Pierre Casè

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Pierre Casè (* 16. Februar 1944 in Locarno; † 23. August 2022 in Maggia) war ein Schweizer Maler, Zeichner, Kupferstecher und Illustrator. Sein Werk umfasst Malerei, Zeichnungen, Assemblagen, Collagen, Lithografien, Buchkunst, Illustrationen, Siebdruck, Wandmalerei, Mosaike und Kunst am Bau.

Leben und Werk

Pierre Casè wuchs mit seinem älteren Bruder Angelo Casè (1936–2005) und späterer Lehrer, Lyrik- und Prosaschriftsteller in ärmlichen Verhältnissen auf. Beide waren zeitlebens mit dem Maggiatal verbunden wo ihre Grosseltern lebten. Ihr Vater verstarb 1952 als Feuerwehrmann bei einem Waldbrand. Da die Mutter über keine ausreichende finanzielle Mittel verfügte, konnte Pierre nicht wie von ihm gewünscht an die Accademia di Belle Arti di Brera. In Folge bildete er sich als Maler autodidaktisch weiter. Seine frühen Werke waren Landschaftsbilder und Stillleben.

Im Sommer verdiente er Geld mit Herstellung von Eiscreme und im Winter verkaufte er zusammen mit seinem Grossvater und Onkel Edelkastanie, Maronatt. Später arbeitete er als Schaufensterdekorateur bei Jelmoli.

Casè besuchte Bruno Nizzola täglich in seinem Atelier. Dieser lehrte ihn nur mit dem Geruchsinn und ohne Waage, Pigmente und Klebstoff im richtigen Verhältnis zu mischen. Zudem pflegte Casè den Kontakt zu den Malern Filippo Boldini (1900–1989) und Carlo Mazzi (1911–1988) der ihn in die Restaurierung von Gemälde einführte. Bei dem Bildhauer Max Uehlinger konnte Casè u. a. bei seinen Gipsabdrücken assistieren.

Als die Malerin, Schriftstellerin und militante Prostituierte Grisélidis Réal, genannt Gisèle 1952 die erste Galerie in Locarno eröffnete und nicht figurative Kunstwerke aus Paris ausstellte, war das die Initialzündung für Casè. Da sich die etablierte Kunstszene in Locarno durch die Werke bedroht fühlte, zog die «Galerie Cittadella» nach Ascona. Gerad zwanzigjährig konnte Casè seine Werke in der Galerie ausstellen.

Dank Pietro Salati der 1962 mit Taddeo Carloni und Emilio Rissone das CSIA, das Schulzentrum für künstlerische Industrien in Lugano gründete, konnte Casè an der Schule unterrichten. Seine informell-alchemistischen Werke stellte Casè regelmässig in Gruppen- und Einzelausstellungen aus. Er war zudem Mitglied der Sektion Tessin der GSMBA.

Ab den 1970er-Jahren illustrierte Casè Bücher, Publikationen und erstellte Grafikmappen und Kunsteditionen. Mit seinem Bruder Angelo arbeitete er im Laufe der Jahre regelmässig zusammen. In den 1980er-Jahren zog Casè von existenziellen Fragen gequält in das Maggiatal, um sich durch eine symbolische Rückkehr in den Mutterleib, wieder mit seinen Wurzeln zu verbinden.

Casè verstand sich zeitlebens als Handwerker der mit Kreativität arbeitet. 1987 fasste er die wesentlichen Elemente seiner Arbeit als Chronist, Künstler und Handwerker in einem persönlichen Manifest zusammen:

  • Das Tal oder der körperlichen Freiheit
  • Der Fluss oder die psychische Freiheit
  • Ländliche Architektur oder von der Einfachheit und Würde der Dinge
  • Die Mauerrelikte, fast ein Altar der bäuerlichen Zivilisation
  • Die Fussspuren im Laufe der Zeit oder die Symbole der armen Christen

1992 verlieh ihm das Eidgenössische Departement des Innern den Preis für Kulturschaffende in der Schweiz.. Ein Schlaganfall führte Casè 1999 dazu, den Schädel auf obsessive, kathartische und therapeutische Weise zu erforschen. Zudem trat er aus dem Stiftungsrat der Giovanni Segantini-Stiftung und als Leiter der Pinakothek zurück. In den letzten Jahren widmete sich Casè der Erweiterung und Vervollständigung der Pinakothek Sammlung.

Ab 2001 konzentrierter er sich ausschliesslich auf sein künstlerisches Schaffen. 2014, 2015 und 2017 lebte er längere Zeit in Venedig wo er auch seine Werke ausstellte.

Casès Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen. Im Frühjahr 2014 zeigte das Epper Museum in Ascona die Ausstellung Rückkehr zu den Ursprüngen von Pierre Casè. .

Der Österreicher Thomas Radlwimmer (* 1988) und der aus Stuttgart stammende René Pandis (* 1954) realisierten 2016 den Dokumentarfilm «Wie in einer Fabel».

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