Opferzahlen der Konzentrationslager Auschwitz

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Häftlinge (Bildertafel 1)
Häftlinge (Bildertafel 2)
Häftlinge (Bildertafel 3)

In den Jahren 1940 bis 1945 wurden in die deutschen Konzentrationslager Auschwitz (Stammlager, Birkenau, Monowitz und deren Nebenlager) insgesamt ca. 1,3 Millionen Menschen deportiert, davon mindestens 1,1 Millionen Juden, 140.000 Polen, 20.000 Sinti und Roma sowie mehr als 10.000 sowjetische Kriegsgefangene und mehr als 10.000 Häftlinge anderer Nationalität. Knapp über 400.000 Häftlinge wurden registriert. Von den registrierten Häftlingen sind mehr als die Hälfte aufgrund der Arbeitsbedingungen, Hunger, Krankheiten, medizinischen Versuchen und Exekutionen gestorben. Unter den insgesamt ca. 1,1 Millionen Toten waren 960.000 Juden, von denen 865.000 direkt nach der Ankunft im Lager ermordet wurden.[1]

Quellen zur Ermittlung der Opferzahlen

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Bezüglich der Akten zu den deportierten Menschen müssen zwei Gruppen getrennt betrachtet werden: die registrierten und mit Nummern gekennzeichneten Häftlinge und die unregistrierten Häftlinge, welche direkt nach der Ankunft ermordet wurden. Die Akten und Informationen bezüglich der registrierten Opfer wurden im Lager selbst verwaltet. Unterlagen über die Anzahl der nicht registrierten Opfer mussten im Lager nach jeder größeren Aktion vernichtet werden, nachdem Meldung an das SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) beziehungsweise Reichssicherheitshauptamt (RSHA) gemacht wurde. Die Unterlagen zu den registrierten Häftlingen sind teilweise erhalten. Die Unterlagen zu den nicht registrierten Häftlingen sind bis auf drei Meldungen an das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt vernichtet.

Die Schwierigkeiten bei der Ermittlung von genauen Opferzahlen ergeben sich weiterhin aus dem Umstand, dass beginnend im Juli 1944 das SS-Personal systematisch begann, sämtliche Unterlagen über die Massentötungen und Transporte nach Auschwitz zu vernichten. Dieses Verwischen von Spuren wurde bis zur Räumung des Lagers im Januar 1945 fortgesetzt.[2]

Als weitere Quelle könnten Schätzungen durch Überlebende beziehungsweise Schätzungen aufgrund der Leistungsfähigkeit und Betriebsdauer der Krematorien verwendet werden. Diese Schätzungen weisen extreme Abweichungen auf und werden deshalb von Historikern als ungeeignet zur Ermittlung der Opferzahlen angesehen.

Die außerhalb des KZ Auschwitz vorhandenen Dokumente, insbesondere die Transportlisten aus den Herkunftsgebieten, enthalten sehr genaue Aufstellungen über die Deportationen und den Zielort.[3] Sie wurden von vielen Historikern analysiert; eine ausschließlich den Konzentrationslagern Auschwitz gewidmete Forschungsarbeit wurde erstmals von Georges Wellers und Franciszek Piper erstellt.

Die Ermittlung der Opferzahlen durch Wellers und Piper

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Viele Historiker waren der Ansicht, dass eine detaillierte Statistik der Zu- und Abgänge in die Konzentrationslager Auschwitz aufgrund der Quellenlage nicht möglich ist. Der erste Forscher, der sich mit dieser Problemstellung detailliert auseinandersetzte, war der ehemalige Auschwitz-Häftling Georges Wellers (1905–1991). Er stellte Zusammenhänge zwischen den Folgen der Deportationen aus den einzelnen Ländern und den von Danuta Czech im Kalendarium festgehaltenen Ereignissen her. Er gelangte zum Schluss, dass mindestens 1,6 Millionen nach Auschwitz deportiert wurden und mindestens 1,5 Millionen umgekommen waren. Wellers veröffentlichte seine Untersuchungsergebnisse im Jahr 1983 in der Zeitschrift Le Monde Juif.[4]

Im Zuge der Arbeiten für eine Monographie über das Konzentrationslager Auschwitz untersuchte der Historiker – und Leiter der historischen Forschungsabteilung der Auschwitz-Gedenkstätte – Franciszek Piper (* 1941) 1980 bis 1985 diesen Themenkomplex erneut. Piper bestätigte die von Wellers ermittelten Opferzahlen, bis auf Zahlenannahmen für die Deportationen aus Polen. Hier konnte Piper nachweisen, dass Wellers eine zu große durchschnittliche Transportgröße bei den polnischen Transporten angenommen hatte. Im Ergebnis wurde die Arbeit von Wellers bei den polnischen Transporten um 320.000 nach unten korrigiert. Insgesamt kommt Piper auf etwa 1,1 Millionen Tote.

Die Arbeiten von Wellers und Piper sind (Stand 2006) die einzigen Forschungsarbeiten, die sich ausschließlich mit den Opferzahlen der Konzentrationslager Auschwitz auseinandersetzen. Das Werk „Die Zahl der Opfer von Auschwitz“ von Franciszek Piper gilt unter Historikern als Standardwerk zu diesem Thema; frühere Schätzungen haben seitdem in Fachkreisen kaum noch Bedeutung.

Registrierte Häftlinge

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Aufgrund der Quellenlage können 400.207 registrierte Häftlinge mit hoher Genauigkeit bestimmt werden. Die Häftlingsnummern wurden aus einer der sechs Nummernserien getrennt für Frauen und Männer fortlaufend und nur einmal vergeben. Damit kann aus der höchsten bekannten Nummer der Serie auf die Anzahl der Häftlinge geschlossen werden. Die Bestimmung der einzelnen Häftlingsgruppen ist dagegen schwierig. Die Erziehungshäftlinge (EH), sowjetische Kriegsgefangene (RKG) und Zigeuner (Z) hatten eine eigene Nummernserie, Juden wurden sowohl in der allgemeinen Nummernserie, in den Nummernserien „Juden Serie A“ und „Juden Serie B“ und als Erziehungshäftlinge (EH) registriert. Aus den Häftlingsnummern kann man deshalb nur die Registrierten des Zigeunerlagers (Z) und die sowjetischen Kriegsgefangenen (RKG) als Gruppe direkt bestimmen. Aufgrund der RSHA-Transporte und anderer Daten ergibt es sich, dass circa 205.000 Juden registriert worden sind. Neben den erhaltenen offiziellen Akten (also Fotografien, die während der Registrierung gemacht wurden, Nummernbücher, Häftlingspersonalbögen, die Hauptbücher des Zigeunerlagers und Zugangslisten der neu eingelieferten Häftlinge) als Quellen verweist Piper auch auf illegale Abschriften der Zugangslisten, die in der politischen Abteilung eingesetzte Häftlinge anfertigten.[5]

Zugänge und nicht registrierte Deportierte

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Die nicht registrierten Häftlinge werden dadurch ermittelt, dass von den Zugängen zum Lager die Anzahl der registrierten Häftlinge abgezogen wird. Somit ergeben sich aus den 1.300.000 Lagerzugängen abzüglich der rund 400.000 registrierten Häftlinge 900.000 unregistrierte Deportierte, die unmittelbar nach der Ankunft vergast wurden. Die Lagerzugänge stellen sich wie folgt dar:

Juden aus Ungarn: 438.000

Anzahl und Stärke der Transporte aus Ungarn sind gut dokumentiert. Die einzelnen Registrierungstage der ungarischen Juden sind im Kalendarium aufgeführt. Telegramme mit der Gesamtzahl der deportierten Juden sind vom deutschen Botschafter in Ungarn Edmund Veesenmayer regelmäßig an das Auswärtige Amt gesendet worden. Aus diesen geht hervor, dass im Zeitraum vom 29. April 1944 bis 18. Oktober 1944 insgesamt 438.000 Juden nach Auschwitz deportiert wurden. Diese Zahl wird fast von der gesamten Forschung vorbehaltlos anerkannt.

Neuere Veröffentlichungen zu den untersuchten Unterlagen enthalten ein Verzeichnis von 137 Zügen mit Datum, Abfahrtsort und der genauen Zahl der Deportierten, mit denen 401.439 Juden in der Zeit vom 14. Mai 1944 bis 20. Juli 1944 von Ungarn aus über Košice und die Slowakei nach Auschwitz gebracht wurden.[6] Für den gesamten Zeitraum der sogenannten Ungarn-Aktion wird von 141 Transporten ausgegangen.[7]

Juden aus Polen: 300.000

Im Kalendarium sind die einzelnen Transporte der polnischen Juden zwar aufgeführt, die genaue Stärke jedes Transportes ist jedoch nicht dokumentiert. Georges Wellers hatte irrtümlich angenommen, dass jeder Transport die Stärke 5.000 hat. Piper hat wegen des hohen Fehlerrisikos davon abgesehen, eine Durchschnittszahl für die Stärke eines einzelnen Transportes anzunehmen. Als angemessenere Methode hat Piper die von Gilbert[8] vorgenommene Zuordnung einzelner Transporte und die Festlegung der Größe der Transporte für bestimmte Zeitabschnitte angesehen und übernommen.

Juden aus Frankreich: 69.000

Aufgrund der in Frankreich aufgefundenen Transportlisten hat Serge Klarsfeld eine exakte Statistik der aus Frankreich deportierten Juden veröffentlicht.[9] Danach wurden von den 75.721 deportierten Juden 69.114 in das Konzentrationslager Auschwitz verbracht. Ein kleiner Teil dieser Transporte wurde in Koźle (Województwo opolskie; dt: Cosel, Woiwodschaft Oppeln) einer Selektion unterzogen, und ein Teil der Deportierten wurde von dort in Arbeitslager in Schlesien oder ins Arbeitslager Blechhammer verbracht. Piper merkt deshalb an, dass die Zahl von 69.000 als angenäherte Maximalzahl zu betrachten ist.

Juden aus den Niederlanden: 60.000

Das Niederländische Institut für Kriegsdokumentation hat aufgrund der erhaltenen Transportlisten festgestellt, dass von der Gesamtzahl von 102.893 aus Holland deportierten Juden im Zeitraum vom 15. Juli 1942 bis September 1944 mit 68 Transporten 60.085 nach Auschwitz deportiert wurden. Ein kleiner Teil dieser Transporte wurde in Koźle einer Selektion unterzogen, und ein Teil der Deportierten wurde in Arbeitslager in Schlesien oder ins Arbeitslager Blechhammer verbracht. Piper merkt deshalb an, dass die Zahl von 60.000 als angenäherte Maximalzahl zu betrachten ist.

Juden aus Griechenland: 55.000

Danuta Czech hat aufgrund verschiedener Quellenmaterialien, unter anderem der nach dem Krieg im Bahnhof Auschwitz gefundenen Fahrkarten in Griechisch und Deutsch, festgestellt, dass insgesamt etwa 55.000 Personen von Griechenland nach Auschwitz deportiert wurden.[10] Siehe dazu auch Deportation der Juden von Thessaloniki.

Juden aus dem Protektorat Böhmen und Mähren (Theresienstadt): 46.000

Es wird davon ausgegangen, dass alle Deportationen aus dem Protektorat Böhmen und Mähren über das Ghetto Theresienstadt durchgeführt wurden.

Nach Lagus & Polák sind 44.839 Personen aus Theresienstadt nach Auschwitz transportiert worden.[11] Piper zeigt, dass ein Transport mit 1.260 Kindern nicht berücksichtigt wurde und ein nicht näher bestimmter Transport mit 18 Personen vorliegt. Wellers hat neben den Transporten aus Theresienstadt zusätzlich 2 Transporte aus Sered (Slowakei) dem Getto Theresienstadt zugeordnet. Diese wurden von Piper der Slowakei zugeordnet.

Juden aus der Slowakei: 27.000

Aus einer von der Judenzentrale in Bratislava angefertigten Zusammenstellung der Transporte ergibt sich, dass vom 26. März 1942 – 20. Oktober 1942 insgesamt 18.725 slowakische Juden nach Auschwitz deportiert wurden. Zwischen August und November 1944 wurden weitere 7.936 slowakische Juden nach Auschwitz deportiert; insgesamt also 26.661.

Juden aus Belgien: 25.000

Serge Klarsfeld und Maxime Steinberg haben aus den erhaltenen Quellenmaterialien eine Zusammenstellung der Transporte der belgischen Juden erstellt.[12] Daraus ergibt sich, dass über das Durchgangslager Mechelen insgesamt 24.906 belgische Juden deportiert wurden. Ein kleiner Teil dieser Transporte wurde in Cosel einer Selektion unterzogen, und ein Teil der Deportierten wurde in Arbeitslager in Schlesien oder ins Arbeitslager Blechhammer verbracht.

Juden aus Deutschland und Österreich: 38.600 (23.000 in Direkttransporten)

Im Gedenkbuch des Bundesarchives in Koblenz sind 128.091 Namen von ermordeten Juden verzeichnet.[13] In 38.574 Fällen ist als letzter Deportationsort Auschwitz genannt. Mindestens 23.000 gelangten direkt nach Auschwitz. Piper berücksichtigte nur die direkt nach Auschwitz Deportierten, um Doppelzählungen zu vermeiden. Über andere Konzentrationslager Deportierte werden in einem gesonderten Abschnitt festgestellt.

Juden aus Jugoslawien: 10.000 bis 12.300

Die Daten zu den aus Jugoslawien deportierten Juden sind nur fragmentarisch vorhanden. Wellers hat 10 Transporte aus Jugoslawien aufgeführt und anhand des Korherr-Berichtes[14] über 4 Transporte im Jahr 1942 eine durchschnittliche Transportstärke von 1.232 berechnet. Dies ergibt die Zahl von 12.320 Deportierten. Piper hat diese Analyse übernommen und auf 10.000 Deportierte abgerundet.

Juden aus Italien: 7.500

Nach einer von Giuliana Donati angefertigten Zusammenstellung der Transporte sind zwischen dem 16. und 18. September 1943 und dem 14. Dezember 1944 insgesamt 8.369 Juden deportiert worden[15] Mindestens 7.422 Personen wurden direkt nach Auschwitz deportiert.

Juden aus Norwegen: 690

Nach Angabe des Korherr-Berichtes[14] wurden aus Norwegen bis Ende 1942 insgesamt 532 Personen deportiert. Im ersten Vierteljahr 1943 wurden weitere 158 Juden nach Auschwitz transportiert. Dies wird durch erhaltene Dokumente der deutschen Polizeibehörden bestätigt.

Juden aus Überstellungen aus anderen Konzentrationslagern, Nebenlagern: 34.000

Polen: 140.000 bis 150.000

Die meisten Polen sind im Lager registriert worden, und die Daten zu den polnischen Häftlingen wurden aufgrund der Registrierungsunterlagen bestimmt. Aufgrund von Aussagen über direkt ermordete Polen geht Piper davon aus, dass mindestens 10.000 Polen nicht registriert wurden. Piper räumt ein, dass die Anzahl von nicht registrierten Polen und damit die Gesamtzahl der Polen auch wesentlich höher sein könnte.

Sowjetische Kriegsgefangene: 15.000

Es sind vier Transporte mit insgesamt 3.000 sowjetischen Kriegsgefangenen bekannt, die ohne Registrierung getötet wurden. Des Weiteren wurden aufgrund der Registrierung weitere 13.775 sowjetische Kriegsgefangene ermittelt. Beim letzten Appell am 17. Januar 1945 lebten davon nur noch 92. In der Zeit zwischen Oktober 1941 und Ende Februar 1942 starben 8320 registrierte Gefangene. Am 3. September 1941 starben 600 sowjetische Gefangene an Massenvergasungsversuchen im Keller von Block 11.[16]

Sinti und Roma bzw. „Zigeuner

Die von den Häftlingen versteckten und nach dem Krieg aufgefundenen Hauptbücher enthalten 20.946 registrierte Namen. Ca. 2000 wurden in andere Lager überstellt, die meisten anderen starben im Zigeunerlager Auschwitz; etwa 4000 wurden am 1. August 1944 in den Gaskammern ermordet.

Andere: 25.000

Unter anderem Tschechen, Russen, Belarussen, Ukrainer, Jugoslawen, Franzosen, Deutsche und Österreicher. Diese wurden alle registriert.

Abgänge, Überlebende, Todeszahlen

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Von den Deportierten haben das Lager 223.000 lebend wieder verlassen. Es wurden 188.000 Registrierte und 25.000 nicht Registrierte in andere Konzentrationslager verlegt. Insbesondere bei den Todesmärschen in der letzten Kriegsphase sind viele dieser Häftlinge während des Transportes ums Leben gekommen. Diese sind allerdings nicht den Konzentrationslagern Auschwitz zugerechnet. Entlassen wurden 1.500 Häftlinge, geflohen sind 500 Häftlinge. Befreit wurden 8.000 Häftlinge.

Insgesamt sind in den Konzentrationslagern Auschwitz mindestens 1.082.000 Deportierte getötet worden oder gestorben. Davon waren 202.000 registrierte Häftlinge und 880.000 nicht registrierte Deportierte. Unter den Opfern befanden sich 960.000 Juden, 74.000 Polen, 21.000 Sinti und Roma sowie 15.000 sowjetische Kriegsgefangene.

Andere Opferzahlen

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Opferzahl von 4 Millionen

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Bis zur Entfernung der Gedenktafeln Anfang 1990 hielt die Auschwitz-Gedenkstätte an der Opferzahl von 2,8–4 Millionen fest. Diese Zahl stammt ursprünglich von der 1945 eingesetzten polnischen und sowjetischen Untersuchungskommission. Diese hatte anhand der Aussagen der Häftlinge die Betriebsdauer der Krematorien bestimmt und mit der jeweiligen maximalen Leistungsfähigkeit der Krematorien angesetzt. Die dabei ermittelte Opferzahl von 5 Millionen wurde um 20 % reduziert, da die Kommission davon ausging, dass 20 % der Betriebszeit für Wartungsarbeiten an den Krematorien benötigt würde.

Der oberste Volksgerichtshof in Polen hat diese Zahl nicht vorbehaltlos übernommen. Im Prozess gegen den Kommandanten von Auschwitz Rudolf Höß wurde festgestellt, dass Höß für den Tod von mindestens 2,8 Millionen Opfern verantwortlich ist. Das Gericht erachtete die Zahl von drei bis vier Millionen lediglich als sehr wahrscheinlich. In der Literatur hat der Richter Jan Sehn für die Verbreitung der Zahl vier Millionen durch seine Abhandlung „Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz“ (einer Darstellung des während der Untersuchung durch Jan Sehn zusammengetragenen Beweismateriales) gesorgt.

Der Forschungskurator des Staatsmuseums Auschwitz, Wacław Długoborski, erklärte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 14. September 1998:

„Bis 1989 galt in Osteuropa ein Verbot, die Zahl von vier Millionen Getöteten anzuzweifeln; in der Gedenkstätte von Auschwitz drohte man Angestellten, die an der Richtigkeit der Schätzung zweifelten, mit Disziplinarverfahren.“

Einer der ersten westlichen Historiker, der die 4-Millionen-Zahl der sowjetischen Untersuchungskommission in Zweifel zog, war der englische Historiker Gerald Reitlinger. Bereits 1953 gab er die Opferzahlen von Auschwitz mit rund einer Million an.

„…Die Welt ist gegen derartige ‚Schätzungen‘ misstrauisch geworden und die runde Ziffer von 4 Millionen kann einer ernsthaften Prüfung nicht standhalten. Unglücklicherweise hat die sowjetische Arithmetik die Tatsache verschleiert, dass nicht viel weniger als eine Million Menschen in Auschwitz, seinen Gaskammern und Lagern umkamen.“

Reitlinger: „Die Endlösung“ 4. Auflage 1961, S. 522

In polnischer Gefangenschaft hat der Lagerkommandant Rudolf Höß seine Autobiografie mit sehr umfangreichen Aufzeichnungen zu den Ereignissen im Konzentrationslager Auschwitz verfasst. Dabei hat er einige Ausführungen seiner Aussage vor dem Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher präzisiert. Insbesondere hat er erneut klargestellt, dass die Opferzahl von 2,5 Millionen auf den Angaben von Adolf Eichmann beruht.

„Die Zahl der in Auschwitz zur Vernichtung eingelieferten Juden gab ich in früheren Vernehmungen mit 2,5 Millionen an. Diese Zahl stammt von Eichmann, der sie kurz vor der Einschließung Berlins, als er zum Rapport zum RFSS befohlen war, meinem Vorgesetzten, Gruppenführer Glücks gab… Nach jeder größeren Aktion mussten in Auschwitz alle Unterlagen, die Aufschluss über die Zahl der Vernichteten geben konnten, laut RFSS-Befehl verbrannt werden. […] Ich selbst wußte nie die Gesamtzahl, habe auch keine Anhaltspunkte, um sie wiedergeben zu können. Es sind mir lediglich noch die Zahlen der größeren Aktionen in Erinnerung, die mir wiederholt von Eichmann oder dessen Beauftragten genannt worden waren. […]

Ich halte die Zahl 2,5 Millionen für viel zu hoch. Die Möglichkeiten der Vernichtung hatten auch in Auschwitz ihre Grenzen. Die Zahlenangaben ehemaliger Häftlinge sind Phantasiegebilde und entbehren jeder Grundlage.“

Kommandant in Auschwitz, ISBN 978-3-423-30127-5, S. 252.

Die Summe der von Rudolf Höß genannten großen Aktionen ergibt 1,13 Millionen. Dabei ist zu beachten, dass auch bei diesen Zahlen Höß als Quelle Adolf Eichmann beziehungsweise dessen Beauftragte nennt. Die einzige von Höß selbst stammende Berechnung[17] ergibt, dass von Beginn 1941 bis Abschluss 1944 höchstens 1,5 Millionen Opfer umgekommen sind. Zusammen mit den von Höß nicht in Frage gestellten größeren Aktionen (als Mindestzahl) kann man sagen, dass Rudolf Höß die Zahl der Opfer mit 1,2–1,5 Millionen angibt.

Nicht unbeachtet muss hier aber auch bleiben, dass Höß immer nur die Zahlen benutzt, welche in seiner Amtszeit ihm bekannt wurden. Er war aber nicht der einzige Kommandant des Vernichtungslagers. Nach dem Aufbau desselben war er längere Zeit nicht als deren Kommandant tätig, sondern als Berater anderer KZ. Aussagen zu den Ermordeten in seiner Abwesenheit hat er nie getätigt.

Westliche Historiker vor 1990

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Während in Polen, der UdSSR, Tschechoslowakei und in der DDR an der Zahl von 4 Millionen bis 1990 festgehalten wurde, variierten die Opferzahlen bei westlichen Historikern in teilweise erheblichem Umfang.

Eugen Kogon (1946)

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Der deutsche Publizist Eugen Kogon hat in seinem Buch Der SS-Staat geschätzt, dass wahrscheinlich zwischen 3,5 und 4,5 Millionen Menschen in Auschwitz ums Leben gekommen sind. Diese Schätzung basierte auf den Opferzahlen der sowjetischen Untersuchungen. In Kogons Aufstellungen fehlen die Lager Belzec, Kulmhof (Chelmno) und Sobibor komplett. Die Rolle der Einsatzgruppen war zu diesem Zeitpunkt noch nicht erforscht. Kogon hat mangels genauerer Informationen die Opfer den Vernichtungslagern zugeordnet, die zu diesem Zeitpunkt bekannt waren. Von Holocaustleugnern wird bei Nennung der Zahlen als Veröffentlichungszeitpunkt die 1974 erschienene Neuauflage oder das Erscheinungsjahr 1989 von Gott nach Auschwitz. Dimensionen des Massenmords am jüdischen Volk[18] genannt, um zu zeigen, dass die Opferzahlen der Historiker auch in jüngster Zeit noch stark abweichen. Diese Veröffentlichungen enthalten nach wie vor die Schätzungen der Veröffentlichung von 1946. Auch in der Auflage von 2023 sind diese Opferzahlen unkommentiert erhalten.

Gerald Reitlinger (1953)

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Der englische Historiker Gerald Reitlinger hat in seiner 1953 publizierten Studie The Final Solution geschrieben, dass insgesamt 4,2 bis 4,7 Millionen Juden ermordet wurden. Reitlinger beziffert die nach Auschwitz deportierten Juden mit weniger als eine Million (851.000). Er gibt die in den Gaskammern von Auschwitz getöteten Menschen (Juden und andere) mit 550.000–600.000 an und die im Lager Gestorbenen mit 300.000.

Raul Hilberg (1961)

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Der jüdisch-amerikanische Historiker österreichischer Herkunft Raul Hilberg bezifferte die Gesamtzahl der vernichteten europäischen Juden in seiner bis 1955 erstellten und 1961 publizierten Dissertation The Destruction of the European Jews mit 5,1 Millionen.[19] Hilberg nannte die Zahl von einer Million ermordeter Juden für die Konzentrationslager Auschwitz. Er berief sich dabei insbesondere auf das „Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau“ von Danuta Czech, das eine Auflistung der nach Auschwitz führenden Transporte beinhaltete.[20]

Martin Gilbert (1982)

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In seiner detaillierten Studie Endlösung. Die Vertreibung und Vernichtung der Juden. Ein Atlas beziffert der englische Historiker Martin Gilbert die zwischen 1939 und 1945 getöteten Juden auf 5,7 Millionen. Er hat geschätzt, dass allein in den Jahren 1942 bis 1945 mehr als zwei Millionen Juden in Auschwitz vergast wurden. Die Addition der Zahlenangaben zu den Deportationen auf den 316 Karten seines Atlasses ergibt für Auschwitz allerdings die Zahl 1,1 Millionen.

Georges Wellers (1983)

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Der französische Forscher und ehemalige Häftling von Auschwitz, Georges Wellers, kommt in seiner in der Zeitschrift Le Monde Juif veröffentlichten Studie zu Auschwitz auf 1,5 Millionen Menschen, die getötet wurden.

Opferzahlen nach 1990

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Jean-Claude Pressac (1994)

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Der ehemalige Holocaustleugner Jean-Claude Pressac nennt 1994 631.000 bis 711.000 Tote insgesamt, davon 470.000 bis 550.000 nichtregistrierte, im Gas ermordete Juden.[21] Diese zu niedrig angesetzten Opferzahlen stützen sich einerseits auf eine Reduktion der Kremierungskapazitäten, andererseits auf eine Reduktion der eingelieferten Deportierten.

Pressac behauptet unter anderem hierbei, dass statt 438.000 nur 160.000 bis 240.000 ungarische Juden eingeliefert wurden. Diese Zahlen berechnet er anhand von 53 im Kalendarium von Danuta Czech aufgezeichneten Eintragungen über die Registrierung der ungarischen Juden, die er mit einer durchschnittlichen Transportstärke von 3000 multipliziert. Er bemerkte dabei nicht, dass sich die 53 Registrierungen nicht auf 53 Transporte, sondern auf 53 Tage beziehen. Bei diesen Berechnungen blieb also unberücksichtigt, dass mehrere Transporte an einem Tag eingetroffen sind. Neueste Veröffentlichungen belegen, dass allein im Zeitraum von 14. Mai 1944 bis 20. Juli 1944 mit 137 Zügen 401.439 Juden von Ungarn nach Auschwitz deportiert wurden. Es sind insgesamt 141 Transporte von ungarischen Juden in das Konzentrationslager Auschwitz bekannt.

Pressac gab an, einen unangreifbaren und gesicherten „Minimalwert“ bestimmt zu haben, der von Holocaustleugnern nicht angezweifelt werden könnte. Dabei hatte er teilweise sehr eigenwillig Dokumente interpretiert, Kapazitäten klein gerechnet und auch einige Rechenfehler gemacht. Der Historiker Franciszek Piper hat gezeigt, dass Pressac bezüglich der Opferzahlen schwere methodische Fehler begangen hatte und daher zu falschen Ergebnissen kam: „Trotz des großen Wertes seiner Publikation im Hinblick auf das dargebotene Quellenmaterial (Baupläne, Schreiben, Aussagen) sind die Schlussfolgerungen Pressacs oft widersprüchlich. Im allgemeinen ist er bestrebt, die Zahl der Opfer zu minimieren, die Kapazität der Krematorien und Gaskammern zu verringern und den Zeitpunkt des Treffens bestimmter Entscheidungen und Maßnahmen hinauszuzögern.“ „Das Verdienst Pressacs ist es, auf der Grundlage einer Analyse der deutschen Unterlagen, vor allem der Baupläne, zweifelsfrei die Existenz der Gaskammern im KZ Auschwitz nachgewiesen zu haben. Leider verleitet das Misstrauen gegenüber schriftlichen Dokumenten, darunter auch gegenüber deutschen Unterlagen, diesen Verfasser häufig zu völlig falschen Kontestationen.“[22]

Fritjof Meyer (2002)

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Der Journalist Fritjof Meyer hat durch seinen Artikel Die Opfer von Auschwitz. Neue Erkenntnisse durch neue Archivfunde in der Zeitschrift Osteuropa (Nr. 5/2002) erneut eine Kontroverse über die Opferzahlen ausgelöst. Laut Meyers Berechnungen beläuft sich die Opferzahl auf 510.000 Tote, wovon 356.000 vergast wurden. Meyers Thesen basieren auf zwei Argumentationssträngen. Im Wesentlichen wird die Krematoriumskapazität als Maßstab für die Bestimmung der Opferzahlen herangezogen. Anhand eines erst kürzlich aufgefundenen Schlüsseldokumentes und einer ans Licht gekommenen Aussage des Kommandanten Höß zu deren Nutzungsdauer würde eine Neubestimmung der Opferzahlen ermöglicht. Abgesichert wird diese These mit der Behauptung, die Deportation ins Lager hätte nicht den von Piper dargestellten Umfang gehabt. Meyer reduziert die Anzahl der ins Lager Eingewiesenen von 1,3 Millionen auf 915.000 Menschen, indem er die Zahl der ungarischen Juden und der polnischen Juden zu niedrig veranschlagt.[23]

Franciszek Piper hat in einer Rezension detailliert die Fehler in Meyers Argumentation aufgezeigt und viele seiner Annahmen wegen fehlender Quellen als reine Spekulation bezeichnet. Unter anderem hat Piper nachgewiesen, dass die von Meyer dargestellten „neuen Erkenntnisse durch Archivfunde“ längst bekannt sind und von der Forschung berücksichtigt wurden. Insofern ist Meyers Interpretation dieser längst bekannten Dokumente eine Einzelmeinung und hat für die Forschung keine Bedeutung. Der Mitarbeiter des Informationsdienstes gegen Rechtsextremismus (IDGR) Albrecht Kolthoff erklärte hierzu: „Meyer ist kein Holocaust-Leugner, denn er streitet ja nicht ab, dass auch viele Juden von den Nazis umgebracht wurden – er benutzt nur die Argumente von Holocaustleugnern.“

Wegen der starken Resonanz in rechtsextremen Kreisen hat Fritjof Meyer auf eigenen Wunsch die öffentliche Diskussion beim IDGR beendet.

Fragmentarische Quellen

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Sterbebücher und Lagerlisten von Auschwitz

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Daten der Sterbebücher: Altersverteilung nach Perioden
Daten des Zigeunerlagers: Altersverteilung nach Perioden
Daten der Sterbebücher: Altersverteilung nach Religionszugehörigkeit
Daten der Sterbebücher: Religionszugehörigkeit nach Monaten

Das Sonderarchiv des Staatlichen Militärarchives Moskau enthielt die fragmentarisch erhaltenen Sterbebücher des Konzentrationslagers Auschwitz. 46 Aktenbände wurden 1990 an das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau übergeben. Die Daten der Sterbebücher enthalten 69.272 Einträge. Sie beziehen sich auf den Zeitraum vom 4. August 1941 bis zum 31. Dezember 1943. Bei 69.182 Einträgen sind sowohl der Geburtstag als auch der Todestag bekannt.[24]

Des Weiteren ist das Hauptbuch des so genannten Zigeunerlagers mit 20.957 Einträgen erhalten. Der polnische Politische Häftling Tadeusz Joachimowski (Häftlings-Nr. 3720), der als Schreiber für den Rapportführer arbeiten musste, konnte im Juli 1944 – kurz vor der Auflösung dieses Lagerteils am 2. August 1944 – heimlich die beiden Bücher aus der Schreibstube stehlen und mit Hilfe zweier weiterer Häftlinge vergraben. Die Bücher wurden 1949 wiederentdeckt. Sie sind im Bestand des Museums. Bei 20.818 Einträgen ist der Geburtstag bekannt. Bei 9.183 Einträgen konnte der Sterbetag festgestellt werden. Auf den Internetseiten des Museums kann über eine Suchmaske auf diese Daten zugegriffen werden.[25][26]

Holocaustleugner behaupten, dies sei die einzige zuverlässige Quelle bezüglich der Opferzahlen. Die Tatsache, dass sich unter den Verstorbenen auch Kinder und Greise befanden, wäre ein unwiderlegbarer Beweis gegen die Behauptung, dass Selektionen stattgefunden haben. Die Analyse der Altersstruktur der Gestorbenen zeichnet jedoch ein anderes Bild. Die Sterbedaten des „Zigeunerlagers“ – welches ein Familienlager war – zeigt die typische Altersverteilung mit einer hohen Kindersterblichkeit. Die Altersverteilung insbesondere der jüdischen (im damaligen Sprachgebrauch „mosaischen“) Gestorbenen zeigt einen klaren Schwerpunkt zwischen 15 und 55 Jahren, dem typischen Altersbereich der als „Arbeitsfähig“ selektierten. Speziell unter den jüdischen Gestorbenen sind keine Kinder unter 10 Jahren verzeichnet, während im Zigeuner-Familienlager diese Altersgruppe den Schwerpunkt der Gestorbenen stellt.

Mit Ende der „polnischen Periode“ und Beginn der „jüdischen Periode“ – d. h. mit den zunehmenden jüdischen Häftlingstransporten im Jahr 1942 – steigt zunächst auch der Anteil der jüdischen Toten in den Sterbebüchern an. Mit der Inbetriebnahme der Birkenauer Krematorien im Jahr 1943 fällt der Anteil der jüdischen Toten in den Sterbebüchern rapide ab, obwohl die jüdischen Transporte zunehmen. Die systematische Vernichtung im großen Stil hatte begonnen, die Juden wurden nicht mehr im Lager und in den Sterbebüchern registriert. Die Daten der Sterbebücher dokumentieren somit, dass sich das KZ Auschwitz-Birkenau im Jahr 1943 für die Juden vom Arbeitslager zum Vernichtungslager wandelte.

Ferner besitzt das Archiv des Museums Originale, die in den fünfziger Jahren auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Groß-Rosen ausgegraben wurden, und von Kopien, die vom Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes (ITS) Arolsen zur Verfügung gestellt wurden. Es existieren Teile der Häftlings-Fotokartothek.[24]

Registrierte Häftlinge der Nummernserien (höchste dokumentierte Nummer)
Bezeichnung Männer Frauen Gesamt
Allgemein 202.499 89.325 291.824
Juden Serie A 20.000 29.354 49.354
Juden Serie B 14.897 14.897
Erziehungshäftlinge (EH) 9.193 1.993 11.186
Sowjetische Kriegsgefangene (RKG) 11.964 11.964
Zigeuner (Z) 10.094 10.888 20.982
Insgesamt 268.647 131.560 400.207
Lagerzugang
Land Zahl der Deportierten
Juden aus Ungarn 438.000
Juden aus Polen 300.000
Juden aus Frankreich 69.000
Juden aus den Niederlanden 60.000
Juden aus Griechenland 55.000
Juden aus dem Protektorat Böhmen und Mähren (Theresienstadt) 46.000
Juden aus der Slowakei 27.000
Juden aus Belgien 25.000
Juden aus Deutschland und Österreich 23.000
Juden aus Jugoslawien 10.000
Juden aus Italien 7.500
Juden aus Norwegen 690
Juden aus anderen Konzentrationslagern, Nebenlagern und anderen Orten 34.000
Polen 147.000
Zigeuner 23.000
Sowjetische Kriegsgefangene 15.000
Andere 25.000
Insgesamt 1.305.190
Lagerabgang
Grund Zahl der Häftlinge
In andere Konzentrationslager verlegt (registriert) 188.000
In andere Konzentrationslager verlegt (nichtregistriert) 25.000
Befreite Registrierte 8.000
Entlassene Registrierte 1.500
Entflohene Registrierte 500
Insgesamt 223.000
Die Transporte der Juden nach Auschwitz aus den einzelnen Ländern von 1940 bis 1945
Jahr und Monat Insgesamt Ungarn Polen Frankreich Niederlande Griechenland Böhmen und
Mähren
Slowakei Belgien Deutschland und
Österreich
Jugoslawien Italien Norwegen andere Konzentrations-
lager, Nebenlager
1940–1941 1.500 1.500
1942 Februar ? ?
1942 März 3.112 1.112 2.000
1942 April 8.004 8.004
1942 Mai 7.716 6.130 586 1.000
1942 Juni 21.496 16.000 4.037 1.059 400
1942 Juli 19.465 7.930 5.978 4.810 510 237
1942 August 41.960 13.000 13.123 6.265 5.990 3.500 82
1942 September 26.591 12.134 6.675 1.992 5.790
1942 Oktober 22.841 11.965 1.866 860 4.841 759 1.500 1.050
1942 November 28.000 18.000 3.745 5.199 1.001 55
1942 Dezember 18.025 14.000 2.496 997 532
1943 Januar 57.605 44.246 3.594 6.000 1.555 2.210
1943 Februar 21.039 8.682 2.998 4.283 1.001 4.075
1943 März 26.360 7.000 1.000 10.002 8.200 158
1943 April 28.034 24.921 1.400 1.688 25
1943 Mai 16.325 1.000 10.930 395 4.000
1943 Juni 9.479 6.145 1.018 880 360 1.076
1943 Juli 7.194 2.000 1.553 3.641
1943 August 50.105 45.926 2.005 1.800 374
1943 September 23.330 12.800 1.000 2.971 5.007 1.425 127
1943 Oktober 8.688 1.386 2.000 1.007 1.313 148 1.031 1.803
1943 November 13.620 8.501 1.200 2.144 69 415 1.291
1943 Dezember 8.577 800 1.850 5.007 79 215 626
1944 Januar 6.434 2.000 1.155 949 657 83 584 1006
1944 Februar 4.774 104 2.714 1.015 50 485 406
1944 März 4.557 679 2.501 1.331 32 14
1944 April 8.666 1.800 564 2.504 240 1.500 625 61 606 766
1944 Mai 228.674 215.436 27 2.200 453 7.503 507 560 575 1.413
1944 Juni 169.345 164.425 761 1.100 496 2.000 46 517
1944 Juli 72.419 55.741 9.811 1.300 563 485 1.805 2.714
1944 August 17.218 131 4.509 493 2.500 56 250 9.279
1944 September 10.416 3.393 1.019 3.999 68 1.937
1944 Aug–Sep 65.000 65.000
1944 Oktober 18.101 152 14.403 31 102 3.413
1944 November
1944 Aug–Nov 7.936 7.936
1944 Dezember
1945 Januar 14 14
unterschiedliche Daten 1.837 1.000 837
Insgesamt 1.084.457 437.685 290.464 69.114 60.085 54.533 46.099 26.661 24.906 23.064 10.000 7.422 690 33.734

Die den Tabellen zugrundeliegenden Zahlen stammen aus dem Beihefter oder den tabellarischen Aufstellungen in Franciszek Piper: Die Zahl der Opfer von Auschwitz. ISBN 83-85047-17-4. Bei der Zeittafel ist zu beachten, dass im Falle von Jugoslawien und Italien die Gesamtzahlen den Zeiträumen nicht komplett zuzuordnen waren. Diese Differenz ist in der letzten Spalte „unterschiedliche Daten“ aufgeführt. Problematisch ist weiterhin, dass Transportstärken (meist im Bereich von 500 oder 1000 gerundet) zu exakten Einzelzahlen summiert wurden; die Gesamtzahlen sind dann auch entsprechend zu runden. Auf diese Rundung wurde wegen der besseren Nachprüfbarkeit verzichtet. Teilweise sind Selektionen während des Transportes (wie z. B. in Cosel) mangels Zahlen nicht in die Tabellen eingeflossen. Ob Selektionen stattgefunden haben, kann man den Abschnitten zu den Herkunftsländern entnehmen.

  • Franciszek Piper: Die Zahl der Opfer von Auschwitz. Staatliches Museum Auschwitz, 1993, ISBN 83-85047-17-4.
  • Danuta Czech: Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz Birkenau 1939–1945. Rowohlt, Reinbek 1989.
  • Jan Sehn (Bearb.): Konzentrationslager Oświe̜cim-Brzezinka (Auschwitz-Birkenau). Auf Grund von Dokumenten und Beweisquellen. Hg. Zentralkommission zur (oder „für“) Untersuchung der Naziverbrechen in Polen, Główna Komisja badania zbrodni hitlerowskich w Polsce. Übersetzung Rita Tertel. Warschau 1957.[27]

Einzelnachweise

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  1. Franciszek, Piper. Auschwitz: How Many Perished: Jews, Poles, Gypsies. 1996.
  2. Jochen August: Geschichte und Topographie von Auschwitz-Birkenau, S. 12, Aufsatz aus Hamburger Institut für Sozialforschung (Hg.): Die Auschwitz-Hefte Band 1 & 2, Weinheim/Basel 2007.
  3. z. B. Gedenkbuch, Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945 (2007), online seit Dezember 2007: Einleitung.
  4. Essai de détermination du nombre de morts au Camp d’Auschwitz. In: Le Monde juif: La revue du Centre de documentation juive contemporaine, ISSN 0026-9425. 1983, S. 127–159.
  5. Franciszek Piper: Die Zahl der Opfer von Auschwitz. Verlag Staatliches Museum in Oswiecim, Oswiecim 1993, ISBN 83-8504717-4, S. 57 f.
  6. Szabolcs Szita: „Utak a pokolból. Magyar deportáltak az annektált Ausztriában 1944–1945“, Kecskemét 1991, S. 21f.
  7. Christian Gerlach, Götz Aly: Das letzte Kapitel. Der Mord an den ungarischen Juden, Stuttgart/München, 2002
  8. Martin Gilbert: Endlösung. Die Vertreibung und Vernichtung der Juden. Ein Atlas. Reinbek bei Hamburg 1982
  9. Serge Klarsfeld: Memorial to the Jews deported from France 1942–1944. New York 1983
  10. Danuta Czech: Deportation und Vernichtung der griechischen Juden im KL Auschwitz. Hefte von Auschwitz 11,1970
  11. Hans Günther Adler: Theresienstadt 1941–1945. Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft. Tübingen 1955
  12. Serge Klarsfeld, Maxime Steinberg: Memorial de la deportation des Juifs Belgique. Brüssel 1982
  13. Gedenkbuch: Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Koblenz 1986
  14. a b Korherr-Bericht
  15. Ebrei in Italia, Deportatione, Resistenza, Fierenze 1975
  16. Jerzy Brandhuber: Sowjetische Kriegsgefangene im Konzentrationslager Auschwitz, Hefte von Auschwitz, 1961, S. 46.
  17. Erklärung Höß vom 24. April 1946. In: Gustave M. Gilbert: Nürnberger Tagebuch. Fischer Taschenbuchverlag Frankfurt/M. 1962, ISBN 3-596-21885-3, S. 448–450.
  18. Eugen Kogon, Johann B. Metz, Elie Wiesel: Gott nach Auschwitz. Dimensionen des Massenmords am jüdischen Volk Herder 1989
  19. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden, Band 3, Frankfurt am Main 1990, S. 1299.
  20. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden, Band 2, Frankfurt am Main 1990, S. 955/Fußnote: Danuta Czech: Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau in Hefte von Auschwitz, Bände 2, 3, 4, 6, 7 & 8, 1959 – 1964.
  21. Jean-Claude Pressac: Die Krematorien von Auschwitz. München 1994, S. 202.
  22. Franciszek Piper, Fritjof Meyer: Die Zahl der Opfer von Auschwitz. Neue Erkenntnisse durch neue Archivfunde. (Memento vom 25. Januar 2004 im Internet Archive) In: Osteuropa, 5/2002 (Jg. 52), S. 631–641 (Rezensionsbeitrag – 2.XII.2003).
  23. Meyers Darstellung und die Kontroverse (Memento des Originals vom 3. Februar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.holocaust-history.org
  24. a b auschwitz.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Dezember 2008; abgerufen am 9. Oktober 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.auschwitz.org.pl
  25. Suchzugriff auf die Einträge der Sterbebücher und des Zigeunerlagers (Memento des Originals vom 2. Januar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.auschwitz.org.pl
  26. Thomas Grotum: Sicherung und verbesserte Erschließung eines Archivbestandes: Das Beispiel Auschwitz-Birkenau. (Memento des Originals vom 19. Juli 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hki.uni-koeln.de In: EDV-Tage Theuern 1995. Tagungsbericht, hrsg. vom Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern, vom Haus der Bayerischen Geschichte und von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen, München/Theuern 1996, S. 60–69. Insbesondere zum Abgleich der verschiedenen Datenbestände.
  27. mit 133 Seiten; eine Vorläufer-Version von 1955 hatte 63 S., mit Abb. und Skizzen: Vlg. Wydawnictwo prawnicze, Warszawa, beides in der DNB vorhanden. Die Langfass. auch auf Englisch (The Concentration Camp A.-Br., The Chief Commission for the Investigation of Nazi Crimes in Poland, 1957) und Polnisch (Obóz koncentracyjny Oświęcim-Brzezinka, 1956). Sehn edierte von 1956 bis 1964 insgesamt fünf Bände seiner Untersuchungen auf Polnisch, die (außer Bd. 4) in Leipzig bei der DNB vorhanden sind. Am 27. Januar 1945 war Sehn als Jurist ins befreite Auschwitz gekommen und hatte sofort begonnen, den Massenmord zu dokumentieren.