Christian Klar (Neonazi)
Christian Dietrich Klar (* 7. Juli 1980) ist ein deutscher Neonazi aus Gera in Thüringen.
Leben
1997 absolvierte er seinen Realschulabschluss. Seit Ende der 1990er Jahre bewegt sich Klar im Neonazi-Milieu. Als Jugendlicher besuchter Klar Veranstaltungen des Thüringer Heimatschutzes.[1][2]
Im Juli 2024 wurde Christian Klar vom Landgericht Gera wegen Hehlerei, Diebstahl und Fahren ohne Fahrerlaubnis zu einer vierjährigen Bewährung, Geldbuße und Arbeitsstunden verurteilt. Er legte Revision ein. Ein erstes Urteil in diesem Verfahren gab es bereits 2020, jedoch legte Klar immer wieder Berufung ein.[3][4]
Wirken
Klar nutzt die Begrifflichkeit Querfont für seine politischen Aktionen. Tatsächlich ist er sowohl in das Milieu der Querdenker, der Reichsbürger, der Neuen Rechten, Freier Nationalisten und der AfD gut vernetzt.[5][6] Seit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 ziehen jeden Montag Hunderte Reichsbürger, Corona-Leugner und Rechtsextreme durch Gera. Angemeldet wurden die Demonstrationen meist von Christian Klar.[7] Klar und seine Unterstützer dominieren seitdem den öffentlichen Raum in der 95.000-Einwohner-Stadt in Ostthüringen, laut dem Präsident des Thüringer Amtes für Verfassungsschutz, Stephan J. Kramer, „ein Hotspot der rechtsextremen Szene“.[8] Franz Zobel von der Beratungsstelle Ezra für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen, beschreibt Christian Klar als einen „extrem rechten Bewegungsunternehmer“, der die Stadt in den vergangenen Jahren zu einem Brennpunkt rechter Aufmärsche gemacht habe, die regelmäßig Ausgangspunkt für Bedrohungen und Gewalt sind.[9]
Die von Klar organisierten Aufmärsche werden vom Herausgeber des "Neuen Gera", eines kostenlosen Anzeigenblatts, dem AfD-Vorsitzenden der Stadtratsfraktion Harald Frank unterstützt.[8]
Aktionen seit 2022
Im März 2022 gründete Klar und der von der Partei ausgeschlossene ehamligem AfD-Sachsen-Anhalt Landeschef Andre Poggenburg den Verein „Aufbruch Gera“. Der Verfassungsschutz Thüringen stuft den Verein als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein. Der Verein sieht sich als Organisatorisches Dach der Montagsdemonstrationen, grenzt sich formal inhaltlich von der AfD ab und richtete sich bei der Gründung an Anhängern der rechten Reichsbürgern von „Freies Thüringer“. Neben den „Freien Sachsen“ nahm auch der AfD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Lauerwald an der Versammlung teil.[10] "Aufbruch Gera" mobilsierte am 1.Mai 2022 unter dem Motto „Gemeinsam für den Frieden“ etwa 700 Personen für einen Aufmarsch.[10] Im gleichen Jahr demonstrierte der Verein gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Gera.[11] Laut Verfassungsschutz Thüringen verkündete Klar 2024 den Schulterschluss mit 'Die Heimat' (NPD).[12]
Mit einer Versammlung am 3. Oktober 2022 und der Anmeldung eines "Sommerfests" in Gera am 26. August 2024 erreichte Klar große Aufmerksamkeit. An dem Protest am Tag der deutschen Einheit in Gera nahmen bis zu 10.000 Personen teil.[13]
Bei einer Demonstration im Januar 2024 erging sich Klar in Gewalt- und Umsturzfantasien auf offener Bühne. Regelmäßig beendet Klar seine Redebeiträge mit der Parole "Alles für Deutschland" - die Losung der SA.[8] Christian Klar veröffentlichte 2024 online ein Video, in dem er vor laufender Kamera mit eingeschaltetem Lautsprecher mit der Kirchgemeinde Gera telefoniert, diese beschimpft und bedroht. Die Kirchgemeinde hatte ihm die Ausstrahlung untersagt und Anzeige erstattet. Daraufhin wurde Klars Wohnhaus in Gera-Leumnitz vom LKA Thüringen durchsucht und digitale Speichermedien sichergestellt.[14]
Im August 2024 wurde das Querfront Medium "Compact" verboten. Das geplante "Sommerfest" ders Magazins auf dem Rittergut Stößen im Burgenlandkreis des früheren AfD-Landeschef André Poggenburg in Sachsen-Anhalt wurden untersagt, auch ein ersatzweise geplantes "Sommerfest der Interessengemeinschaft Aufbruch Deutschland" am gleichen Ort wurde von der Polizeiinspektion Halle (Saale) verboten. Die Polizei schickte 63 Personen, die angereist waren wieder zurück.[15] Klar lud daraufhin Unterstützer des verbotenen rechtsextremistischen Magazins nach Gera ein. Laut Polizei kamen bis zu 320 Personen auf den Hofwiesenparkplatz. Die Organisatoren des verbotenen Festes in Sachsen-Anhalt kamen ebenfalls nach Gera: Compact-Gründer und Chef Jürgen Elsässer, André Poggenburg, der IB-Aktivist Martin Sellner und Michael Brück Gründer der „Freien Sachsen“. Sellner bedankte sich für in seiner Rede für die "Einladung" und "Organisation", dass das Sommerfest Stößen "hier ein Exil gefunden hat".[15]
Das Bündnis gegen Rechts in Gera hatte schon vorab kritisiert, dass Klars Versammlung überhaupt stattfinden konnte. Immerhin sei offensichtlich, dass es sich um eine Ersatzveranstaltung des Compact-Sommerfests handle. Unter dem Oberbürgermeister Kurt Dannenberg (CDU) sei wohl alles möglich, so die Initiative. Wie die taz erfuhr, hatte es für die Veranstaltung von Klar vorab Kooperationsgespräche mit der Ordnungsbehörde und Oberbürgermeister Dannenberg gegeben, in denen sich Klar angeblich vom Compact-Magazin distanziert haben soll. Unter dem Motto „Wir für Frieden und Freiheit“ plane er lediglich, gegen den Wahlauftakt der MLPD zu demonstrieren. Weil sich der Neonazi Klar bislang an Absprachen gehalten habe, verzichtete die Ordnungsbehörde der Stadt Gera auf Auflagen.[16]
Verhältnis zur AfD
Unterstützung erhält Klar für seinen Aktivismus aus den Reihen der örtlichen AfD. Sie stellt seit 2019 die größte Fraktion im Geraer Stadtrat. Der Geraer AfD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Lauerwald demonstriert oft Seite an Seite mit Klar.[11] Im Winter 2023 meldete Laeuerwald kurz vor Christian Klars "Großdemo" gegen die Flüchtlingsunterkunft Gera, einen AfD-Auto-Korso zum gleichen Thema an.[12] Auch der Landesvorsitzende Björn Höcke sprach bereits auf von Klar organisierten Veranstaltungen.[17][18]
Einzelnachweise
- ↑ David Muschenich: Faschos dürfen feiern ohne Softeis. In: Die Tageszeitung: taz. 30. Juli 2024, ISSN 0931-9085, S. 6 (taz.de [abgerufen am 11. August 2024]).
- ↑ Gera: Eine gefallene Stadt? In: rbb-online.de. 22. Februar 2024, abgerufen am 11. August 2024.
- ↑ ERMITTLUNG: Wohnungsdurchsuchung bei Geraer Rechtsextremisten Christian Klar, mdr.de, 9. August 2024
- ↑ Justiz: Hehlerei, Diebstahl, Fahren ohne Führerschein - Rechtsextremist Klar erneut verurteilt, mdr.de, 11. Juli 2024
- ↑ Dominik Lenze: Reichsbürger: Rechter Traum vom Kaiserreich, zeit.de, 12. April 2024
- ↑ Ermittlungen nach "Politischem Aschermittwoch" von rechtsextremem Bündnis. In: MDR.DE. 15. Februar 2024, abgerufen am 11. August 2024.
- ↑ Leonie Feuerbach: In Gera tut sich was. FAZ.net, 15. Februar 2024
- ↑ a b c Silvio Duwe, Anne Grandjean, Markus Pohl, Chris Humbs und Daniel Laufer, RBB: Gera in Ostthüringen: Ein "Hotspot" der rechtsextremen Szene, Kontraste auf tagesschau.de, 23 Februar 2024
- ↑ Ralf Fischer: Franz Zobel, Beratungsstelle Ezra, im Gespräch über Thüringer Zustände. »Die Situation in Thüringen hat sich seit 2015 verschlechtert«, Jungle World, 14. März 2024
- ↑ a b mobit1: Im Blick 2/2023. In: MOBIT. 31. Juli 2023, abgerufen am 11. August 2024 (deutsch).
- ↑ a b David Muschenich: Mutmaßliche Anschläge in Thüringen: Dreimal die Radmuttern gelockert. In: Die Tageszeitung: taz. 19. Juli 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 11. August 2024]).
- ↑ a b mdr.de: Rechte "Großdemo" und Korso in Gera: Wer sind die Organisatoren und welche Rolle spielt die AfD? | MDR.DE. Abgerufen am 11. August 2024.
- ↑ Protest: Rund 36.000 Menschen bei Demonstrationen in Thüringen, mdr.de, 4. Oktober 2022
- ↑ Ermittlung: Wohnungsdurchsuchung bei Geraer Rechtsextremisten Christian Klar, mdr.de, 9. August 2024,
- ↑ a b "Compact"-Aus: Rechtsextremisten umgehen Sommerfest-Verbot. 27. Juli 2024, abgerufen am 11. August 2024.
- ↑ David Muschenich: Compact-Sommerfest in Gera: Feier-Exil in Thüringen, taz.de, 28. Juli 2024
- ↑ Verflechtung Rechtsextremer Bericht: AfD-Stadtverband unterstützt militante Neonazis, 7. März 2024
- ↑ David Muschenich: Stichwahlen in Thüringen: Politische Zerrissenheit in Gera, taz.de, 8. Juni 2024