Arthur Hertzberg

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Arthur Hertzberg (* 9. Juni 1921 in Lubaczów, Polen; † 17. April 2006 in Westwood, New Jersey) war ein konservativer Rabbiner, der eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Nachkriegs-Judentums spielte. Er lehrte als Rabbiner und verfasste grundlegende Werke über den modernen Antisemitismus und den Zionismus.

Sein Leben

Im Alter von fünf Jahren verlässt Arthur Hertzberg zusammen mit seinen Eltern Europa und kommt in die orthodoxe Gemeinde von Youngstown, Ohio, wo er sich, wie er sich später erinnerte, schon als Jugendlicher dagegen ausspricht, dass die literarische Bedeutung des Talmuds, der Kabbala und der Schriften des Chassidismus geringer sein sollte als zum Beispiel Homers Ilias oder Odyssee, oder als Dantes Inferno. Sein Vater selbst ist ein orthodoxer Rabbiner, verwurzelt im Judentum Osteuropas. Er unterweist Arthur in den Feinheiten des Talmuds und der anderen großen Schriften des Judentums. Obwohl sich Hertzberg später von der Orthodoxie in Richtung konservatives Judentum bewegen wird, sagt er einmal: „Ich benutzte meine ‚Ketzerei‘ niemals als Entschuldigung dafür, dass ich die Kultur einer Mehrheit meiner eigenen vorziehe.“ 1950 heiratet er Phyllis Cannon, die Eheleute werden Eltern zweier Töchter.

In seiner über fünfzigjährigen Karriere ist Hertzberg als Gemeinderabbiner tätig, als Präsident der American Jewish Policy Foundation und des American Jewish Congress, Vizepräsident des jüdischen Weltkongresses und vertritt das Judentum an vorderster Stelle im katholisch-jüdischen Dialog während der Amtszeit Johannes XXIII. Er schließt sich 1963 Martin Luther King, jr. an bei seinem „Marsch auf Washington“, dem Bloody Sunday, dem Höhepunkt der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Auch spielt er eine Hauptrolle in der Diskussion mit der Katholischen Kirche über die nicht erfolgte Veröffentlichung von Dokumenten über Pius XII. und den Holocaust. Ebenfalls nennenswert ist seine deutliche Kritik am politischen Verhalten Israels gegenüber Palästina. Arthur Hertzberg war außerdem Mitglied des Kuratoriums des Abraham-Geiger-Kolleg Potsdam, des ersten deutschen Rabbinerseminars seit der Shoa.

In seinem Hauptwerk The French Enlightenment and the Jews: The Origins of Modern Anti-Semitism (wörtl.: Die französische Aufklärung und die Juden: Der Ursprung des modernen Antisemitismus) von 1968 zeigt er, wie der Ursprung des modernen Antisemitismus auf das „liberale“ Weltbild aufgeklärter Philosophen wie Voltaire zurückgeführt werden kann. In ähnlicher Weise begründet sein Werk The Zionist Idea: A Historical Analysis and Reader von 1972 die Zionismus-Studien und beschreibt den modernen Zionismus als säkulare Bewegung, um die jüdische Identität neben dem weitverbreiteten Nationalismus anderer Völker neu zu begründen. Hertzberg, der sich selbst als pragmatisch-liberal bezeichnet, sieht keinen Widerspruch zwischen seinen politischen Urteilen und seiner Ehrfurcht vor den jüdischen, vom religiösen Fundamentalismus losgelösten Traditionen.

Schriften (Auswahl)

  • The French Enlightenment and the Jews. The Origins of Modern Anti-Semitism, 1968
  • Zionist Idea. A Historical Analysis & Reader, 1972
  • The Jews in America (dt. Shalom, Amerika 324. Die Geschichte der Juden in der neuen Welt1992; aktuell unter ISBN 3-633-54110-1)
  • Judaism (dt. Judaismus. Die Grundlagen der jüdischen Religion, 1993; aktuell unter 3-499-16522-8)
  • zusammen mit Aron Hirt-Manheimer: Jews (dt. Wer ist Jude? Wesen und Prägung eines Volkes, 2000; aktuell unter ISBN 3-423-30806-0)

Zitate

  • "Ich wurde Amerikaner, indem ich mich weigerte, mich anzupassen."
  • "Alles, was ich im letzten halben Jahrhundert geschrieben habe, beruht auf den Voraussetzungen, die ich von Kaplan und Baron gelernt habe."
  • "Ich identifizierte das Ghetto niemals mit Rückständigkeit."

Siehe auch

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