Marlygarten

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Marlygarten, Blick auf die Friedenskirche

Der Marlygarten wurde im Jahr 1715 unter Friedrich Wilhelm I. als Küchengarten in Potsdam angelegt. Bei Ausflügen der königlichen Familie in den Marlygarten soll Kronprinz Friedrich, der spätere Friedrich der Große den damals gerodeten Bornstädter Höhenzug als Standort für Schloss Sanssouci ausgewählt haben. Als erster königlicher Garten in Potsdam wird der Marlygarten deshalb oft als Ausgangspunkt der Park- und Schlösserlandschaft um Schloss Sanssouci bezeichnet.[1]

Nach Friedrich Wilhelms I. Tod wurde der Marlygarten zunächst weiter als Küchengarten genutzt, bis er nach dem Bau der Friedenskirche unter Friedrich Wilhelm IV. durch Peter Joseph Lenné und Gustav Meyer in den 1840er Jahren in einen Landschaftsgarten umgewandelt wurde.

Der Marlygarten steht heute als Einzeldenkmal innerhalb des Denkmalbereichs Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft unter Denkmalschutz.[2]

Lage

Lage des Marlygartens auf dem Plan des friderizianischen Parks Sanssouci von F. Z. Saltzmann (1772)

Der Marlygarten liegt in Potsdam, westlich des Brandenburger Tores und süd-östlich des Lustgartens von Park Sanssouci. Entlang der nördlichen und der südlichen Grenze des Marlygartens verläuft eine Mauer. Im Osten wird er durch das Ensemble der Friedenskirche mit dem Pfarr- und dem Schulhaus sowie dem Friedensteich begrenzt. Das Kavaliershaus an der Friedenskirche wird scherzhaft oft auch als Schloss Marly bezeichnet.

Nach Westen schließt sich an den Marlygarten die Villa Illaire an, die zunächst als Hofgärtnerhaus für Joachim Heinrich Voß (1764–1843) diente und in den Jahren 1843 bis 1846 nach Plänen von Ludwig Persius durch Ludwig Ferdinand Hesse und Ferdinand von Arnim zu einer Villa im italienischen Stil für den Kabinettsrat Ernst Emil Illaire (1797–1866) umgebaut wurde. Parallel zur südlichen Grenze des Gartens verläuft die Allee „Am Grünen Gitter“, die vom Eingang des Parks Sanssouci am Grünen Gitter nach einem Knick nach Norden zwischen dem Gartenkassenhaus und dem Haus der Gartendirektion bis zur großen Fontäne vor dem Schloss Sanssouci führt.

Ungefähr auf Höhe dieser beiden Häuser stand früher das unter Friedrich Wilhelm I. erbaute Lusthaus im Marlygarten.[3]

Namensgebung

Friedrich Wilhelms I. Vater Friedrich I. hatte eine Meierei bei Oranienburg nach dem Vorbild der Meierei bei dem Schloss Marly-le-Roi des französischen Königs Ludwig XIV. errichten lassen, das über prächtige Garten- und Parkanlagen verfügte. Friedrich Wilhelm I. wollte sich, indem er den bescheidenen Nutzgarten, der ihm als Lustgarten diente, ironisch als "mein Marly" bezeichnete, von seinem prachtliebenden Vater abgrenzen.[4]

Nach dem Bau der Friedenskirche und der Umgestaltung des Gartens in den 1840er-Jahren bürgerte sich in der Bevölkerung für den westlich der Kirche gelegenen Marlygarten der Name Friedensgarten ein. Als dies König Friedrich Wilhelm IV. zu Ohren kam, befahl er offiziell, den Garten auch weiterhin Marlygarten zu nennen, um mit dieser Namensgebung an die Bescheidenheit seines Vorfahren Friedrich Wilhelm I. zu erinnern, der den einfachen Küchengarten einem prächtigen Schaugarten vorgezogen hatte.[5]

Geschichte

Anlage durch Friedrich Wilhelm I.

Reste der Schießmauer (Kugelfang) des Schießstandes im Marlygarten im Kreuzgang der Friedenskirche

Kurz nach seinem Regierungsantritt im Jahr 1713 hatte Friedrich Wilhelm I. den bisherigen Königlichen Lustgarten am Stadtschloss zu einem Exerzierplatz umbauen lassen. Im Jahr 1715 ließ er daraufhin vor dem Brandenburger Tor auf einem Gelände, das bisher von Potsdamer Bürgern als Gartenfläche genutzt worden war, den Marlygarten anlegen. Dieser sollte ihm zwar als Lustgarten dienen, sollte aber einfach und nicht zu kostspielig im Unterhalt sein und gleichzeitig als Nutzgarten dienen, der die Küche des Hofes mit Früchten und Gemüse belieferte. Ernteüberschüsse wurden im nahe gelegenen Berlin an „vornehme Militair- und Civil-Verdiente“, für die eine Abnahmeverpflichtung bestand, zu durch den König festgesetzten Preisen verkauft.[6]

Der Marlygarten umfasste eine Fläche von etwa 20 Morgen. Friedrich Wilhelm I. legte Wert auf die Verbindung von Zier- und Nutzgarten. Der Garten hatte entlang der Mittelachse einen von Obstbäumen gesäumten Hauptweg, von dem Seitenwege abzweigten. Auf den so entstandenen Beeten wurde Gemüse angepflanzt. Der Garten war mit Statuen aus Sandstein, die Kinder und Jahreszeiten darstellten, geschmückt, die allerdings vor den Bäumen der Alleewege und nicht in den Beeten standen, um deren Bewirtschaftung nicht zu stören.

Friedrich Wilhelm I. ließ im Marlygarten eine Lusthaus errichten, das ungefähr an der Stelle der späteren Gartendirektion stand. Das Haus hatte ein Hintergebäude aus Fachwerk mit zwei viereckigen Türmen, dessen Raum im Erdgeschoss als Schießstand verwendet wurde. An der Stelle der Brunnenquelle im Kreuzgang der später erbauten Friedenskirche befand sich deshalb eine sogenannte Fangmauer, an der die Schießscheiben angebracht wurden. Teile dieser Mauer sind heute noch erhalten. Außerdem befandeb sich in dem Garten eine Kegelbahn, ein Orangeriehaus und eine Treibhaus zur Anzucht von Melonen.

Aus den Memoiren der Tochter von Friedrich Wilhelm I., Prinzessin Wilhelmine von Preußen (1709–1758), der späteren Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth, ist bekannt, dass der König mit seiner gesamten Familie in den Sommermonaten täglich gegen 3.00 Uhr nachmittgs eine Spazierfahrt nach Marly unternahm und sich dort bis zum Abend aufhielt.[7] Die Prinzessin beschrieb diese Nachmittage in ihren Aufzeichnungen als langweilig und empfand die sommerliche Hitze als sehr unangenehm, da es in dem Garten keine schattenspendenden Bäume gab, die den Wuchs des dort gezogenen Gemüses behindert hätten. Entgegen der üblichen Gewohnheit der königlichen Familie, am Abend nicht zu speisen, ließ der König bei den Besuchen in Marly häufig ein Abendessen servieren und bereitete dabei oft sogar selber den Salat zu.[8]

Eine Abbildung des Lusthauses existiert nicht. An Tagen, an denen militärische Paraden stattfanden, pflegte König Friedrich Wilhelm I. jedoch zusammen mit seiner Familie und den Offizieren seines Regiments im Lusthaus zu Mittag zu essen. Aus der großen Anzahl von Personen, die hier offenbar bewirtet werden konnten, kann geschlussfolgert werden kann, dass das Haus relativ groß gewesen sein muss. Auch veranstaltete der König hier zu besonderen Anlässen offizielle Feierlichkeiten. So fand im Jahr 1728 zu Ehren eines Besuches von August dem Starken ein Preisschießen im Marlygarten statt, bei dem unter anderem ein als Hanswurst verkleideter, lebender Bär als Preis ausgelobt war. Auch die Vermählung von Prinzessin Friederike Luise von Preußen mit dem Markgrafen von Brandenburg-Ansbach im Mai 1729 wurde im Marlygarten mit einem Bankett und einem Preisschießen gefeiert.[3]

Der Marlygarten nach dem Tod Friedrich Wilhelms I.

Marlygarten, Ausschnitt aus dem Plan des friderizianischen Parks Sanssouci (1772)

Nach dem Tod Friedrich Wilhelms I. im Jahr 1740 wurde der Marlygarten nicht weiter als Lustgarten genutzt, aber weiter als Küchengarten gepflegt.[9] Bereits im Jahr 1744 ließ Friedrich dem Großen das Lusthaus abreißen. Von dieser Stelle aus sollte eine weite Sicht auf die Terrassentreppen des neu erbauten Schlosses Sanssouci möglich sein, so dass das Haus im Weg stand und weichen musste.[6] Das Abbruchmaterial wurde für den Bau der Wohnung des Fasanenmeisters am Rehgarten verwendet, die später als Wohnung für den Hofgärtner Hermann Sello genutzt wurde. Der Schießstand wurde stehengelassen und diente als Wohnung für die Gärtnerburschen der Hofgärtner Sello, Saltzmann und Pleymer.

Der Küchengarten wurde dem Hofgärtner Johann Samuel Sello unterstellt. Die mittlerweile herangewachsenen Obstbäume warfen so viel Schatten, dass die Ernte an Gemüse zunehmend nachliess. Für die Frühtreiberei von Obst und Gemüse wurden im Marlygarten eine 690 Fuß lange Talutmauer mit 83 Fenstern für die Kultur von Aprikosen, Pfirsichen und Weinreben, zwei Bohnenhäuser, ein großes Treibhaus von 235 Fuß Länge für Apfikosen, Pfirsiche und Pflaumen sowie mehrere Mistbeetkästen zum Anbau von Gemüse und Küchenkräutern angelegt.[10]

Als Johann Samuel Sello im April des Jahres 1787 starb übernahm sein Sohn Carl Sello seine Hofgärtnerstelle. Im harten Winter 1788/89 erfroren die meisten Obstbäume des Marlygartens, die zwar durch Neuanpflanzungen ersetzt wurden, aber wohl aufgrund des ausgelaugten Bodens hohe Ausfälle zeigten. Der Garten und seine Ausstattung waren in die Jahre gekommen und wurde schließlich ab dem Jahr 1791 umfassend renoviert. 1795 wurde ein weiteres Pfirsichtreibhaus angelegt und das alte, inzwischen schadhafte Treibhaus repariert. Auch wurden alle Spalierbäume erneuert. An der Südseite des Gartens wurde eine Mauer gesetzt, die mit Reben und Spalierobst besetzt wurde.[10]

Sello musste das Wohnhaus am Küchengarten im Winter 1787/88 räumen, da dort der Büchsenspänner Lindemann untergebracht wurde. Für ihn wurde später eine neue Dienstwohnung gegenüber der des Hofgärtners Saltzmann erbaut. Nach Lindemann wurde das Wohnhaus durch den im Jahr 1790 neu ernannten Oberhofbaurat Johann Gottlob Schulze bewohnt. Im Hof des Hauses wurde ein Garten sowie ein kleines Treibhaus zur privaten Nutzung eingerichtet, da man vom Oberhofrat, der als Architekt die Oberaufsicht über die Hofgärtner hatte, auch praktische gartenbauliche Kenntnisse erwartete, damit seine Entscheidungen von den Hofgärtnern respektiert wurden.[11]

Umgestaltung durch Peter Joseph Lenné

Plan des Marlygartens, ausgeführt nach Vorgaben von P. J. Lenné (1846)
Florastatue auf dem Florahügel
Najade mit Wasserschalde in einer Nische in der nördlichen Umfassungsmauer

Friedrich Wilhelm IV. ließ zwischen 1845 und 1848 am östlichen Ende des Marlygartens die Friedenskirche bauen. Da der Marlygarten den Zugang zur Kirche aus Richtung Sansscouci bildete, sollte er nicht weiter als Küchengarten genutzt werden. Der Gartenarchitekt und Hofgärtner Peter Joseph Lenné erhielt deshalb den Auftrag zur Umgestaltung in einen Landschaftsgarten. Auch im Osten der Kirche wurde mit dem Friedensgarten ein Garten geschaffen, so dass die Kirche als Mittelpunkt der Gesamtanlage erscheint.

Obwohl der umgestaltete Marlygarten meist als Werk Lennés angesehen wird, ist unklar, welchen Anteil der Hofgärtner und Gartenarchitekt Gustav Meyer an der Planung hatte. Sicher ist, dass Meyer, der zu der Zeit als technischer Leiter für Lenné arbeitete, mehrere der Pläne des Gartens zeichnete und dabei eigene Gestaltungsideen einbrachte.[12]

Der Marlygarten wurde als Landschaftsgarten im Stil eines Pleasuregrounds mit Baum- und Gehölzgruppen sowie Blumenbeeten entworfen. Die zentrale Mittelachse des Gartens bildet ein leichte Senke, an deren Seiten mehrere sanfte Erhebungen angelegt wurden. Das Material für die Aufschüttungen kam dabei aus dem Aushub für den nord-östlich der Friedenskirche angelegten Friedensteich.[13] Alle Wege im Garten verlaufen sanft geschwungen und sind auf die Friedenskirche ausgerichtet.

Trotz der Umschlossenheit der Anlage gelang es, bietet der Marlygartens an verschiedenen Stellen des Fernsichten zu schaffen.

Zentraler Punkt im Marlygarten ist der sogenannte Florahügel, auf dem ein Teeplatz mit einer halbrunden Sitzbank angelegt wurde. Hier steht im Zentrum einer fächerförmigen Blumenrabatte eine marmorne Florastatue des Bildhauers Emil Wolff. Der Florahügel soll der Lieblingsplatz von Königin Elisabeth gewesen sein, da man von hier aus einen schönen Ausblick auf ein südlich der Florastatue angelegtes Alpinum hatte, das die Königin an ihre Heimat Bayern erinnerte.[14]

Im Marlygarten wurden weitere Statuen aufgestellt, die vor allem Kinder darstellen. Im Alpenbeet wurde eine Mamorstatue des Bildhauers Eduard Mayer errichtet, die einen Jungen, der ein Vogelnest ausnimmt, darstellt. Am Goldfischteich im süd-westlichen Teil des Gartens befand sich die bronzefarbene Zinkgußplastik Angelnder Knabe von Ludwig Wichmann, von dem auch die Statue eines Wasserholenden Mädchens stammt. In einer Nische in der nördlichen Mauer stand eine von Franz Woltreck geschaffene Statue einer Najade mit einem Wasserbecken, die heute als verschollen gilt.[15]

Im südwestlichen Teil des Gartens befindet sich eine von Ludwig Ferdinand Hesse entworfene und durch die schlesische Josephinen-Glashütte der Grafen Schaffgotsch ausgeführte blau-weiß gestreifte Säule aus kannelierten Glasröhren. Auf dem vergoldetes korinthisches Kapitell der Säule steht die vergoldete, von Heinrich Berges entworfene und durch Siméon Pierre Devaranne ausgeführte Zinkgussplastik Mädchen mit Papagei. Sie Säule war ein Geschenk Friedrich Wilhelms IV. an Königin Elisabeth, die Farbwahl der Glasröhren spielte dabei auf die bayrische Heimat der Königin an. Säule und Plastik wurden im Jahr 1999 restauriert.[16]

Eine zweite Ausführung dieser Säule befindet sich im Rosarium auf der Roseninsel im Starnberger See. Sie war ein Geschenk Friedrich Wilhelms IV. an das bayrische Königspaar Maximilian II., den Onkel seiner Frau, und dessen Frau Marie von Preußen (1825–1889), eine Cousine des preußischen Königs. Eine dritte baugleiche Säule schenkte er seiner Schwester Charlotte, der Zarin Alexandra Fjodorowna, die sie im Park von Schloss Peterhof aufstellen ließ.[17]

Der Marlygarten war für die Bevölkerung zunächst frei zugänglich, wurde aber am 9. September 1850 auf Befehl des Königs für die Öffentlichkeit geschlossen, nachdem eine der Statuen durch Vandalismus beschädigt worden war. Ab diesem Zeitpunkt war der Zutritt zum Garten nur noch zu den Zeiten des Gottesdienstes oder mit Erlaubnis der Generalgartendirektion und in Begleitung erlaubt.[18]

Im Rahmen der Umgestaltung wurden auch die umliegenden Gebäude umgebaut. Die westlich des Marlygartens gelegene Gartendirektion wurde durch einen Turmanbau verschönert. Das zuvor durch Joachim Heinrich Voß (1764–1843) bewohnte Hofgärtnerhaus wurde in den Jahren 1843 bis 1846 nach Plänen von Ludwig Persius durch Ludwig Ferdinand Hesse und Ferdinand von Arnim zu einer Villa im italienischen Stil für den Kabinettsrat Ernst Emil Illaire (1797–1866) umgebaut. Altan und Stibadium führten direkt zum Marlygarten, der vom Hausgarten des seit dem als Villa Illaire bezeichneten Gebäudes nur durch einen künstlichen Erdwall getrennt war.[19]

Der Marlygarten vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute

Planzeichnung des Marlygartens von Theodor Nietner (1883)

Nach der Anlage durch Lenné und Meyer wurden am Marlygarten nur noch kleiner Umgestaltungen vorgenommen; man bemühte sich vielmehr, den Garten durch gärtnerische Pflege entsprechend dem Entwurf Lennés zu erhalten.

1888/89 wurde für Friedrich III. und seine Frau Victoria nördlich des Brunnenhofes der Friedenskirche ein Mausoleum errichtet, wofür im Marlygarten ein Hain aus zwölf Platanen weichen musste.

Im Jahr 1903 wurde die bis dahin als Nutzgarten verwendete Fläche südlich der Gartendirektion in einen Garten im Gründerzeitstil umgewandelt. An der Ecke zur Lindenalle wurde ein großes Rundbeet angelegt.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Monarchie wurden die preußischen Schlösser sowie die Garten- und Parkanlagen durch die im Jahr 1919 dem Preußischen Finanzministerium unterstellten Preußischen Krongutsverwaltung verwaltet, die am 1. April 1927 in die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten unter der Leitung Paul Hübners überführt wurde. Der Garteninspektor Georg Potente und der bisherige Oberhofgärtner Friedrich Kunert wurden als Gartendirektoren berufen.

Im Winter 1927/1928 wurden im Marlygarten unter Leitung von Georg Potente mehrere überalterte Gehölze, die inzwischen zu dicht geworden waren, entfernt, um dem Garten die von Lenné geplante Raumwirkung zurückzugeben.[20] Das Alpinum wurde durch ein Beet mit Bodendeckerstauden ersetzt. 1931 wurde das fächerförmige Beet am Florahügel wieder hergestellt.

Im Jahr 1932 wurde an der Westseite des Gartens eine neue Toranlage aus Holz errichtet. 1938 wurde ein Standbild Friedrichs II. versetzt und südlich der Gartendirektion aufgestellt. Der Garten der Villa Illaire wurde erweitert, wofür ihm ein Streifen des Marlygarten zugeschlagen wurde. Der Teich in der süd-westlichen Ecke des Gartens erhielt im gleichen Jahr eine vereinfachte Form.[20]

Nach der deutschen Wiedervereinigung wird der Marlygarten seit 1995 durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) verwaltet. Er steht als Einzeldenkmal innerhalb des Denkmalbereichs Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft unter Denkmalschutz.[2]

Rezeption

Der Marlygarten wird aufgrund der Harmonie der Anlage und der trotz seiner Begrenztheit beeindruckenden Aussichtspunkte oft als Lennés gelungenstes gartenplanerisches Werk bewertet.

Der kurhessische Hofgartendirektor Wilhelm Hentze besichtigte den Marlygarten 1858 auf einer Reise, über die er einen Bericht veröffentlichte:

„Zu Hause wieder angekommen, führte Hr. L[enné] noch in sein Lieblingsplätzchen, den s. g. Marly- oder Friedensgarten bei der Friedenskirche (neu erbaut). Eine der neuesten Schöpfungen Lenné’s, ein wahres Meisterwerk Landschaftlicher Gartenkunst, das Vollkommenste, was ich in dieser Art auf meiner Reise gesehen habe. Das Terrain in diesem Garten, welches früher ganz eben gewesen seyn soll, ist so anmuthig bewegt und die Pflanzungen sind so geschmackvoll ausgeführt, dass man sich im höchsten Grade zur Bewunderung hingezogen fühlt. In diesem Garten herrscht eine sanfte Harmonie, eine idillische Ruhe und ein stiller Friede, so dass die Bezeichnung »Friedensgarten« ganz entsprechend erscheint.“

Wilhelm Hentze, kurhessischer Hofgartendirektor, 1858[21]

Hermann Jäger sah in ihm das Ideal eines kleinen Landschaftsgartens oder Parkgartens, der mit begrenzten Mitteln und Aufwand umsetzbar ist.[22]

Der Schriftsteller Theodor Fontane, der sich 1881 in Potsdam aufhielt, unternahm mehrere Spaziergänge durch den Marlygarten[23] und war von diesem so beeindruckt, dass er ihn später in der ersten Zeile eines Gedichts erwähnte:

„Von Marly kommend und der Friedenskirche,
Hin am Bassin (es plätscherte kein Springstrahl)
Stieg ich treppan; die Sterne blinkten, blitzten
Und auf den Stufen-Aufbau der Terrasse
Warf Baum und Strauchwerk seine dünnen Schatten,
Durchsichtige, wie Schatten nur von Schatten.
[...]“
– Theodor Fontane: Auf der Treppe von Sanssouci, 1885

Quellen

  • Karl Ludwig Haeberlin: Sanssouci, Potsdam und Umgegend: mit besonderer Rücksicht auf die Regierungszeit Seiner Majestät, Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen. Mit allerhöchster Genehmigung unter amtlicher Mitwirkung der Herren Lenné, General-Director der königlichen Gärten und Hesse, königlicher Hof-Baurath. Verlag von Ferdinand Riegel, Berlin und Potsdam 1855.
  • L. Schneider: XVIII. Die Territorien von Sanssouci. Der Hopfengarten – die Meierei – der Küchengarten. – III. Der Küchengarten Marly. In: Mittheilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams. Band 1, Gropius’sche Buch- und Kunsthandlung, Potsdam 1864.
  • Peter Mottner, Martin Mach (Hrsg.): Zinkguß. Die Konservierung von Denkmälern aus Zink. Gemeinschaftsprojekt des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 98, 1999.
Commons: Marlygarten (Sanssouci) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Paul Höckendorf: Marly und Sans-Souci. In: Sans-Souci zur Zeit Friedrichs des Grossen und heute: Betrachtungen und Forschungen. Verlag Alexander Duncker, Berlin 1903, S. 53 ff.
  2. a b Satzung zum Schutz des Denkmalbereichs Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft, gemäß Eintragung in die Liste des Kulturerbes der Welt (World Heritage List der UNESCO) vom 1. Januar 1991, Verwaltungsbereich Potsdam, Denkmalbereichssatzung vom 30. Oktober 1996, Anlage 3.
  3. a b L. Schneider: XVIII. Die Territorien von Sanssouci. […] – III. Der Küchengarten Marly, S. 12. Siehe #Quellen.
  4. L. Schneider: XVIII. Die Territorien von Sanssouci. […] – III. Der Küchengarten Marly, S. 10. Siehe #Quellen.
  5. L. Schneider: XVIII. Die Territorien von Sanssouci. […] – III. Der Küchengarten Marly, S. 22 f. Siehe #Quellen.
  6. a b L. Schneider: XVIII. Die Territorien von Sanssouci. […] – III. Der Küchengarten Marly, S. 17. Siehe #Quellen.
  7. Karl Ludwig Haeberlin: Sanssouci, Potsdam und Umgegend: […], 1855, S. 17. Siehe #Quellen.
  8. D. Fassmann: Leben und Thaten des Allerdurchlauchtigsten und Großmächtigsten Königs von Preußen Friederici Wilhelmi: Biß auf gegenwärtige Zeit aufrichtig beschrieben. Band 1, Hamburg und Breslau 1735, S. 864 f.
  9. L. Schneider: XVIII. Die Territorien von Sanssouci. […] – III. Der Küchengarten Marly, S. 16. Siehe #Quellen.
  10. a b L. Schneider: XVIII. Die Territorien von Sanssouci. […] – III. Der Küchengarten Marly, S. 18. Siehe #Quellen.
  11. L. Schneider: XVIII. Die Territorien von Sanssouci. […] – III. Der Küchengarten Marly, S. 19. Siehe #Quellen.
  12. J. A. Weiß: Ein Beitrag zur Klarstellung des Verhältnisses zwischen Lenné und Meyer. In: Zeitschrift für Gartenbau und Gartenkunst. Organ des Vereins deutscher Gartenkünstler. 13. Jahrgang, Neudamm 1895, S. 109 f.
  13. L. Schneider: XVIII. Die Territorien von Sanssouci. […] – III. Der Küchengarten Marly, S. 21. Siehe #Quellen.
  14. D. Donecker: Der Marlygarten als Standort der Zinkgußplastik „Mädchen mit Papagei“. In: P. Mottner, M. Mach (Hrsg.): Zinkguß. […], 1999. Siehe #Quellen.
  15. Karl Ludwig Haeberlin: Sanssouci, Potsdam und Umgegend: […], 1855, S. 193 ff. Siehe #Quellen.
  16. D. Donecker: Restaurierung der Zinkgußplastik „Mädchen mit Papagei“. In: P. Mottner, M. Mach (Hrsg.): Zinkguß. […], 1999. Siehe #Quellen.
  17. Otto Krätz: Vom Glanz vergangener Tage – Die Geschichte einer Statue auf der Starnberger Roseninsel. In: Kultur & Technik. Magazin des Deutschen Museums, 4/2010, S. 36–41.
  18. L. Schneider: XVIII. Die Territorien von Sanssouci. […] – III. Der Küchengarten Marly, S. 22. Siehe #Quellen.
  19. L. Schneider: XVIII. Die Territorien von Sanssouci. […] – III. Der Küchengarten Marly, S. 24. Siehe #Quellen.
  20. a b Jörg Wacker: Georg Potente (1875–1945) – Die Entwicklung vom Gartngestalter zum Gartendenkmalpfleger zwischen 1902 und 1938 in Potsdam-Sanssouci. Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam, 2003, S. 93 ff.
  21. Zitiert nach Michael Seiler: Die Gärten von Potsdam und Berlin im Jahre 1858 – Nach einem Reisebericht des kurhessischen Hofgartendirektors Wilhelm Hentze. In: Jahrbuch 6 der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Akademie-Verlag, Berlin 2004, S. 46.
  22. Herrmann Jäger: Die deutschen Gärten der Neuzeit. In: Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber. Verlag P. Parey, 1888, S. 371.
  23. Regina Dieterle (Hrsg.): Theodor Fontane und Martha Fontane. Walter de Gruyter, Berlin 2002, S. 671.

Koordinaten: 52° 24′ 3″ N, 13° 2′ 27,8″ O