Micha

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Februar 2017 um 10:41 Uhr durch Turris Davidica (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 84.139.255.215 (Diskussion) auf die letzte Version von Turris Davidica zurückgesetzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schriftpropheten
des Alten Testaments
Große Propheten
Kleine Propheten
Namen nach dem ÖVBE
Kursiv: Katholischer Deuterokanon

Das Buch des Propheten Micha (hebräisch מיכה) ist eines der prophetischen Bücher des Tanach. Es gehört zu dem Zwölfprophetenbuch.

Autor und Zeit

Der Prophet Micha, von James Tissot, circa 1896–1902

Micha aus Moreschet (Micha 1 EU, Jeremia 26,18 EU). In der griechischen Bibelübersetzung (Septuaginta) lautet die Namensform Michaias. Dies deutet darauf, dass der Name Micha nicht als Kurzform von Michael, sondern von Michaja („Wer ist wie JHWH?“) gedeutet werden sollte.

Er erhielt seine Offenbarungen nach Micha 1,1 während der Regierungszeit der Könige Jotam (757–736 v. Chr), Ahas (735–725 v. Chr), und Hiskija (725–697 v. Chr) von Juda.

„Seine Rede, die Micha dem Moreschetiter geschah in den Tagen Jotams, Achas', Chiskijas, Könige von Jehuda, was er empfing über Samarien und Jerusalem.“

Martin Buber, Franz Rosenzweig: Bücher der Kündung[1], hier Micha 1,1 EU

Er war also ein Zeitgenosse von Jesaja, Amos und Hosea. Mit Moreschet (Micha 1,1 und Jeremia 26,18 EU) ist wahrscheinlich das Dorf in der Nähe von Gat in der judäischen Schefala gemeint.

Verse 1,1–8 EU dürften vor der Zerstörung Samarias durch Sargon von Assur (722 v. Chr.) entstanden sein, Verse 1,9–16 EU vor dem Einfall Sanheribs von Assur (701 v. Chr.)

Thema

Tafel mit Zitat aus dem Buch Micha am Marienbrunnen von Julius Seitz in Freiburg im Breisgau

Michas Anklagen gegen soziale Ungerechtigkeit und religiöse Verderbtheit lassen das Thema des Amos und das seiner Zeitgenossen wieder aufleben. Obwohl er als Prophet angesehen wurde, vermied er diesen Titel, denn er wollte sich stark von den Berufspropheten abgrenzen. Seine Prophezeiungen beklagen insbesondere die gesellschaftlich schlechte Stellung der Kleinbauern und Bürger, die durch den Staat und seinen bürokratischen Apparat unterdrückt wurden, um dessen Unterhalt zu sichern.

Im Buch Jeremia wird bezeugt, dass Michas Wort gehört wurde und seine Botschaft zur Reform Hiskias beigetragen hat (Jeremia 26,18ff), und Michas Prophetie und ihre Wirkung wird als Argument gebraucht, um zu verhindern, dass Jeremia wegen einer ähnlichen Prophetie hingerichtet wird. Manche Wissenschaftler gehen von einer nachträglichen Redaktion seines Buches aus. Andere gehen davon aus, dass Micha das Buch selbst geschrieben hat.

Herausforderung für den Ausleger

Sprachliche Ähnlichkeit

Die sprachliche Ähnlichkeit zwischen Micha 4,1–3 und Jesaja 2,2–4 wirft die Frage auf, wer hier wen zitierte. Die Ausleger sind unterschiedlicher Ansicht, ohne klare Antworten auf beiden Seiten. Da die beiden Propheten in unmittelbarer Nähe zueinander lebten und zur gleichen Zeit prophezeiten, ist diese Ähnlichkeit verständlich.

Ankündigung eines Gesalbten

Der in Micha 5,2 Prophezeite wird teilweise als der in Jesaja 7,14 angekündigte:

(...) Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird ihm den Namen Immanuel geben.

und in Jesaja 8,3 erschienene Sohn des Jesaja angesehen:

Und ich nahte mich der Prophetin, und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Da sprach der HERR zu mir: Nenne ihn: »Bald kommt Plünderung, rasch Raub«!

Christliche Quellen beziehen Micha 5,2 jedoch auf die Geburt Jesu.

Inhalt

1. Überschrift (Mi 1,1 EU)

2. Gericht (Mi 1,2 EU–3,12 EU)
über Samaria und Jerusalem (1,2–16 EU)
über die habgierigen Reichen (2,1–11 EU)
Verheißung des Retters (2,12–13 EU)
Gericht über gewalttätige Fürsten, falsche Propheten, gewinnsüchtige Priester (3,1–12 EU)

3. Das künftige Heil (Mi 4,1 EU–5,14 EU)
Der Berg des Herrn im Friedensreich (4,1–8 EU)
Babylonische Gefangenschaft und Wiederherstellung (4,9–14 EU)
Kommen des Retters (5,1–14 EU)

4. Der Herr rechtet mit Israel (Mi 6,1 EU–7,20 EU)
Die Forderung Gottes (6,1–8 EU)
Sünden Jerusalems und Strafe Gottes (6,9–16 EU)
Folgen der Sünde: Zerstörung jeder Gemeinschaft (7,1–6 EU)
Hoffnung und Gottes Hilfe (7,7–17 EU)
Lob der Barmherzigkeit Gottes (7,18–20 EU)

Wichtige Stellen

  • Prophezeiung der Geburt des Gesalbten (Messias) in Bethlehem:
5,1–4: Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. Indes läßt er sie plagen bis auf die Zeit, daß die, welche gebären soll, geboren hat. Da wird dann der Rest seiner Brüder wiederkommen zu den Söhnen Israel. Er aber wird auftreten und weiden in der Kraft des HERRN und in der Macht des Namens des HERRN, seines Gottes. Und sie werden sicher wohnen; denn er wird zur selben Zeit herrlich werden, so weit die Welt ist. Und er wird der Friede sein.
Micha 6,8: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
  • Wichtiges Zitat des christlichen Widerstands in der DDR
Micha 4,1–4: „Schwerter zu Pflugscharen
In den letzten Tagen aber wird der Berg, auf dem Gottes Haus steht, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben. Und die Völker werden herzulaufen, und viele Heiden werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des Herrn gehen und zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln!
Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Er wird unter großen Völkern richten und viele Heiden zurechtweisen in fernen Ländern. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken.
Denn der Mund des Herrn Zebaot hat es geredet.
Micha 4,8: „Es wird deine gülden(e) Rose kommen.“ Der Text von Micha 4 Vers 8 ist in den aktuellen Bibelübersetzungen als Ergebnis der historisch-kritischen Forschung verändert.
Micha 4,8 in der Lutherbibel von 1534: Und du thurm Eder/eine Feste der tochter Zion/Es wird deine gülden Rose komen/die vorige herrschafft/das Königreich der tochter Jerusalem.
Martin Luther schrieb neben den Text die folgende Erklärung: (Gülden Rose) Dein Königreich/obs wol schwechlich zu gehet/Es sol und mus doch komen/Darumb halt feste und leide dich/Es mus das creutz die Kirchen Christi geberen.
Micha 4,8 in der revidierten Lutherübersetzung des Jahres 1984: Und du, Turm der Herde, du Feste der Tochter Zion, zu dir wird kommen und wiederkehren die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem.

Siehe auch

Literatur

Commons: Micha – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bücher der Kündung. 10. Auflage. Lambert Schneider, Gerlingen 1997, ISBN 3-7953-0943-3 (Darin Seite 671).
  2. Christoph Schütz: Güldene Rose oder ein Zeugnis der Warheit von der uns nun so nahe bevorstehenden Güldenen Zeit des tausendjährigen und ewigen Reichs Jesu Christi und der damit verbundenen Wiederbringung aller Dinge., erschienen in 2. Aufl. 1731. Siehe zur Wirkungsgeschichte: New Harmony (Indiana)#Die Kirchen von Harmony