Mockau
Mockau Stadtteil von Leipzig | |
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Koordinaten | 51° 22′ 25″ N, 12° 24′ 35″ O |
Fläche | 5,84 km² |
Einwohner | 15.090 (31. Dez. 2014) |
Bevölkerungsdichte | 2584 Einwohner/km² |
Eingemeindung | 1915 |
Postleitzahl | 04357 |
Vorwahl | 0341 |
Stadtbezirk | Nordost |
Verkehrsanbindung | |
Autobahn | |
Bundesstraße | |
S-Bahn | S4 |
Straßenbahn | 1, 9 |
Bus | 70, 80, 81, 82, 85 |
Quelle: statistik.leipzig.de |
Mockau ist ein Stadtteil von Leipzig, der im Norden der Messemetropole liegt.
Geschichte
Die Geschichte menschlicher Besiedlung lässt sich durch den Fund von germanischen Urnengräbern an den Ufern der Parthe bis auf 1000 bis 800 v. Chr. zurückverfolgen. Es gilt heute als gesichert, dass Mockau um etwa 1200 von Bauern im Zuge der Ostkolonisation als Straßendorf in den feuchten Partheauen errichtet wurde. Auf den besonderen Siedlungsgrund weist auch der Name des Stadtteils hin, der sich aus slawisch mokry für nass, feucht ableitet. Ein Zeugnis der Frühgeschichte des Dorfes ist die bis heute existierende Stephanuskirche, die im 12. Jahrhundert als Wehrkirche erbaut und anschließend mehrfach umgestaltet wurde.
Dorf und Rittergut gehörten vor der Reformation je zur Hälfte dem Augustiner-Chorherrenstift St. Thomas in Leipzig und der Familie von Pflugk, anschließend zumeist Kaufmannsfamilien aus dem nahen Leipzig. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden Mockau und seine Bevölkerung stark in Mitleidenschaft gezogen. 1636 grassierte während der Belagerung Leipzigs durch die Schweden die Pest im Dorf, am 25. März 1640 brannte es während der Schlacht zwischen kursächsischen und schwedischen Truppen teilweise ab. Seit dem Dorf 1685 das Recht eingeräumt wurde, einen Schulmeister einzustellen, fand regelmäßiger Unterricht statt. Im Zweiten Schlesischen Krieg erfolgte in Mockau die Übergabe der Stadt Leipzig an den Befehlshaber der preußischen Truppen, Leopold I.. Abschließend wurde das Dorf geplündert und in Brand gesteckt.
Auch während der Völkerschlacht spielte Mockau eine wichtige Rolle: Teile der schlesischen Armee überquerten in der Nähe des Dorfes die Parthe, um die französischen Truppen in Pfaffendorf anzugreifen. Der Angriff wurde von Feldmarschall Blücher geleitet, der in der Windmühle des Dorfes Quartier bezog. Durch den Wiener Kongress 1815 wurde die nördliche Flurgrenze Mockaus zur sächsisch-preußischen Grenze. 1844 zählte das Dorf 368 Einwohner. In den 1850er Jahren begann die Industrialisierung des Ortes, die noch heute für die Erscheinung Mockaus prägend ist. 1915 wurde Mockau nach Leipzig eingemeindet. Vor allem in den 1930er Jahren erlebten Mockau und Umgebung durch die Ansiedlung von Rüstungsbetrieben einen enormen Bevölkerungszuwachs.
Die heutige Wohnbesiedlung in Mockau wird aufgrund der Streckenführung der früheren Wahren-Schönefelder Verbindungsbahn in die zwei Teile Mockau-Nord und Mockau-Süd geteilt. Mockau ist aufgrund der zahlreichen Kleingartenanlagen ein vergleichsweise grüner Stadtteil, der im Osten durch die Parthenaue und im Norden durch zahlreiche künstliche Biotope begrenzt wird.
Stephanuskirche
Die aus dem 12. Jahrhundert stammende Dorfkirche Mockaus wurde im romanischen Stil errichtet. Das hochgezogene, starke Findlingsmauerwerk an der Chorseite legt die Vermutung nahe, dass die Kirche ursprünglich eine Chorturmkirche war. 1787 und 1841 erfolgte eine grundlegende Umgestaltung von Schiff und Chor sowie der Bau der Sakristei und Herrschaftslogen. Der klassizistische Charakter des Kircheninneren kommt seit der letzten Restaurierung in den Jahren 1968 bis 1971 wieder deutlich zur Geltung. 1990 erfolgte eine Außenerneuerung. Das Geläut der Stephanuskirche besteht aus 3 Glocken, deren älteste aus dem 15. Jahrhundert stammt. Die beiden jüngeren wurden 1576 und 1578 von Wolf Hillinger d. J. aus Freiberg geschaffen. Die Orgel mit zwei Manualen und 13 Registern wurde 1897 vom Leipziger Orgelbauer Gottfried Hildebrand gebaut. Seit 1926 trägt die Kirche den Namen Stephanuskirche.
Wasserturm
Der Wasserturm wurde im Jahr 1907 errichtet und 1977 stillgelegt. Seit 2004 wird er als Kletterturm genutzt.
Flughafen und Quelle-Versandzentrum
Im Jahr 1913 – 14 Jahre vor Eröffnung des Flughafens in Schkeuditz – wurde der Flughafen Leipzig-Mockau als Luftschiffhafen und Flugplatz Leipzig in Betrieb genommen. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg existierten hier Produktionsanlagen für die Flugzeug-Rüstungsindustrie. Von 1949 bis 1962 diente der Flughafen als Messeflughafen, danach noch bis 1972 als Verkehrsflughafen. Anschließend war das Gelände bis zur Schließung 1991 Agrarflugplatz der Interflug und Sportflugplatz der GST. Die Start- und Landebahn hatte eine Länge von 1560 Metern.
Vom ehemaligen Flughafen Leipzig-Mockau existieren noch das 1929 erbaute und 1955 um einen Tower erweiterte Abfertigungsgebäude sowie das ehemalige Fliegerheim von 1913.
Am 31. Mai 1991 wurde der Flugbetrieb eingestellt und auf dem Gelände mit dem Bau des Quelle-Versandzentrums 1991 bis 1995 mit einem Investitionsvolumen von etwa 1 Mrd. DM eines der größten Investitionsvorhaben auf dem Gebiet der ostdeutschen Bundesländer realisiert. Der 2,2 Mio. m² große Gebäudekomplex beherbergte das größte und modernste Versandzentrum der Welt (Hochregallager: 185 m lang, 128 m breit; Wareneingangsgebäude 225 m lang, 43 m breit). Die erste Auslieferung eines Pakets erfolgte am 20. Februar 1995. Vom Versandzentrum Leipzig aus wurden etwa 95 % der gesamten Versandleistungen bei den paketfähigen Haushaltswaren abgewickelt.
Nachdem der Mutterkonzern von Quelle, Arcandor, im Juni 2009 die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragte, musste das Versandzentrum noch im selben Jahr schließen.
Literatur
- Cornelius Gurlitt: Mockau. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 16. Heft: Amtshauptmannschaft Leipzig (Leipzig Land). C. C. Meinhold, Dresden 1894, S. 89.
Weblinks
- Mockau im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Alles rund um Mockau
- Website des Kletterturms