Quednauer Kirche

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Die Quednauer Kirche im Jahre 1930

Die Quednauer Kirche (russisch Кирха Кведнау) war im nördlichen Stadtteil Quednau (heute russisch: Sewernaja Gora) in Königsberg (Preußen) (Kaliningrad) gelegen. Die Ausfallstraße in Richtung Cranz (Selenogradsk) im heutigen Stadtbezirk des Leningrader Rajon führte an ihr vorbei. Bis zum Stadtzentrum Königsbergs waren es nur 7 Kilometer.

Kirchengebäude

Eine erste Kirche[1] hat es in Quednau bereits im 13. Jahrhundert gegeben. Zunächst war sie nur eine Wallfahrtskirche für Fischer und Seefahrer. 1507 erfolgte ein Neubau aus verputzten Feldsteinen. Die Kirche wurde im 19. Jahrhundert mehrfach renoviert.

Das Gotteshaus war reich an Grabsteinen und Epitaphen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Neben der Kanzel wurde die angebliche Rüstung des Henning Schindekopf ausgestellt, der in der Schlacht bei Rudau 1370 den Tod fand und im Magdalenenkloster in Quednau beigesetzt worden war.

Im Zweiten Weltkrieg blieb die Kirche fast gänzlich von der Zerstörung bewahrt, wurde aber in den Folgejahren vernachlässigt und verfiel[2]. In den beginnenden 1970er Jahren wurden ihre Mauern vollständig abgetragen. Ein Wiederaufbau fand nicht statt. Auf dem Gelände des Gebäudes befand sich jahrzehntelang eine von Bäumen umwachsene Wiese[3]; gegen 2015 wurde ein Wohnhochhaus an der Stelle der ehemaligen Kirche erbaut.

Die 1710 gegossene Glocke (eine von zwei) hat den Krieg überstanden und läutet heute in der evangelisch-lutherischen Martinikirche im niedersächsischen Stöckheim.

Kirchengemeinde

Quednau war ein altes Kirchdorf und verfügte bereits 1268 über ein Gotteshaus. Die Reformation hielt hier früh Einzug. Gehörte die Gemeinde anfangs zur Inspektion Neuhausen (russisch: Gurjewsk), so war die Pfarrei bis 1945 dem Kirchenkreis Königsberg-Land II (nördlich des Pregel) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union zugeordnet.

Seit dem Zweiten Weltkrieg und nach der Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung ruhte das kirchliche Leben während der Zeit der Sowjetunion.

In den 1990er Jahren entstand in Kaliningrad neues evangelisches Leben, was 1996 zum Bau der neuen Auferstehungskirche am Prospekt Mira führte, die die Hauptkirche der neu entstandenen Propstei Kaliningrad[4] in der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) wurde. In ihrem Einzugsbereich liegt das heutige Sewernaja Gora.

Kirchspielorte

Zur Quednauer Kirche gehörte ein breitflächiges Kirchspiel[5]:

Name Russischer Name Name Russischer Name
Absintkeim Neuhof Timofejewka
Achtmorgen Quednau Sewernaja Gora
Aweyken Swiridowo Rothenstein Kutusowo
Ballieth Perwomaiski Schäferwalde
Beydritten Perwomaiski Samitten Dubossekowo
Dammbruch Sandlauken Doroschny
Ernsthof Stantau Mitino
Fräuleinhof Kutusowo Stiegehnen Sokolowka
Kummerau Newskoje Sudau Maikowo
Maraunenhof Bolschije Prudy Trutenau Medwedewka
Matzkahlen Bogatowo Wilky Mendelejewo
Nesselbeck Orlowka Ziegelau

Pfarrer

Von der Reformation bis zum Jahre 1945 amtierten an der Quednauer Kirche 30 evangelische Geistliche, darunter in den letzten Jahren zahlreiche Hilfsprediger auf Zeit, die zur Verstärkung eingesetzt waren:[6][7]:

  • NN., 1538–1542
  • Peter Nimpsch, ab 1542
  • Erhardus Sperber, 1554–1558
  • Anton Embd, 1559/1579
  • Michael Krüger, um 1587
  • Eberhard Wolf, bis 1596
  • Christoph Scolm, 1597–1602
  • Nicolaus Richard, ab 1602
  • Michael Friebelius, 1610–1621
  • Gottfried Seumius, 1621
  • Laurentius Andreä, 1623–1660
  • Heinrich Julius Hagemann, 1660–1669
  • Anton Laymarius, 1669–1678
  • Johann Storbeck, 1677–1705
  • Johann Lindenblatt, 1706–1738
  • Matthias Gabriel, 1738–1780
  • David Simon Bannert, 1779–1812
  • Karl Friedrich Erdmann, 1812–1834
  • Karl Fr. W. Stosnowski, 1834–1868
  • Karl Ludwig Fischer, 1868–1895
  • Paul Gerhard Fischer, 1894–1896
  • Wilhelm Diekmann, 1895–1916
  • (Emil Hugo) Louis Siedel, 1918–1930[8]
  • Johann Gustav Brehm, 1930–1945
  • Kurt Riemann, ab 1936
  • Kurt Georg Bachler, 1937
  • Günther Siltmann, 1938–1943
  • Alfons Neumann, 1939
  • Walter Pallentin, 1939
  • Bruno Podlasly, 1939

Siehe auch

Literatur

  • Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 46–47.
  • Karl Emil Gebauer: Kunde des Samlandes oder Geschichte und topographisch-statistisches Bild der ostpreussischen Landschaft Samland. Königsberg 1844, S. 112–113.
  • Friedrich Adolf Meckelburg: Beitrag zur Geschichte der Kirche in Quednau. In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Band 4, Königsberg 1853, S. 1–4.
  • Chronik der Kirche und Kirchengemeinde Quednau von 1254 bis 1882, urkundlich und aktenmäßig dargestellt. Koch & Reimer, Königsberg 1883.
  • Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1
  • Richard Armstedt: Geschichte der königl. Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Reprint der Originalausgabe, Stuttgart 1899.
  • Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen. 3 Bände, Köln 1996, ISBN 3-412-08896-X
  • V. Kulakov u. a.: Pamjatniky istorii i kultury. Kaliningrad. Moskau 2005, ISBN 5-902425-01-8 (Geschichts- und Kunstdenkmäler. Kaliningrad; russisch)
  • Jürgen Manthey: Königsberg – Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Hanser 2005, ISBN 3-446-20619-1
  • Gunnar Strunz: Königsberg entdecken. Berlin 2006, ISBN 3-89794-071-X
  • Baldur Köster: Königsberg: Architektur aus deutscher Zeit. Husum Druck, 2000, ISBN 3-88042-923-5.

Einzelnachweise

  1. Vororte von Königsberg bei ostpreussen.net
  2. Königsberg (Калининград), кирха в Кведнау - Подземелья Кёнигсберга. Abgerufen am 29. Januar 2021.
  3. Google Maps. Abgerufen am 29. Januar 2021.
  4. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
  5. Patrick Plew, Die Kirchen im Samland: Quednau (Memento des Originals vom 27. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.plew.info
  6. Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 46–47.
  7. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seiten 116–117
  8. Als Angehöriger des Corps Masovia predigte Siedel (1860–1936) beim Gottesdienst zum 100. Stiftungsfest des Corps im Königsberger Dom.

Koordinaten: 54° 45′ 29″ N, 20° 32′ 37″ O