum 23. November 1943 wurde die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche getroffen, wodurch es zu einem Brand kam, der u. a. die Spitze des Hauptturms einknicken ließ. Sie gilt heute auch als bekanntes Mahnmal für Kriegszerstörungen.

Die Luftangriffe der Alliierten auf Berlin im Zweiten Weltkrieg wurden von Einheiten der britischen Royal Air Force (RAF), der US-amerikanischen USAAF, den sowjetischen Luftstreitkräften und der französischen Armée de l’air geflogen. Den ersten Luftangriff flog in der Nacht vom 7. auf den 8. Juni 1940 ein einzelnes Flugzeug der Armée de l’air; im Luftkrieg des Zweiten Weltkriegs führte den Hauptteil der Angriffe das britische RAF Bomber Command während der von Luftmarschall Arthur Harris ausgerufenen Battle of Berlin von November 1943 bis März 1944 durch. Die drei schwersten Großangriffe auf die Stadt flogen die USAAF in den letzten drei Monaten vor Kriegsende am 3. und 26. Februar sowie am 18. März 1945.

Von den insgesamt gezählten 363 Luftangriffen der US-amerikanischen und britischen Luftstreitkräfte auf die Region galten 310 der Stadt selbst, darunter 40 schwere und 29 Großangriffe. Dabei wurden 45.517 Tonnen Bomben abgeworfen. Es gab 421 Vollalarme.[1] Über die Zahl der zivilen Opfer gibt es unterschiedliche Angaben.

Luftabwehr und Luftschutz

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Nachtjagdzonen im Himmelbettverfahren, 1941/42

Berlin mit vier Millionen Einwohnern war als Hauptstadt, Ballungsraum und Verkehrsknotenpunkt ein verführerisches Angriffsziel für Bombangriffe. Daneben waren wichtige Rüstungsunternehmen mit ihren Fabriken in Berlin. Dazu zählten die großen Fünf Altmärkische Kettenwerke in Spandau, Borsigwerke, Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken, DIW, Siemens in der Siemensstadt aber auch über die Stadt verteilt. Auch AEG, Arguswerke, BMW, Daimler-Benz, Henschel, Dornier, Mauser, Rheinmetall, Telefunken, Zeiss und Vereinigte Kugellagerfabriken fabrizierten in Berlin. Damit war Berlin ein bedeutendes Rüstungszentrum.[2]

Mit Radarsystemen wie Freya und Würzburg konnten ins Reichsgebiet einfliegende Bomber bereits frühzeitig erkannt werden. Gegen Nachtangriffe der Royal Air Force gab es zunächst das Himmelbett-Verfahren mit festen Nachtjagdzonen. 1943 wurde dann nach dem verheerenden Luftangriff auf Hamburg zusätzlich das Zahme-Sau-Nachtjagdverfahren über dem vermuteten Einflugskurs und das Wilde-Sau-Nachtjagdverfahren über dem Abwurfgebiet praktiziert.[3]

Berlin war das am stärksten gegen Luftangriffe gerüstete Ziel im Deutschen Reich. Die Luftabwehr unterstand dem Luftgaukommando III. Das Luftverteidigungskommando Berlin (ab September 1941 in 1. Flakdivision umbenannt) war für die bodengestützte Luftabwehr zuständig. Im inneren Ring befanden sich 1943 auf den drei Flaktürmen im Tiergarten, Friedrichshain und Humboldthain mit jeweils acht 12,8 cm Kanonen die schwersten Geschütze. Die Berliner Flak-Geschütze waren auf einem Quadrat mit einer Seitenlänge von ca. siebzig Kilometern verteilt und der Scheinwerfergürtel hatte einen Durchmesser von über hundert Kilometern. Es gab etwa fünfzehn Scheinanlagen, die mit vorgetäuschten großen Bränden Bomber ablenken sollten. Auf dem Tegeler See und wahrscheinlich auch auf der Havel waren Flöße mit Tripelspiegeln verteilt, um das Radarbild der Flugnavigation der Bomber zu behindern.[4] Über einigen Berliner Straßenzügen wurden Tarnnetze ausgebreitet.

Berlin war von der Bauweise weniger anfällig für Bombenangriffe als andere Städte. Die Häuser und Wohnblocks waren im Gegensatz zu Hamburg und London großteils unterkellert und konnten als Luftschutzkeller genutzt werden. Die Berliner Straßen waren in den Wohnvierteln breiter und boten größere Freiflächen, so dass viele Brandbomben auf unbebaute Flächen fielen und auch Trümmer versperrten der Feuerwehr somit weniger die Einsatzwege. Nach den verheerenden Luftangriffen auf Hamburg Ende Juli 1943 veranlasste Gauleiter Goebbels weitere Vorsichtsmaßnahmen zum Luftschutz. Es wurde begonnen, Kinder und Mütter zu evakuieren; die Kellerräume wurden mit Durchbrüchen versehen, um Fluchtwege zu schaffen; Dachböden wurden entrümpelt und mit Durchgängen versehen, um den Brandbomben keine Nahrung zu bieten und die frühzeitige Brandbekämpfung zu erleichtern; jede Familie musste Sand- und Wasservorräte zum Löschen bereit halten; Schulgebäude wurden als Sammelpunkte und Notfallhospitäler eingerichtet.[5]

Eine französische Farman – nur eine Handvoll dieser Flugzeuge waren überhaupt vorhanden
Ein Teil der Bomber beim ersten Angriff der Royal Air Force waren relativ moderne Vickers Wellington

Nachdem bei deutschen Luftangriffen im Rahmen des Unternehmen Paula über 200 Zivilisten ums Leben gekommen waren. führten die Marineflieger der Aéronautique Navale als Vergeltungsaktion in der Nacht vom 7. auf den 8. Juni 1940 den ersten alliierten Luftangriff auf Berlin aus. Mit einer Farman 223.4 namens Jules Verne wurden acht 250-kg-Bomben und 24 Bomben von je 10 kg auf ein Industrieviertel abgeworfen.[6][7]

Angesichts der Erfahrungen des Ersten Weltkriegs war die Furcht vor einem Angriff mit chemischen Waffen noch hoch; die Bevölkerung wurde aufgefordert, während eines Fliegeralarms Atemschutzmasken zu tragen, da man den Einsatz von Gasbomben befürchtete. Am 25. August 1940 griff erstmals die Royal Air Force (RAF) an. Am Vortag hatte die deutsche Luftwaffe im Rahmen der Luftschlacht um England begonnen, Bomben auf London abzuwerfen (→ The Blitz). Die Briten hatten bis dahin Berlin bewusst nicht angegriffen, zum einen aus Furcht vor einem deutschen Gegenschlag gegen London, zum anderen wegen der großen Entfernung von Großbritannien (London und Berlin liegen 930 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt) und der starken deutschen Flugabwehr. Von den in der Nacht vom 25. auf den 26. August 1940 eingesetzten 81 Bomberflugzeugen der Typen Hampden und Wellington erreichten jedoch nicht alle die Stadt, außerdem verhinderte das Sperrfeuer der Flak Bombenabwürfe auf das Stadtzentrum. Daher fielen die meisten der insgesamt 22 Tonnen Bomben weit verstreut auf den Norden und Osten Berlins, vor allem auf Wedding, Reinickendorf und Lichtenberg, ohne dass Menschen zu Schaden kamen oder größere materielle Schäden entstanden.[8] Der zweite Luftangriff auf Berlin erfolgte in der Nacht zum 29. August 1940, wobei der Görlitzer Bahnhof und umliegende Wohngebiete getroffen und 12 Menschen getötet sowie 28 verletzt wurden.[9] Beim dritten Luftangriff auf Berlin in der Nacht zum 31. August 1940 fielen Bomben auf die Innenstadt, Siemensstadt und Neukölln, und sechs Menschen wurden verletzt.[10] Hitler nutzte diese kleineren Angriffe auf Berlin, um der Öffentlichkeit den längst vorgesehenen großen Angriff auf London als „Vergeltungsangriff“ darzustellen.[11]

Am 4. September 1940 fielen zwischen 0:09 Uhr und 2:12 Uhr weit verstreut Bomben auf das Stadtzentrum, wobei aber nur geringe Sachschäden entstanden und Menschen nicht zu Schaden kamen.[12] Bei einem mittleren Luftangriff am 10. April 1941 wurde u. a. die Staatsoper Unter den Linden von Bomben getroffen und brannte teilweise aus. (Auf persönlichen Befehl Hitlers wurde sie unverzüglich wiederaufgebaut und im Dezember 1942 wiedereröffnet.)

Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion befahl Stalin am 8. August 1941, Berlin aus der Luft anzugreifen. Durch den Vorstoß der deutschen Truppen in Estland wurde die Operation wegen des Verlusts der dafür geeigneten Flugfelder bereits Anfang September 1941 gestoppt.[13]

In der Nacht vom 7. auf den 8. November 1941 setzte Air Marshal Peirse die bis dahin größte Bomberflotte gegen verschiedene Städte in Deutschland ein. 169 der 392 eingesetzten Flugzeuge sollten das Hauptziel Berlin bombardieren. Nur 73 erreichten bei schlechtem Wetter Berlin und warfen ihre Bomben mit begrenztem Erfolg ab. Insgesamt gingen 37 Bomber verloren und die Verlustrate der Berlin-Mission betrug 12,4 Prozent. Daraufhin wurden Angriffe auf Berlin zunächst eingestellt. Der Luftwaffenstab fand den Angriff für fahrlässig und Peirse wurde zum Januar 1942 abgelöst.[14]

Ab dem 16. Januar 1943 bombardierte die RAF wieder Berlin;[15] inzwischen hatte die RAF schwere viermotorige Bomber.

16. Januar bis 30. März 1943

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Vom 16. Januar bis zum 30. März 1943 wurden Teile des Bezirks Tempelhof, die Deutschlandhalle, die St.-Hedwigs-Kathedrale, der große Hörsaal des Pharmazeutischen Instituts der Berliner Universität, das Deutsche Opernhaus in der Bismarckstraße, die Komödie und das Theater am Kurfürstendamm getroffen. Außerdem entstanden 600 größere Brände und Schäden an 20.000 Häusern, es wurden teilweise ganze Stadtteile zerstört. Mehrere hundert Menschen starben. Danach wurden fast 10.000 Luftkriegsflüchtlinge nach Gumbinnen und das ostpreußische Umland evakuiert.

Störangriffe der RAF Mosquitos ab April 1943

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Britischer Zielmarkierer und Schnellbomber Mosquito, 1944

Ab dem April 1943 fliegt die Royal Air Force mit den wendigen De Havilland DH.98 Mosquito Schnellbombern in kleinen Schwärmen über die Stadt. Sie können mit ihrer kleinen Bombenlast nur geringen Schaden anrichten, zwingen aber zu aufwendigen und umständlichen Luftschutzmaßnahmen, wodurch die Bevölkerung um die Nachtruhe kommt und zerschlagen und übermüdet die Tagesarbeit aufnimmt. In den letzten Kriegsmonaten sind sie praktisch jede Nacht über Berlin.[16]

Schlacht um Berlin der Royal Air Force

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Auftakt 23. August bis 4. September 1943

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Britische Lancaster beim Bombenwurf. Abwurf von Radartäuschmittel (links), danach Abwurf von Brandbomben und einer Minenbombe „Cookie“ (rechts), 1944
Übersicht Großangriffe August/September[17]
Datum Dauer über Ziel Flugzeuge Verluste Bombenlast Angriffschwerpunkt[18]
gestartet abgebrochen Anzahl Verlustrate
23./24. August 1943 44 Minuten 719 77 62 8,7 % 1706 t Mitte, Kreuzberg, Tiergarten, Friedrichshain, Spandau, Tegel,
Köpenick, Weißensee, Pankow
31./1. September 1943 23 Minuten 613 86 47 7,7 % 1396 t ganzes Stadtgebiet
3./4. September 1943 16 Minuten 316 18 20 6,3 % 965 t Mitte, Wedding, Kreuzberg, Charlottenburg, Friedrichshain

Vom 23. August bis zum 4. September 1943 wurde Lankwitz zu 85 Prozent zerstört. Besonders massiv waren die Luftangriffe mit bis zu 727 Bombern[19][20][21] auf Lankwitz in der Nacht vom 23. zum 24. August 1943, die als Lankwitzer Bombennacht bekannt wurde. Dabei wurde das Berliner Stadtzentrum verfehlt und das Gros der Bomben fiel in Randgebiete und offenes Gelände.[22] 854 Menschen kamen ums Leben und 2600 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt. Man fand heraus, dass eine verhältnismäßig große Zahl der Bombenopfer außerhalb von Luftschutzeinrichtungen ums Leben gekommen waren. Goebbels verschärfte daraufhin die Luftschutzanweisungen.[23] Die Verlustrate bei den Bombern war sehr hoch. Ein zweiter Angriff am 31. August auf den 1. September verfehlte sein Ziel um bis zu fünfzig Kilometer und in Berlin wurden 85 Häuser zerstört und 68 Menschen getötet. Die Verlustrate von über 7 Prozent der Bomber war erneut hoch. Ein dritter Angriff vom 3. auf den 4. September verfehlte den Hauptzielpunkt erneut.[24] Nach dem zweiten Luftangriff ordnete Gauleiter Goebbels die beschleunigte Evakuierung von Kindern und jungen Müttern aus Berlin an. Eineinhalb Millionen Einwohner verließen Berlin.[25] Die Großgaststätte Haus Vaterland neben dem Potsdamer Bahnhof, das Postamt Dahlem, das Reichsgesundheitsamt in Staaken, ein Teil der Flughafenanlagen, die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei und das Strafgefängnis Plötzensee in Charlottenburg wurden zerbombt. Vier zum Tode Verurteilte konnten dabei fliehen. Daraufhin wurde die Todesstrafe an allen anderen Verurteilten bald vollstreckt („Plötzenseer Blutnächte“).

Harris entschloss sich im September, die Angriffe auf Berlin einzustellen. Es ist unklar, ob er mit dem Angriff am 23. August die Schlacht um Berlin eröffnen wollte und sie dann unterbrach oder ob die Angriffsserie dazu dienen sollte Churchills wiederholten Aufforderungen eines Luftangriffs auf Berlin nachzukommen. Harris nannte in seinen Memoiren den November als Beginn der Schlacht, während sein Vertrauter und Stellvertreter Robert Saundby den August nennt.[26]

Während der nächsten zwei Monate führte die RAF Großangriffe gegen andere deutsche Städte und Ziele in Frankreich durch und Berlin wurde nur noch von gelegentlichen Störangriffen der Mosquitos betroffen.[27]

18. November 1943 bis 25. März 1944

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Übersicht Großangriffe November 1943 bis März 1944[28]
Datum Dauer über Ziel Flugzeuge Verluste Bombenlast
geschätzt
Angriffschwerpunkt[18]
gestartet abgebrochen Anzahl
(+Unfälle)
Verlustrate
18./19. November 1943 16 Minuten 444 26 9 2,0 % 1575 t Innenstadt
22./23. November 1943 22 Minuten 764 86 26 3,4 % 1396 t Innenstadt bis Alexanderplatz
23./24. November 1943 17 Minuten 383 46 20 5,2 % 1377 t Innenstadt
26./27. November 1943 14 Minuten 450 28 28 (+14) 6,3 % 1624 t Norden Berlins
2./3. Dezember 1943 20 Minuten 458 43 40 8,7 % 1600 t Innenstadt
16./17. Dezember 1943 14 Minuten 498 30 25 (+34) 5,2 % 1773 t Mitte, Charlottenburg, Spandau, Wilmersdorf, Kreuzberg
23./24. Dezember 1943 14 Minuten 390 32 15 (+34) 3,9 % 1265 t Osten Berlins
29./30. Dezember 1943 20 Minuten 712 45 20 2,8 % 2222 t Neukölln, Tempelhof
1./2. Januar 1944 14 Minuten 421 29 28 6,7 % 1351 t Süden und Südosten Berlins
2./3. Januar 1944 13 Minuten 383 60 26 7,0 % 1066 t Süden und Südosten Berlins
20./21. Januar 1944 20 Minuten 769 75 35 4,6 % 2348 t Osten Berlins
27./28. Januar 1944 14 Minuten 530 38 33 6,4 % 1704 t Köpenick, Treptow, Neukölln
28./29. Januar 1944 20 Minuten 677 66 46 (+5) 6,8 % 1887 t verstreut auf 16 Bezirke
30./31. Januar 1944 14 Minuten 540 43 33 6,2 % 1896 t Charlottenburg, Tiergarten, Wilmersdorf, Köpenick, Schöneweide, Treptow
15./16. Februar 1944 22 Minuten 891 75 43 4,8 % 2643 t Mitte, Tiergarten, Wedding, Prenzlauer Berg, Pankow, Friedrichshain,
Charlottenburg, Treptow, Lichtenberg, Zehlendorf, Wilmersdorf
24./25. März 1944 20 Minuten 811 53 72 9,1 % 2493 t Mitte, Kreuzberg, Wedding, Tempelhof

Am Abend des 24. März 1944 starteten 811 RAF-Bomber zu einem erneuten Luftangriff auf Berlin. 739 von ihnen kehrten zurück, 72 stürzten über Deutschland oder über der Nordsee ab. Danach stellte Bomber Command die Schlacht ein, weil die Verluste und der Aufwand im Verhältnis zum Erfolg zu hoch waren. Laut RAF-Statistik gingen in der Schlacht umk Berlin 607 RAF-Flugzeuge verloren, dabei wurden 3.347 Besatzungsmitglieder getötet und 992 überlebten.[29]

Zeit der großen USAAF-Tagesangriffe

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Übersicht Großangriffe November 1943 bis März 1944 USAAF[30]
Datum Flugzeuge Verluste Bombenlast
geschätzt
Angriffschwerpunkt[18]
gestartet über Berlin Anzahl Verlustrate
4. März 1944 502* 40 - 0,0 % 67 t südliches Vorfeld von Berlin
6. März 1944 730 672 41 5,6 % 1645 t Spandau, Zehlendorf, Steglitz (und weitere?)
8. März 1944 620* 470 43 6,9 % 900 t östliche und südliche Außenbezirke
9. März 1944 361 339 6 1,7 % 787 t Lichtenberg, Zehlendorf, Lichterfelde
22. März 1944 688 657 12 1,7 % 1471 t Zentrum und Nordosten
29. Apr. 1944 679 580 63 9,3 % 1406 t Bombenteppich vom Halleschen Tor bis Norden
7. Mai 1944 670 610 24 3,6 % 1370 t Innenstadt, Regierungsviertel
8. Mai 1944 420 386 13 3,1 % 858 t Tiergarten bis Unter den Linden
19. Mai 1944 623 495 27 4,3 % 722 t Mitte, Tiergarten, Wedding, Prenzlauer Berg, Lichtenberg
24. Mai 1944 536 464 37 6,9 % 1021 t Wilmersdorf, Steglitz, Schöneberg
21. Juni 1944 749 686 32 4,3 % 1640 t Norden und Süden
6. Aug. 1944 N/A 128 10 300 t Tempelhof, Treptow, Köpenick
6. Okt. 1944 418 376 8 1,9 % 802 t Spandau, Tegel, Charlottenburg, Reinickendorf
5. Dez. 1944 441 404 N/A N/A 1060 t Siemensstadt, Pankow, Weißensee, Spandau, Neukölln
3. Feb. 1944 958 939 27 2,8 % 2394 t innerhalb des Stadtbahnringes, Mitte, Kreuzberg, Wedding, Zeitungsviertel
25. Feb. 1944 1184 1112 13 1,1 % 2887 t Friedrichshain, Lichtenberg, Mitte
18. März 1944 1327 1211 28 2,1 % 3093 t Siemensstadt, Prenzlauer Berg, Mitte, Kreuzberg
28. März 1944 446 405 1 0,2 % 1096 t gesamtes Stadtgebiet
Reichweitenerhöhung der alliierten Begleitjäger
US-amerikanische B-17G „Flying Fortress“ beim Bombenwurf, ab 1944
US-amerikanische B-24 „Liberator“, 1943
US-amerikanische Langstreckenjäger vom Typ P-51 Mustang, 1944

Am 6. März 1944 flogen Bomberverbände der USAAF den ersten Tagesangriff auf Berlin.[31] 658 schwere US-Bomber griffen den Großraum Berlin an, wobei Orte wie Potsdam, Wittenberge, Templin, Oranienburg und Kalkberge zu den Ausweichzielen gehörten. Mit 69 verlorenen Bombern war es der verlustreichste Angriff innerhalb eines Tages der 8th Air Force im gesamten Krieg.[32]

8. und 9. März 1944

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Am 8. und 9. März flog die USAAF zwei weitere schwere Luftangriffe auf Berlin. Schaden nahm vor allem die Infrastruktur. Die schweren Zerstörungen an Eisenbahnanlagen wirkten sich indirekt auf die Rüstungsproduktion aus.[33]

3. Februar 1945

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Am 3. Februar 1945, einem Samstag, griffen 958 Bomber der USAAF Berlin an. 939 der Bomber kamen durch die deutsche Flugabwehr. Der 288. Luftangriff auf Berlin verlief in zwei Wellen, die erste von 11:02 bis 11:18 Uhr durch die 1st Air Division und eine zweite von 11:24 bis 11:52 Uhr durch die 3rd Air Division mit Boeing B-17.[34][35] Insgesamt wurden über 2000 t Sprengbomben und 250 t Brandbomben auf weite Teile des Nordwestens von Kreuzberg und des Bezirks Mitte abgeworfen, wobei das Zeitungsviertel und das Exportviertel um die Ritterstraße schwer getroffen wurden. Der an diesem Tag herrschende starke Wind fachte die Brände an.

Der Wehrmachtbericht vom 14. Februar 1945 sprach von 2.894 Toten; die tatsächliche Zahl dürfte weit größer gewesen sein. Britische und amerikanische Quellen geben die Zahl der zivilen Opfer mit 25.000 an.[34] Gemessen an der Zahl der Todesopfer war es der schwerste Luftangriff auf Berlin. Unter ihnen war der Vorsitzende des Volksgerichtshofes Roland Freisler. Bei dem Angriff wurden mindestens 20.000 Menschen verletzt und 120.000 obdachlos. Unter den Opfern waren auch viele Häftlinge und Zwangsarbeiter, denen die Nutzung von Luftschutzeinrichtungen generell verwehrt war.

2.296 Bauten wurden total zerstört, 909 wurden schwer und 3.606 mittel bis leicht beschädigt, 22.519 Wohnungen wurden zerstört und weitere 27.017 mussten wegen Einsturzgefahr geräumt werden.[34] 360 Rüstungsbetriebe wurden völlig zerstört und weitere 170 stark beeinträchtigt.[36] Potsdamer und Anhalter Bahnhof mit ihren weiträumigen Gleisanlagen wurden völlig zerstört. Zu den zahlreichen weitgehend ausgebrannten Baudenkmalen zählten das Berliner Schloss und die 1941 beschädigte, 1942 wiederaufgebaute, 1945 erneut getroffene und 1955 wiedererrichtete Staatsoper Unter den Linden.

26. Februar 1945

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Am 26. Februar 1945, einem Montag, erreichten 1184 US-Bomber Berlin und warfen 1628,7 t Sprengbomben und 1258 t Brandbomben ab.

Am 18. März 1945, einem Sonntag, erreichten mindestens 1200 Bomber der USAAF die Stadt und warfen zwischen 10:57 und 12:45 Uhr über 3000 t Bomben ab.[37] Gemessen an der Bombenlast war es der schwerste Luftangriff auf Berlin.

Der letzte große Tagesangriff der USAAF begann am 10. April 1945 um 14:30 Uhr und endete um 14:55 Uhr. 1232 Flugzeuge nahmen daran teil; dies war die größte Anzahl jemals zugleich über Berlin eingesetzter Maschinen.

Der letzte britische Luftangriff auf Berlin war am 19. April 1945.[38][39]

Schlacht um Berlin der Roten Armee

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Ab dem 21. April 1945 überlassen die RAF und USAAF den Luftraum über Berlin den sowjetischen Schlacht- und Tieffliegern zur Luftnahunterstützung für die Schlacht um Berlin.[40]

Reichsbahnbunker Friedrichstraße, seit 2007 Sitz der Sammlung Boros

Berlin war die deutsche Stadt mit den meisten Luftangriffen, dennoch blieb die Zahl der Opfer geringer als beispielsweise bei der „Operation Gomorrha“ in Hamburg.[41] Über die Zahl der Opfer gibt es unterschiedliche Angaben:

Der Militärhistoriker Olaf Groehler schätzte die Opferzahl der Luftangriffe auf dokumentarischer Grundlage auf 29.000–30.000, was auch Laurenz Demps für plausibel hält. Das Zustandekommen der vom ehemaligen Oberst der Schutzpolizei Eugen Schnell berichteten Zahl von 49.600 Toten für Berlin ist unklar und die Angabe wird von Demps als zu hoch betrachtet.[42] Der Autor Jörg Friedrich nannte in seinem 2004 erschienenen Buch Der Brand insgesamt 11.367 Tote.[43]

Britischer Friedhof, Heerstraße

In Berlin gab es, anders als in anderen deutschen Städten, aufgrund baulicher Gegebenheiten (wenig bis keine Fachwerkhäuser, breite Straßen ohne dichte Bebauung) keinen Feuersturm.[44]

Am Ende des Krieges lagen 28,5 km² der bebauten Stadtfläche in Trümmern.[45] Hunderttausende Berliner waren obdachlos.[46]

Von 1.562.641 Wohnungen wurden über 500.000 total zerstört, rund 100.000 schwer beschädigt und 380.000 leicht beschädigt; nur 370.000 blieben unbeschädigt. In den Bezirken Mitte und Tiergarten waren über 50 % der Wohnungen total oder schwer zerstört.[47]

Die Toten der Royal Air Force wurden zunächst auf dem britischen Soldatenfriedhof Trakehner Allee beigesetzt und 1959 auf den britischen Friedhof an der Heerstraße umgebettet.

Typische Berliner Mietskasernen der Arbeiterklasse wurden im Mai 1943 auf dem US-amerikanischen Militärstützpunkt Dugway Proving Ground errichtet („Deutsches Dorf“), weil es den Alliierten nicht gelang, in der Reichshauptstadt einen Feuersturm zu entfachen. Die Zimmer dieses Dorfes waren mit typischen deutschen Möbeln ausgestattet und die Fenster mit Gardinen aus deutschen Stoffen behängt. An den Bauten wollte man die Brandbomben für die Bombardierung der Hauptstadt und andere deutsche Städte erproben, um „dem deutschen Industriearbeiter sein Dach über dem Kopf zu nehmen“ (morale-bombing-Strategie).[48]

Der Kampfmittelräumdienst ist zuständig für die Kampfmittelbeseitigung. Im Jahr 2021 wurde geschätzt, dass auf dem Stadtgebiet von Berlin noch rund 4600 Blindgänger liegen.[49]

  • Laurenz Demps (Hrsg.): Luftangriffe auf Berlin. Die Berichte der Hauptluftschutzstelle 1940–1945 (= Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin, Bd. 16). Ch. Links, Berlin 2012, ISBN 978-3-86153-706-9.
  • Jörg Friedrich: Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945. 15. Auflage. Propyläen, Berlin/München 2002, ISBN 3-549-07165-5, hier insbesondere S. 363–370.
  • Werner Girbig: Im Anflug auf die Reichshauptstadt. Die Dokumentation der Bombenangriffe auf Berlin. Motorbuchverlag, Stuttgart 1971. 2001, ISBN 3-87943-172-8.
  • Martin Middlebrook: The Berlin Raids. Viking, London 1988, ISBN 0-670-80697-8 (englisch). Cassell, 2000, ISBN 0-304-35347-7.
Commons: Bombardierung Berlins im Zweiten Weltkrieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Laurenz Demps (Hrsg.): Luftangriffe auf Berlin. Die Berichte der Hauptluftschutzstelle 1940–1945 (= Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin. Bd. 16). Ch. Links, Berlin 2012, ISBN 978-3-86153-706-9, S. 41; Werner Girbig: Im Anflug auf die Reichshauptstadt. Die Dokumentation der Bombenangriffe auf Berlin. Motorbuchverlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-87943-172-8, S. 229–230.
  2. Martin Middlebrook: The Berlin Raids. S. 21 f.
  3. Martin Middlebrook: The Berlin Raids. S. 15 f.
  4. Martin Middlebrook: The Berlin Raids. S. 27 f.
  5. Martin Middlebrook: The Berlin Raids. S. 24 f.
  6. Les Marins français Bombardaient Berlin. Berlin LuftTerror, 1. Mai 2017, aufgerufen am 28. August 2024.
  7. Werner Girbig: Im Anflug auf die Reichshauptstadt. Die Dokumentation der Bombenangriffe auf Berlin. Stuttgart 2001, S. 19–21.
  8. Ulf Balke: Der Luftkrieg in Europa 1939–1941, S. 160.
  9. Ulf Balke: Der Luftkrieg in Europa 1939–1941, S. 161.
  10. Ulf Balke: Der Luftkrieg in Europa 1939–1941, S. 162.
  11. Richard Overy: Der Bombenkrieg – Europa 1939–1945. Rowohlt 2014, ISBN 978-3-87134-782-5, S. 135.
  12. Ulf Balke: Der Luftkrieg in Europa 1939–1941, S. 165.
  13. Das Verteidigungsministerium veröffentlichte den Befehl Stalins 1941 zur die Bombardierung Berlins. In: Nowaja gaseta, 12. August 2018.
  14. Richard Overy: Der Bombenkrieg – Europa 1939–1945. S. 401 f.
  15. Laurenz Demps (Hrsg.): Luftangriffe auf Berlin. Die Berichte der Hauptluftschutzstelle 1940–1945. 2. Aufl. Ch. Links Verlag, Berlin 2014, ISBN 3-86153-706-0, S. 238 ff. (1844 S. + CD). Laurenz Demps: Pfade in der Geschichte der Stadt legen. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 2, 1997, ISSN 0944-5560, S. 60 (luise-berlin.de).
  16. Werner Girbig: Im Anflug auf die Reichshauptstadt. S. 73 f.
  17. Martin Middlebrook: The Berlin Raids.
  18. a b c Laurenz Demps: Luftangriffe auf Berlin, Tab. 1.
  19. Martin Middlebrook, Chris Everitt: The Bomber Command War Diaries. An operational reference book. 1939–1945. Midland Publishing, Leicester 1996, ISBN 1-85780-033-8; zitiert nach: LancasterBombers.com, abgerufen am 23. Februar 2014.
  20. A. C. Grayling: Among the Dead Cities. Bloomsbury Publishing, London 2006, ISBN 0-7475-8502-4, S. 308.
  21. Martin Middlebrook: The Berlin Raids. S. 29–76, hier S. 33: lt. Middlebrook waren es 719 Bomber, da er sich gemäß Fußnote 1 auf eine Studie von Staffelaufzeichnungen bezieht, die genauer sein soll als die sonst üblichen Aufzeichnungen von Gruppen und Kommandos, die selbst beim oder kurz nach dem Start verunglückte Flugzeuge enthalten sollen.
  22. Klaus Voeckler: Die Bombennacht vom 23. August 1943. In: Märkische Allgemeine, 22. August 2013, abgerufen am 23. Februar 2014.
  23. Martin Middlebrook: The Berlin Raids. S. 71.
  24. Richard Overy: Der Bombenkrieg – Europa 1939–1945. S. 494.
  25. Martin Middlebrook: The Berlin Raids. S. 84.
  26. Martin Middlebrook: The Berlin Raids. S. 93.
  27. Martin Middlebrook: The Berlin Raids. S. 99.
  28. Martin Middlebrook: The Berlin Raids.
  29. Martin Middlebrook: The Berlin Raids. S. 325 u. 377.
  30. Laurenz Demps: Luftangriffe auf Berlin. Tab. 5, 7
  31. Laurenz Demps (Hrsg.): Luftangriffe auf Berlin. Die Berichte der Hauptluftschutzstelle 1940–1945 (= Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin. Band 16). Ch. Links Verlag 2012, ISBN 978-3-86153-706-9, S. 44.
  32. Kit C. Carter, Robert Mueller: U.S. Army Air Forces in World War II: Combat Chronology 1941–1945. Center for Air Force History, Washington, D.C. 1991.
  33. Rolf-Dieter Müller: Der Bombenkrieg 1939–1945. Ch. Links Verlag, Berlin 2014, ISBN 3-86153-317-0, S. 192.
  34. a b c Der Tag, an dem Berlin unterging (Memento vom 1. März 2014 im Internet Archive) In: Berliner Zeitung, 3. Februar 2000.
  35. Laurenz Demps: Der Luftangriff vom 3. Februar 1945. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 9, 2000, ISSN 0944-5560 (luise-berlin.de).
  36. Erik Smit, Evthalia Staikos, Dirk Thormann: 3. Februar 1945. Die Zerstörung Kreuzbergs aus der Luft. Kunstamt Kreuzberg, Berlin 1995, ISBN 3-9804686-0-7, S. 12 ff.
  37. Sowohl zur Anzahl der Bomber als auch zur abgeworfenen Bombenlast gibt es unterschiedliche Quellenangaben, vgl. u. a.: Eighth Air Force Historical Society (Memento vom 2. April 2016 im Internet Archive), Walter J. Boyne, Stewart Halsey Ross.
  38. Im Bombenhagel der Alliierten. (Memento vom 28. Februar 2014 im Internet Archive) Bei stern.de, 21. März 2005. Abgerufen am 23. Februar 2014.
  39. Deutsche Städte versanken im Bombenhagel. In: Frankfurter Rundschau, 9. März 2005; abgerufen am 23. Februar 2014.
  40. Werner Girbig: Im Anflug auf die Reichshauptstadt. S. 225.
  41. vgl. Werner Girbig: Im Anflug auf die Reichshauptstadt. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2001, S. 229.
  42. Laurenz Demps (Hrsg.): Luftangriffe auf Berlin. Die Berichte der Hauptluftschutzstelle 1940–1945 97 f.
  43. Jörg Friedrich: Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945. S. 365.
  44. Laurenz Demps (Hrsg.): Luftangriffe auf Berlin. Die Berichte der Hauptluftschutzstelle 1940–1945 (= Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin, Band 16). Ch. Links Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86153-706-9, S. 38; Laurenz Demps: Berlin im Bombenkrieg. In: Michael Wildt, Christoph Kreutzmüller (Hrsg.): Berlin 1933–1945. Siedler, München 2013, ISBN 978-3-8275-0016-8, S. 357 ff.
  45. Werner Girbig: Im Anflug auf die Reichshauptstadt. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2001, S. 229.
  46. Katharina Stegelmann: Tod vom Himmel. In: Spiegel Online, 10. Oktober 2012, abgerufen am 19. März 2014.
  47. rbb24.de
  48. Mike Davis: Angriff auf „German Village“. In: Der Spiegel, 11. Oktober 1999; abgerufen am 19. Februar 2014.
  49. Wir Berliner leben noch auf 4600 Weltkriegsbomben. In: B.Z., 12. Dezember 2021.