Edelfrei
Als edelfrei (Edelfreie oder Edelinge) wurden zunächst diejenigen germanischen Adeligen bezeichnet, die sich von den anderen Freien durch die Zahlung des dreifachen Wergeldes unterschieden. Aus den Edelfreien entwickelte sich im Laufe des 12. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich der Hohe Adel im Gegensatz zum in seinen Ursprüngen meist unfreien Dienstadel, den sogenannten Ministerialen.[1]
Im Mittelalter bedeutete edel- oder hochfrei, vereinfacht ausgedrückt, dass eine Person von dynastischer Herkunft war. Edelfreie waren ein landrechtlicher Stand und hatten ihren Adel nicht aufgrund eines Dienst- oder Lehnsverhältnisses. Sie waren also keinen anderen Familien oder Dynastien untergeordnet (abgesehen von König bzw. Kaiser.[1]) und unterstanden mit ihrem Allod (Eigengut) keinem Lehnsherrn. Der heutige Begriff Uradel darf dabei nicht mit dem Begriff edelfrei verwechselt werden, denn er ist wesentlich weiter gefasst: Alle Geschlechter, die nachweislich spätestens um 1400 dem ritterbürtigen Adel (egal ob ursprünglich Edelfreie oder Ministeriale) angehört hatten, werden heute als Uradel bezeichnet.
Viele edelfreie Geschlechter unterwarfen sich im Laufe des Hochmittelalters mächtigeren Feudalherren; für diese Familien ist in der wissenschaftlichen Literatur der Terminus „ursprünglich edelfrei“ üblich. Diese Unterwerfung geschah nicht immer nur unter Zwang. Viele Lehnsträger erreichten hohe Stellungen am Hof ihrer Lehnsherren, und die Dienstmannschaft war oft sehr lukrativ. Besonders zur Zeit des Territorialausbaues und durch das Aufkommen der Geldwirtschaft waren viele Edelfreie auf den Schutz und die Unterstützung eines mächtigeren weltlichen oder geistlichen Lehnsherrn angewiesen. Auch umgekehrt bestand ein Abhängigkeitsverhältnis insofern, als größere Territorien nur mit Hilfe loyaler Dienstleute gesichert und verwaltet werden konnten.
Die Zahl der edelfreien Familien war begrenzt. Es entstand nun rasch eine neue Gesellschaftsschicht, die Ministerialen. Diesen ihrer Herkunft nach meist unfreien Emporkömmlingen gelang innerhalb eines Jahrhunderts der Aufstieg in den niederen Adel. Die Unterschiede zu den alten edelfreien Geschlechtern begannen sich zunehmend zu verwischen. Bei vielen ursprünglich edelfreien Adelsfamilien fehlen deshalb zuverlässige Beweise ihrer dynastischen Herkunft.
Siehe auch
Literatur
- Meyers großes Taschenlexikon, 4., vollst. überarb. Aufl., o. J. (ca. 1992) ISBN 3-411-11004-X
Einzelnachweise
- ↑ a b Karl Bosl: Die Gesellschaft in der Geschichte des Mittelalters. 4. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-33389-7, S. 56.