Waltherpark (Bozen)

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Waltherpark
Basisdaten
Standort: Bozen
Eigentümer: Walterpark AG
Website: waltherpark.com
Technische Daten
Architekten: David Chipperfield; Area 17 Architetti Associati
Lage des Einkaufszentrums
Koordinaten: 46° 29′ 46,8″ N, 11° 21′ 20,7″ OKoordinaten: 46° 29′ 46,8″ N, 11° 21′ 20,7″ O
Waltherpark (Südtirol)
Waltherpark (Südtirol)

Waltherpark (Schreibweise des Projektentwicklers WaltherPark, früher Kaufhaus Bozen-Bolzano) bezeichnet ein großflächiges Bauvorhaben im Innenstadtbereich der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen, das auch als Spekulationsobjekt bezeichnet wird[1]. Das Projekt von Area-17 Architecture wurde aufgrundlage von David Chipperfield entworfen[2] und wird von der der Signa Rem Italia GmbH[3][4] der Signa-Gruppe des Investors René Benko vorangetrieben.[5] Es sieht die Überbauung des zentralen Stadtparks zwischen Zugbahnhof, Verdi- und Waltherplatz vor. Es ordnet sich nicht in den städtebaulichen Masterplan für Bozen[6] sowie in die Planung für die Neubebauung des Bahnhofareals[7] ein. Als Investitionsobjekt[8] wird der Waltherpark ein Einkaufszentrum, Büroflächen, Gastlokale, Wohnungen und ein City-Hotel beherbergen sowie Grünflächen für die Innenstadt schaffen.

Lage

Areal vor Beginn der Abriss- und Bauarbeiten

Das Projekt Waltherpark liegt im Zentrum von Bozen zwischen Zugbahnhof und Südtiroler Straße auf dem Gelände des früheren Bahnhofsparks in unmittelbarer Nähe zum Waltherplatz. Die Gesamtnettofläche beträgt ca. 16.000 m2. Im Zuge der Bauarbeiten mussten einzelne architektonisch wertvolle Gebäude, darunter der ehemalige Busbahnhof[9], sowie das Hotel „Alpi“[10] in der Südtiroler Straße, ein Wohnhaus in der Garibaldi-Straße sowie die ehemalige Handelskammer von Bozen[11] im Bahnhofspark abgetragen werden.

Geschichte und Bauarbeiten

Blick auf die Baustelle des Waltherparks im Mai 2022

Der erste Entwurf wurde von Star-Architekt David Chipperfield erstellt und seitdem[12] von einem lokalen Büro optimiert.[13][14] Im Zuge der Umgestaltung des Bozner Bahnhofsareals wurde der Entwurf im Jahr 2014 offiziell bei der Gemeinde Bozen eingereicht und dort zunächst abgelehnt[15], setzte sich jedoch nach weiteren Versuchen durch.[16] Nach breiter Zustimmung bei einer rechtlich nicht bindenden Volksbefragung[17] vom 29. März bis 4. April 2016 machte schlussendlich ein Gericht den Weg für die Verwirklichung des Projektes frei. Die Gemeinde Bozen schloss mit dem Projektentwickler einen als programmatische Vereinbarung bezeichneten Vertrag, der u. a. auch die Errichtung eines Tunnels unter der Südtirolerstraße beinhaltet. Er enthält eine Klausel, dass das Eigentum an sämtlichen Grundstücken auf die Gemeinde Bozen übergeht, falls der Projektträger nicht in der Lage sein sollte, die Arbeiten im Ex-Busbahnhofareal fortzuführen bzw. abzuschließen.[18]

Im Sommer 2019 erfolgte der Baubeginn. Die Bauarbeiten waren zunächst mit einer Dauer von rund fünf Jahren veranschlagt, gerieten jedoch aufgrund von Bombenfunden auf dem im Zweiten Weltkrieg stark bombardierten Areal und eines großflächigen Grundwassereinbruchs in Verzug.[19][20] Mehrmals mussten Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden,[21][22] wodurch die Altstadt im großen Maßstab blockiert wurde, Zug und Straßenverkehr auf der Brennerstraße gestoppt und umlegende Areale evakuiert werden mussten.[23][24]

Im Zuge des Projekts musste der zentrale Busbahnhof für die Innenstadt Bozen für mehrere Jahrzehnte[25] verlegt und außerhalb neu errichtet werden.[26] Der vielbefahrene Knotenpunkt rund um den Verdiplatz wird durch Bauarbeiten für die Einfahrt der Tiefgarage des Kaufhauses zusätzlich belastet.[27]

Die Kühlung der Gebäude am Walterpark erfolgt aus dem Eisack. Dazu wurden durch Flusswasser gekühlte Wärmetauscher installiert. Um diese Anlage anzubinden, wurde Ende Februar 2024 eine 70 Tonnen schwere Rohrbrücke neben der Bozner Loretobrücke über den Eisack errichtet.[28] Die Nachhaltigkeit solcher Vorzeigeprojekte wird angezweifelt, da sie Summierungseffekt erzeugen könnten, welche in Summe die Wasserqualität verschlechtern und könnten und somit nicht mehr Nachhaltig wären[29].

Im Laufe des Jahres 2023 kam die Signa-Gruppe, zu der auch der Projektentwickler Waltherpark AG gehört, in wirtschaftliche Schieflage, und div. Bauprojekte der Gruppe wurden gestoppt. Zugleich wurde Ende Oktober für diese Bauprojekte mitgeteilt, sie würden planmäßig weitergeführt.[30][31] Anfang November wurde mitgeteilt, man plane den Eröffnungstermin nun für 2025 und die Bauarbeiten würden planmäßig weiter laufen. Am 29. November 2023 rutschte die Holdinggesellschaft des Projektentwicklers in Insolvenz,[32] genau einen Monat später die Muttergesellschaft Signa Prime Selection AG[33] und kurz darauf deren Tochter Signa Real Estate Management GmbH, die Alleininhaberin der den Bau leitenden Signa Rem Italia GmbH ist.[34]

Chronik

[veraltet]

Teilansicht der Baustelle von Osten im Februar 2023
Bautafel, April 2024
  • 2011: Signa schließt mit den Eigentümern des Hotel „Alpi“ einen Optionsvertrag für das erste relevante Grundstück.
  • 2012: Signa sichert sich die Kontrolle über weitere Schlüsselgrundstücke.
  • 5. März 2013: Der Stadtgemeinde Bozen werden die ersten Projektpläne von David Chipperfield vorgestellt.[35]
  • 18. November 2013: Die Innsbrucker Signa Holding hinterlegt über ihre Bozner Gesellschaft Kaufhaus Bozen GmbH den Projektvorschlag „Kaufhaus Bozen-Bolzano“ bei der Stadtgemeinde Bozen als „Plan für eine städtebauliche Umstrukturierung“ und eröffnet einen Showroom im Palais Menz in der Innenstadt von Bozen zur Information der Bevölkerung.
  • 25. Juni 2014: Der Wettbewerb für die Requalifizierung des Viertels am Bahnhof Bozen wird von der Stadtregierung Bozen ausgeschrieben.
  • 7. August 2014: Die Signa zieht sich aus dem Wettbewerb für die Requalifizierung des Viertels am Bahnhof Bozen zurück[36].
  • 8. August 2014: Das Projekt „Kaufhaus Bozen-Bolzano“ wird offiziell in der Stadtgemeinde Bozen zur Genehmigung eingereicht[37].
  • 31. Oktober 2014: Die Dienststellenkonferenz – hochrangige Experten der Gemeinde und der Landesverwaltung – erklären das „Kaufhaus Bozen-Bolzano“ zum Wettbewerbssieger. Ein konkurrierendes Projekt „Erlebnishaus“ rund um Unternehmer Georg Oberrauch wird wegen Qualitätsmängeln ausgeschlossen; die Oberrauch-Gruppe reicht erste Rekurse ein.
  • Frühling 2015: Das Projekt „Kaufhaus Bozen-Bolzano“ wird in „WaltherPark“ umbenannt.
  • Frühling/Sommer 2015: Die programmatische Vereinbarung wird erarbeitet, in zahlreichen Bürgerversammlungen wird die Bevölkerung informiert. Am 23. Juli 2015 stimmen 22 Gemeinderäte für das Projekt, 19 dagegen, drei weiße Stimmzettel werden als „Nein“ gewertet.[38]
  • Jahreswechsel 2015/16: Es bildet sich eine breite Front gegen das Projekt aus lokalen Vereinen, Politikern, Künstlern, Architekten, konkurrierenden Unternehmern und Anrainern.[39]
  • März 2016: Heinz Peter Hager – Referent der Signa in Bozen – verklagt die Betreiber einer Satire-Website zum geplanten Benko-Kaufhaus in Bozen.[40][41]
  • März/April 2016: Kommissar Penta befragt die Stadtbevölkerung in einem Referendum, ob sie dem Signa-Projekt zustimmt. Rund zwei Drittel sind dafür. Anschließend wird die programmatische Vereinbarung unterzeichnet und ratifiziert.
  • Herbst 2016: Ausschreibung zur Veräußerung des öffentlichen Grundstücks.
  • April 2017: Die WaltherPark GmbH erhält den Zuschlag für die Verbauung des Bozener Busbahnhofs und ersteigert das Areal in Zentrumsnähe.
  • Januar 2018: Der Kaufvorvertrag für die Gebäude und Grundstücke, auf denen das Bauvorhaben samt Kaufhaus entstehen werden, wird unterzeichnet.
  • Die Bauarbeiten für den Waltherpark beginnen mit dem Abbruch des ehemaligen Busbahnhofs in der Perathonerstraße im Sommer 2019.[42]
  • Anfang Oktober 2023 wird vom Geschäftsführer Hager mitgeteilt, dass die Fertigstellung von Herbst 2024 auf März/April 2025 verschoben wurde.[35]
  • 28. Dezember 2023: Eröffnung des Insolvenzverfahrens als Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung der „SIGNA Prime Selection AG“ mit Sitz in Innsbruck (FN 353435h), welche über die „SIGNA Prime Capital Invest GmbH“ mit Sitz in Wien (FN 352317p) und über die „Immobilienprojekte BOZEN GmbH“ mit Sitz in Wien (FN 361716k) zu 100 % über die Anteile der „Waltherpark AG“ mit Sitz in Bozen (MWSt. Nr. 02814650210) verfügt.[43][44]

Einzelnachweise

  1. SALTO: Was hat Benko vor? | SALTO. Abgerufen am 29. März 2024 (italienisch).
  2. WaltherPark. Abgerufen am 29. März 2024 (britisches Englisch).
  3. Baubeginn für Benko-Kaufhaus rückt näher. unsertirol24.com am 30. Januar 2018
  4. Shopping-Center Ja oder Nein? Das Wort an den Experten Architekt Lorenz Brugger. In: franzmagazine. Abgerufen am 6. Juni 2021 (amerikanisches Englisch).
  5. Signa Holding plant Kaufhaus in Bozen. Abgerufen am 17. Juli 2022 (österreichisches Deutsch).
  6. Architekt Christoph Mayr Fingerle. Abgerufen am 6. Juni 2021.
  7. Projekt Bahnhof Bozen Home. Abgerufen am 6. Juni 2021.
  8. WaltherPark, Bozen | Signa. Abgerufen am 6. Juni 2021.
  9. Busbahnhof: eine Annäherung. 20. August 2014, abgerufen am 17. Juli 2022.
  10. Stadt Bozen - Das Exponat des Monats im September 2018 im Stadtmuseum Bozen. Abgerufen am 17. Juli 2022.
  11. Alte Handelskammer wird abgerissen - TGR Tagesschau. Abgerufen am 17. Juli 2022.
  12. WaltherPark. Abgerufen am 29. März 2024 (britisches Englisch).
  13. av-media productions gmbh: KH Bozen-Bolzano „Präsentation 28.8.2014“. 29. August 2014, abgerufen am 6. Juni 2021.
  14. Piano di riqualificazione urbanistica - WaltherPark. Abgerufen am 6. Juni 2021.
  15. Micheler Sabrina: Gemeinderat lehnt ab: Benko darf Kaufhaus Bozen nicht bauen. 23. Juli 2015, abgerufen am 17. Juli 2022.
  16. stol.it: Benko macht nun Druck und mahnt die Gemeinde. Abgerufen am 17. Juli 2022.
  17. Benko-Kaufhaus: demokratische Legitimation bleibt fragwürdig. 5. April 2016, abgerufen am 6. Juni 2021.
  18. Die Rückgabe-Klausel.
  19. Waltherpark-Baustelle wieder unter Wasser - TGR Tagesschau. Abgerufen am 17. Juli 2022.
  20. Fertigstellung Kaufhaus verzögert sich - TGR Tagesschau. Abgerufen am 17. Juli 2022.
  21. Fliegerbombe am Verdiplatz - TGR Tagesschau. Abgerufen am 6. Juni 2021.
  22. Fliegerbombe am Verdiplatz. In: tageszeitung.it. Die Neue Südtiroler Tageszeitung, abgerufen am 6. Juni 2021.
  23. stol.it: Vizebürgermeister Walcher: Evakuierung erfolgreich abgeschlossen. Abgerufen am 17. Juli 2022.
  24. https://www.suedtirolnews.it/chronik/bozen-entschaerfung-der-fliegerbombe-am-morgigen-sonntag
  25. Heinrich Schwarz: Bahnhofsareal Bozen: Warum das Milliardenprojekt stockt. In: SWZ. 3. März 2023, abgerufen am 29. März 2024.
  26. Der neue Bozner Busbahnhof - TGR Tagesschau. Abgerufen am 17. Juli 2022.
  27. Fliegerbombe am Verdiplatz: Sperre und Verkehrschaos. Abgerufen am 6. Juni 2021.
  28. https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2024/02/70-tonnen-500000-euro-waltherpark-brucke-in-bozen-wurde-heute-montiert-acfeed59-8173-4ae6-9343-3d0264d567ef.html
  29. cb: Gebäude-Kühlung durch Eisack. 21. Januar 2024, abgerufen am 29. März 2024.
  30. Stopp auf Elbtower-Baustelle: Signa zahlt offenbar Rechnungen nicht | - Nachrichten - NDR Info. In: ndr.de. 27. Oktober 2023, abgerufen am 13. März 2024.
  31. https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2023/11/signa-pleite-karstadt-kaufhof-bauprojekt-hermannplatz-kurfuerstendamm.html
  32. https://www.tageszeitung.it/2023/11/30/kein-weltuntergang/
  33. https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2023/12/signa-prime-reicht-insolvenzantrag-ein-1cede53a-22e2-4810-8099-b24c0e370762.html Signa Prime reicht Insolvenzantrag ein.
  34. https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2024/01/signa-pleiten-rucken-immer-naher-an-bozen-heran--8ba8db0d-8353-47ce-b56e-aaae2d41fb25.html
  35. a b https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/video/2023/10/im-fokus-heinz-peter-hager--ddce1683-b0b4-446e-a5ac-26dad15ab32e.html
  36. Nina Werlberger: Benko begräbt Kaufhaus Bozen. 5. August 2014, abgerufen am 6. Juni 2021.
  37. Nina Werlberger: Kaufhaus Bozen: Benko verwirrt mit Einreichung. 8. August 2014, abgerufen am 6. Juni 2021.
  38. Bozen: Benko bei Kaufhausprojekt vorerst gescheitert Die Presse am 24. Juli 2015
  39. Nein-Sager aus Überzeugung. 3. März 2016, abgerufen am 6. Juni 2021.
  40. Satire-Website der Kaufhaus-Gegner: „Den Finger in die Wunde legen“. 23. März 2016, abgerufen am 6. Juni 2021.
  41. Gar nicht lustig. 8. März 2016, abgerufen am 6. Juni 2021.
  42. Baubeginn für Benko-Kaufhaus steht an. In: unsertirol24.com. Abgerufen am 6. Juni 2021.
  43. Benkos bekannteste Immobilien : Milliarden-Pleite: Auch Signa Prime Selection stellt nun Insolvenzantrag. 28. Dezember 2023, abgerufen am 27. März 2024.
  44. Michael Rasch: Wie Patriarch René Benko sein Privatvermögen beschützt – selbst vor Gerichtsentscheiden. In: Neue Zürcher Zeitung. 7. Dezember 2023, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 27. März 2024]).