Dieter Winkler
Geb. 23.3.1942 in Leipzig. Kulturarbeiter. Regionalhistoriker. Autor und Herausgeber
Inhaltsverzeichnis:
1. Leben
2. Wichtige Texte
1. Leben
1960: Abitur. Obwohl einer der zwei sozialismustreuesten Schüler seiner Oberschulklasse Empfehlung aus der Karl-Marx-Universität, vor Aufnahme eines gesellschaftswissenschaftlichen Studiums per „Arbeit in der sozialistischen Produktion“ sich noch mehr „Bewusstsein der Arbeiterklasse“ anzueignen. 1960-1962 Elektrokarrenfahrer im VEB Drehmaschinenwerk Leipzig. In diesen zwei Jahren Erfahrung der Ineffizienz des aus der Sowjetunion übernommenen Wirtschaftssystems, Revision des Geschichtsbildes infolge der Lektüre der ersten verbotenen Bücher („Die Revolution entlässt ihre Kinder“, „Die neue Klasse“, „1984“), anlässlich eines familiären Besuchs in Westdeutschland im März 1961 Begreifen, dass dort kein „sterbender Kapitalismus“ stattfindet. 1962 Erhalt des 1960 beantragten Studienplatzes für Geschichte-Marxismus/Leninismus. In der einzigen Bibliothek Leipzigs, in der das ohne „Erlaubnisschein“ möglich ist, Lektüre nichtleninistischer Marxisten: Bernstein, Kautsky, Rosa Luxemburg. Nach einer „Kritik-Selbstkritik“-Veranstaltung im zweiten Semester, auf der er sich für politische „Fehler“ in seinem Studienverhalten zu rechtfertigen hat, Wechsel zum Studium von Kultur- und Literaturwissenschaft. Mitglied im 1963 10köpfigen Studentenfilmklub, der im Filmkunsttheater „Casino“, ca. 250m von der Alten Universität entfernt, u.a. Filme aus den Häusern der Kultur der Nachbarländer Polen, Ungarn und der CSSR öffentlich aufführt, die von den DDR-Kulturinstanzen nicht angekauft werden. Über jüngere Wissenschaftler Zugang zu regelmäßiger Lektüre von „Zeit“ und „Vorwärts“ sowie den Protokollbänden der SPD-Parteitage nach 1945. 1967-1969 Mitarbeiter im Lichtspielbetrieb des Bezirkes Leipzig, ab 1969 im Verband der Film- und Fernsehschaffenden der DDR in Berlin. 1972 Wechsel in die Abteilung Wissenschaft des Bundessekretariats des Kulturbundes der DDR. Auf einer Dienstreise nach Greiz Kennenlernen des dortigen Kulturbund-Kreissekretärs Manfred – später als Ibrahim bekannt geworden - Böhme, der wie er eine positive Meinung zum „Prager Frühling“ zeigt. Auf Grund von kritischen Äußerungen zum Umgang mit Geschichte in der DDR in der kulturpolitischen Wochenzeitung „Sonntag“ (DDR-Vorgänger-Zeitung des „Freitag“) 1975 Rias-Lob und Umsetzung in die Abteilung Denkmalpflege des Kulturbundes. Wegen dieser Äußerungen scheitert der Versuch, sich durch einen Kulturbund-Kollegen in das Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften empfehlen zu lassen. 1982-1986 Lektor im Verlag für Bauwesen. Realisierung des Gesamtberliner historischen Sachbuchs zum Berlin-Jubiläum 1987 „Mühlen und Müller in Berlin“ - mit einem katholischen Autor aus Ostberlin und einem sozialdemokratischen aus Westberlin. Ab Januar 1987 Stadtbezirkschronist und Leiter des durch ihn aufzubauenden Heimatgeschichtlichen Kabinetts (Heimatmuseums) im Bezirk Hellersdorf von Berlin. Mit Rückendeckung durch aufgeschlossene SED-Funktionäre Forschungen auch zum nichtkommunistischen antifaschistischen Widerstand im Bezirk. In der „Wendezeit“ Vorsitzender des neu entstandenen Arbeitskreises Ostberliner Heimatmuseen und heimatgeschichtliche Sammlungen, der sich 1991 mit dem Westberliner Vorbild zu einem gemeinsamen Arbeitskreis zusammenschließt, Erarbeitung eines „Kulturkonzepts“ für den „Runden Tisch“ Hellersdorf, nach den Kommunalwahlen vom Mai 1990 Mitarbeit an den Neubenennungen von Straßen und Plätzen in Hellersdorf. SPD-Mitgliedschaft. 1994 Ablehnung der regionalhistorischen Dissertation über Heinrich Grüber in Berlin-Kaulsdorf durch neu an die Humboldt-Universität gekommene Geschichtsprofessoren aus West-Deutschland. (Auseinandersetzung mit dem Promotionsverfahren im Anhang des e-books „DDR aus der Schublade“). Danach mit Torsten Hilse, Mitbegründer der SDP in Schwante, das Projekt „Schubladentexte aus der DDR“ und Hans Joachim Rieseberg das Buch „Brücken über die Mauer“, um zusätzlich zu den Quellen zur DDR aus den „Archiven der Macht“ Quellen aus dem DDR-Volk öffentlich zu machen. Vor allem in dem e-book „DDR aus der Schublade“ und in „Brücken über die Mauer“ Kritik nicht nur an der DDR, sondern auch an deren bisheriger „Aufarbeitung“. W. vertritt u.a. die These, nach 1990 hätten nicht die SED-Diktatur, sondern die Freiheits- und Einheitsbestrebungen im Volk der DDR in den Mittelpunkt der DDR-Forschungen gestellt werden sollen. Auch bedauert er, dass nach dem Mauerfall kein „Oral-history“-Projekt mit den damals noch am Leben befindlichen mehreren hundert Vor-Mauer-SPD-Mitgliedern Ostberlins entwickelt wurde.
2. Wichtige Texte (alle unter dem Rufnamen Dieter W.):
1975: Woher, wozu, wohin. Rundtischgespräch über Geschichtsbewußtsein. Inhalt, Bedeutung und Anwendung eines Begriffs. SONNTAG 27/1975 (Gesprächsteilnehmer) 1987: Beiträge zur Berliner Baugeschichte und Denkmalpflege. ISBN 3-345-00016-4 (Herausgeber) 1991: Geschichtsarbeit in der Satellitenstadt. Wege zur historischen Stadtaneignung in Berlin-Hellersdorf. (Autor) In: Stadtgeschichte als Kulturarbeit. Beiträge zur Geschichtspraxis in Berlin-Ost und Berlin-West . ISBN 3 87776 904 7 1993: Heinrich Grüber – Protestierender Christ. Berlin-Kaulsdorf (1934-1945). ISBN 3- 89468-088- 1 (Autor) 1995: Nur Pfarrer Grübers Kinder blieben ohne Furcht, Otto Rechnitz – Erfinder, Fabrikant, Gefangener, Briefe aus der dritten in die zweite Heimat (Autor) Aufsätze zu ehemaligen jüdischen Kaulsdorfern. In: Juden in Lichtenberg mit den früheren Ortsteilen in Friedrichshain, Hellersdorf und Marzahn. Hg.: Kulturbund e.V. (Thea Koberstein, Norbert Stein). ISBN 3-89468-191-8 1995: Heinrich Grüber und Kurt Grossmann – ein Kapitel deutsch-jüdischer Wiederannäherung. (Autor) In: Dritter Weg. Journal für eine solidarische Welt, Nr. 16. ISBN 3-929666-93-6 1999-2008: (Herausgeber, zusammen mit Torsten Hilse): Vier Bände Schubladentexte aus der DDR: Die Fragen und die Freiheit (1999, ISBN 3-928918-65-6), Unterdrückte Wahrheit (2000, ISBN 3-928918-68-0), Manchmal habe ich Angst (2002, ISBN 3-928918-71-0), Hundert Prozent (2008, ISBN 3-928918-76-1) 2008: Die Straßen- und Platzneubenennungen im Bezirk Hellersdorf von Berlin in den Neunzigern. Nach Akten, Zeitungsberichten und meiner Erinnerung. Hg.: Heimatverein Marzahn-Hellersdorf e.V. (Autor) 2011: Brücken über die Mauer. Deutsch-deutsche Kontakte, Initiativen und Projekte von unten vor 1989 in Berlin. ISBN 978-3-86863-080-0 (Herausgeber, zusammen mit Hans Joachim Rieseberg) 2014: DDR aus der Schublade. Aufzeichnungen eines Ostdeutschen aus über fünf Jahrzehnten (e-book). ISBN 978-3-8442-9358-6 (Autor)
Kategorien:
Regionalhistoriker
Herausgeber
Autor
Ostdeutscher