Vierzig
Vierzig | |
---|---|
40 | |
Darstellung | |
Römisch | XL |
Dual | 10 1000 |
Oktal | 50 |
Duodezimal | 34 |
Hexadezimal | 28 |
Morsecode | · · · · – – – – – – |
Mathematische Eigenschaften | |
Vorzeichen | positiv |
Parität | gerade |
Faktorisierung | |
Teiler | 1, 2, 4, 5, 8, 10, 20, 40 |
Die Vierzig (40) ist die natürliche Zahl zwischen 39 und 41. Sie ist gerade.
Sprachliches
Vom französischen Wort quarante (vierzig) stammt der Ausdruck Quarantäne. Im 14. Jahrhundert wurden erstmals vierzigtägige Isolationsperioden zur Vermeidung von Pestepidemien verhängt.
Mythologie und Religion
Vierzig ist die Symbolzahl der Prüfung, Bewährung, Initiation bzw. für den Tod. Als die verzehnfachte Vier repräsentierte sie Vollkommenheit. Der Ursprung des Vierzig-Tage-Rhythmus lässt sich in Babylonien suchen, wo eine Verbindung des vierzigtägigen Verschwindens des Sternbildes der Plejaden hinter der Sonne mit Regen, Unwetter und Gefahren beobachtet wurde. Bei der Wiederkehr der Plejaden wurde als Zeichen der Freude ein Bündel aus vierzig Schilfrohren verbrannt.
- Wenn das Gestirn der Pleiaden, der Atlastöchter, emporsteigt,
- Dann beginne die Ernte, doch pflüge, wenn sie hinabgehen;
- Sie sind vierzig Nächte und vierzig Tage beisammen
- Eingehüllt, doch wenn sie wieder im kreisenden Jahre
- Leuchtend erscheinen, erst dann beginne die Sichel zu wetzen. (Hesiod, Werke und Tage)
Viele Tempel der Antike hatten vierzig Säulen, so z. B. in Persien, Baalbek, bei Ezechiel oder den Kelten. Die ausführlichsten Untersuchungen zur Bedeutung der Vierzig in der Kultur- und Religionsgeschichte stammen von Wilhelm Heinrich Roscher.
Mesopotamien
Ea (Enki), die Gottheit des Lebens, des Wassers und der Flut trug die Symbolzahl vierzig.
Ägypten
In Ägypten plante man nach diesem astrologischen Vierzigerschema das Erntekalendarium, ebenso wie im antiken Griechenland (Hesiod). In Ägypten deutete man diese Zeit als vierzig Tage des Todes und des Fernbleibens von Osiris, während deren das Fasten vorgeschrieben war.
Altes Testament
Vierzig Tage ist im Alten Testament die Zeit des Regens der Sintflut (Gen 7,4 EU), des Aufenthaltes des Mose auf dem Sinai (Ex 24,18 EU), die Zeit, in der Ezechiel die Schuld Judas auf sich nimmt (Ez 4,6 EU), die Dauer der Wanderung des Elija zum Berg Horeb (1 Kön 19,8 EU), sowie der Prüfung für Ninive unter Jona (Jona 3,4 EU).
Vierzig Jahre wanderten die Hebräer durch die Wüste (Num 14,33 EU), lebten sie unter der Herrschaft der Philister (Ri 13,1 EU), währte jeweils die Herrschaft der Könige David (2 Sam 5,4 EU) und Salomo (1 Kön 11,42 EU), und das 2. Buch Mose enthält vierzig Kapitel.
Nach Levitikus gilt eine Frau bei Geburt eines Knaben 40 Tage (7 Tage und 33 Tage „Reinigungsblutung“) und nach der Geburt eines Mädchens 80 Tage (14 Tage und 66 Tage „Reinigungsblutung“) als unrein (Lev 12,1–8 EU). Danach hat sie sich rituell zu reinigen und zu Zeiten des zweiten Tempels dem Priester als Reinigungsopfer ein Schaf und eine Taube zu übergeben.
Neues Testament
Im Neuen Testament lehrte der auferstandene Christus vierzig Tage lang seine Jünger über das Reich Gottes und wurde dann in den Himmel auf den Platz „zur Rechten Gottes“ erhoben (Christi Himmelfahrt). Im Christentum währt daher die Freudenzeit von Ostern bis Himmelfahrt vierzig Tage. Das vierzigtägige Fasten Jesu hat außerdem Bedeutung für die Spanne der Fastenzeit vor Ostern bzw. Weihnachten (Advent). Vierzig Tage nach Christi Geburt gingen Josef und Maria mit ihrem Kind wie vorgeschrieben zum Tempel, wo es von Simeon und Hanna als Erlöser erkannt wurde.[1] Daraus abgeleitet wird das Fest Mariä Lichtmess bzw. Darstellung des Herrn begangen, welches vor allem früher das Ende der Weihnachtszeit darstellte.
Islam
Auch im Islam spielt die Vierzig eine wichtige Rolle. In Sure 46:15 corp wird das Alter von vierzig Jahren als Alter der Reife und der reuvollen Umkehr des Menschen beschrieben. Auch Mohammed soll vierzig Jahre alt gewesen sein, als er zum Propheten berufen wurde.
Außerdem werden an zwei Stellen des Korans (Sure 2:51, 7:142) die vierzig Nächte, die Mose auf dem Berg Sinai zugebracht haben soll, als eine „Verabredung“ (mīqāt) mit Gott beschrieben. Hierauf stützt sich das sufische Konzept der vierzigtägigen Einkehr (arbaʿīnīya), das zum ersten Mal in dem sufischen Handbuch ʿAwārif al-maʿārif von Schihāb ad-Dīn Abū Hafs ʿUmar as-Suhrawardī (1145–1234) ausgearbeitet worden ist. Da Moses Vigilien den ganzen Monat Dhū l-Qaʿda und die ersten zehn Tage des Dhū l-Hiddscha eingenommen haben sollen,[2] sah man es als wünschenswert an, die vierzigtägige Einkehr genau während dieses Zeitraums abzuhalten und sie am Tag des Opferfestes zu beenden. Auf Persisch wird die vierzigtägige Einkehr Tschilla (čilla) genannt, auf Türkisch çile. Sufi-Orden, die dieser vierzigtägigen Einkehr besondere Bedeutung beigemessen haben bzw. bis heute beimessen, sind die Qādirīya, die Kubrawīya und die Chalwatīya.[3]
Außerdem gibt es im sunnitischen Islam die Tradition, vierzig Hadithe in Büchern zusammenzustellen. Sie stützt sich auf das in zahlreichen Varianten überlieferte Prophetenwort: „Wer meiner Gemeinde vierzig Hadithe über die Religion bewahrt, den wird Gott am Tage der Auferstehung im Kreise der Gelehrten und Wissenden auferwecken.“[4] Die bekannteste Sammlung dieser Art sind die Vierzig Hadithe von an-Nawawī (gest. 1277).
Im zwölfer-schiitischen Islam hat das al-Arbaʿīn genannte Gedenkfest eine sehr große Bedeutung. Es wird vierzig Tage nach Aschura, dem Fest zum Märtyrertod des Enkels des Propheten Mohammed, Husains, gefeiert und ist Anlass für eine spezielle Wallfahrt nach Kerbela.
Außerdem gibt es im islamischen Volksglauben die Vorstellung von vierzig verborgenen Heiligen, die in der Welt umherwandern, aber sich regelmäßig an bestimmten Orten einstellen sollen, um dort zu beten. Sie werden auf Arabisch als al-Arbaʿūn bezeichnet, auf Persisch Čihil Tan und auf Türkisch Kırklar. Ein Ort, der besonders dafür bekannt ist, dass sich die vierzig Heiligen bei ihm einfinden sollen, ist der Maqām al-Arbaʿīn („Standplatz der Vierzig“) am Dschabal Qāsiyūn bei Damaskus. Nach der lokalen Legende sollen hier die vierzig Heiligen regelmäßig zusammen mit al-Chidr beten.[5] Die Vorstellung von den verborgenen vierzig Heiligen ist auch die Grundlage des Kırklar Cemi genannten Gottesdienstes bei den Aleviten.
Recht
Das Mindestalter für den Bundespräsidenten Deutschlands ist im Grundgesetz auf vierzig Jahre festgelegt. Es ist damit rechtlich gesehen ein Alter, das eine gewisse Reife erwarten lässt.
Natur und Naturwissenschaft
Die Schwangerschaft dauert beim Menschen vierzig Wochen. 40 ist außerdem in der Chemie die Ordnungszahl von Zirconium.
Kultur, Literatur, Musik und Geistesleben
- Ali Baba und die vierzig Räuber ist ein bekanntes Märchen aus der Geschichtensammlung Tausendundeine Nacht.
- Die vierzig Tage des Musa Dagh ist ein historischer Roman des österreichisch-jüdischen Schriftstellers Franz Werfel, der den Völkermord an den Armeniern literarisch verarbeitet.
- Room 40, Nachrichtendienstliche Organisation im Ersten Weltkrieg
Literatur
- Eduard König: „Die Zahl vierzig und Verwandtes“ in Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 61 (1907) 913–917. Digitalisat
- Wilhelm Heinrich Roscher: „Die Zahl 40 im Glauben, Brauch und Schrifttum der Semiten“ in Abhandlungen der Philologisch-Historischen Klasse der Königlich-Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften 27,4 (1909) 94–138. Digitalisat
- Wilhelm Heinrich Roscher: „Die Tessarakontaden und Tessarakontadenlehren der Griechen und anderer Völker. Ein Beitrag zur Vergleichenden Religionswissenschaft, Volkskunde und Zahlenmystik, sowie zur Geschichte der Medizin.“ in Berichte über die Verhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaft zu Leipzig, Philologisch-Historische Klasse 61/2 (1909) 19–206. Digitalisat
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die Zahl Vierzig hat im Christentum eine hohe Symbolkraft Domradio.de, 14. März 2014, abgerufen am 24. November 2020
- ↑ Richard Gramlich: Die Gaben der Erkenntnisse des ʿUmar as-Suhrawardī. Steiner, Wiesbaden, 1978. S. 193. Digitalisat
- ↑ Hamid Algar: ČELLA 2. In Sufism in Encyclopaedia Iranica.
- ↑ Swantje Bartschat: "Wer meiner Gemeinde vierzig Hadithe bewahrt...". Entstehung und Entwicklung eines Sammlungstyps . Ergon-Verlag, Baden-Baden, 2019. S. 44.
- ↑ Patrick Franke: Begegnung mit Khidr. Quellenstudien zum Imaginären im traditionellen Islam. Beirut/Stuttgart 2000. S. 208. Digitalisat